Wenn Sie das Basics-Buch nutzen, schauen Sie doch auch immer wieder auf dieser Seite vorbei – hier schreibe ich eine Art Medientagebuch über die jüngsten Ereignisse, Entwicklungen und Eindrücke, die raschesten Updates zu den Inhalten von DIEMEDIEN.at und auch dem Grundlagen-Buch. Gleich unter dieser Einleitung mit Klick zum Ausklappen.

Auf dieser Seite finden Sie Übersicht der kleineren und größeren, jedenfalls aktuellsten Updates zur österreichischen Medienlandschaft und damit auch zu meinem Buch über die Grundlagen der österreichischen Medienbranche und ihrer Player. Mit einem Klick auf den Ausklapp-Titel über diesem Text kommen Sie zu diesem Überblick (historisch noch in Arbeit und laufend ergänzt).

Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen


Ö3-Chef Georg Spatt verlässt den ORF
Georg Spatt erklärt am 8. Mai 2023 nach gut zwei Jahrzehnten als Senderchef von Ö3 via ORF-Aussendung, dass er mit Sommer 2023 mit 56 den ORF verlässt. Über seine Ablöse wird da schon seit vielen Monaten spekuliert, als möglicher Nachfolger Michael Pauser, nach Ö3 in der Technischen Direktion, gehandelt. Interimistisch übernimmt bei Ö3 Vize Albert Malli. Malli hat sich aber auch schon 2019 für die Ö1-Führung beworben, der Kultur- und Infosender braucht 2023 ebenfalls eine neue Führung, wenn Martin Bernhofer in Pension geht. Der Rückzug und Abgang Spatts dürfte auch mit seinem Führungsstil zusammenhängen. Spatt arbeitete für Privatradios wie Radio CD. Er kam 1996 in die Ö3-Programmplanung, wurde 1998 stellvetretender Senderchef und 2022 Senderchef von Ö3.

ORF-Landesdirektor Robert Ziegler tritt nach Vorwürfen der Einflussnahme zugunsten ÖVP zurück
Robert Ziegler, ORF-Landesdirektor in Niederösterreich, bietet am 2. Februar 2023 seinen Rücktritt an. Eine interne Evaluierungskommission fand einen Teil von Mitarbeitern erhobener Vorwürfe seiner Einflussnahme auf die Berichterstattung zugunsten der ÖVP Niederösterreich und über den Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestätigt. Die Vorwürfe beziehen sich auf Zieglers Zeit als Chefredakteur 2015 bis 2021, 2022 wurde er Landesdirektor. Mehr etwa hier beim STANDARD.

Rechter „Wochenblick“ gibt im Dezember 2022 auf
Im Dezember 2022 stellt der rechte oberösterreichische "Wochenblick" in Print wie online sein Erscheinen ein. Geschäftsführer Norbert Geroldinger erklärte das auf der Website des Mediums mit wirtschaftlichen Gründen, eine Fortführung "nicht länger haltbar". Als Medieninhaberin schien eine Medien24 GmbH in Brunnenthal im Innviertel auf. Das Medium wurde mehrfach vom Presserat wegen Verstößen gegen den Ehrenkodex der Presse gerügt. Chefredakteurin war Bernardette Conrads.

Richard Grasl wird „Profil“-Geschäftsführer, Anna Thalhammer Chefredakteurin nach Christian Rainer
Der große Umbau des "Profil" wird am 12. Dezember 2022 offiziell:
  • Christian Rainer gibt nach rund einem Vierteljahrhundert die Funktionen des Herausgebers und des Chefredakteurs von "Profil" ab.
  • "Kurier"-Vizechefredakteur Richard Grasl wird, vorerst parallel zu seiner journalistischen Funktion beim "Kurier", Geschäftsführer von "Profil". Grasl wird mit 1. Jänner 2023 als Geschäftsführer der Kurier-Tochterfirma Profil Redaktion GmbH eingetragen.
  • Herausgeberin wird die von Grasl geführte Profil Redaktion GmbH. Der Funktion des Herausgebers kommt nach Angaben aus der Redaktion bisher auch die Personalhoheit in der Redaktion zu.
  • Anna Thalhalmmer wird mit März 2023 neue Chefredakteurin des "Profil". Die 37jährige war bisher Chefreporterin und Aufdeckerin der "Presse", dort an Bord geholt 2015 von Rainer Nowak.
  • Michael Nikbakhsh, langjähriger "Profil"-Aufdecker und Wirtschaftschef, geht "einvernehmlich" und soll – selbstständig – eine neue "Investigativakademie" von "Kurier" und "Profil" leiten (dafür gibt es Förderungen). Auch andere langjährige Redaktionsmitglieder sollen gehen.

20 Millionen neue Journalismusförderung, „Wiener Zeitung“ ab 2023 nur noch monatlich, neue Regeln für Regierungswerbung
Ein Medienpaket mit drei Gesetzesentwürfen/Novellen passiert den Ministerat am 5. Oktober 2022 und geht in der Folge in die Begutachtung. Die Entwürfe, grob umrissen: Eine neue Journalismusförderung von 20 Millionen Euro jährlich wird die Medienbehörde KommAustria voraussichtlich ab 2023 an Print- und Onlinemedien (bezahlt und gratis) vergeben (wenn die EU-Kommission die Beihilfe genehmigt). 15 Millionen gehen in eine (gestaffelte) Pro-Kopf-Förderung für angestellte Journalistinnen und Journalisten und Auslandskorrespondenten, die bis zu 1,5 Millionen Euro pro Medium bringen soll. 10 Prozent Aufschlag gibt es für Qualitätskriterien wie Redaktionsstatut, Qualitätssicherungssystem, Fehlermanagent und Frauenförderprogramme. 2,5 Millionen gehen in eine Inhaltsförderung für regionale sowie internationale/EU-Berichterstattung. 1,5 Millionen gehen an Ausbildungsinstitutionen und Lehrredaktionen - mehr als bisher aus der Presseförderung - der Bereich "Qualitätsförderung" für Ausbildung, Korrespondenten, Leseförderung, Medienforschung, Presseclubs und Presserat wechselt in die neue Journalismusförderung. Die klassische Presseförderung beträgt damit statt bisher 8,9 nur noch 8 Millionen Euro. Neue Regeln für Regierungswerbung (Medientransaprenz). Ausnahmen werden gestrichen, öffentliche Stellen müssen auch Sujets zu ihren Buchungsvolumina der Medienbehörde melden. Öffentliche Stellen müssen Kampagnen ab 150.000 Euro auf ihrer Website erklären - Kommunikationsziele, Zielgruppen, Budgets, Medienauswahl. Ab 750.000 Euro Volumen müssen Wirkunganalysen (intern oder extern) erstellt und veröffentlicht werden. Wer überprüft, wie seriös diese Angaben sind? "Die breite Öffentlichkeit", sagt Medienministerin Susanne Raab (ÖVP). Wiener Zeitung nur noch online und monatlich gedruckt. Die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt im Besitz der Republik Österreich verliert 2023 ihre Haupteinnahmequelle - Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen. Sie soll nur noch online und monatlich gedruckt publizieren. Dafür bekommt sie 7,5 Millionen Euro aus dem Staatsbudget. Weitere 6 Millionen aus dem Budget bekommt sie für Journalismusausbildung und Medienkompetenzvermittlung ("Mediahub"). Die Wiener Zeitung GmbH ist direkt dem Bundeskanzler unterstellt – eine seltsame Konstruktion für Journalismusausbildung. 3 Millionen bekommt sie für eine Veröffentlichungsplattform des Bundes (Raab: "digitales schwarzes Brett"). Geschäftsführer Martin Fleischhacker kündigt der Redaktion Personalabbau an. Bisher hatte die Wiener Zeitung GmbH ein Budget von rund 19 bis 20 Millionen Euro. Auch diese Beihilfen könnten die EU-Kommission interessieren.    

Bei Mediengruppe Österreich übernehmen nach Schuldenschnitt Niki Fellner und Cousine Alexandra Fellner Anteile der neuen Holding
Schuldenschnitt, Neuordnung und Generationenwechsel bei der Mediengruppe Österreich: Am 14. September 2022 geben Wolfgang Fellners ältester Sohn Niki Fellner und Helmuth Fellners Tochter Alexandra Fellner bekannt, dass die bisherige MaFe Immobilien GmbH nun Fellner Medien Holding heißt, Alexandra Fellner 37,5 Prozent der Gesellschaft von Cousin Niki, weiterhin Mehrheitseigentümer) übernommen hat und dort Co-Geschäftsführerin ist. Diese Fellner Medien Holding GmbH ist nun eine zentrale Holdinggesellschaft für einen großen Teil jener Dutzenden Firmen, aus denen die Mediengruppe besteht. Ein neues Organigramm von DIEMEDIEN.at ist noch in Arbeit. Wolfgang Fellner bleibt Herausgeber, sein Bruder Helmuth Fellner Berater. Niki Fellner bestätigt (nach STANDARD-Berichten) im Dezember 2022 die Neuordnung und die neuen Eigentumsverhältnisse sowie einen Schuldenschnitt mit einer Vielzahl von kreditgebenden Banken. Über die Dimensionen des Schuldenschnitts macht er keine Angaben; auf Anfrage des STANDARD nach (niedrigen) dreistelligen Millionenverbindlichkeiten als Ausgangspunkt und niedrigen zweistelligen Millionenbeträgen als Ergebnis bezeichnet er die abgefragten Größenordnungen als falsch, nennt aber keine aus seiner Sicht zutreffenden Werte. Die Fellner Medien Holding GmbH weist in ihrem Ende 2022 vorgelegten Jahresabschluss für 2021 4,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten auf. (Die Verbindlichkeiten waren aber jedenfalls bisher auf einige Fellner-Firmen aufgeteilt.)

Mediengruppe Österreich gibt Druckerei auf und produziert ab 2023 bei der Mediaprint
Die Fellner-Mediengruppe, mitten in Restrukturierung und Verhandlungen mit kreditgebenden Banken, gibt am 28. Juli 2022 bekannt: Sie schließt ihre eigene Druckerei in Tulln (Niederösterreich) geordnet mit Sanierungsplan und druckt ab 2023 bei der "Krone"/"Kurier"-Tochter Mediaprint. Damit wird das Format von "Österreich" und "Oe24" auf "Krone"- und "Heute"- Dimensionen verkleinert.

Hamburger Sanierungsberater kommt als Geschäftsführer in fünf zentrale Fellner-Firmen
Am 14. März 2022 wird der Hamburger Unternehmensberater Andreas Pres als Co-Geschäftsführer in fünf zentralen Firmen des verzweigten Firmengeflechts der Mediengruppe Österreich eingetragen. Wolfgang Fellner, Niki Fellner, Sylvia Buchhammer und Christoph Leon, die bisherigen Geschäftsführer, können nur noch mit Pres zeichnen. Seine Beratungsfirma Prespartners ist auf Restrukturierung, Sanierung, Geschäftsmodelle spezialisiert. Der Verdacht liegt nahe, dass die wesentliche Kreditgeberin Bank Austria an dem Engagement beteiligt war, die Bank kommentiert dies auf Anfrage nicht.

Geheime Koalitions-Sideletter über ORF-Besetzungen zwischen ÖVP und FPÖ 2017 und zwischen ÖVP und Grünen 2020
Am 28. Jänner 2022 recherchieren Profil und ZiB 2 des ORF zu ihnen zugespielten, bisher geheimen Sidelettern von ÖVP unter Sebastian Kurz und FPÖ unter Heinz-Christian Strache zu ihrem Koalitionsabkommen etwa über Posten im Verfassungsgerichtshof und über die künftige ORF-Finanzierung (Budget statt GIS) sowie über Besetzungen und Besetzungsschlüssel für den ORF-Stiftungsrat, die ORF-Geschäftsführung und Führungsjobs wie Channel Manager, Channel-Chefredakteure (großteils umgesetzt) sowie Hauptabteilungsleiter im – laut Verfassungsgesetz unabhängigen – ORF. Ex-ORF-General Alexander Wrabetz bestätigt in der Folge wunschgemäße Besetzungen, um den ORF insgesamt zu sichern, erklärte er. Die Reaktion auf diese Recherchen trägt die Handschrift der Kommunikationspolitik um Ex-Kanzler und Ex-ÖVP-Chef Kurz: An Oe24 werden an diesem 28. Jänner 2022 bisher ebenfalls geheim gehaltene Sideletter von ÖVP und Grünen über Besetzungsschlüssel im Stiftungsrat und in der ORF-Geschäftsführung geleaked (über deren Inhalte nicht nur ich im Standard seit Koalitionsbeginn ÖVP/Grüne mehrfach berichtet habe). Es geht um die Regierungsmandate im Stiftungsrat (fünf ÖVP, zwei von der ÖVP ausgesuchte "unabhängige", die allerdings an Fraktionssitzungen der ÖVP teilnehmen, und zwei Grüne) sowie um den Schlüssel für die Generals- und Direktorinnenwahl 2021 (General und zwei Direktoren im Sinne der ÖVP, zwei dürfen die Grünen nominieren). Mehr unter dem Lexikonstichwort Sideletter.

Fellner-Gruppe mit vier neuen News-Portalen – eines davon muss sie gleich umbenennen
Am 31. Jänner 2022 tut die Mediengruppe Österreich den Start von vier neuen digitalen Adressen kund (Politik-Live.at, Business-Live.at, Corona-Live.at und News-Live.at), wesentlich befüllt auch mit auf den bestehenden Portalen erscheinenden Inhalten. Noch vor Ende Februar 2022 ist News-Live.at schon wieder Geschichte – laut Fellners war die VGN-Magazingruppe mit dem Magazintitel News nicht amused über den Namen. An der VGN halten die Fellners 25 Prozent. Die Fellners taufen den Kanal also noch im Februar 2022 um auf Alles-Live.at. Geschäftsführerin der neuen Portale laut MGÖ: Tamara Fellner. Als Medieninhaber scheint die oe24 GmbH auf.  

Mediengruppe Österreich der Fellners avisiert dem Arbeitsmarktservice (AMS) bis zu 43 Kündigungen
Die Mediengruppe Österreich (MGÖ) der Familie Fellner meldet im Dezember 2021 beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice AMS bis zu 43 Kündigungen an. Begründung: "notwendige innerbetriebliche Umstrukturierungen" und Auftragsrückgänge. Wieviele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich gekündigt werden, solle in den ersten Wochen 2022 verhandelt werden. Am 12. Jänner erklärt Herausgeber Wolfgang Fellner laut Ohrenzeugen der Belegschaft: Wenn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - nach der in Anspruch genommenen Corona-Kurzarbeit - für ein Jahr in Viertagewoche zu wechseln und parallel auf 20 Prozent Gehalt verzichten, dann müsse es nun keine Kündigungen geben. Manager Wolfgang Zekert hat das Modell der Viertagewoche der APA schon Ende Dezember 2021 erwähnt, nun erklärt er, der Betriebsrat habe es vorgeschlagen. Die Belegschaft lehnte die Viertagewoche mit Gehaltsverzicht am 18. Jänner 2022 laut Zekert mit großer Mehrheit ab, am 19. Jänner geht es nach seinen Worten nun an ein "Kostensenkungsprogramm" mit Kündigungen. Für die Media Content and Cityservice GmbH avisiert die Mediengruppe bis zu 18 Kündigungen in der Frühwarnung an das AMS. In der Gesellschaft ist laut Unternehmensangaben für Presseförderungsanträge 2020 die Redaktion von Österreich, nach damaligen Angaben waren dort 67 hauptberufliche Journalistinnen und Journalisten angestellt. Für die oe24 GmbH, die etwa das Onlinenachrichtenportal oe24.at betreibt, meldet die MGÖ bis zu 11 Kündigungen bei insgesamt 57 Beschäftigten. Bei der Mediengruppe "Österreich" GmbH, die die Tageszeitung "Österreich" und andere Printmedien herausgibt, werden bis zu 14 Kündigungen bei 74 Angestellten angekündigt.

RTR-Geschäftsführer Oliver Stribl verlässt die Medienförderstelle Richtung Wien Holding
Oliver Stribl bemüht sich nicht um die Verlängerung seines Vertrags als Geschäftsführer der viele Millionen schweren Medienförderstelle RTR, der im Sommer 2022 nach fünf Jahren zu erneuern gewesen wäre. Am 22. Dezember 2021 gibt die Wien Holding bekannt, das Stribl mit März 2022 als weiterer Geschäftsführer zum stadteigenen Konzern wechselt. (Es könnte etwas später werden.) Die RTR braucht also einen neuen Chef oder eine neue Chefin. Womöglich hat die eine oder der andere Bewerber:in von 2017 noch Interesse. Die Entscheidung liegt beim Bundeskanzler oder, so vorhanden, Medienminister im Kanzleramt, 2022 dürfte das Susanne Raab (ÖVP) sein.

Standard-Anteile in direktem Familienbesitz
Am 21. Dezember 2021 gibt Standard-Gründer Oscar Bronner neue Eigentumsverhältnisse bekannt - und doch bleiben die Anteile in der Familie. Oscar Bronner, seine Frau Andrea und Bronners Sohn Alexander Mitteräcker übernehmen Anteile direkt, die bisher die Bronner Familien-Privatstiftung gehalten hat. Die neuen Verhältnisse ab Ende 2021:
  • 58,9 % Oscar Bronner
  • 20 % Alexander Mitteräcker
  • 19,6 % Andrea Bronner
  • 1,5 % Mitarbeiter:innen
Bisher hielt die Bronner Familien-Privatstiftung 85,64 %; Bronner selbst 12,55 %, die übrigen 1,81 % gehörten einer Handvoll langjähriger Mitarbeiter, darunter Mitteräcker.

EU stimmt Österreichs neuer Digitalförderung (Digitaltransformationsförderung) zu
Die EU-Kommission gibt Österreich am 20. Dezember 2021 das Okay für die schon lange geplante neue Digitaltransformationsförderung. Die EU muss neue staatliche Beihilfen notifizieren. Die Förderung soll - grob - bestehende, klassische Medien bei Digitalprojekten unterstützen, insbesondere projektbezogen. Im ersten Jahr 2022 sollen mehr als 50 Millionen Euro ausgeschüttet werden (mit 2021 und 2020 nicht ausgeschütteten, aber zurückgestellten Förderungen). Regulär sind 20 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.

Concordia beschwert sich Sachverhaltsdarstellung über „Der Wegscheider“ auf Servus TV
Der Presseclub Concordia legt der Medienbehörde KommAustria am Nachmittag des 10. Dezember 2021 eine Sachverhaltsdarstellung über Ferdiniand Wegscheider Wochenkommentar auf Servus TV vor. Inhalte von Der Wegscheider würden dem AV-Mediendienstegesetz widersprechen, das etwa auch für Privatsender Objektivität und Meinungsvielfalt sowie journalistische Sorgfalt ("anerkannte journalistische Grundsätze") vorsehe. Die Concordia sieht, illustriert mit einigen Beispielen aus dem Wochenkommentar "faktenwidrige Äußerungen und Behauptungen", mit denen "die Öffentlichkeit verunsichert, beunruhigt, aufgestachelt und gespalten" werde, "die Glaubwürdigkeit von Politik, Wissenschaft und Medien untergraben" werde sowie die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten desavouiert. Sachverhaltsdarstellung im Wortlaut (PDF-Link).

Kanzler Nehammer gibt Medienagenden an Frauenministerin Raab ab
Keine Chefsache. Karl Nehammer (ÖVP), am 6. Dezember 2021 zum Bundeskanzler nach Schallenberg angelobt, gibt die Medienagenden an seine Kanzleramtsministerin Susanne Raab ab. Formell betraut wird sie damit am 5. Jänner 2022. Raab ist Bundesministerin im Kanzleramt für Frauen, Familie, Jugend und Integration. Unter Nehammers Kurzzeit-Vorgänger Alexander Schallenberg lagen sie noch beim Kanzler wie bei Vorgänger Sebastian Kurz. Nach dem Abgang von Sebastian Kurz und seinem Medienbeauftragten Gerald Fleischmann aus dem Bundeskanzleramt wurde Shilten Joseph Palathunkal Medienbeauftragter im Kanzleramt. Medienminister

Ex-Kanzler (und ‑Medienminister) Sebastian Kurz zieht sich aus allen politischen Funktionen zurück
Am 2. Dezember 2021 gibt Sebastian Kurz bekannt, dass er sich aus allen politischen Funktionen zurückzieht. Am 9. Oktober 2021, wenige Tage nach Hausdurchsuchungen in den Umfrage/Inserate/Chat-Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, hat er seinen Rückzug aus dem Kanzleramt bekanntgegeben. Seither war er noch ÖVP-Parteiobmann sowie ÖVP-Klubobmann im Nationalrat, sein ehemaliger Kanzler-Medienbeauftragter Gerald Fleischmann wurde Referent im Parlamentsklub der Volkspartei.

Wolfgang Fellners viel sagender Auftritt im November 2021 vor dem Straflandesgericht – und illustrative Chats
Im Herbst 2021 illustrieren zwei Ereignisse Österreich/Oe24-Boss Wolfgang Fellner anschaulich und öffentlich.
  1. In einem Verfahren am Straflandesgericht am 11. November 2021 erklärt Wolfgang Fellner sehr ausführlich und sehr bestimmt, was er alles "sicher nicht", "sicher nie", nie im Leben, "unter Garantie" nicht gesagt hat oder sagen würde. Auch nicht zu seiner Exmitarbeiterin Katia Wagner. Wagner hat ein Abendessen mit Fellner (eines von vielen davor und auch danach laut Fellner) und eine Autofahrt mit Fellner protokolliert – anzügliche Bemerkungen vom Vorschlag, ihr "Kleid aufzuzippen", um nach dessen Marke zu sehen, bis zur Bezeichnung als "geil", von Heirat und von Liebe ist die Rede, im Auto auch vom in den "Schwitzkasten" Nehmen. All das dementiert Fellner vor Gericht. Bis Wagners Anwalt Michael Rami erklärt, dass all diese Aussagen mit Tonaufnahmen dokumentiert sind. Fellner bekennt sich daraufhin schuldig. (Wagner hat ihn wegen übler Nachrede geklagt, als er diese Anzüglichkeien zuvor gegenüber dem Standard als frei erfunden bezeichnet hatte. Mehr zur Gerichtsverhandlung hier.) Ebenfalls potentiell illustrativ über Fellner: Zwei Tage nach dem Schuldbekenntnis vor Gericht, am 14. November 2021, legen Fellner und seine Anwälte Berufung gegen die dem Schuldbekenntnis folgende Entscheidung des Straflandesgerichts ein, das ihn zu 120.000 Euro Geldstrafe verurteilt, davon 30.000 unbedingt.
  2. Die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft dokumentierten Chats über die sogenannte Umfrage- und Inseratenaffäre enthalten etwa diesen Dialog zwischen dem damaligen Generalsekretär des Finanzministeriums Thomas Schmid (ÖVP) und Wolfgang Fellner: Schmid: Liebe Fellners, ausgemacht war: DO: BREXIT. Sa: Maschinensteuer. So: wirtschaftskompetenz und Standort, schuldenabbau und Einsatz von Steuergeld. Erschienen ist jedoch - private Story von Schelling. Das ist eine echte Frechheit und nicht vertrauensbildend. Wir sind echt sauer!!! Mega sauer. Wolfgang Fellner: Versteh ich voll - melde mich in 30 minuten - mache jetzt volle doppelseite ueber umfrage am mittwoch. Okay? Wolfgang fellner. (27. Juni 2016). Als ein Sprecher des Finanzministeriums sich über die gute Bewertung von Minister Hartwig Löger in Österreich wundert, erklärt ihm Schmid das am 3. Februar 2018 so: Finanzminister ist Größter ÖSTERREICH Sponsor - Nach der Gemeinde Wien; Nachsatz: Glaub bloß nicht das ist die Leistung. Fellner verteidigt sich und seine Mediengruppe nach Bekanntwerden der Chats über Umfragen/Inserate und nach Hausdurchsuchungen insbesondere mit der Darstellung von Thomas Schmid als "Münchhausen" – also dem Sinnbild eines Mannes, der häufig die Unwahrheit sagt. (Dokumentation einer Reihe von Chatprotokollen etwa hier.)

Was Helmuth Fellner laut seinem Bruder mit Chanel zu tun hat
In einer Verhandlung am Straflandesgericht Wien (Klage von Exmitarbeiterin Katia Wagner gegen Wolfgang Fellner wegen übler Nachrede) am 11. November 2021 spricht Wolfgang Fellner über sein Kennertum in Sachen Mode und insbesondere Chanel als Gründer der Magazine Woman und Madonna. (Wenig später beruft er gegen den folgenden Schuldspruch.) Bei der Gelegenheit erklärt Wolfgang Fellner auch, sein Bruder Helmuth Fellner sei "Vermieter des Chanel-Shops in Wien" (Adresse 2021: Tuchlauben 1, mit Blick auf den Graben) und "am Umsatz beteiligt".

Wolfgang Fellner 2021 über sein Einkommen und seinen Besitz
Wolfgang Fellner wird am 11. November 2021 in einem Verfahren am Straflandesgericht vom Richter über sein Einkommen und seinen Besitz befragt. Fellner gibt sein monatliches Netto-Einkommen (aus all seinen Funktionen, wie er sagt) zunächst mit 16.000 Euro an, korrigiert sich aber gleich auf 12.000 Euro. Als Besitz gibt er zwei Häuser an, eines in Wien 19 und eines am Mondsee, deren Wert er angibt mit "das eine 12 Millionen, das andere 16 Millionen". Die Villa in Malibu, in der er regelmäßig Pause macht, zählt er nicht dazu (Dossier berichtete vom Ankauf über eine Offshore-Firma). Auch das ansehnliche Anwesen in Kitzbühel zählt Fellner nicht dazu, das er etwa im "Extradienst" zeigte. Und auch nicht das Anwesen auf Ibiza, an dessen Pool er 2014 noch seinen Beitrag zur "Ice Bucket Challenge" leistete. Die Frage des Richters nach Privatstiftungen verneint er ebenfalls. (Worum geht es da am Straflandesgericht? Exmitarbeiterin Katia Wagner klagte Fellner wegen übler Nachrede, weil der von ihr protokollierte, anzügliche Aussagen Fellners als "frei erfunden" bezeichnete - sie aber hat sie aufgenommen.)

Geschäftsführer Thomas Letz übernimmt Wiener Wirtschaftsverlag komplett vom Süddeutschen Verlag
Der Branchenverlag Österreichischer Wirtschaftsverlag geht mit 1. November 2021 komplett an seinen Geschäftsführer Thomas Letz (10. April 1966). Der Münchner Süddeutsche Verlag (Hüthig Fachinformationen, auch Süddeutsche Zeitung), verkauft die Anteile an dem österreichischen Verlag an Letz. Letz ist seit 2018 Geschäftsführer, zuvor war er Verlagsleiter des Standard. Der Wirtschaftsverlag gibt eine Reihe von Wirtschafts- und Branchenpublikationen heraus, etwa Die Wirtschaft, Metall, Glas, Tischler, Trafikantenzeitung. Der Wirtschaftsverlag gehörte bis Sommer 2000 zunächst ganz, dann mehrheitlich der ÖVP-Teilorganisation Wirtschaftsbund. 2000 übernahm der Süddeutsche Verlag den Wirtschaftsverlag komplett. Die Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH setzte 2020 9,1 Millionen Euro um, 2019 waren es noch 11,9 Millionen Euro. Ergebnis vor Steuern 2020: -986.000 Euro (2019: -608.000). Bilanzverlust laut Jahresabschluss 2020: -4,67 Millionen Euro, davon 3,68 Millionen Verlustvortrag aus Vorjahren.

Berichterstattung und Inserat“ Sebastian Kurz‘ zur Umfrage- und Inseratenaffäre in der „ZiB 2“
Was der damalige Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz am 6. Oktober 2021 ZiB 2-Anchor Martin Thür nach den Hausdurchsuchungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in der Umfrage- und Inseratenaffäre erklärt, ist in der Rubrik denkwürdige Dialoge über Österreichs Politik und Medien archiviert. Thür fragt Kurz mehrfach, ob es "Gegenleistungen" der Mediengruppe Österreich gegeben habe – gemeint: für Inseratenbuchungen des Finanzministeriums, worauf die sichergestellten Chats des damaligen Finanzamts-Generalsekretärs Thomas Schmid (ÖVP) hindeuten. Kurz erklärt mehrfach, dass er dafür als Außenminister nicht zuständig war und davon auch nichts gewusst habe, diese schon gar nicht gesteuert. Und dann sagt Kurz: Ich hoffe sehr, dass es eine Gegenleistung gab, nämlich Berichterstattung und ein Inserat. Das ist nämlich der Preis, den man bezahlt. Insofern gehe ich davon aus, wenn das Finanzministerium ein Inserat gebucht hat, dass es auch geschalten wurde. Später sagt Kurz noch: "Ich glaube, man sollte das Thema schon diskutieren, dass es da ein Spannungsverhältnis gibt. Dass Medien auf der einen Seite die sind, die berichten, und gleichzeitig mit der Politik über Medienförderung und Inserate verhandeln. Das ist ein schwieriges Spannungsverhältnis. Ich habe daher im Bundeskanzleramt ein ganz klares, objektiviertes System geschaffen von Anfang an, um eben nicht in solche Verhandlungssituationen zu kommen." Dieses "objektivierte" System ist eine Vergabe nach Reichweite und Auflage, nach Wolfgang Trimmel "Trimmel-Formel" benannt, dem von Werner Faymann und Josef Ostermayer (SPÖ) berufenen Chef des Bundespressedienstes. Die Gewichtung wurde unterwegs allerdings in Richtung Auflage verschoben - das kommt etwa Gratiszeitungen entgegen wie Oe24 und Heute. Das Video auf Youtube (etwa ab Minute 24)

Hausdurchsuchungen in Kanzleramt, Finanzministerium, ÖVP-Zentrale und Mediengruppe Österreich – Kanzler und Medienbeauftragter treten zurück
Am 6. Oktober 2021 durchsucht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) etwa in Bundeskanzleramt, ÖVP-Zentrale, Finanzministerium und Mediengruppe Österreich. Die WKStA ermittelt gegen Kanzler Sebastian Kurz und enge Mitarbeiter sowie Wolfgang und Helmuth Fellner. Unterlagen würden den Verdacht aufwerfen, Kurz' Vertraute hätten ab 2016 Fragen, Themen und Ergebnisse für Umfragen von Research Affairs vorgegeben oder manipuliert im Sinne von Kurz, um dessen Weg an die ÖVP-Spitze zu bereiten. In den Chats ist die Rede von "Packages" von Inseratenschaltungen des Ministeriums und Berichterstattung über die Umfragen, zudem öffentlichem Geld für die Umfragen über Scheinrechnungen.  Die Beteiligten weisen diese Vorwürfe als falsch und konstruiert zurück, die Fellners etwa hier. Für alle Betroffenen gilt ausdrücklich die Unschuldsvermutung.
  • Sebastian Kurz erklärt am 9. Oktober 2021 seinen Rücktritt als Bundeskanzler im Gefolge der Ermittlungen und auf Drängen der Grünen sowie der ÖVP-Länderchefs. Er wird fürs Erste mit 11. Oktober Klubobmann der ÖVP im Nationalrat mit Rückkehr-Ambitionen, Anfang Dezember 2021 zieht sich ganz aus der Politik zurück. Der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg wird mit 11. Oktober 2021 Bundeskanzler.
  • Gerald Fleischmann gibt die Funktion des Medienbeauftragten des Kanzlers ebenfalls ab, Nachfolger wird Joseph Shilten Palathunkal, ab Anfang 2022 übernimmt wieder eine Medienministerin statt eines Medienbeauftragten - Susanne Raab. Auch Kanzler-Sprecher Johannes Frischmann geht ab. Kommunikationsprofi Fleischmann ist ab 1. November 2021 als Referent im ÖVP-Parlamentsklub angestellt.
  • Aus Beinschabs Aussage am 13. Oktober 2021, bekannt geworden am 24. Februar 2022, schließen die Fellners und ihre Mediengruppe: "All die Behauptungen, dass Österreich im Sinne der ÖVP manipulierte Politik-Umfragen erschienen sein sollen, die vom Finanzministerium über Inserate bezahlt wurden, sind somit böse Unterstellungen. Wir werden diese Behauptungen ab sofort schonungslos klagen."
Mehr etwa unter Research Affairs Fellner-Bio auf DIEMEDIEN.at FELLNER

ORF-Stiftungsrat bestellt Direktoren ab 2022: Thurnher, Groiss-Horowitz, Schindlauer, Kräuter
Direktoren des ORF sind ab Jänner 2021 Stefanie Groiss-Horowitz (Programm/TV) Ingrid Thurnher (Radio) Eva Schindlauer (Finanzen) Harald Kräuter (Technik). Der Stiftungsrat bestellte sie auf Weißmanns Vorschlag am 16. September 2021 für fünf Jahre. Ebenso die Landesdirektoren ab 2022: Edgar Weinzettl (Wien, bisher Radio-Innenpolitikchef) Robert Ziegler (Niederösterrreich, bisher Chefredakteur dort) Werner Herics (Burgenland) Klaus Obereder (Oberösterreich, zuletzt Chefredakteur dort) Waltraud Langer (Salzburg, bisher TV-Magazinchefin) Gerhard Koch (Steiermark) Karin Bernhard (Kärnten) Esther Mitterstieler (Tirol, zuletzt Radio-Wirtschaftsressortleiterin) Markus Klement (Vorarlberg)  

Regierung beschließt (neuerlich), ein neues ORF-Gesetz auszuarbeiten – bis Ende 2021 soll ein Entwurf für eine Digitalnovelle vorliegen
Am 29. September 2021 beschließt die Regierung von ÖVP und Grünen in einem Ministerratsvortrag des für Medien zuständigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz, dass das Bundeskanzleramt bis Jahresende einen Entwurf (oder eine Punktation) für eine Novelle zum ORF-Gesetz vorlegen soll. Das hat sich die Regierung eigentlich schon mit dem Regierungsübereinkommen von Anfang 2020 vorgenommen, der Ministerratsvortrag wird nicht wesentlich konkreter. Es geht  vor allem um mehr Möglichkeiten für den ORF im Web – mit Blick auf die geplante Streamingplattform ORF-Player. Der ORF will Formate eigens oder zuerst fürs Netz produzieren können (bisher darf er nur im Web zeigen, was im Rundfunk schon lief). Und er soll die Programme im Web länger als sieben Tage anbieten können. Eine unabhängige, nachhaltige Finanzierung (GIS) auch für den digitalen Transformationsprozess steht auch in Kurz' Ministerratsvortrag, geknüpft an "strukturelle Vorgaben". Die Presse interpretiert das im September 2021 als Gebühren auch für Streaming (Schließen der "Streaminglücke"). Tatsächlich vom ORF angekündigt ist eine Anmeldeschranke mit GIS-Nummer für einen Teil der Player-Inhalte. Den Ministerratsvortrag des Kanzlers zur geplanten ORF-Novelle finden Sie hier im Wortlaut.

Canal+ und A1 gründen Gemeinschaftsfirma für Streaming in Österreich
Canal+ (Canal Plus) und der österreichischen Telekomkonzern A1gründen am 5. August 2021 (Firmenbuch: 17. August 2021) eine Gemeinschaftsfirma, die wesentliche Teile von dessen TV- und Streamingangebot A1 Now übernehmen soll. 51 Prozent an dieser Canal+ Austria GmbH hält die Canal + Luxembourg S.à r.l., den Rest A1. Am 10. September 2021 winkt die Bundeswettbewerbsbehörde das Gemeinschaftsunternehmen des Telekomriesen und des Streamingkonzerns nach Prüfung durch. Laut Anmeldung bei der Behörde geht es bei dem Gemeinschaftsunternehmen um "wesentliche Teile der A1now TV GmbH, die A1now TV betreffen", also das bisherige Streamingangebot von A1. Canal + gehört bereits in Österreich die Plattform HD Austria.

Der Pragmaticus: Mateschitz startet sein nächstes Medienprojekt
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz startet am 3. September 2021 sein nächstes (persönliches) großes Medienprojekt nach der Rechercheplattform Addendum, die er nach dreieinhalb Jahren etwas Enttäuscht mit September 2020 eingestellt hat: Der Pragmaticus (Monatsmagazin, Online, TV), hier geht's zum Lexikonstichwort, über große gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Themen. Eine Redaktion kuratiert Beiträge von Wissenschaftern und anderen klugen Köpfen und bereitet sie journalistisch auf. Chefredakteur: Andreas Schnauder, zuvor langjähriger Ressortchef Wirtschaft beim Standard.

Roland Weißmann zum ORF-Chef ab 2022 bestellt
Roland Weißmann ist ab 1. Jänner 2022 neuer Generaldirektor des ORF nach Alexander Wrabetz, bestellt am 10. August 2021 mit 24 Stimmen im ORF-Stiftungsrat. 20 kamen von ÖVP-nahen oder ihr nicht fern stehenden unabhängigen Stiftungsräten, drei vom grünen Regierungspartner, dazu gesellte sich der freiheitliche Stiftungsratsvorsitzende Norbert Steger. Schon lange Dauergast des ORF im türkisen Freundeskreis und schon seit vielen Monaten als türkise Hoffnung auf den Generalsjob gehandelt.

Kronehit-Chef Ernst Swoboda stirbt mit 62
Am 4. August stirbt Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda mit 62 an einer schweren Krankheit. Er hat Österreichs erstes bundesweites Privatradio ab 2003 zum wirtschaftlichen Erfolg geführt. Zum Geschäftsführer rückt Prokurist Mario Frühauf auf.

Lisa Totzauer bewirbt sich um ORF-Generaldirektion
Lisa Totzauer gibt am Nachmittag des 13. Juli 2021 auf einem neuen Twitter-Account @totzauerlisa und mit einem Webvideo auf lisatotzauer.at ihre Bewerbung um die Funktion des ORF-Generals bekannt, betont unabhängigen Journalismus und im ORF nötigen "viel Mut und Innovationskraft, um die starke Marke ORF auf den verschiedenen Plattformen ganz vorne in der Auslage zu platzieren".

VGN-Magazinverleger Horst Pirker kritisiert nach Inseratenstopp öffentliche Werbung „nach Gutsherrenart“
Nach einer ÖVP-kritische Titelstory von News – "So mies geht's Türkis" – hat das Finanzministerium im Juni 2021 der VGN-Magazingruppe einen Inseratenstopp in allen Titeln des Zeitschriftenkonzerns angekündigt, berichtet Verleger Horst Pirker am 17. Juni. Das Ministerium dementiert einen solchen Inseratenstopp, Pirker bleibt dabei. Und er kritisiert in Interviews, etwa im Standard, die Medien- und Inseratenpolitik der ÖVP unter Sebastian Kurz. Pirker: "Ich nenne das eine Form der Orbánisierung. Kurz versucht, alle Macht bei Türkis zu konzentrieren." Der Verleger spricht auch vom "den Versuch einer totalen Machtübernahme in diesem Land". Die Inseratenpolitik "nach Gutsherrenart" nach seinem Befund: "Bist du brav, kriegst du einen Haufen Geld, bist du nicht brav, kriegst du wenig Geld – oder eben keines mehr." Er empfiehlt eine genauere gesetzliche Regelung dieser inoffiziellen Medienförderung mit Sockelbeträgen, einem Drittel nach Reichweite, Auflage, Marktanteil und ein Drittel nach qualitativen Kriterien.

Ehemaliger „Krone“-Ressortleiter kritisiert „Sumpf aus systemischer Korruption“ zwischen Politik und Medien
Thomas Schrems, bis 2014 Ressortleiter Österreich bei der Kronen Zeitung, macht am 9. Juni auf Facebook und danach in einem Interview mit dem Falter seinem Ärger Luft über Sebastian Kurz, dessen Öffentlichkeitsarbeit und Umgang mit Medien: "Mit dem systematischen Einlullen und Gefälligmachen von Journalisten. Mit dem alten Spiel aus Geben und Nehmen (da eine exklusive Story, dort Publicity für den aufgehenden Politikstern). Diese Art von Verhaberung, deren Früchte heute ebenfalls unter der Message-Control durch euresgleichen firmieren." Im Falter erinnert Thomas Schrems aber auch an Werner Faymann (SPÖ), der bei der Krone ein und aus ging und wie Christoph Dichand kritische Berichterstattung über die stadteigene Wiener Wohnen mit Verweis auf Inseratenbudgets gestoppt habe. Schrems erklärt sehr grundsätzlich (in der von ihm autorisierten und ergänzten Printvariante des Interviews): "Das Zusammenspiel von Boulevard und Politik in Österreich ist ein subtil gewobenes Geflecht der wechselseitigen Begünstigung, ein Sumpf aus systemischer Korruption." Dichand erklärt mir auf Anfrage, er wolle mit dem "Blödsinn" nicht behelligt werden.

Heute“ und „Heute.at“ treten dem Presserat bei
Heute und Heute.at treten mit 1. Mai 2021 dem österreichischen Presserat bei. Sie anerkennen damit den Ehrenkodex für die österreichische Presse und verpflichten sich, Entscheidungen des Presserats über die eigene Berichterstattung zu veröffentlichen. In der Statistik der vom Presserat festgestellten Verstöße 2020 liegt Heute mit 3 weit hinter Österreich/Oe24 mit 17 und der Krone mit 11. Die Krone beteiligt sich bisher nicht am Presserat, eines ihrer Redaktionsmitglieder entscheidet aber, entsandt von der Journalistengewerkschaft, in einem der drei Senate mit.

Red Bull kauft Servus TV die Rechte an den Fußballeuropameisterschaften Euro 2024 und 2028
Servus TV setzt seine vielmillionenschwere Einkaufstour im Sportrechtemarkt spektakulär fort: Am 1. April 2021 verkündet der Sender den exklusiven Erwerb der TV-Rechte an den Fußballeuropameisterschaften 2024 und 2028 für Österreich sowie Qualifikationsspiele für diese beiden Euros sowie die Weltmeisterschaft 2026. Der bisherige Rechtehalter ORF sichert sich 42 Qualifikationsspiele und rechnet womöglich mit Sublizenzen. Geschätzter (aber von Servus TV als zu hoch eingestufter) Wert der Euros-Rechte: An die 50 Millionen Euro. Mit Champions League, Europa League, Formel 1 und Co dürften an die 100 Millionen Euro an Rechtekosten zusammenkommen.

Richard Schmitts Boulevardmedium „exxpress.at“ startet
exxpress.at, das Online-Boulevardmedium von Richard Schmitt startet am 16. März 2021, mehr unter dem Lexikonstichwort EXXPRESS.at.

Fellner-Mediengruppe klagt Republik und Beiräte, um Presseförderung für „Österreich“ durchzusetzen
Die Mediengruppe Österreich (MGÖ) klagt die Republik Österreich und vier Mitglieder der Presseförderungskommission, weil die zuständige Medienbehörde KommAustria Presseförderung für Österreich 2020 ablehnte, die vier Beiratsmitglieder haben das empfohlen. Die weisungsfrei entscheidende Medienbehörde verweist darauf, dass die Gratiszeitung Oe24 große Teile der Inhalte von Österreich übernimmt. Die beiden Titel seien also nicht getrennt zu betrachren, und nur für überwiegend verkaufte Zeitungen sehen Gesetz und Förderrichtlinien Presseförderung vor. Nach Ansicht der Mediengruppe Österreich indes sind beide Titel unabhängig von einander zu beurteilen, sie erschienen in unterschiedlichen Firmen (aus der Mediengruppe Österreich). Am 15. März 2021 verhandelt das Landesgericht für Zivilrechtssachen (Richterin: Maria Elisabeth Schrey) erstmals im Verfahren gegen die Republik, vertreten von der Finanzprokuratur des Bundes. Streitwert: gut eine Million Euro. Hier vertritt die Kanzlei Breitenfeld (Michael Breitenfeld und Michael Kröswang) die Fellner-Mediengruppe. Im Verfahren gegen Mitglieder der Presseförderungskommission die Kanzlei Böhmdorfer und Schender. Das Verfahren soll am 15. Juni 2021 mit Zeugen weitergeführt werden.

Heute“-Macher Dichand und Jansky verkaufen netdoktor.at an Burda
Die deutsche Mediengruppe Hubert Burda übernimmt mit 1. Februar 2021 die Marke netdoktor.at (und damit das bisher österreichische Gesundheitsportal) von den Heute-Machern Eva Dichand und Wolfgang Jansky zu einem ungenannten Kaufpreis. Dichand und ihre Pluto Privatstiftung halten laut Firmenbuch gemeinsam 64 Prozent an der Netdoktor.at GmbH, Jansky und die von ihm geführte Periodika Privatstiftung (die 50,1 Prozent am Heute-Zeitungsverlag hält) besitzen die übrigen 36 Prozent. 2016 haben Dichand und Jansky von Periodika und Pluto Privatstiftung die Onlineplattform Heute.at persönlich übernommen und kurz darauf der Schweizer TX Group (damals Tamedia) 51 Prozent sowie 25,1 Prozent an der Zeitung Heute verkauft.

Digitalförderung für Medien: 34 Millionen Euro zum Start, 15 regulär pro Jahr
Die Regierung von ÖVP und Grünen schickt die nächste Medienförderung am 28. Jänner 2021 in Begutachtung: Der neue "Fonds zur Förderung der digitalen Transformation" bringt jährlich 15 Millionen Euro Förderung für Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Monatstitel, Volksgruppentitel sowie private TV- und Radiosender, kommerzielle wie nicht kommerzielle. Schon 2020 für die Förderung gewidmete 19 Millionen werden im ersten Jahr zusätzlich ausgeschüttet, 2021 gibt es also 34 Millionen Euro. Der Geschäftsführer der RTR GmbH (Geschäftsstelle der Kommaustria, derzeit Oliver Stribl) vergibt die Förderung; die Verteilung überlässt das Gesetz großteils den Richtlinien, die sich die RTR (und damit ihr Geschäftsführer) selbst gibt. Ein Richtlinienentwurf (Stand Jänner 2021) sagt: Zwei Drittel der Förderung werden für Projekte vergeben (jeweils bis zu 750.000 Euro) - von besseren Arbeitsabläufen und Kundenakquisemodellen, die fast drei Viertel der Förderung ausmachen sollen, bis zu Datensjournalismus und Barrierefreiheit sowie Jugendschutz. Ein Drittel der jährlichen Fördersumme geht als "Basisförderung" alleine an Printmedien (samt 1 Prozent für Volksgruppenmedien). Bemessen wird sie nach Digitalumsatz (Vertrieb journalistischer Inhalte, 50 Prozent), Auflage/Reichweite (40 Prozent) und Zahl journalistischer Arbeitsplätze (nach KV, 10 Prozent). Presseförderung wird hier gegengerechnet - klingt nach einem Bonus für Gratisblätter (geplant war zunächst auch die Gegenrechnung mit Mehrwertsteuer-Reduktion 2020 für Zeitungsverkäufe, sie soll aber aus Richtlinienentwürfen gestrichen sein). Pro Medienunternehmen/verbund können bis zu 1,75 Millionen Förderung pro Jahr ausgeschüttet werden (2021 bei mehr als doppelter Gesamtförderung wohl mehr). Die EU muss die neue Förderung genehmigen; allerdings äußert sie kurz vor Ablauf der Frist im Spätsommer 2021 Bedenken etwa gegen Rundfunkförderung. Die Digitalförderung dürfte damit erst 2022 kommen.

Armin Thurnher tritt Florian Klenk 10 Prozent der „Falter“-Anteile ab
"Falter"-Chefredakteur Florian Klenk hat im Dezember 2020 von Armin Thurnher 10 Prozent der "Falter"-Anteile übertragen bekommen, mit 6. Jänner 2021 wurde der Vorgang im Firmenbuch eingetragen. Klenk hält 10 Prozent an der ST Verlagsbeteiligungsgesellschaft m.b.H., der Dachgesellschaft der Falter Zeitschriften Gesellschaft mbH, in der der "Falter" erscheint, und an der Falter Verlagsgesellschaft mbH (Buchverlag, digitale Medien Corporate Publishing). Armin Thurnhers Stiftung Atelaia behält weiterhin 27,4857 Prozent. Die Anteile der anderen Gesellschafter bleiben unverändert (die Stiftung von Siegmar Schlager 37,4857 Prozent, Hannes Pflaum und Hans-Michel Piëch je 12,5143 Prozent). "Falter"-Mitbegründer Thurnher bleibe Herausgeber und Chefredakteur. Er lässt zur Abtretung verlauten: „Damit ist meine redaktionell schon des längeren entschiedene Nachfolge nun auch gesellschaftsrechtlich verankert."

Fehler im Teletest: GfK wies von 2015 bis 2020 falsche Quoten aus
Am 16. Dezember 2020 informiert die Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT), dass die gleichnamige TV-Quotenmessung seit 2015 fehlerhafte Daten lieferte. Wegen eines Programmierfehlers bei neuen Teletest-Messgeräten seien ab 2015 Nutzungszeiten gleichzeitig fernsehehnder Menschen in einem Haushalt mit solchen neuen Geräten falsch zugeordnet worden - und zu hohe Reichweiten ausgewiesen. Je mehr neue Geräte in den Teletest-Haushalten zum Einsatz kamen, desto größer die Abweichung. Bis 2017 waren sie "vernachlässigbar", erklärte die AGTT. Im Schnitt lagen die Abweichungen aber auch 2020 noch "unter fünf Prozent". Die Quoten des Jahres 2020 wurden von der GfK nachträglich korrigiert, für die Jahre davor fehlten dafür die Rohdaten. Die korrigierten TV-Marktdaten für das Gesamtjahr 2020 finden Sie unter TV-MARKTANTEILE 2020.

Richard Schmitt verlässt „Oe24“ schon wieder – neues Onlinemedium mit ÖVP-naher Herausgeberin
Richard Schmitt soll nach dem raschen Abschied aus der Mediengruppe Österreich, kommuniziert mit Dezember 2020, im Frühjahr 2021 als Chefredakteur ein neues Onlinemedium starten. Herausgeberin und Betreiberin: Eva Schütz-Hieblinger, früher Vize-kabinettchefin von Hartwig Löger (ÖVP) als Finanzminister, ihr Mann Alexander Schütz (C-Quadrat) war Großspender der ÖVP.

Für ein Inserat gibt’s ein Gegengeschäft“. „Natürlich.“ Fellner und Sobotka im denkwürdigen Oe24.TV-Dialog
Einen denkwürdigen, ikonischen Dialog über das österreichische Verhältnis von Politik, Wirtschaft und Medien, und hier jedenfalls "natürlich" solche der Familie Fellner, dokumentieren Österreich/Oe24-Herausgeber Wolfgang Fellner und der langjährige ÖVP-Spitzenpolitiker Wolfgang Sobotka am 10. Dezember 2020 im Fellner-Fernsehsender Oe24.TV. Fellner spricht den früheren Innenminister und Nationalratspräsidenten darauf an, dass er einerseits dem (damals ersten, von Ibiza-Gate ausgelösten) Untersuchungsausschuss über Korruptionsverdacht gegen Regierungsparteien vorsitzt. Andererseits aber Geld der Novomatic an einen von ihm geleiteten "Think-Tank" und ein von ihm dirigiertes Orchester in Niederösterreich geflossen sind. Fellner spricht Sobotka auf diese Zahlungen an, erst fragt er nach Spenden, die Sobotka verneint, dann nach "Halt Inserate, oder wie Sie's bezeichnen". Sobotka erklärt Fellner darauf: Sie kennen ja das G'schäft. Fürs Inserat gibt's a Gegengeschäft, oder? Fellner: Ja, natürlich.. Und beim Kultursponsoring (auch für das Orchester), sagt Sobotka, das Land Niederösterreich berate die Novomatic, wem das Unternehmen die "insgesamt sechsstellige Summe" geben solle. Das Video auf Youtube (Dialog etwa ab Minute 24:30) Eine parlamentarische Anfrage von Julia Herr (SPÖ) dazu beantwortet Wolfgang Sobotka hier – nicht.

Boulevard und Terror: Nach Anschlagsvideos stoppen Werbekunden vorläufig Buchungen bei „Oe24“ und „krone.at“
    • Oe24TV zeigt wie Krone.at und Krone-TV am Abend des 2. November 2020 Videos vom Terroranschlag in der Wiener Innenstadt. Videos zeigen den Attentäter beim Erschießen eines Passanten. Der TV-Sender der Fellner-Mediengruppe ist als Autostart-Livestream üblicherweise auch auf Oe24.at zu sehen, an diesem Abend aber laut Wolfgang Fellner wegen eines Serverproblems nicht.
  • Beim Österreichischen Presserat langen noch am selben Abend 300 Beschwerden über die Veröffentlichung ein, soviele wie noch nie. Es werden in den nächsten Tagen noch fast 1500 Beschwerden.
  • Die Medienbehörde KommAustria leitet nach Ermittlungen im Dezember 2020 formelle Verfahren gegen drei Programmveranstalter/Mediendiensteanbieter ein. Gegenstand der Verfahren sind laut KommAustria "mögliche Verletzungen der Menschenwürde, der journalistischen Sorgfalt und von Programmgrundsätzen".
  • Eine Reihe großer Werbekunden erklären – teils auf Anfragen von Aktivisten – einen vorläufigen Werbestopp auf diesen Portalen wegen der Veröffentlichungen. Die Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Bipa) bestätigt mir den Stopp der Buchungen ebenso etwa wie die Spar-Gruppe, Hofer, Bawag, Mobilfunker Spusu.
  • Am Morgen des 3. November erklärt mir Wolfgang Fellner noch, man habe die Videos nach Protesten seit 23 Uhr am Montagabend nicht mehr gezeigt, aber: "Das ist ein Terroranschlag. Ich glaube schon, dass es zum Verständnis des Terroranschlags dazugehört, wie der Todesschütze agiert hat." Am Dienstagabend entschuldigt sich Niki Fellner – nach einer Serie von Werbestopp-Ankündigungen auf Twitter und Appellen etwa von GGK-Mullenlowe-Boss Michael Kapfer auf Facebook – "ausdrücklich" auf Oe24TV und schreibt mit seinem Vater Werbekunden: Das Video aus einer Überwachungskamera der Israelitischen Kultusgemeinde, übernommen vom israelischen Fernsehen, sei nach seinem Wissen in rund 70 Sendern weltweit gezeigt worden. Es sei zudem nie auf Oe24.at, sondern alleine auf Oe24TV gelaufen; er räumt auf Nachfrage aber ein, dass das Programm üblicherweise als Livestream auf Oe24.at gezeigt wird - im Autoplay-Modus. Montagabend allerdings waren die Server von Oe24 aber (auch von außen) sichtlich überlastet. Laut Fellner waren die Videos wegen eines Serverproblems nicht auf Oe24.at zu sehen.
  • Konkurrent Heute setzt sichtlich auf Differenzierung: Die Gratiszeitung zeigt online keine Tatvideos, entschuldigt sich ausdrücklich für eine Fehlinformation über eine (kolportierte) Geiselnahme in der Mariahilfer Straße, zeigt auf der Titelseite am Tag danach eine Rose. Herausgeberin Eva Dichand bemüht sich auf Twitter um Abgrenzung zu Oe24, wiewohl nicht von krone.at. Und Heute schaltet in den Folgetagen massiv in Branchendiensten Werbung mit Verweis auf die eigene "Brand Safety" im Unterschied zur Konkurrenz.
Eva Dichands Tweet mit einem (von mehreren) Hinweisen auf das Medium ihres Mannes:

Dietrich Mateschitz stellt Rechercheplattform „Addendum“ nach drei Jahren ein
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz verabschiedet sich per Aussendung am 4. August 2020 von seiner Rechercheplattform Addendum, die er über seine Quo-Vadis-Veritas-Stiftung seit 2017 finanziert hat. 57 Mitarbeiter, darunter hochkarätige (vor allem auch Daten-)Journalistinnen und Journalisten, verlieren ihren Job. Addendum hat in den Corona-Monaten stark auf den regierungskritischen Mediziner Martin Sprenger gesetzt, in den Tagen vor dem Ende veröffentlichte die Plattform noch eine große und profunde Recherche über die Telegram-Aktivitäten Rechtsextremer, darunter Identitären-Chef Martin Sellner, und ihre Verbindungen zu Verschwörungstheoretikern. Daraus lassen sich Theorien zum Ende von Addendum stricken. Klar ist: Gutsherr Mateschitz hat es sich wieder einmal anders überlegt, er wünscht sich nun "lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen" von den journalistischen Medienaktivitäten, die er unterstützt. Die soll nun ein neues Medienprojekt liefern, an dem ein Kernteam nach meinen Informationen schon arbeitet, als die Botschaft vom AddENDum verlautbart wird. In Stellenanzeigen werden da gerade Journalistinnen und Journalisten für Print, Online und Social Media für eine neue crossmediale Plattform gesucht, die Deutschland, Österreich und die Schweiz abdecken soll mit einem "neuen faktenbasierten Stil". Klingt stark nach Mateschitz.  Red Bull Media House Servus TV.

Die neue Übersicht der größten Medienhäuser Österreichs 2020
Meine neue Rangliste der größten Medienunternehmen Österreichs ist geschafft. Die bekannte Formel bleibt ziemlich unverändert - erst der ORF mit rund einer Milliarde und dann lange nichts. Weniger als halb so groß die Nummer zwei – je nach Betrachtung ist das der Krone-Kurier-Konzern Mediaprint oder, wenn man alle Beiträge des Mutterkonzerns Red Bull zum Red Bull Media House einrechnet, die Mediengruppe von Dietrich Mateschitz' Brausekonzern. Kleinere Überraschungen gab es dann doch noch beim Datensammeln: Die Gratiszeitung Heute habe ich bisher überschätzt: Erstmals hat sie im Jahresabschluss des Heute-Printverlags AHVV für 2018 auch Umsatzdaten veröffentlicht – 38,1 Millionen waren das. Ich schätzte bisher auf mehr als 50 Millionen. Ob nicht in der AHVV verbuchte Onlineumsätze die Differenz ausmachen, kann ich nicht tragfähig beurteilen. Überrascht hat mich auch Wolfgang Fellner, der den Umsatz der Mediengruppe Österreich für 2019 mit 123,58 Millionen Euro angibt, für 2018 hat er von 111,4 Millionen gesprochen. Wie der Umsatz zustandekommt und ob er (was ich mir schwer vorstellen kann bei mehr als 50 Einzelfirmen) als Konzernumsatz konsolidiert ist, wollte er mir auf Nachfrage nicht erklären. Sagen wir so: Ich hätte ihn unterschätzt, wenn das doch ein konsolidierter Konzernumsatz sein sollte. Die Rangliste im Überblick und dazu das Wichtigste zu den einzelnen Medienhäusern finden Sie unter dem Lexikonstichwort Medienkonzerne - Österreichs größte

Bilder des Kanzleramts-Fotografen über EU-Gipfel bestimmen Bildberichterstattung österreichischer Medien
Die Bildberichterstattung vom EU-Gipfel der Regierungschefs in österreichischen Medien bestimmen (wieder einmal, aber nun sehr augenfällig) Fotos des Kanzleramts-Mitarbeiters Arno Melicharek. Seine Aufgabe ist es, den Kanzler nicht allein im Wortsinn in möglichst schönem Licht darzustellen. Die APA schickt (wie schon oft etwa von Auslandsreisen des Kanzlers) mit dem Vermerk "BKA/Arno Melicharek" aus. Matthias Cremer (Der Standard) und Armin Wolf (ORF) thematisieren das problematische Zusammenspiel auf Twitter (Wolf: "Kommen irgendwann auch Gipfel-Berichte von einem Kanzleramts-Pressereferenten?"). APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger verweist auf die Kennzeichnung, die nicht alle Medien klar auswiesen. Viele hatten im Fotocredit sogar: "APA/BKA/Arno Melicharek" – aber fällt das den Leserinnen und Lesern gleich auf?

Servus TV / Red Bull kauft Formel-1-Rechte – und teilt 50:50 mit dem ORF
Servus TV aus dem selbst F1-Rennställe betreibenden Hause Red Bull übernimmt die TV-Liverechte an der Formel 1 für drei Jahre von 2021 bis 2023. Der ORF bekommt die Hälfte der Übertragungen als Sublizenznehmer. Den großen Preis von Österreich in Spielberg übertragen beide Sender parallel. Das tun Servus TV und ORF in einer gemeinsamen Presseaussendung am 7. Juli 2020 offiziell kund. Bisher dürfte die Formel 1 den ORF in den vergangenen Jahren (nach meinen groben Infos) zwischen 10 und 15 Millionen Euro gekostet haben.

Bundesliga geistert nach Corona für ein Gastspiel zurück in den ORF
Sogenannte Geisterspiele in Corona-bedingt leere Stadien lassen Livespiele der österreichischen Bundesliga im Frühjahr 2020 trotz Exklusivvertrag mit Sky in den ORF zurückkehren: Mit Red Bull Salzburg beginnt der ORF am 3. Juli eine Serie von 15 Livespielen, die Sky ihm für kolportierte 5 Millionen Euro (es sollen tatsächlich weniger sein) sublizenziert hat. Sportrechte

Hanna Herbst wird Chefin vom Dienst bei Böhmermanns „ZDF Magazin“
Hanna Herbst (4. Juni 1990) tritt mit 1. Juni 2020 offiziell als Chefin vom Dienst für journalistische Inhalte in der Redaktion von Jan Böhmermann in Köln an. Böhmermanns ZDF Magazin, Nachfolger von Neo Magazin Royale im Hauptprogramm, soll im Herbst 2020 starten. Herbst war bis 2018 stellvertretende Chefredakteurin von Vice in Österreich.

VGN verliert Auftragsproduktion für „Bühne“ an Red Bull Media House
Das Theater- und Kulturmagazin Bühne des Wiener Bühnenvereins wird nach Jahrzehnten untreu: Erst vom Orac-Verlag auftragsproduziert, dann von dessen Käufer Trend-Profil-Verlag (Kurier) und schließlich seit der Formil-Fusion 2001 von Trend-Profil-Fusionspartner VGN (Verlagsgruppe News) wechselt das Heft mit Sommer 2020 zum Red Bull Media House, geben die neuen Partner am 26. Mai 2020 bekannt. Die Bühne kostete schon einen VGN-Geschäftsführer nach wenigen Wochen den Job: Matthias Schönwandt dachte in einem internen Rundmail 2011 laut darüber nach, Geschäftspartnern wie Vertretern des Bühnenvereins iPads zu schenken, für Mutterkonzern Bertelsmann war schon die Idee ein Verstoß gegen die Gütersloher Compliance-Regeln. Seit 2016 gehören die Bertelsmann-Anteile an der VGN Horst Pirker, der sich aber wohl auch nicht gern von dem Auftrag verabschiedet. Das Red Bull Media House verspricht dem Bühnenverein ein "führendes Feuilleton-Magazin" im deutschsprachigen Raum mit digitaler, multimedialer Plattform.

Kleine“-Chefredakteur über Beschwerde-Anrufe von Kanzler Sebastian Kurz
Hubert Patterer, Chefredakteur der Kleinen Zeitung und  nicht unbedingt ein erbitterter Gegner der ÖVP unter Sebastian Kurz, machte am 15. Mai seiner Verwunderung über den Kanzler öffentlich Luft.  Patterer kritisierte in einem Leitartikel den Auftritt von Sebastian Kurz im Kleinwalsertal, wo Menschen ohne Schutzmasken und Sicherheitsabstand dem Kanzler gegen alle seine Corona-Gebote huldigten. Er schrieb im Leitartikel von "verheerender Symbolik", in die Kurz und die Seinen "berauscht vom erhofften PR-Coup in ein PR-Debakel ersten Ranges torkelten". "Mit dem entglittenen Besuch hat Kurz nicht nur seine Glaubwürdigkeit beschädigt und seine Pädagogik konterkariert, sondern vor allem jenes Gesetz, das seine Regierung erst Stunden zuvor verschärft hat: keine Zusammenrottungen mit mehr als zehn Leuten!" Kurz attestiert er wie in einem "Clip aus der Mitterer-Saga" den Genuss des Publikums eines entwöhnten Politikers, eine "nicht angemeldete Selbstvergessenheit". Kurz meldet sich mehrmals bei Patterer, schreibt er in seinem Newsletter, spricht von "Zerrbildern", er habe das Bad nicht genossen, sondern sich "unwohl" gefühlt. Kurz spricht auch in der ZiB 2 dann nicht etwa von einem Fehler, er gibt den Medien die Schuld. Die Tour werde nicht abgebrochen, wie man erwartet hätte, kritisiert Patterer. Nur "Bodenmarkierungen" für Journalisten werde es geben. Die Neos richten an Kanzler Kurz danach eine parlamentarische Anfrage ("Message Control in der Corona-Krise"), unter anderem, welche Chefredakteure er da alle durchgerufen hat.

Schiedsgericht bestätigt „Krone“-Vorrechte der Dichands und lässt Funke-Gruppe abblitzen
Am 20. Mai 2020, am späten Vormittag, verschickt das Schweizer Schiedsgericht die definitive Entscheidung im langjährigen Gesellschafterstreit um die Vorrechte der Familie Dichand: Die Rahmenvereinbarungen mit der Funke-Gruppe über gut 7 Millionen garantierten Gewinn jährlich und das Sagen in der Redaktion für die Dichands sowie die Syndikatsverträge in der Mediaprint, die Stimmrechte der Funkes an die Dichands binden, gelten weiter. Sie sind nur zu kündigen, wenn man die Gesellschaftsverträge der Krone aufkündigt. Und wer das tut, muss seine Krone-Anteile dem Mitgesellschafter zum sehr günstigen Buchwert überlassen. Die Dichands rufen nach der Entscheidung (laut ihrer Anwältin Huberta Gheneff) die Funke-Gruppe auf, über einen Verkauf der Krone-Anteile zu verhandeln. Das taten sie (und Raiffeisen über jene am Kurier) schon 2018 – bis die Funke-Gruppe Immobilienmilliardär René Benko an ihrer Österreich-Holding beteiligte. 80 Millionen zahlte Benko für eine Minderheit dort, für die kompletten Funke-Anteile an beiden Zeitungen sollten weitere 80 Millionen fließen. Bedingung: Die Vorrechte der Dichands müssen fallen (womit Benko fix gerechnet haben soll). Der Vertrag soll auch Ausstiegsmöglichkeiten für Benkos Signa-Gruppe vorsehen. Funke-Gruppe und Benkos Signa lassen fünf Tage später verlauten: Sie verkaufen nicht. Und sie fechten die Entscheidung des Schiedsgerichts wegen aus ihrer Sicht "schwerwiegender Unregelmäßigkeiten" an. Doch das dagegen angerufene Schweizer Bundesgericht, also das zuständige Höchstgericht, weist die Beschwerde mit 1. April 2021 ab.

Rekord-Zugriffe für Onlinemedien im Corona-Shutdownmonat März 2020
Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen dagegen ab Mitte März 2020 auch in Österreich ließen die Nutzung von Onlinemedien gewaltig zu neuen Rekordwerten ansteigen. Bei Marktführer ORF.at stiegen die Visits von Februar 2020 rund 107 Millionen auf 179 Millionen im März, die Gesamtnutzungszeit von ORF.at (Usetime mal Visits) stieg von 12 auf 22 Millionen Stunden im Monat. Bei krone.at legten die Visits von fast 50 (Februar 2020) auf fast 80 Millionen (März 2020) zu. Bei derStandard.at von rund 35 auf 58 Millionen. Die Gesamt-Verweildauer pro Monat stieg bei krone.at von 2,9 auf 4,3 Millionen Stunden, bei derStandard.at von 3,1 auf 4 Millionen im März 2020.

Neue Wiener Ukw-Frequenz an volkstümlichen Musiksender
Eine neue Ukw-Frequenz hat die Medienbehörde KommAustria zu vergeben, entdeckt von Hansjörg Kirchmair und Dietmar Heiseler, die gemeinsam mit der Senderbetriebs- und BereitstellungsgmbH Sesta Österreichs zweitgrößten Senderdienstleister nach der marktbeherrschenden ORF- und Raiffeisen-Tochter ORS betreben. Sie planen einen Sender mit volkstümlicher Musik (VM Radio) für die Metropole und bekommen am 13. Mai 2020 den Zuschlag der KommAustria. Mit Beschwerden von Mitbewerbern ist zu rechnen – um die Lizenz für 104,6 Megahertz von einem Schlot des Kraftwerks Simmering bewarben sich auch (wieder einmal) Lounge FM von Florian Novak und einem Ableger der bayerischen Rock Antenne.

Facebook gibt sich neues Aufsichtsgremium für Inhalte: Oversight Board
Facebook gibt sich ein Aufsichtsgremium für inhaltliche Fragen wie Desinformation, Hassbotschaften und Sicherheit. Das Oversight Board nimmt am 6. Mai 2020 offiziell seine Tätigkeit auf. Da hat es 20 Mitglieder wie den langjährigen Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger, der ehemalige US-Bundesrichter Jamal Greene (Columbia Law School), die ehemalige dänische Premierministerin und Parteichefin der Sozialdemokraten dort, Helle Thorning-Schmidt, und die Menschenrechtsanwältin Catalina Botero-Marino. 40 Mitglieder sollen es noch werden. Das Oversight Board soll bestimmen, welche Inhalte auf Facebook gepostet werden können. Facebook hat sich verpflichtet, die Beschlüsse, soweit gesetzeskonform, umzusetzen, auch wenn Mark Zuckerberg oder das Facebook-Management anderer Meinung ist. Das Gremium wird über eine für die ersten sechs Jahre mit 130 Millionen Dollar dotierte Stiftung finanziert.  

APA spart 25 Stellen ein, 15 in der Redaktion
APA-Geschäftsführer Clemens Pig lädt die Belegschaft am 5. Mai 2020 zu einem "Videostatement". Doch statt des erwarteten Lobes für die Leistungen der Belegschaft verkündet Pig ein einschneidendes Sparpaket: 15 von 145 Vollzeitstellen in der Redaktion würden bis Ende 2021/Anfang 2022 eingespart, insgesamt 25 Jobs in der APA-Gruppe mit ihren rund 500 Mitarbeitern. Pig erklärt die Kürzungen mit 2021 bevorstehendem Aufwand für Quinquennien. Sechs Mitglieder der Redaktion, darunter die Brüssel-Korrespondentin, sollen gekündigt werden (beziehungsweise ihre Verträge einvernehmlich aufgelöst), die übrigen Einsparungen will Pig mit Teilzeiten, Karenzierungen, nicht Nachbesetzen von Pensionierungen erreichen. Kurzarbeit, wie sie viele andere Medienunternehmen in der Corona-Krise sie praktizieren, lehnt Pig ab, sie sei nicht nachhaltig. Er erwarte für 2021 ein Umsatzwachstum von nur einem Prozent (nach vier Prozent in den vergangenen Jahren) und Kostensteigerungen von fünf Prozent, erklärt Pig die Maßnahmen.

Corona bringt ORF 29 bis 50 Millionen Euro vom Finanzplan 2020 ab – 50 Millionen weniger GIS und Werbung
Das Corona-Virus und die Maßnahmen dagegen lassen den ORF 2020 von seinem Finanzplan abkommen. Am 27. April präsentiert ORF-Chef Alexander Wrabetz den Stiftungsräte zwei wirtschaftliche Szenarien für den ORF in Corona-Zeiten, die statt des geplant ausgeglichenen Ergebnisses 2020 nun 28,6 oder 50 Millionen Euro Verlust erwarten. Das optimistischere Szenario, grob gerundet:
  • 40 Millionen Euro weniger Werbung (inklusive Sonderwerbung)
  • 10 Millionen weniger GIS-Einnahmen (Arbeitslose können sich befreien lassen
  • 20 Millionen mehr für zusätzliches Programm und Corona-Mehrkosten (wohl Sicherheitsmaßnahmen wie Isolationsbereiche)
  • 8,5 Millionen weniger Erlöse aus Wertpapieren und Nachschüsse in die Pensionskassa
  • 30 Millionen spart sich der ORF durch verschobene Fußball-Europameisterschaft und Olympische Sommerspiele (die fallen dann aber 2021 mit Ski-Weltmeisterschaften doch an)
  • 21 Millionen spart der ORF sich laut Szenario A mit Kurzarbeit (wenn 3 Monate) soie anderen Maßnahmen, Szenario B geht von sechs Monaten Kurzarbeit aus.

Berlusconis Mediaset erhöht Anteil an ProSiebenSat1 auf 24,9 Prozent
Mediaset, der Medienkonzern der Familie von Silvio Berlusconi, hat inzwischen 24,9 Prozent der Aktien des Münchner TV-Konzerns ProSiebenSat1 gekauft, gibt die Gruppe am 23. April bekannt. Sie ist damit größter Einzelaktionär beim Mutterkonzern von ProSiebenSat1Puls4, der größten privaten TV-Gruppe in Österreich. Erklärtes Ziel der Mediaset: eine europäische TV-Gruppe mit ProSiebenSat1. Max Conze, bis Frühjahr 2020 eher kurz Vorstandschef bei ProSiebenSat1, stellte sich gegen diese Pläne.

Corona-Monate lassen Netflix-Abos zulegen wie noch nie
15,77 Millionen neue bezahlte Abos meldet Netflix für die ersten drei, von der Corona-Pandemie geprägten Monaten des Jahres 2020 – soviele neue Kunden hat der globale Streaming-Marktführer noch nie in einem Quartal gewonnen. Gesamtstand nun: 182,86 Millionen weltweit. Weil Produktionen virusbedingt vorerst gestoppt sind, sinken die Verbindlichkeiten in dem Quartal leicht auf 19,2 Milliarden Dollar. Das Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen verdoppelt sich beinahe auf fast 1,1 Milliarden.

Eva Dichand tut ihre Corona-Infektion kund – und jene von Christoph Dichand
"Als ich mich mit Corona hinlegte, war es fast vorbei": Unter diesem mehrdeutigen Titel gibt Heute-Herausgeberin Eva Dichand am 17. April 2020 ihre Infektion mit Covid-19/Corona-Virus bekannt. Sie und ihr Mann Christoph Dichand hätten sich vermutlich beim Skifahren in der Schweiz in einem "Risikogebiet" angesteckt, am 18. März sei sie positiv getestet worden, am Tag danach habe sich auch Christoph Dichand testen lassen. Dichand war bei Sitzungen mit versammelten Krone-Führungskräften. Eine bis zu der Zeit für die Familie tätige Pädagogin, die selbst zu im März an dem Virus  erkrankte, erfuhr nach eigenem Bekunden erst durch Medienberichten über Dichands Zeitungsartikel von der Infektion der beiden Arbeitgeber.

Chefprovokateur“ Jan Fleischhauer bekommt Servus-TV-Kolumne für Deutschland
Jan Fleischhauer bekommt mit 7. April eine wöchentliche, neun Minuten lange TV-Kolumne bei Servus TV für Deutschland, wenn man so will: Der Wegscheider für den größeren Markt. Titel: Jan Fleischhauer – 9 Minuten netto, dienstags um 19.09 Uhr. Die Süddeutsche Zeitung ordnete ihn als konservativen "Chefprovokateur" des Spiegel mit der Kolumne "Der schwarze Kanal" ein, als Fleischhauer 2019 zu Focus wechselt.

Kinomagazin „Skip“ ist zahlungsunfähig und wird eingestellt
Die Young Skip Media GmbH meldet am 7. April 2020 Konkurs an. Sie gab das Kinomagazin Skip heraus, das der Verlag von Josef Hruby mit Verweis auf Corona-bedingt geschlossene Kinos einstellt. Neun Mitarbeiter verlieren ihren Job. Hruby (*30. März 1958) war 1988 bis 1994 Werbeleiter der Creditanstalt, 1994/95 Verkaufsleiter Werbung im ORF, 1998 bis 2001 Marketingleiter der Bank Austria, 2001 ein paar Monate Geschäftsführer der Gewista. Danach managte er die Direktmarketingfirma Vienna Communications, dort hatte auch Pius Strobl lange sein Büro. Die Young Skip Media hieß früher 2night.tv media GmbH – und 2night.tv hieß um 2000 ein erstes Programmfenster für Österreich auf ProSieben.

Corona-Sonderförderung: 35 Millionen Euro für Medien – vor allem Krone, Heute, Oe24 und Privatsender
Der Nationalrat beschließt am 3. April eine Corona-Sonderförderung für Medien, die großteils gerade in Kurzarbeit gingen etwa wegen Werbeeinbrüchen in kolportiert zweistelliger Millionnehöhe im Umfang von rund 32 Millionen Euro. Der erste Entwurf wird auf Drängen der Grünen über Nacht geändert.
  • 12 Millionen für Tageszeitungen und 2,7 für Wochenzeitungen Eine geplante Förderung von 4 Euro pro gedrucktem Exemplar (Wochenschnitt 2019) wird auf 3,25 Euro reduziert. Dafür wird die sogenannte Vertriebsförderung in der Presseförderung für tägliche und wöchentliche Kauftageszeitungen um das 1,5-Fache erhöht. Ergebnis: etwas weniger Geld für die Gratiszeitungen Heute (1,7 Millionen) und Oe24/Österreich (2 Millionen Euro Sonderförderung) und für die Kronen Zeitung (gut 2,7 statt zunächst geplanter 3 Millionen), etwas mehr für die anderen Tageszeitungen und auch eine Sonderförderung für Wochenzeitungen (rund 2,7 Millionen für mehr als 30 Titel). Die reguläre Bundes-Presseförderung beträgt 8,9 Millionen Euro jährlich.
  • 15 Millionen Corona-Sonderförderung bekommen kommerzielle Privatsender. 2019 erhöhten ÖVP und FPÖ den Privatrundfunkfonds für sie von 15 auf 20 Millionen Euro jährlich. Die größten Förderungen gingen bei den jüngsten Antragsterminen an ProSiebenSat1Puls4 inklusive ATV und an Oe24TV der Mediengruppe Österreich.
  • 2 Millionen Sonderförderung sollen nichtkommerzielle Privatsender wie Okto und Orange bekommen, sie erhalten regulär pro Jahr 3 Millionen Euro vom Bund.
  • Aufgestockt im Juni: Im Juni 2020 kündigt Kanzler Kurz' Medienbeauftragter Gerald Fleischmann weitere 3 Millionen Euro Sonderförderung für regionale Wochen- und Monatsblätter (Kauf und gratis) an.
 

Benkos deutsche Kaufhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof unter Insolvenz-Schutzschirm
Die deutsche Kaufhaus-Gruppe Galeria Karstadt Kaufhof von Krone-Investor René Benko beantragt wegen Corona-bedingter Schließungen und Umsatzausfällen, kolportiert werden 80 Millionen Euro pro Woche, einen staatlichen Schutzschirm mit einem behördlich bestimmten Verwalter. Laut deutscher Wirtschaftswoche versuchete die Gruppe Ende März vorerst erfolglos einen Notkredit der deutschen Staatsbank KfW in der Größenordnung von 500 Millionen Euro. Banken, die nur 10 Prozent des Risikos übernehmen hätten sollen, wollten das Risiko laut WiWo nicht tragen. Benko ist im Herbst 2018 zur Überraschung und Irritation von Christoph Dichand bei der Österreich-Holding der Funke-Gruppe eingestiegen, die 50 Prozent an der Krone und fast 50 Prozent am Kurier hält. Rund 82,75 Millionen Euro hat Benko zunächst bezahlt, für die gesamten Funke-Anteile in Österreich könnten es laut Vertrag 160 bis 170 Millionen Euro werden. Am 1. April vertwittert Eva Dichand, die Frau von Christoph Dichand und Heute-Herausgeberin munter die Meldung von ORF.at über Benkos wirtschaftliches Schutzbedürfnis bei Galeria Karstadt Kaufhof.  

Corona-Krise: Österreichs Medienbranche in Kurzarbeit
Mit 1. April 2020 (oder bald danach) geht eine Vielzahl österreichischer Medienunternehmen in Kurzarbeit, in Teilbereichen oder gleich als ganzer Verlag oder ganzes Medienunternehmen – etwa der Standard, die Kleine Zeitung (ab 15. April) der Styria (in allen ihren österreichischen Unternehmen ist Kurzarbeit Thema), der Kurier, die Salzburger Nachrichten, die Moser Holding, die Oberösterreichischen Nachrichten/Wimmer Holding, Vorarlberger Nachrichten/Russmedia, die VGN (früher Verlagsgruppe News), die Mediengruppe Österreich, auch in der Mediaprint und bei der Krone war Kurzarbeit Thema. Auch der ORF meldet rückwirkend mit 1. April 2020 Kurzarbeit an, die Information sei ausgenommen. Er rechnet 2020 mit 50 Millionen Euro geringeren Einnahmen aus Werbung und wegen mehr Gebührenbefreiungen. Auch kleinere Verlage wie Ahead Media (Home, Flair) planen in diesem Frühjahr Kurzarbeit, Die Kurzarbeit, bei der das AMS einen Teil der Gehälter übernimmt, unter besonderen Corona-Bedingungen ist auf drei Monate angelegt, weitere drei Monate Verlängerung können Unternehmen beantragen. Einknickende Werbeeinnahmen lassen Verleger, Medienmanager und -eigentümer im März 2020 darüber hinaus bei der Bundesregierung um Akutbeihilfen etwa für Druck und Vertrieb vorstellig werden.

Mehrere Jahre Gefängnis für „Falschnachrichten“ in Ungarns Notstandsgesetzen zu Corona
Das ungarische Parlament setzt am 30. März 2020 mit der Zweidrittelmehrheit von Viktor Orbáns Fidesz-Partei Notstandsgesetze zur Corona-Krise in Kraft, die das Parlament praktisch aushebeln: Orbán regiert – zeitlich unbefristet – per Dekret, Bürgerrechte können beschränkt oder ausgesetzt werden, Wahlen und Volksabstimmungen finden in diesem Ausnahmezustand nicht statt. Für "Falschnachrichten", die Maßnahmen der Regierung gegen Corona behinderten, drohen nun mehrjährige Gefängnisstrafen. Es waren die wenigen verbliebenen regierungsunabhängigen und regierungskritischen Medien wie die Plattform 444.hu oder das Magazin HVG, die frühzeitig über die Virusgefahr berichteten – während Regierungsstellen sie noch als Ausländer-Problem abtaten. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wollte die Notstandsgesetze in Ungarn nach dem Beschluss nicht kommentieren – er habe mit Corona-Maßnahmen in Österreich zu tun. Amnesty International Ungarn sieht insbesondere das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Medienfreiheit, die Arbeit von Gerichten und das Eigentumsrecht in Gefahr. Amnesty Österreich spricht von "in Summe diktatorischen Zustände jenseits jeder Kontrollierbarkeit".

Die Presse stoppt ihren Sonntagsvertrieb über Selbstbedienungstaschen
Die Presse erklärt ihren Leserinnen und Lesern am 29. März 2020 im letzten Absatz ihres Editorials auf Seite 2, dass sie den Sonntagsvertrieb über Selbstbedienungstaschen (sogenannte Stumme Verkäufer) einstellt. Auch die Vertriebspartner erfahren aus der Zeitung davon, dass der Abschied von diesem Vertriebsweg fix ist. Denn SB-Vertrieb organisiert eine gemeinsame 50:50-Tochterfirma des Presse-Mutterkonzerns Styria und des Standard. Den Standard soll es nach Unternehmensangaben von Ende März 2020 weiter am Wochenende im SB-Vertrieb geben; eine weitere Reduktion der SB-Standorte ist möglich. Presse und Standard haben ihren SB-Vertrieb außerhalb Wiens bereits seit Jahren schrittweise reduziert. Der SB-Vertrieb in Wien beschäftigt Zeitungsmanager in diesem Frühjahr 2020, weil Gesetzesnovellen des Bundes und deshalb auch der Stadt Wien über die Gebrauchsabgabe für solche Nutzung öffentlicher Flächen Werbung auf diesen SB-Taschen drastisch einschränken könnte und Standorte neu zu bewilligen (und zu bezahlen) wären. Die SB-Taschen sind wesentliche vor allem innerstädtische Werbeflächen für die Zeitungen selbst, teils auch an Werbekunden vermarktet.

Hans Mahr macht „Bild Live“, digitales Fernsehen für den deutschen Boulevardriesen
Hans Mahr (*17. Mai 1949), Medienberater etwa von Dietrich Mateschitz bis Ralf Schummacher, langjähriger RTL-Infodirektor (ab 1999), davor Krone-Innenpolitiker, Sprecher von Kanzler Bruno Kreisky (SPÖ) und Krone-Geschäftsführer, wird "Blattmacher" und Executive Producer von Bild TV des deutschen Boulevardzeitungsriesen Bild aus dem Hause Springer, berichtet die Berliner Zeitung am 27. März 2020.

ProSiebenSat1 trennt sich mit sofortiger Wirkung von Vorstandschef Max Conze
Nach langem, schwerem Schlingern und auf einem Zehnjahrestiefpunkt an der Börse beschließt der Aufsichtsrat von ProSieben am 26. März 2020 den sofortigen Abgang des früheren Dyson-Managers Max Conze als Vorstandschef des deutschen Entertainmentkonzerns, der Mutter von Österreichs größtem Fernsehkonzern ProSiebenSat1Puls4. Conze kam keine zwei Jahre zuvor, mit Juni 2018, zu ProSiebenSat1. Der Konzern soll sich nun laut Aufsichtsrat "wieder stärker auf den Entertainment-Sektor inder DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ausrichten" und über die Jahre zusammengekaufte Startups wieder sukzessive abstoßen. Finanzvorstand Rainer Beaujean wird fürs Erste zusätzlichVorstandssprecher. In den Vorstand rücken Wolfgang Link (Entertainment) und Christine Scheffler (Personal) auf.

Olympische Sommerspiele Corona-bedingt auf 2021 vertagt – nach Fußball-EM und, und, und…
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und Japan sagen am 24. März 2020 die Olympischen Sommerspiele in Tokio 2020 definitiv ab und verschieben das globale Sport- und vor allem Fernsehgroßereignis um ein Jahr auf 2021 – wie zuvor etwa schon die Fußball-Europameisterschaft 2020 in Frankreich wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde und viele kleinere und größere medienrelevanten Ereignisse 2020 aufgeschoben oder abgesagt wurden, von Song Contest bis Dancing Stars bis Romy-Gala des Kurier. Fußball-WM und -EM sowie Olympische Spiele heben die ORF-Quoten üblicherweise in geraden Jahren um den einen oder anderen Prozentpunkt. Zugleich treiben sie die Rechte- und Produktionskosten des ORF-Fernsehsports in diesen geraden Jahren um rund 20 Millionen Euro Richtung 100 Millionen.

Armin Wolf, Tarek Leitner, Nadja Bernhard ziehen für zwei Wochen als „Zeit im Bild“-WG in Isolationsbereich auf den Küniglberg
Der ORF richtet im März 2020 Isolationsbereiche ein, um insbesondere seine Information vor Corona-Ausfällen abzusichern. Am 24. März 2020 ziehen zunächst die Moderatoren Armin Wolf, Tarek Leitner, Nadja Bernhard und Margit Laufer samt Team für zwei Wochen auf den Küniglberg. Die Infomannschaft von Ö1 lehnt einen Isolationsbereich ab – was für einigen Konfliktstoff mit der ORF-Führung, insbesondere dem Sicherheitschef Pius Strobl sorgt. Fällt die Ö1-Info virusbedingt aus, soll daraufhin Ö3 auch die Ö1-Journale übernehmen, lässt die ORF-Führung daraufhin verlauten.

Manager Gerrit Meier verlässt Red Bull Media House
Manager Gerrit Meier verlässt die Red-Bull-Mediengruppe, wird intern am 24. März 2020 mitgeteilt, nach außen aber zunächst nicht bestätigt. Intern wird der Abgang mit nicht näher ausgeführten persönlichen Gründen erklärt. Meiers Abschied wurde schon länger erwartet – seit 2019 wird das Red Bull Media House Zug um Zug redimensioniert, es dürfte sich wieder mehr und mehr zur externen Marketingabteilung von Dietrich Mateschitz' Dosenweltkonzern entwickeln. Im Frühsommer 2019 verlagerte Mateschitz die Werbevermarktung von Servus TV zurück zum Sender. Meier kam im November 2016 vom US-Unterhaltungskonzern WWE zu Red Bull und war zunächst Geschäftsführer von Red Bull TV. Nach einem größeren Umbau Anfang 2017 leitete Meier die Einheit Red Bull Media Network für digitale Inhalte und Plattformen, in die digitale TV-Plattform auf Redbull.com mündete auch das aufgegebene Mateschitz-Langzeitprojekt Red Bull Global TV.

ÖVP-nahe Mehrheit im ORF-Stiftungsrat – Türkis bestimmt nächste ORF-Führung
Die Regierung von ÖVP und Grünen beschickt am 11. März 2020 die 9 Regierungsmandate und 6 Parteimandate (auf Vorschlag der Parlamentsparteien) im Stiftungsrat neu. Ergebnis: eine türkise Mehrheit im obersten ORF-Gremium, die nötigenfalls auch alleine die nächste ORF-Führung bestimmen kann. Die ÖVP-Fraktion ("Freundeskreis") kommt auf 16 Mandate im Stiftungsrat, vier weitere Unabhängige im Stiftungsrat (entsandt von Regierung, Betriebsrat) stehen der ÖVP näher als anderen Parteien oder können zumindest als bürgerlich eingestuft werden. Für die Bestellung der ORF-Führung - regulär im Sommer 2021 mit 2022 - braucht es 18 Mandate aus insgesamt 35. Enthaltungen senken das nötige Quorum. Die SPÖ hat nun 5 Mandate, die FPÖ 4, die Grünen 3 und die Neos 1, dazu kommt eine Handvoll deklariert Unabhängiger. Die 2020 Neuen im Stiftungsrat:
  • Jürgen Beilein (Ex-ÖVP-Ministersprecher) auf ÖVP-Regierungsmandat
  • Ruth Strondl (Kunsthistorisches Museum, davor ÖVP-Ministerien) auf als unabhängig definiertem Regierungsmandat
  • Bernhard Tschrepitsch (CV-nahe Akademikerhilfe) auf als unabhängig definiertem Regierungsmandat
  • Marianne Schüttner (Betriebsrat, ORF-Finanzdirektion, Unabhängige-Listenkollegin von Radiobetriebsrätin Gudrun Stindl) auf einem Mandat des neu besetzten ORF-Zentralbetriebsrats
  • Andrea Danmayr (Uni für angewandte Kunst) auf Grünem Regierungsmandat
  • Lothar Lockl (Strategieberater, früher Manager und Kampagnenmanager der Grünen und 2016 von Alexander Van der Bellen) auf Grünem Regierungsmandat; Lockl wird Sprecher des grünen Freundeskreises im Stiftungsrat.
  • Sigrid Pilz (Wiener Patientenanwältin) auf Grünem Parteimandat

Corona: ORF schaltet „Zeit im Bild“ um 19.30 auf alle Kanäle durch – auf ORF 2 und ORF 1 bleibt es auch dabei
Der ORF positioniert sich in der Corona-Ausnahmesituation im Frühjahr 2020 – ohnehin in steter Verteidigungshaltung für seine Gebührenfinanzierung und vor dem nächsten Generalswahljahr 2021 – als staatstragende Zentralanstalt für Information, Service und Motivation. Am 13. März fährt die Regierung das öffentliche Leben im Land drastisch zurück, der ORF ist da längst und der Situation entsprechend in den großen Sondersendungsmodus gewechselt. Und am 15. März 2020 nimmt der ORF eine Rede von Kanzler Sebastian Kurz in der Zeit im Bild -Sendezeit zum Anlass, die Hauptnachrichten um 19.30 Uhr gleich auf alle vier ORF-Kanäle durchzuschalten. Diese Zeit im Bild hat (ohne spätere Abrufe) die meisten Zuschauer, seit der ORF 1991 die elektronische Quotenmessung begann: 2,77 Millionen im Sendungsschnitt, bei der Kanzlerrede waren es 2,92 Millionen. 67 beziehungsweise 68 Prozent Marktanteil. ORF-Chef Alexander Wrabetz ließ ohnehin erst in den Wochen zuvor wieder prüfen, ob die von ihm 2007 mit der (leider nur angekündigt) "größten Programmreform aller Zeiten" beendete Durchschaltung der Zeit im Bild auf ORF 1 und ORF 2 nicht doch wiederkehren soll. Die Arbeitsgruppe sagte nein, Corona bietet einen mehr als angemessenen Anlass, sie trotzdem auszuprobieren. Am 15. März sehen die ZiB auf ORF 2 2,24 Millionen, in ORF 1immerhin 442.000. Am 16. März sind 254.000 in ORF 1 dabei, insgesamt verfolgten 2,53 Millionen diese ORF-Hauptnachrichten auf allen Kanälen zusammen. Der ORF bleibt dabei: Zunächst für eine Woche geplant, bleibt es auf ORF 1 und ORF 2 dauerhaft bei der (einst vom neuen ORF-Chef Alexander Wrabetz in seiner nur vermeintlich "größten Programmreform aller Zeiten" 2007 beendeten) Durchschaltung auf ORF 1 und ORF 2.

Regierungskampagne zur Corona-Krise für kolportierte 15 Millionen Euro
Die Regierung reagiert ab 15. März 2020 mit einer gewaltigen Werbekampagne auf Werbeausfälle bei Österreichs Medienhäusern als Corona-Folge ("Schau auf dich, bleib zuhause"). Kolportiertes Volumen: 15 Millionen Euro. 2019 gab die Regierung insgesamt für Werbung rund 25 Millionen Euro aus. Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Zeitungsverbandes VÖZ spricht im Ö1-Mittagsjournal (28. März 2020) von Stornoraten im Bereich von 40 bis 50 Prozent und Ausfällen von rund 40 Millionen Euro bei Österreichs Zeitungen, Zeitschriften und Fachzeitschriften. Verleger rufen nach Sonderförderungen für Druck und Vertrieb und schicken ihre Medienunternehmen reihenweise ab April 2020 in Kurzarbeit.

FPÖ setzt wieder einmal auf Thema GIS-Abschaffung
In der Koalition mit der ÖVP kam Heinz-Christian Straches Ibiza-Video der versprochenen Abschaffung der GIS-Gebühren zuvor. Auf das emotionsgeladene Thema wollen die Freiheitlichen naturgemäß auch unter Norbert Hofer nicht verzichten. Am 24. Februar 2020 starten sie eine "Infokampagne", wie sich die Rundfunkgebühren vermeiden lassen, und eine Onlinepetition unter www.wegmitgis.at zur Abschaffung, ein späteres Volksbegehren sei "möglich". Bei der Gelegenheit entdeckten die Freiheitlichen: Die URL www.weg-mit-der-gis.at hat sich schon 2016 hat sich die ÖVP Neusiedl schon 2016 gesichert. Für den ORF wollen sie ein Abomodell, wie es der britische Brexit-Premier Boris Johnson gerade für die BBC in Aussicht stellt, dazu Förderungen für Inhalte von öffentlichem Interesse auf allen Sendern. Bisher erhält der ORF rund 640 Millionen Euro aus Programmentgelten, die Privatsenderförderung beträgt seit 2019 20 Millionen Euro. Die Kampagne entschlummert im März vorerst ob Coronavirus und krisenbedingt gewaltigem Zuschauerinteresse für insbesondere die Infosendungen im ORF.

Kurier“: Nächtlicher Einsatz von Richard Grasl zu Kurz‘ Justizvorwürfen
Um 1.13 Uhr in der Nacht auf 8. Februar 2020 ging – laut APA-Datenbanken – auf kurier.at der Artikel online: "Streit um die Justiz: Wie die SPÖ ihr Personal unterbringen wollte". Untertitel: "Unterlagen belegen, dass die SPÖ schon im Jahr 1997 generalstabsmäßig ihren Einfluss bei Richtern und Staatsanwälten ausbauen wollte". Das Papier aus 1997 wird in diesen Tagen von der ÖVP vielen Redaktionen ans Herz gelegt, um die Vorwürfe von Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz in einem Hintergrundgespräch im Jänner zu untermauern, die Justiz sei von der SPÖ unterwandert und würde alleine gegen ÖVP und FPÖ vorgehen und Material aus diesen Erhebungen leaken. Das Kurier-Innenpolitikressort wollte, soweit in Erfahrung zu bringen, vor der Veröffentlichung noch recherchieren. Richard Grasl, für Web zuständiges Mitglied der Kurier-Chefredaktion, schreibt die Story spätnachts ohne Rückfragen bei Maria-Luise Nittel, die in dem Papier als Teilnehmerin einer Strategiebesprechung von SPÖ-nahen Juristen genannt wird und im Artikel als Beispiel für SPÖ-Unterwandung vorkommt. Die heutige Leiterin der Staatsanwaltschaft Wien hätte den Kurier daran erinnern können, dass der Kurier bereits 2011 nach ihrer Klage eine Gegendarstellung brachte, dass sie 1997 weder eingeladen war noch teilgenommen hat. Darauf weisen Nittel und Justizministerium den Kurier am Samstag nach der Veröffentlichung hin, der bringt aber keine Richtigstellung, sondern ergänzt nur Nittels Dementi und einen Link zur alten Gegendarstellung. Nun klagt Nittel 2020 nach eigenen Angaben ein zweites Mal den Kurier in derselben Sache. Das Justizministerium weist den Presserat auf den Kurier-Bericht und eine ähnliche Vorgangsweise bei oe24.at hin. Auch in der Presse soll die Story übrigens einen für eine Innenpolitikgeschichte nicht ganz üblichen Weg an die Öffentlichkeit gefunden haben. Der Redakteursauschuss des Kurier protestiert gegen die nächtliche Story ohne Namensnennung oder Kürzel und verlangt für die Zukunft Rücksprache mit Ressortleiter oder -stellvertreter. Zwei Wochen darauf, mit dem Relaunch des Kurier am 24. Februar 2020 bekommt der Kurier auf Seite 2 eine schöne neue Rubrik "Was uns heute bewegt...", jedenfalls in den ersten Tagen mit der Byline: "Richard Grasl aus dem Kurier-Newsroom".

Weniger Journalisten, älter, besser gebildet und weiblicher
Das Medienhaus Wien veröffentlicht am 27. Jänner 2020 seinen neuen Österreichischen Journalismus-Report (Facultas-Verlag) mit umfangreichen Daten zur Branche – mehr unter dem Lexikonstichwort Journalisten und Journalistinnen.

Mediaprint kündigt Drucker – und bietet Anstellung nach schlechterem Metaller-KV
Die Aktion erinnerte an Radikalaktionen von Rupert Murdoch 1986 und von Kurt Falk in den 1990ern: Die Krone-Kurier-Tochter Mediaprint, Österreichs größter Zeitungsverlag, kündigt ihrem Druckereipersonal am Nachmittag des 22. Jänner 2020 die Kündigung an. Ein wesentlicher Teil von ihnen könne bei einer Dienstleistungsgesellschaft weiterarbeiten – aber nicht zum für Arbeitnehmer traditionell sehr gut ausgestatteten Drucker-Kollektivvertrag, sondern jenem der Metaller. Security-Personal begleitete die Gekündigten hinaus. Eine Ersatzmannschaft aus Deutschland stand an diesem Tag bereit, um die Mediaprint-Blätter und Auftragsprodukte wie den Standard herzustellen. Am 24. Jänner einigen sich Gewerkschaft und Verlag auf einen Sozialplan mit erhöhten Abfindungen, eine Arbeitsstiftung und andere "sozial verträgliche" Maßnahmen. Rupert Murdoch baute im Londoner Stadtteil Wapping 1986 heimlich eine neue, computergesteuerte Druckerei und ließ sie von Elektrikern bedienen, als die Drucker seine Stammdruckerei bestreikten. Die Drucker brauchte er dann nicht mehr. Kurt Falk betrieb seine "Schwutren"-Druckerei ("Schweiß, Wut, Tränen") für seine Tageszeitung in Wien-Floridsdorf ebenfalls mit Personal ohne Drucker-Kollektivverträge – und ohne Betriebsräte.

Verlag von „Universum“ und „Land der Berge“ insolvent
Die niederösterreichische LW Werbe- und Verlagsgesellschaft (Universum Magazin, Land der Berge, Vinaria) meldet am 20. Jänner 2020 Insolvenz an. Das Verlags- und Werbeunternehmen von Gründer Erwin Goldfuß soll laut Anmeldung fortgeführt werden, die 100prozentige Tochtergesellschaft Sportzeitung Verlags-GmbH soll aufgelöst werden. Kreditschutzverbände berichten von rund 2 Millionen Passiva und an die 60 Gläubigern, darunter 12 Mitarbeiter.

ORF-Doku über Sebastian Kurz passt auch auf Youtube-Channel des ÖVP-Chefs
Gerhard Jelineks Doku Wer ist Sebastian Kurz? für den Hauptabend von ORF 1 am 2. Jänner, gleich nach der Koalitionseinigung von ÖVP und Grünen, gefiel der ÖVP offenbar so gut, dass sie die 50 Minuten ORF-Programm sehr prompt auf den Youtube-Channel ihres Parteichefs Sebastian Kurz stellt. Der ORF erklärt sich grundsätzlich mit der "nicht kommerziellen" Nutzung einverstanden.

Okto bildete laut Wiens Prüfern zu hohe Rückstellungen, FPÖ kündigt Anzeige an
Der gemeinnützige nichtkommerzielle Wiener Communitysender Okto hat nach Ansicht von Prüfern der Stadt Wien zu hohe Rückstellungen gebildet. Er verzichtet deshalb in Absprache mit der Stadt auf die Auszahlung der vollen Million jährlicher Förderung. Die Stadt kürzt die Subvention mit 2020 zudem auf 750.000 Euro. Die Wiener FPÖ versucht das Thema für den dräuenden Wiener Wahlkampf zu nutzen und kündigt am 13. Jänner 2020 eine Anzeige an. Okto verweist auf andere Rechtsansichten zweier weiterer Prüfer.

Telenovela-Untertitel für Angelobung der ÖVP-Grünen-Regierung
"Wie würdest du dieses Küken nennen?" Untertitel wie diese schmückten am 7. Jänner den Livestream von der Angelobung der neuen Bundesregierung unter Sebastian Kurz und Werner Kogler in der TVthek des ORF. Sie stammen aus der Telenovela Alisa - Folge deinem Herzen, die üblicherweise um die Zeit im ORF läuft. Der ORF entschuldigt sich für die Panne und sorgte für internationale Erheiterung. Ausschnitte gibt es etwa hier auf Youtube.

Koalition ÖVP/Grüne: Kanzler Kurz als Medienminister, Message Controller Fleischmann als Medienpolitik-Beauftragter
Am 7. Jänner 2020 wird die erste Regierungskoalition von ÖVP und Grünen unter Kanzler Sebastian Kurz mit Vize Werner Kogler angelobt. Ihr Regierungsprogramm verspricht  
  • im Gegensatz zu ÖVP/FPÖ Medienfreiheit und Unabhängigkeit zu als medienpolitische Leitprinzipien,
  • einen "unabhängig finanzierten ORF", gesetzlich zur Zusammenarbeit mit Privaten verpflichtet und mit für die Öffentlichkeit zugänglichem Archiv,
  • einklagbares Recht auf "Informationsfreiheit" statt Amtsgeheimnis und Amtsverschwiegenheit,
  • die "Marke" Wiener Zeitung ohne Pflichtveröffentlichungen in Papierform,
  • eine "Überprüfung" und Angleichung von Medienförderungen, einen Medienfonds und eine Startup-Initiative,
  • Maßnahmen gegen Hass und Desinformation im Netz,
  • höhere Strafen für Medien, die Identität und Privatsphäre von Opfern missachten
Bundeskanzler Sebastian Kurz übernimmt 2020 selbst das Medienressort (zuvor bei Kanzleramtsminister Gernot Blümel), und "Kanzlerbeauftragter" für Medienpolitik wird just Kurz' Kommunikator Gerald Fleischmann, die personifizierte "Message Control" der ÖVP/FPÖ-Regierung. Der bisherige Medienminister wird Finanzminister – Vorgänger Hartwig Löger war in dem Job der Biggest Spender bei öffentlichen Inseraten in der Regierung ÖVP/FPÖ. Medientransparenz

Funke-Gruppe meldet „alleinige Kontrolle“ über „Krone“ bei Wettbewerbsbehörde an
Nächster (logischer) Eskalationsschritt im Streit der deutschen Funke-Gruppe mit der österreichischen Gründerfamilie Dichand über das Sagen bei der Kronen Zeitung: Die Funke-Gruppe meldet mit Jahresbeginn 2020 bei der Bundeswettbewerbsbehörde die "alleinige Kontrolle" über Österreichs größte Tageszeitung an. Sie verweist auf eine Regel der Gesellschaftsverträge über Stimmrechte bei der Krone: Die werden nach vollen Prozentpunkten (eigentlich vollen 1000 Schilling) berechnet. Die vier Erben von Gründer Hans Dichand teilten dessen 50 Prozent aber auf viermal 12,5 Prozent auf. Damit habe jede/r von ihnen nur 12 Prozent Stimmrecht, also zusammen 48 Prozent. Die Funke-Beteiligungsfirma hält aber 50 Prozent und habe demnach 50 Prozent der Stimmrechte und damit die Mehrheit. Damit argumentiert die Funke-Gruppe auch schon vor dem Handelsgericht Wien, wo sie damit seit 2019 Entlassung Christoph Dichands als Herausgeber und Chefredakteur durchsetzen will. Die Bundeswettbewerbsbehörde äußert "ernste Bedenken" gegen die Anmeldung, verweist auf gerichtlich zu klärende Auffassungsunterschiede zwischen Dichands und Funkes – und legt die Sache dem Kartellgericht (Oberlandesgericht) zur Prüfung vor. Der Oberste Gerichtshof weist die Funkes im März 2021 ab – Kartellgerichte seien nicht zuständig für Gesellschafterstreit.

Clemens Oistric wird Chefredakteur von Heute.at
Clemens Oistric (* 13.Jänner 1992) wird mit 2020 Chefredakteur von Heute.at, kurz vor seinem 28. Geburtstag. Seit 2013 – damals ist er 21 – arbeitet er bei Heute. Oistric ist Chefreporter und Chronikchef, als er mit 1. Jänner 2020 Chefredakteur von Heute.at wird. Er übernimmt von Jaqueline Büchi, die nach 14 Monaten als Chefredakteurin von Heute.at wieder in die Schweiz zum Mutterkonzern Tamedia zurückkehrt.

Salzburger Fenster“ statt landesweiter Gratiszeitung monatliches Magazin in der Stadt
Die Salzburger Nachrichten-Gruppe steltl das Salzburger Fenster mit Ende 2019 als bisher 14tägliche, streckenweise auch wöchentliche Gratiszeitung ein – und macht unter dem Titel fortan ein Monatsmagazin: Man habe die Titel der Gruppe "den aktuellen Marktbegebenheiten angepasst" erklärt das Geschäftsführer Maximilian Dasch. Unter dem Titel Fenster - Das Stadt Magazin erscheint das Heft ab 2020 in Salzburg Stadt (neben den SN-Magazintiteln Salzachbrücke und mitten:drin. Dasch: "Eine Ausweisung in der MA ist aufgrund der neuen Streuung, dem neuen Vertriebsradius nicht mehr sinnvoll." Bisher wurde das Salzburger Fenster auch außerhalb der Landeshauptstadt zugestellt.

Champions League und Europa League ab 2021/22 bei Sky und Servus TV, ORF bekommt Euro-League-Spiele
Sky Österreich macht erst am 18. August 2020 offiziell, wer in Österreich alle 282 Spiele in allen Bewerben des europäischen Fußballbundes Uefa (Champions League, Europa League, Europa Conference League) zwischen 2021/22 und 2023/24 zeigen wird – diese Rechte holt sich die Pay-Plattform im Gegensatz zu Deutschland, wo sie gegen Dazn und Amazon Prime komplett leer ausgeht. 252 Spiele (in der Champions League etwa der Dienstag) hat Sky exklusiv. 18 Spiele der Champions League und Spiele der Europa League hat sich schon Ende 2019 Dietrich Mateschitz' Servus TV gesicherte. Die Champions League teilen sich bis dahin die Pay-Plattformen Sky und Dazn, die Europa League liegt bei Dazn mit Free-TV-Spielen bei Puls 4. Der ORF sichert sich ab 2021/22 ein Rechtepaket an der Europa League (Donnerstagspiele). Erst im Mai 2020 verlautet von Servus TV offiziell: Ab Sommer 2021 zeigt der Mateschitz-Kanal nach eigenen Angaben pro Saison 33 Spiele aus Champions League (Erstauswahlrechte für Mittwochspiele) sowie Europa League und Europe Conference League (was sich rechnerisch mit den Sky-Angaben nicht ganz leicht ausgeht). Der Fokus liegt auf Red-Bull-Vereinen. Allein Servus soll laut einer Quelle 17 bis 18 Millionen geboten haben, bestätigt ist das nicht. Sportrechte

Sky verliert Champions-League-Rechte (in Deutschland)
Die Übertragungsrechte an der Champions League für Deutschland werden erstmals seit 20 Jahren ganz ohne Sky vergeben. Die Sportstreamingplattform Dazn zeigt den Großteil der Begegnungen in den drei Saisonen 2021/22, 2022/23 und 2023/24 live, Amazon Prime Video sichert sich die Dienstagspiele. Das ZDF kauft das – erstmals extra ausgeschriebene – Finalspiel. Bisher zeigten Sky und Dazn die Champions League seit 2018/19 für kolportierte 200 Millionen Euro pro Saison. Die Österreich-Rechte an Champions und Europa League hat die Uefa getrennt ausgeschrieben, die Vergabe dauert im Dezember 2019 länger als jene in Deutschland.

ORF-Budget für 2020 fixiert: Mehr GIS-Gebühren, weniger Werbung
Der ORF-Stiftungsrat genehmigte am 12. Dezember 2019 den Finanzplan des größten österreichischen Medienkonzerns für 2020. Der ORF plant mit
  • 977,6 Millionen Euro Umsatz (2019 geplant: 991,1 Millionen Euro). Dieser Wert bezieht sich auf den ORF als Einzelunternehmen ohne Töchter, als Konzern kommt der ORF auf ein Stück mehr als eine Milliarde Euro.
  • GIS-Gebühren sollen davon 647,1 Millionen Euro einspielen (2019 geplant: 638,6 Millionen; Stand Dezember für 2019 erwartet: 643 Millionen).
  • Werbung (TV, Radio, Online ohne Sonderwerbeformen) soll 2020 noch 210,8 Millionen Euro beitragen (2019 geplant: 226,7 Millionen, Stand Dezember für 2019 erwartet: 218 Millionen).
  • Sonstige Erlöse sollen 2020 119,6 Millionen ausmachen, 2019 waren noch 127,5 Millionen geplant. Das können etwa Sonderwerbeformen sein (2018 zum Beispiel 39,6 Millionen Euro, davon 27,2 Millionen im TV und 12,4 im Radio; Programmverwertung, Koproduktionen, Lizenzen, Smartcard-Einnahmen, Erlöse des RSO, für technische Dienstleistungen, aber auch Förderungen zu Produktionskostenzuschüsse und Verkaufserlöse.
  • Das operative Ergebnis soll 2020 bei 0,2 Millionen Euro zu liegen kommen, mit Sonderausschüttungen aus Tochergesellschaften und dem Verkaufserlös eines Wohnhauses des ORF in der Argentinierstraße (schräg gegenüber des Funkhauses, Elmar Oberhauser hattte bis zu seinem Abgang etwa dort eine Unterkunft, Dominic Heizl hatte dort sein Chili-Studio) beträgt das Ergebnis vor Steuern 2020 laut Plan 15,8 Millionen Euro. Die Mittel sollen ins Eigenkapital fließen, die Eigenkapitalquote auf 17,2 Prozent steigen. 2016 lag sie bei 12 Prozent, 2019 sollte sie auf 15,3 Prozent steigen.
  • Personal Der ORF plant 2020 nach ORF-Angaben mit einem weiter reduzierten Personalstand von 3195 Vollzeit-Kräften. Offenbar eine andere Kalkulation als mir zugängliche Werte im Finanzplan 2019 – dort standen 3057 Vollzeitkräfte im ORF sowie 869 in voll konsolidierten Tochterunternehemn.
 

Sky tauscht Geschäftsführer in Österreich: O’Rourke statt Scheil
  • Neal O’Rourke (41) übernimmt mit Jänner 2020 von Christine Scheil (*20. Mai 1967) die Führung von Sky in Österreich. Scheil war seit September 2015 (Co-)-Geschäftsführerin von Sky Österreich. Scheil verlässt die Pay-Plattform mit 31. Dezember 2019, tut Sky am 10. Dezember 2019 kund. O'Rourke war bisher Chief Finance & Strategy Officer von Sky Irland.
  • In dem kleineren Markt als Österreich mit rund fünf Millionen Einwohnern soll er rund 700 Millionen Euro Umsatz erzielt haben, allerdings in einer Kombination mit Breitband. Sky kommt in Österreich auf rund 175 Millionen Euro, geschätzt – seit der Übernahme durch Comcast gibt der Pay-Konzern keine Regionalumsätze mehr heraus. O'Rourke hat laut Sky berufliche Erfahrung in den Bereichen Medien und Unterhaltung sowie in der internationalen Luftfahrt.
  • O'Rourke wird sich mit den Exklusivrechten an der österreichischen Bundesliga vorerst bis 2022/23 für solide 34 Millionen Euro pro Saison beschäftigen müssen. Sportrechte
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ORF-Chef Wrabetz rührt in roten und türkisen Revieren um: ORF-1-Info, ORF-Technik, Sozialplan
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz kommt vor dem ORF-Stiftungsrat am 12. Dezember 2019 organisatorisch in Fahrt, womöglich etwas genervt oder auch nur motiviert von unaufhörlichen Spar-Aufforderungen des bürgerlichen Fraktionsführers im Stiftungsrat, Thomas Zach, und für seine Verhältnisse recht überraschend.
  • Wrabetz kündigt in der Nacht auf 9. Dezember per Mail an, er werde einen wesentlichen Teil der gerade erst abgespaltenen ORF-1-Information von Lisa Totzauer wieder ORF 2 zuordnen (im Finanzausschuss am 9. Dezember präzisiert er: die Nachrichtensendungen, ORF 1 behalte seinen eigenen Chefredakteur Wolfgang Geier). Vielleicht auch eine Reaktion auf Totzauers Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten am 28. November 2019, in dem sie Kaufserien die Schuld an der Quotenentwicklung von ORF 1 zumaß. Diese Altlasten wie in der "Mitterndorfer Senke" zögen den Sender "wie eine Mure in die Tiefe".
  • Wrabetz unterstellt das wirtschaftliche Herzstück der roten ORF-Technik (auch) seinem Standort-Projektmanager, ORF-Multifunktionär und Vertrauten Pius Strobl, bis das Bauprojekt Küniglberg fertig ist. Bisher kooperierte die ORF-Technik bei dem Vielmillionenprojekt mit Technik-Investments in hoher zweistelliger Millionenhöhe nicht im erwarteten Tempo.
  • Der ORF bekommt seinen ersten Sozialplan, der eine zweistellige Zahl von Mitarbeitern im Radio und im Fernsehen um die 60 zusätzlich motivieren soll, sich Richtung Pension zu verabschieden. Die beiden Bereiche verfehlen sonst ihre Personalsparvorgaben.

Dossier“ über Korruption: Kneissl, Kern kritisieren Fellners Methoden
Im Dezember 2009 veröffentlicht die Rechercheplattform Dossier ihr zweites Schwerpunktheft, nach der Krone nun über Korruption. Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Ex-Außenministerin Karin Kneissl, der FPÖ zugeordnet, kritisieren in dem Heft on records Methoden von Wolfgang Fellner beziehungsweise der Mediengruppe Österrreich bei der Akquisition von Werbung. Fellner weist Zusammenhänge zwischen Werbebuchung und redaktionellen Inhalten (erneut) zurück, sie werde "durch ständige Wiederholung nicht richtig" und würde "jeder Grundlage" entbehren: "Ihr Vorwurf, ich würde Inserenten unter Druck setzen, ist schon deshalb hanebüchener Unsinn, weil ich – nachweislich – seit mehr als drei Jahren kein einziges Inserat mehr verkauft habe." Es handle sich "um nebulöse und anonyme Sudelgerüchte, die keinen Funken Wahrheit haben." Kneissl führt gegenüber Dossier negative Berichterstattung von Österreich auf gekürzte Inseratenbudgets (gegenüber Vorgänger Sebastian Kurz) im Außenministerium. Kern spricht gegenüber Dossier von einem klaren Zusammenhang zwischen der Reduktion von Inseraten auch für Fellner-Medien und deren Berichterstattung. Auf die geplante Kürzung versucht Fellner Kern nach dessen Schilderung, seine Argumente näherzubringen. Stets höflich, aber laut "Dossier" deutlich in der Botschaft, "dass Herr Fellner das als unfreundlichen Akt gesehen hat." Als unter Kern Inserate des Kanzleramts gekürzt wurden, habe Fellner im Gespräch mit dem damaligen Kanzler Kern "so getan, als ob es da ein Missverständnis gibt; dass es sich um einen Irrtum handle und irgendein Mitarbeiter im Bundeskanzleramt nicht bei Österreich schalten wolle – und er dieses 'Missverständnis# mit mir auflösen wolle". In Gesprächen mit Fellner sei es diesem "wenig überraschend dabei auch um sein Geschäft" gegangen, sagt Kern. Dossier-Interview unter diesem Link

Whatsapp stoppt kostenlosen Massenversand und damit Medien-Newsletter
Der Messengerdienst Whatsapp aus dem Hause Facebook dreht mit 7. Dezember den Massenversand von Nachrichten ab. Medien nutzten solche Newsletter recht erfolgreich für die Ansprache auch jüngerer Zielgruppen – der tägliche Whatsapp-Newsletter des Medien-Branchendienstes derStandard.at/Etat, für den ich arbeite, hatte an die 20.000 Adressaten. Whatsapp kündigt an, ab 7. Dezember gegen solche Massennachrichten vorzugehen. Wie schon den neuen Facebook-Algorithmus 2018 erklärt man die Änderung mit der Intention der Plattform, Freunde und Bekannte zu kontaktieren. Whatsapp-Gruppen wurden vom Digital News Report 2019 als noch schwieriger zugängliche und einsehbare Verbreitungskanäle für Propaganda und gezielte Fehlinformationen benannt. Probleme mit Fake News etwa in Indien sollen zumindest ein Anlass für die Änderung der Whatsapp-Geschäftspolitik gewesen sein.

Wolfgang Fellner zieht „Schneebrunzer“-Klage gegen Heute zurück
Die Gratiszeitung Heute berichtete am 21. August 2019 über das Buch der #Ibizagate-Aufdecker Frederik Obermaier und Bastian Obermayer (Süddeutsche Zeitung)mit einem angeblichen Zitat Heinz-Christian Straches, das angeblich aus dem unveröffentlichten Teil des Ibiza-Videos stammt, aber nicht im Buch vorkommt. Strache soll demnach dort gesagt haben, nach einer Übernahme der Kronen Zeitung wären nur noch "der Schneebrunzer von der Zeitung Österreich" und der ORF dann die "einzige Konkurrenz". Wolfgang Fellner klagt in einem medienrechtlichen Verfahren auf Entschädigung. Strache erscheint nicht als Zeuge zum ersten Verfahren, nach einer Ordnungsstrafe sagt er beim zweiten Termin aus, er habe das nach seiner Erinnerung nie gesagt. Vor dem dritten Termin am 9. Dezember zieht Fellner seine Klage Ende der Vorwoche zurück.

Deutschland beschließt 40 Millionen Euro Vertriebsförderung für Zeitungen
Die Abgeordneten der Koalitionsparteien CDU und SPD im Bundestag beschließen Ende November 2019, den Abo-Vertrieb von Zeitungen und Anzeigenblättern mit 40 Millionen Euro pro Jahr zu fördern. Bis diese Presseförderung fließen kann, braucht es aber noch ein detaillertes Reglement dafür. Zeitschriften sind ausgenommen. Das Fördervorhaben ist vorerst auf fünf Jahre befristet. 2018 hat Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn für Zeitungszusteller.

US-Medien geben die Hoffnung auf Plattformen auf (Studie)
US-Medien glauben nicht mehr daran, dass sich Journalismus nachhaltig aus Werbung über die Präsenz auf Facebook und anderen Plattformen finanzieren lässt: Das Tow Center for Digital Journalism an der Columbia's Graduate School of Journalism veröffentlicht am 25. November 2019 den jüngsten Teil seiner Langzeitstudie über das Verhältnis von Medien und Techkonzernen, von Publishern und Plattformen. Als Ergebnis verkünden die Studienautoren nichts weniger als "Das Ende einer Ära". Relevante digitale Werbeeinnahmen, um Journalismus nachhaltig zu finanzieren, sehen sie nun nicht mehr in der Zusammenarbeit mit Facebook, Google und Co. Facebook könne zudem gleichsam mit einer kleinen Daumenbewegung (nach unten) die Reichweiten von Medien reduzieren oder abdrehen, das lernten die Medienmacher aus der Änderung des Facebook-Algorithmus 2018. Die befragten Medienmacher setzen nun zur Finanzierung auf ihre eigenen Plattformen – auch wenn sie sich natürlich nicht von denen der Tech-Konzerne zurückziehen. Sie würden aber erst die möglichen Einnahmen klären, bevor sie sich an neuen Angeboten von Facebook und Co. beteiligen, statt unbedingt dabeisein zu wollen. Medien konzentrierten sich auf die Wünsche ihrer Kernzielgruppen statt auf Reichweite insbesondere über Social Media. Die (längerfristige) Perspektive von zahlenden Kunden stehe im Vordergrund der Strategien, auch mit neuen Abomodellen. Die Debatten über Gefahren der Plattformen für Demokratie und Gesellschaft ließen die Medien zudem auf Distanz gehen. Für die Studie wurden – vertraulich – 42 Führungskräfte von 27 Medienhäusern, sechs Plattform-Konzernen und einer Stiftung befragt. Die lesenswerte Studie: https://www.cjr.org/tow_center_reports/platforms-and-publishers-end-of-an-era.php

Brunhofers ORF-Klage endet mit Vergleich
Im November 2019 endet ein recht spektakuläres Verfahren von Roland Brunhofer gegen den ORF – weil der ihm keinen aus seiner Sicht passenden Job geben will. Channel Manager von ORF 2 wurde er 2018 nicht, weil ORF-General Alexander Wrabetz unter ÖVP/FPÖ andere passender erschienen. Wrabetz motiviert Brunhofer, sich als TV-Unterhaltungschef zu bewerben – und vergibt den ausgeschriebnenen Job dann doch nicht. Die Medienbehörde KommAustria wies Brunhofers Beschwerde gegen parteipolitisch motivierte (Nicht-)Bestellung Anfang November 2019 ab. Der Vergleich Ende November 2019 räumt ihm die Leitung von "Regionalisierungs- und Innovationsprojekten" ein und garantiert ihm seinen ORF-Job bis Ende 2021 (das Ende der aktuellen Geschäftsführungsperiode). 2016 bewarb sich Brunhofer aus Protest gegen seine Ablöse als ORF-Landesdirektor in Salzburg (nach dem Wechsel des Landeshauptmanns von SPÖ zu ÖVP) gleich für alle Landes- und Zentraldirektorenposten.

Kronen Zeitung und Puls 24 machen zur Steiermark-Wahl 2019 gemeinsame Sache
Kronen Zeitung, Krone.tv und der noch relativ neue Nachrichtensender Puls 24 berichten gemeinsam von der Landtagswahl in der Steiermark am 24. November 2019, mit ProSiebenSat1Puls4-Infochefin Corinna Milborn und dem aus der Steiermark stammenden geschäftsführenden Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann als Moderatoren der Wahlsendung und der Runde der Spitzenkandidaten. Die Krone kooperierte zuvor intensiv mit Servus TV, etwa mit in einer eigenen, nach dem Kleinformat benannten Vorabend-Newssendung (Servus Krone, 2015/16). In der Krone dürfte sich Puls 24 beziehungsweise der Ausspielkanal für die Kooperation noch nicht so recht herumgesprochen haben: Die halbe Seite 6 in der Krone vom 24. November schmückt ein Inserat, in dem die Wahlssendung für Puls 24 angekündigt ist. Auf der oberen Hälfte der Seite kündigt die Redaktion die Sendung an – dort allerdings kommt nur Puls 4 vor. Dort laufen an dem Sonntag während der Wahlsendung US-Filme. Der Titel des Artikels lautet: "Mit der Krone topinformiert".

Thiem beschert Servus TV fast 700.000 Zuschauer – höchste Quote zu hohem Preis
679.000 Menschen verfolgen am 17. November 2019 das Finale des ATP-Turniers in London zwischen Dominic Thiem und Stephanos Tsitsipas auf Servus TV. 695.000 wurden es noch mit den Nachschauern in den sieben Tagen nach der Ausstrahlung, die noch in die Teletest-Sendungswerte eingerechnet werden. Im ORF erzählt man sich (und den eigenen Aufsichtsräten und mir), das Finale des Red-Bull-Stars Thiem im Free TV habe Servus TV einen siebenstelligen Betrag gekostet, die Rede ist von 1,2 Millionen Euro. Red Bull und seine Medien kommentieren Geschäftszahlen nicht, und auch dazu schweigt man auf Anfrage.

Unterhaltungsriese Disney startet seinen Streamingdienst Disney+
Kaum hat Apple TV+ seine Streamingplattform eher holprig gestartet, setzt der weltgrößte Unterhaltungskonzern Disney sein Disney+ in den Markt – mit seinem gewaltigen Markenrepertoire von Star Wars bis Pixar und Marvel, etwa mit der Star-Wars-Serie The Mandalorian, spürbaren technischen Schwierigkeiten und doch 10 Millionen Anmeldungen in 24 Stunden. Die erste Woche ist kostenlos, danach kostet der Zugang 6,99 Dollar/Euro pro Monat. Disney+ beginnt in den USA, Kanada und den Niederlanden. Am 31. März 2020 kommt die Plattform nach Deutschland (und wohl auch Österreich), Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien. Disney-Boss Robert Iger erklärte öffentlich 60 bis 90 Millionen Abonnenten Ende 2024 zum Ziel. Netflix hat 2019 an die 160 Millionen weltweit.

Kärntner Michael Maier wird Herausgeber und Manager der „Berliner Zeitung“
Michael Maier (* 21. März 1958) war schon Chefredakteur der Presse (1995), dann der Berliner Zeitung (1996 bis 1999), des Stern (1999), der Netzeitung (2000 bis 2009) und von 2012 bis 2019 Gründer, Herausgeber und Manager der Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Ich zitierte im Standard Kritik von Spiegel.de aus 2014 an dem Medium (ähnlich fielen auch Befunde anderer Medien aus). Als das schwedische Verlags- und Medienhaus Bonnier 2015 die Mehrheit dort übernahm, erklärte Maier mir: "Glauben Sie ernsthaft, dass ein so renommiertes Medienhaus wie Bonnier einen 'Onlinehändler von Verschwörungstheorien' kauft?" Vice nahm ähnlice Vorwürfe aus 2015 schließlich 2019 in einem Update zurück. Im September 2019 haben die Berliner Unternehmer Holger und Silke Friedrich nach eigenen Angaben ohne Verlagserfahrung den Berliner Verlag mit Berliner Zeitung und Berliner Kurier vom Verlagskonzern DuMont gekauft. Mit 1. November 2019 wird Maier Herausgeber der Berliner Zeitung und Vorsitzender der Geschäftsführung des Berliner Verlags.

Apple TV + startet durchwachsen
Apple startet am 1. November 2019 seinen Streamingdiensts Apple TV + mit eigenproduzierten Serien wie The Morning Show mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon, For All Mankind, See und Dickinson für nur 4,99 pro Monat, die erste Testwoche ist gratis. Die Kritiken der Serien wie der Plattform und des Handlings fallen überwiegend eher schroff aus. Programmchef Kim Rozenfeld, seit 2017 bei Apple, gibt zwei Wochen nach dem Start auf.

Krone“ deckt neue FPÖ-Liederbuchaffäre auf
Die Kronen Zeitung deckt einen zweiten FPÖ-Skandal um ein Liederbuch einer Burschenschaft mit NS-verherrlichenden und rassistischen Texten auf und widmet der Affäre am 31. Oktober und 1. November gleich zwei Tage hintereinander die Schlagzeile auf der Titelseite ("Neue Affäre um NS-Liederbuch" und "NS-Liederbuch: FPÖ massiv unter Druck") und mehrere Seiten zum Thema. Man kann sich nur wundern, was beim Kleinformat seit dem Ibiza-Video mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit dessen Krone-Übernahmefantasien alles möglich ist. Selbst Krone-Brachialkolumnist Michael Jeannée bemüht sich redlich um eine kritische Würdigung – unter mehrfachem, vielleicht auch mehrdeutig lesbarem "Lied heil!". Der deutschen Nationalmannschaft schrieb Jeannée noch fröhlich in NS-Anklängen wie dem "Endspielsieg" zum Finale der Fußball-WM in Brasilien 2014 (bis zur Morgenausgabe wurden die Passagen entfernt). Die erste, vom Falter aufgedeckte Liederbuch-Affäre war der Krone bis zur Wahl nur 11 bis 30 Zeilen kurze Artikel wert. Was sagt eigentlich der jahrzehntelange Rechtsaußen-Kolumnist Richard Nimmerrichter ("Staberl", * 31. Dezember 1920) zu diesen Headlines?

Magazin „Alles Roger?“ laut Eigentümer Seunig eingestellt
Die November-Ausgabe von Alles Roger? kam am 24. Oktober 2019 heraus, knapp eine Woche später erklärte Eigentümer und Financier Ronnie Seunig (Exkalibur-City) in Fellner Live!, das Heft sei bereits eingestellt. Erst im Sommer 2019 fand es das Handelsgericht Wien in erster Instanz durchaus okay, dass der damalige SPÖ-Geschäftsführer Thomas Drozda die Zeitschrift als rechtsradikal bezeichnete. Seunig bestreitet das. Verlagsleiter des Magazins ist Peter Westenthaler, früher FPÖ- und BZÖ-Politiker. Die Website von Alles Roger? ist Tage nach Seunigs Erklärung noch online. Unter den Autoren: Felix Baumgartner, Red-Bull-Stratosphärenspringer mit Hang zu machistischen Äußerungen, und Gerald Grosz (früher BZÖ). Seunig räumt bei Wolfgang Fellner ein, dass praktisch nur FPÖ-Politiker dem Magazin Interviews gaben und daher der Eindruck eines FPÖ-Magazins entstehen konnte– was der Verleger für das "Querformat für Querdenker" zurückwies. Aufwand und Nutzen des Magazins schienen ihm nicht (mehr) in Einklang zu bringen, erklärt Seunig das Ende.

Twitter will keine politische Werbung mehr zulassen
Am 30. Oktober 2019 verkündet Twittter-CEO Jack Dorsey, die Kurznachrichtenplattform werde ab 22. November 2019 keine politische Werbung mehr annehmen und transportieren. Eine klare Positionierung gegen Facebook – Mark Zuckerberg hat gerade erst angekündigt, politische Werbung keinen Faktenchecks zu unterziehen. Bei der Gelegenheit tut Facebooks Nummer 2, COO Sheryl Sandberg, kund, politische Werbung mache weniger als 1 Prozent des Werbeumsatzes aus, Zuckerberg spricht später von 0,5 Prozent. Die Totalsperre politischer Werbung dürfte für Twitter auch technisch keine leichte Übung werden.

Die Fellners starten ihr bundesweites „Radio Austria“ am 26. Oktober 2019
Österreichs zweite bundesweite Privatradiolizenz (nach Kronehit 2004) wäre beinahe noch vor dem Start an den deutschen Medienkonzern Bauer gegangen und hätte zugleich eine neue Tempo-Höchstleistung der Fellner-Family beim Verkaufen von Medien bedeutet. Allein: Es wurde nichts aus dem Blitzsale noch vor dem Sendestart. Ab 26. Oktober 2019, dem Nationalfeiertag, bespielt Fellner nach eigenen Worten die nationale Lizenz"zu 100 Prozent österreichisch und zu 100 Prozent Fellner" bespielen wird. Die (laut Fellner) "Antenne Österreich Mediengruppe" werde den Sender betreiben, als Firma gibt es diese Mediengruppe bei Fellners Erklärung am 9. August 2019 (noch) nicht im Firmenbuch. Radio Austria soll das Programm für eine ältere Zielgruppe zwischen 30 und 50 heißen, es verspricht den "Sound deines Lebens" und wirbt mit "Wir lieben Österreich, wir lieben Hits". Morgen-Moderatoren: jeweils zwei Wochen Ö3-Wecker-Erfinder Rudi Klausnitzer und eine Woche Wolfgang Fellner selbst, mit Zeitung, Magazinen und Fellner Live im Fernsehen nicht ganz ausgelastet. Den Start verzögerten nicht allein die Verkaufsverhandlungen (die gaben aber den Ausschlag), sondern auch die Neuwahl des Nationalrats. Radio ist nicht gerade das Wahlwerbemedium der Wahl, und nach der Nationalratswahl sind deutlich mehr Plakatflächen zur Bewerbung frei.

Facebook beginnt in den USA, seinen „News Tab“ auszurollen
Facebook beginnt um den 25. Oktober 2019, seine zweite Timeline für Medieninhalte auszurollen mit einer Reihe von Partnermedienhäusern wie der Washington Post, Buzzfeed, News Corp. (Murdoch), Fox News, Business Insider, Bloomberg, NBC und USA Today. Bis zu drei Millionen Dollar pro Jahr versprach Facebook für Medieninhalte. Strategische Überlegung wohl: Die Medienbranche zu spalten, die Abgeltung für Inhalte fordert. Und Abgrenzung von Google, das sich insbesondere in der europäischen Leistungsschutz-Debatte standhaft und rundweg weigert, für Inhalte in seinen Suchergebnissen zu bezahlen. Für einiges Aufsehen sorgt, dass sich auch das weit rechte Breitbart News unter Facebooks Partnermedien findet.

Wien lobt 7,5 Millionen Euro Medienförderung für journalistische Projekte aus
Die Stadt Wien beginnt mit 4. November 2019 eine neue Medienförderung für journalistische Medien-Innovationen. 2,5 Millionen Euro vergibt die Stadt pro Jahr, voerst befristet auf drei Jahre. Deklariertes Ziel: Journalistische Qualität zu unterstützen. Bis 10.000 Euro Förderung können (junge) Journalisten für Vorhaben bekommen (bis zu 75 Prozent der Projektkosten); bis 100.000 Euro gehen an Projekte von etablierten Medienhäusern (bis 45 Prozent) und Startups (bis 60 Prozent). Die Organisation übernimmt die Wirtschaftsagentur Wien zusammen mit dem Presse- und Informationsdienst der Stadt (PID). Eine Jury – auch internationale Wissenschafter, Concordia, die Werbeplanerin des PID und ein Wien-naher Unternehmens- und Kommunikationsberater – entscheidet über die Förderwürdigkeit. Mehr zur Förderung bei der Wirtschaftsagentur Wien.

Frankreichs Verleger werfen Google in Kartellbeschwerde Missbrauch der Marktmacht vor
Frankreich setzt als erstes Land die neue EU-Richtlinie über ein Leistungsschutzrecht für Verlage am 24. Oktober 2019 in Kraft. Google stellt Onlinemedien schon seit September formell vor die Wahl, der Suchmaschine zu erlauben, kurze Anrisse ihrer Inhalte auszuweisen – oder sie kommen in der Suche nur noch mit den Headlines vor. Frankreichs Verleger stimmen den Snippets zu – und kündigen im Verbund mit der Nachrichtenagentur AFP eine Beschwerde bei der französischen Wettbewerbsbehörde wegen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung von Google an.

ORF verlängert Skirechte für Auslandsbewerbe bis 2016
Im Oktober 2019 verlängert der ORF seine Verträge mit der Agentur Infront über die Auslands-Skirechte (alpin, nordisch, Snowboard) bis 2026 – ausgenommen die Bewerbe des Schweizer Skiverbands, mit dem der ORF einen gesonderten Vertrag hat. Und ausgenommen die ÖSV-Rechte für die (quotenstärksten) Bewerbe im Inland. Dieser Vertrag des ORF läuft noch bis Ende 2022. Die höchsten Ski-Quoten 2018/19: 1,8 Millionen Menschen sahen im Schnitt den Herren-Slalom in Schladming (2. Durchgang), 1,4 Millionen den Herren-Slalom in Kitzbühel (2. Durchgang), 1,26 Millionen den Super-G der Herren in Kitzbühel, 1,18 den Slalom in Wengen und 1,16 Millionen die Abfahrt in Kitzbühel.

FPÖ sperrt „HC Strache“ auf Facebook und anderen sozialen Medien
Nächste Eskalation im Streit um die gewaltige Reichweite der Facebookseite "HC Strache": Die FPÖ kündigt am 18. Oktober 2019 eine Stunde vor Mitternacht an, sie lege die Seite und andere Social-Media-Aktivitäten unter dem Namen von Exparteichef Heinz-Christian Strache still. Strache verlangte die Herausgabe der Seite unter seinem Namen mit vielen persönlichen Inhalten und drohte andernfalls mit Klage. Die Stilllegung sei die einzige Möglichkeit, Straches "Rechte zu wahren und damit zugleich die Interessen der FPÖ als Medieninhaber (Impressum) zu sichern. Die Seiten selbst sind nämlich Eigentum der FPÖ", ließ die Partei per Aussendung verlauten. Die FPÖ könne nicht, wie von Strache verlangt, dem Exparteichef die alleinigen Administratorenrechte übertragen, "denn die Seiten wurden unter Einsatz von Mitteln – sowohl finanziell als auch personell – durch die FPÖ aufgebaut und betrieben". Straches Anwalt kündigte daraufhin an, er werde die Ansprüche seines Mandanten vor Gericht durchzusetzen. Facebook hat kurz zuvor abgelehnt, "HC Strache" mit der FPÖ-Seite zusammenzulegen. Und so sieht die Seite "HC Strache" ab 19. Oktober 2019 Uhr für's Erste aus:

Ruinerwold: Vater aus dem Stockfoto-Archiv bei Oe24
Christian Nusser, selbst Chefredakteur bei Österreich, bevor er 2012 zu Heute wechselte, wundert sich auf Twitter über seine alten Kollegen (und inzwischen Hauptkonkurrenten). Zur Headline "Sekten-Josef: Das soll der Vater der Kinder sein" über die jahrelang nach ersten Erkenntnissen auf einem Bauernhof isolierte Familie zeigt Oe24 das Foto eines Mannes – das Nusser bei Anbietern von Symbolbildern entdeckt. Sein Tweet:

Krone“-Schiedsrichter zieht sich zurück
Darf die Funke-Gruppe die Krone-Rahmenvereinbarungen aus 1988 und 2003 mit den Dichands kündigen? Diese Frage sollte das jüngste Schiedsgericht nach Schweizer Recht eigentlich schon im Herbst 2019 entscheiden. Doch der von den Dichands gestellte Schiedsrichter Paul Oberhammer, seit 2014 Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultität der Uni Wien und Professor für Zivilprozessrecht hier, zieht sich Mitte Oktober aus dem Dreier-Gremium zurück. Die Funke-Gruppe wirft ihm Kontakte mit Dichand-Anwältin Huberta Gheneff während des Verfahrens vor. Gheneff bestreitet das und erklärt, Oberhammer habe sich freiwillig zurückgezogen. Ein neuer Schiedsrichter muss her, das Verfahren zieht sich nun bis ins Jahr 2020 hinein.

Aula“ kehrt als „Neue Aula“ wieder – für nur eine Ausgabe
Die alte Aula der freiheitlichen Akademikerbände wurde im Juni 2018 auf Druck der damaligen Regierungspartei FPÖ eingestellt, als das Monatsmagazin Österreichs Song-Contest-Kandidat Cesár Sampson als "Quotenmohr" bezeichnete. Die Neue Aula erscheint erstmals im Oktober 2019 wieder – aber nur für eine Ausgabe. Wenige Tage nach Erscheinen teilt der Verlag mit, dass es aus finanziellen Gründen auch schon wieder vorbei sei. Die Neue Aula erschien in einem neuen Verlag, aber mit dem alten "Schriftleiter", der nun als Herausgeber firmiert: Martin Pfeifer, bis 2019 FPÖ-Funktionär in Graz. Verleger ist Albert Engelmann, bis Oktober 2019 lokaler FPÖ-Funktionär in Oberösterreich und Herausgeber der rechtskatholischen Publikation Der 13., gegründet von seinem Vater. In der Neuen Aula mit dem Claim "Politisch unkorrekt – Monat für Monat" wird Deutschland unter Angela Merkel in seiner "Unmenschlichkeit" mit dem NS-Regime auf eine Stufe gesetzt. SOS Mitmensch verweist etwa auf die Verteidigung der Identitären im Heft, Zweifel am Überfall Deutschlands auf Polen 1939. In der Neuen Aula schreibt etwa auch Fred Duswald, der mehrfach KZ-Überlebende als "Massenmörder" und "Landplage" verunglimpft hat. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte Österreich nur wenige Tage vor der Neuauflage der Zeitschrift, weil Gerichte Klagen gegen diese Verleumdungen abwiesen (Entscheidung unter diesem Link). 2018 hat der damalige FPÖ-Vize Norbert Hofer noch erklärt, wer in der (alten) Zeitschrift Aula "publiziert, hat die Chance auf eine weitere Karriere in der FPÖ verwirkt". Coverboy und freundlich portätiert in der ersten Neuen Aula: Ex-Innenminister Herbert Kickl. Link zur Website der Neuen Aula: https://www.neueaula.com/

Media-Analyse 2018/19: Falter legt als einziger Titel bundesweit zu
Die Media-Analyse veröffentlicht die Reichweiten für Juli 2018 bis Juni 2019. Nur ein Titel kann bundesweit signifikant - also um mehr als die statistische Schwankungsbreite - zulegen: Der Falter steigert sich national von 2 auf 3,1 Prozent, in Wien von 5,3 auf 7 Prozent. Auf DIEMEDIEN.at verwende ich die jährlichen Media-Analyse-Werte (jeweils von Jänner bis Dezember). Die Daten für 2018/19 finden Sie unter diesem Link.

Gerichte können Facebook zu weltweiter Löschung von Postings verpflichten (EUGH zu Glawischnig gegen Facebok)
Der EU-Gerichtshof entscheidet am 3. Oktober, Gerichte könnten Facebook zur weltweiten Löschung etwa von beleidigenden Äußerungen verpflichtet werden. Ebenso zur Löschung wort- und sinngleicher Postings, soweit sie leicht und maschinell als solche erkennbar sind. Anlass des Verfahrens ist das Verfahren der ehemaligen Grünen-Chefin Eva Glawischnig gegen Facebook vor österreichischen Gerichten zur auch grenzüberschreitenden Löschung beleidigender Äußerungen wie etwa "miese Volksverräterin"; der Oberste Gerichtshof (OGH) ersuchte den EU-Gerichtshof um Klärung dieser Grundsatzfrage. Kritik an dem Urteil: Diktatorische Regime könnten so mit rigiden nationalen Regelungen die Meinungsfreiheit weltweit einschränken.

Wie reich sind die Funke-Haupteigentümer? 500 Millionen Euro, sagt das Manager Magazin
Das deutsche Manager Magazin schätzt und reiht alle Jahre die reichsten Deutschen – darunter eine Reihe von Medieneigenümern wie Friede Springer (4,4 Milliarden Euro), Hubert Burda (4 Milliarden), Familie Mohn (Bertelsmann, 3,8 Milliarden), Yvonne, Mirja, Saskia und Nicola Bauer (3,8) oder auch die Familie des vor Jahren ausgekauften Funke-Hälfteeigentümers Martin Brost (0,9 Milliarden wie im Vorjahr). Die Brost-Sippe stieg mit dem Verkauf ihrer Funke-Anteile jedenfalls nach dieser Schätzung besser aus als die Käufer – Familie Grotkamp, die seither die Mehrheit an dem Essener Medienkonzern hat, der sich 1987/88 an Krone und Kurier beteiligte. Die Grotkamp-Nachkommen Julia Becker, Nora Marx und Niklas Jakob Wilcke taxiert das deutsche Wirtschaftsmagazin 2019 auf 500 Millionen Euro Vermögen nach 700 Millionen vor einem Jahr – die Geschäfte liefen "matt". Der österreichische Trend bewertete Familie Dichand mit Krone-Hälfte, gewaltiger Kunstsammlung und Immobilien im Frühsommer 2019 auf 650 Millionen Euro Vermögen.

Weniger Geld für Red Bull Media House
Ende September 2019 legt das Red Bull Media House seinen Jahresabschluss für 2018 beim Firmenbuch vor: Die Umsätze sind von 482,4 auf 447,7 Millionen Euro zurückgegangen. Nach meinen Schätzungen kommen rund 60 Millionen davon aus dem Markt (Werbung, Vertrieb) und die übrigen nun 380 Millionen aus dem Mutterkonzern Red Bull. Red Bull gibt keine Auskunft über Wirtschaftsdaten seiner Mediengruppe. Ich tippe: Die Mutter hat ihre gewaltigen Beiträge weiter reduziert, der Marktumsatz dürfte grob gleichgeblieben sein. Ab Sommer 2019 vermarktet Servus TV seine Werbung eigenständig und unabhängig vom Red Bull Media House, dem die Servus Medien GmbH aber weiter zu 100 Prozent gehört.

Profil geht wieder ganz an den Kurier
Die VGN (früher: Verlagsgruppe News) verkauft das Nachrichtenmagazin Profil und seine Verlagsagenden dem Kurier zurück. Der Deal wird am 19. September 2019 intern kommuniziert, die Zustimmung des Kurier-Aufsichtsrats und der Wettbewerbsbehörde stehen da noch aus. Dem Zeitungshaus gehörte seit der "Formil-Fusion" nur noch die Redaktionsgesellschaft des Profil. Die Teilung war eine der Auflagen des skurrilen Formil-Urteil aus 2001, das dem Kurier erlaubte, seine Magazine in die damals schon marktbeherrschende Magazingruppe um News einzubringen und sich mit 25,3 Prozent an der VGN zu beteiligen. Die 25,3 Prozent verlor der Kurier unfreiwillig 2018: VGN-Neo-Mehrheitseigentümer Horst Pirker zieht zusammen mit den VGN-Gründern Familie Fellner eine Option aus 2001 und holt sich die Kurier-Anteile kostenlos zurück. Der Kaufpreis berechnete sich laut Option aus 2001 nach den Ergebnissen der VGN, und die machte in den drei relevanten Jahren Verluste. Seither gehört die VGN zu 75 Prozent Pirker und zu 25 Prozent den Fellners. Der Kurier dürfte rund 6 Millionen Euro für den Deal bezahlt haben. Mit dem Verkauf werden aber eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten zwischen aktuellen und früheren VGN-Eigentümern bereinigt und damit auch Kredite gegenüber der VGN erlassen. Der Deal dürfte damit für die VGN einen Gesamtbenefit von zwischen 13 und 15 Millionen Euro bedeuten.

Eva Dichand zu Falter-Bericht über Wahlkampf-Kalkulation der ÖVP
Heute-Herausgeberin Eva Dichand twittert über die Recherchen des Falter über kreative Verbuchung von Wahlkampfmitteln am 10. September 2019:  

Krone-Streit: Eva Dichand bestätigt Gespräche mit René Benko
Eva Dichand, Herausgeberin von der Gratiszeitung Heute und Frau von Krone-Herausgeber Christoph Dichand, bestätigt im Trend Gespräche mit René Benko. Die Dichands reagierten zunächst mehr als irritiert, als sich der Tiroler Immobilienmilliardär Ende 2018 mittelbar an Krone und Kurier beteiligte. Benko übernahm rund die Hälfte an einer Holdingfirma, in der die deutsche Funke-Mediengruppe ihre 50 Prozent an der Krone und fast 50 Prozent am Kurier gebündelt hat. Und Benko will die Funke-Anteile komplett übernehmen – wenn Vorrechte der Dichands wie ein millionenschwerer jährlich garantierter Gewinn und das Sagen bei Personal und Redaktion der Krone entweder rechtswirksam gekündigt sind (was die Dichands bei Schiedsgerichten bekämpfen) oder mit einem Verhandlungskompromiss neu gefasst werden. Eva Dichand, die an der Krone nicht beteiligt ist, am 6. September 2019 im Trend: "Wir warten auf ein Schiedsgerichtsurteil, das irgendwann zwischen September und Dezember kommen soll. Es ist auf jeden Fall Zeit, den Streit zu beenden. Die Gespräche sind, wie ich höre, weit fortgeschritten und verlaufen konstruktiv. Die Benko-Seite bemüht sich sehr."

Youtube, Netflix, Amazon bei jungem Publikum vor klassischem TV
Die Deutschen zwischen 14 und 29 Jahren nutzen Videoportale häufiger und länger als Fernsehen (einschließlich zeitversetzte Nutzung): Die ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation 2019, veröffentlicht im September 2019, deckt sich grob mit den Ergebnissen der österreichischen Bewegtbildstudie von RTR und TV-Veranstaltern vom Frühjahr 2019 mit 4000 Befragten. In Deutschland geben – bei insgesamt 2000 Befragten – 51 Prozent der unter 30jährigen an, sie haben am Vortag Filme oder Videos über das Internet gesehen, 47 Prozent nutzten TV-Angebote (auch zeitversetzt). In Österreich liegt bei Onlinevideoportalen Youtube deutlich vorne. In Deutschland haben 36 Prozent der Menschen zwischen 14 und 29 am Vortag Streamingplattformen wie Amazon Prime und Netflix genutzt und 22 Prozent Youtube und andere Videoportale. Von 151 Minuten, die junge Menschen unter 30 am Vortag für Video nutzten, gingen 68 ans klassische Fernsehen (inklusive zeitversetzte Nutzung), 81 an Film/Video online. 51 Minuten davon widmeten sie Streamingdiensten wie Netflix, 27 Videoportalen wie Youtube, 3 Prozent Newsportalen und Facebook.

Für Marcel Hirschers Rücktrittserklärung verschiebt der ORF seine Konfrontation zur Nationalratswahl
Ausnahme-Skistar Marcel Hirscher verkündet am 4. September 2019 zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr seinen Abschied vom aktiven Sportlerdasein – just an diesem Abend hat der ORF eine von drei Speed-Debating-Runden der Spitzenkandidaten zur Nationalratswahl angesetzt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk entscheidet sich nach Quote und Politik: Damit die Parteichefs nicht gegen den Mann antreten müssen, der auf Skiern schon alle hinter sich gelassen hat, verschiebt der ORF die Konfrontationen um 50 Minuten auf 21.05 Uhr. Und handelt sich damit einige Kritik ein.

ProSiebenSat1Puls4 startet News- und Eventkanal Puls 24
ProSiebenSat1Puls4 startet den News- und Eventkanal Puls 24 offiziell als (klassischer) Fernsehsender am 1. September 2019, seit Frühjahr gab es ihn schon in der ProSiebenSat1Puls4-App "Zappn". Bezahlte Event-Übertragungen sollen bei der Finanzierung des Projekts helfen. Konzernchef Markus Breitenecker spricht von maßgeblichen Millionen-Investitionen für den Sender, allein vier für die Technik. Bisher mehrere Redaktionen von Puls 4 wurden in einem Puls-24-Newsroom vereint, der als Agentur für die Konzernsender dient, kartellbehördlich ausgenommen: ATV. Zwei Newsshows täglich um 12 und 20.15, um 21.00 bis auf Samstag täglich Talk. Am Samstag eine Eventshow namens Life  is live. Das ist zugleich der Werbe-Claim des Senders.

TV-Marktanteile: Servus TV zieht im August 2019 gleich mit ATV und Puls 4
Dietrich Mateschitz' Red-Bull-Kanal Servus TV holt im August 2019 erstmals die österreischen Privatsender der ProSiebenSat1Puls4-Gruppe ein: 3,4 Prozent Marktanteil (nach 2,4 im August 2019 und 3 im Juli) schaffte der Sender vor allem dank Sport: MotoGP in Spielberg brachte den besten Sendungsmarktanteil in der Geschichte, ATP-Tennis mit Dominic Thiem aus Kitzbühel und ein Testspiel von Red Bull Salzburg gegen Real Madrid stützten die Quote ebenfalls. Das könnte Appetit auf mehr machen: Ende 2020 läuft der ORF-Vertrag mit der Formel 1 ab, in den Jahren danach die mit dem ÖSV vereinbarten Skirechte (Ende 2021 die Auslandsbewerbe, Ende 2022 die Inlandsbewerbe). In der Werbezielgruppe (12 bis 49 Jahre) steht es im Privatfunk im August 2019: 4,9 Prozent für Puls 4, 4,8 Prozent für ATV, 3 Prozent für das älter programmierte Servus TV.

Tiroler Blogger Markus Wilhelm lehnt Gatterer-Preis des ÖJC ab
Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm (dietiwag.org), kritischer Aufdecker der Verflechtungen von ÖVP-dominierter Landespolitik, Wirtschaft und Medien im Land, erklärt am 28. August 2019, dass er den – mit immerhin 10.000 Euro dotierten – Claus-Gatterer-Preis des Österreichischen Journalisten-Clubs am 5. September 2019 nicht entgegennehmen wird. "Ich hab mit dem Journalistenbetrieb nichts zu tun, noch weniger mit dem Österreichischen Journalisten Club, der den Preis vergibt, am allerwenigsten mit den Herrschaften, die ihn neuerdings finanzieren" – dem Land Burgenland und den Esterházy-Betrieben. Sein Blogeintrag dazu erklärt Markus Wilhelms Ablehnung recht deutlich. Der ÖJC verkündet tags darauf kurz vor Mitternacht, dass nun das Fußballmagazin Ballesterer den Preis bekomme.

Facebook-Seite HC Strache unter Oberhoheit der FPÖ
Parteihoheit über die Facebookseite HC Strache - und damit eine zentrale Kommunikationsplattform der FPÖ unter Heinz-Christian Strache mit rund 800.000 Fans. Immerhin hat die FPÖ über Jahre auch für die Bewerbung der nach ihrem Ex-Parteichef benannten Seite bezahlt. Am 21. August 2019 bestätigt Strache nach langem Hin und Her seit seinem Rücktritt im Mai 2019 wegen des Ibiza-Videos: Die FPÖ hat die Administratorrechte an der Seite, und jedenfalls bis zur Nationalratswahl würden alle Inhalte mit der Partei akkordiert.

Richard Schmitt verlässt die „Krone“ und geht zu „Oe24“
Richard Schmitt (*13. August 1968), der ab 2011 krone.at auch im Social-Media-Zusammenspiel mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache groß gemacht hat, verlässt die Krone mit 31. Juli 2019 und wechselt direkt zu Oe24 der Familie Fellner als Chefredakteur Online und TV. Im heimlich aufgenommenen Ibiza-Video wollte Strache 2017 einer angeblichen russischen Milliardärstochter die Übernahme der Krone näherbringen, um sie auf FPÖ-Linie zu bringen. An anderer Stelle lobt Strache Schmitt. Als Spiegel und Süddeutsche Zeitung Ausschnitte am 17. Mai 2019 veröffentlichen, entscheidet das den schon länger laufenden Machtkampf zwischen Schmitt und Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann. Herrmann führt mit Juli auch krone.at, Schmitt wird zum Projektleiter für eine Streamingplattform verräumt und geht. Schmitt war schon Chefredakteur des U-Express und von Heute (2004 bis 2011) mit Rückkehrrecht zur Krone. Für die Krone arbeitete Schmitt seit seinem 18. Lebensjahr – bei der Oberösterreich-Ausgabe, wo sein Vater Vize-Chefredakteur war.

Gerhard Weis, ORF-General von 1998 bis 2001, ist tot
Der langjährige ORF-Manager und -Taktiker Gerhard Weis (* 1. Oktober 1938) stirbt am 26. Juli 2019 nach kurzer, schwerer Krankheit, wie die Familie verlauten ließ. Der bürgerliche Zeitungsjournalis Weis kam 1967 mit Gerd Bacher in den ORF. Kommunikationschef Weis geht für den ORF in jene Reformarbeitsgruppe von Kanzler Bruno Kreisky (SPÖ) für ein neues ORF-Gesetz, mit dem Kreisky Bacher 1974 von der ORF-Spitze entfernt; Weis wird Intendant von FS1. Bacher kehrt 1978 zurück, Weis wird wieder Öffentlichkeitsarbeiter und Unternehmensplaner, dann Chefredakteur in der ORF-Generalintendanz - da entstehen 3sat und Teletext. Ab 1992 macht ihn Bacher zum Wiener Landesintendanten, wo er Radio Wien auf die Privatfunkkonkurrenz vorbereiten soll. Sozialdemokrat Gerhard Zeiler wird 1994 ORF-Chef, und Weis Radio-Intendant und ab 1997 zudem ORF-Generalsekretär, eine Schlüsselfunktion im Beziehungsleben von ORF und Politik. Als sich Zeiler 1998 an die RTL-Spitze verabschiedet, wird Weis ORF-General - als Kandidat der SPÖ gegen den ÖVP-Kandidaten und bisherigen Finanzdirektor Peter Radel. Wolfgang Schüssel wird 2000 mit der FPÖ Kanzler und serviert Weis mit dem nächsten ORF-Gesetz von 2001 ab - das wiederum Monika Lindner an die Spitze des Rundfunks bringt. Weis macht 1998 einen roten ORF-Stiftungsrat (der ihn gewählt hat) zum Finanzdirektor, der Polittaktik nicht erst von Weis lernen muss, und der den ORF die nächsten zwei Jahrzehnte prägen wird: Alexander Wrabetz, längstdienender ORF-Chef aller Zeiten - zur DIEMEDIEN.bio über Wrabetz geht es unter diesem Link.

Helmut Brandstätter gibt „Kurier“-Herausgeber auf und wird Neos-Kandidat
Helmut Brandstätter (*24. April 1955) gibt am 23. Juli 2019 grob ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages auch den Herausgeberjob beim Kurier auf und wird Kandidat auf Listenplatz 2 der Neos für die Nationalratswahl 2019. Am 20. Juli gingen erste Leseproben aus seinem Buch über Kurz & Kickl (Kremayr & Scheriau) in die Öffentlichkeit, in dem er den Umgang von ÖVP-Chef und Kanzler Sebastian Kurz und seiner Medienleute mit Medien und insbesondere Interventionen und Interventionsversuche beim Kurier und seinen Eigentümern - die Mehrheit gehört Raiffeisen - recht anschaulich schildert. Ende September 2018 musste Brandstätter die Funktion des Kurier-Chefredakteurs vorzeitig an Martina Salomon abgeben.

Schredder-Gate: „Falter“ recherchiert bei ÖVP – und die spielt die (verkürzte) Story via „Kurier“ hinaus
Falter-Chefredakteur Florian Klenk (* 23. Juni 1973) konfrontiert Sebastian Kurz' ÖVP in der vorvorletzten Juliwoche 2019 (KW 29) mit seinem Informationsstand über einen ungewöhnlichen Vorgang beim Abschied der Kurz-Mannschaft aus dem Kanzleramt am 23. Mai 2019 - eine Recherche für den am 24. Juli erscheinenden Falter: Arno M., Leiter der Social-Media-Abteilung im Bundeskanzleramt unter Sebastian Kurz, nahm fünf Festplatten aus dem Kanzleramt mit und ließ sie beim Aktenvernichtungsprofi Reisswolf vernichten - er besteht auf drei Schredder-Vorgänge in seinem Beisein, nimmt die Platten-Brösel wieder mit, und das unter falschem Namen und Adresse, aber mit richtiger Mobilnummer, und ohne die Rechnung über 76 Euro zu bezahlen. Die ÖVP spielt Klenks Infos aus seiner Anfrage (nach dessen Darstellung) teilweise und von ihr geframed schon für die Samstagausgabe des 20. Juli an den Kurier. Da ist etwa nur von einer Festplatte die Rede – die ÖVP bleibt bis zum Falter-Bericht bei dieser Version.

Die Graue Eminenz der Styria ist tot: Johann Trummer 1940 – 2019
Er war die Graue Eminenz in größten katholisch geprägten Medienkonzern des Landes: Johann Trummer (* 18. Februar 1940), Priester, Musikprofessor, Organist und langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrats und des Stiftungsvorstands der Styria Media Group und der Katholischer Medienverein Privatstiftung. Dass der Mutterkonzern von Kleine Zeitung, Presse und Willhaben.at einer Stiftung gehört, geht nicht zuletzt auf Trummer zurück - der das Medienhaus unter alleiniger Kontrolle des Press-Vereins in der Diözese Graz-Seckau nicht ausreichend vor dem Einfluss des Grazer Bischofs geschützt sah. Trummer war bis zu seinem Tod am 18. Juli 2019 Stellvertreter von Styria-Aufsichtsratschef Friedrich Santner und Vorstandsvorsitzender der Katholischer Medienverein Privatstiftung.

Delendum: „Addendum“ stellt TV-Magazin „Factum“ auf Servus TV nach vier Monaten ein
Ein Studio, eine Mannschaft - aber bei Dietrich Mateschitz geht es manchmal auch beflügelt schnell wieder dem Ende zu: Am 20. März 2019 gestartet, beendet Addendum-Chef und Präsentator Michael Fleischhacker das wöchentliche politische Magazin Factum der von ihm geführten Rechercheplattform auch schon wieder – immerhin auch im Abgang offensiv und transparent kommuniziert. Man wolle sich wieder auf die Kernaufgabe des Rechercheportals der Quo Vadis Veritas-Stiftung (Stifter: allergrößtenteils Red-Bull-Chef Mateschitz) konzentrieren - also Rechercheprojekte, und nicht TV-Magazine.

Oberlandesgericht Graz bestätigt Urteil gegen Medienmanager G.
Am 2. Juni 2017 steigen vier Freunde nach einem feucht-fröhlichen Mittagessen am Wörthersee in ein 335 PS starkes Motorboot (Malibu Response TXI), gechartert von einem Unternehmer, der dem ORF das mobile Studio für Guten Morgen Österreich vermietet. Einer der vier, ein Medienmanager, steuert das Boot. Bei einem sogenannten Power-Turn-Manöver fällt sein Freund aus dem Boot. Und der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein, um den Kumpel aus dem Wasser zu holen. Ein No-Go für Motorbootfahrer - und tatsächlich kommt der über Bord Gegangene mit Hand und Kopf in die Schraube. Zu diesem Schluss jedenfalls kommt das Landesgericht Klagenfurt und verurteilt den Fahrer zu zehn Monaten Haft wegen grob fahrlässiger Tötung - bis zu einem Jahr ist es möglich, eine Fußfessel zu beantragen. Am 16. Juli bestätigt das Oberlandesgericht Graz das Urteil und reduziert wegen langer Verfahrensdauer die Strafe um zwei Wochen. Der Medienmanager ist seit dem Vorfall sehr nachdrücklich darum bemüht, dass Medien seine Identität nicht preisgeben.

Kurier“ kauft Bauer Kleinanzeiger „Bazar“ und immmo.at ab
Der Kurier tut am 15. Juli 2019 kund: Er übernimmt vom deutschen Medienkonzern Bauer den Kleinanzeiger Bazar (Print und Online) sowie das Immobilienportal immmo.at. Magazin- und Radioriese Bauer trennt sich damit von seinen einzigen Österreich-Beteiligungen – wenn man vom Österreicher Veit Dengler (* 21. November 1968) als Chief Operating Officer (COO) absieht. Aber das muss ja nicht so bleiben mit der Zurückhaltung in Österreich...

Stefan Kaltenbrunner verlässt „Addendum“ Richtung Puls 4/Puls 24
Stefan Kaltenbrunner, erst im Sommer 2018 als Online-Chefredakteur vom Kurier zu Addendum gewechselt, verlässt Dietrich Mateschitz' Rechercheplattform auch schon wieder und wird Chefredakteur Online und bald auch des Nachrichtensenders Puls 24 bei ProSiebenSat.1Puls4.

Privatrundfunkförderung auf 20 Millionen aufgestockt: Fellner räumt ab
Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) brachte im Frühjahr 2019 recht rasch (und rechtzeitig vor dem Regierungsende) ein Viertel mehr Privatrundfunkförderung auf den Weg – schon 2019 gibt es 20 statt bisher 15 Millionen für kommerzielle TV- und Radiokanäle. Beim zweiten Vergabetermin dieses Jahres im Juli 2019 räumt vor allem ein Sender ab: Oe24.TV kann seine Förderung mehr als verdoppeln – zu 985.000 Euro beim ersten Termin im Jänner kommen nun weitere 1,095 Millionen (etwa für eine "Medien-Show" und viele Wahlformate). RTR-Geschäftsführer Oliver Stribl entschied hier nach meinen Informationen gegen die Empfehlung des Fachbeirats für mehr Förderung als empfohlen. Puls 4 kommt 2019 auf rund 2,2 Millionen Euro Förderung, Konzernschwester ATV auf 1,73 Millionen, Servus TV auf 1,7 Millionen und Krone.tv auf immerhin 1,3 Millionen. Mehr dazu demnächst unter Medienförderungen. Die etwas unübersichtlichen Daten der RTR dazu finden Sie unter diesem Link.

Wolfgang Fellner beziffert Umsatz von Mediengruppe Österreich und Oe24TV
Für mein STANDARD-Ranking von Österreichs größten Medienhäusern frage ich alljährlich nach den Umsätzen, Ergebnissen, Beschäftigtenzahlen der größeren Unternehmen der Branche. Nach einer Weile Stille antwortete mir Gründer, Herausgeber, Mastermind und Anchorman Wolfgang Fellner, als die Übersicht am 11. Juli 2019 gerade erschienen war. Er beziffert den nach seinen Angaben konsolidierten Gruppenumsatz der Mediengruppe Österreich 2018 mit 111,38 Millionen Euro, davon kämen 6,5 Millionen kämen von Oe24TV; Ergebnis 4,52 Millionen, Mitarbeiterstand 374. Konsolidierte Gruppenumsätze der zeitweise mehr als 50 Firmen umfassenden Medienaktivitäten der Familie Fellner sind nicht im Firmenbuch zu finden, die 4,5 Millionen Ergebnis decken sich in etwa mit dem (älteren) Jahresabschluss einer dieser Firmen, die Mediengruppe "Österreich" GmbH (Firmenbuchnummer 294478g) heißt.

Kritische Burschenschafter-Doku findet doch einen ORF-Programmplatz – nach Regierungsende
Geplant war die Dokumentation über Burschenschafter eigentlich für den Jänner 2019, um den rechten WKR-Ball in der Wiener Hofburg. Allein, es mochte sich für die Doku von Ex--Report-Chef Robert Wiesner und Georg Stuhlpfarrer kein Sendeplatz finden, in der es unter anderem um Heinz-Christian Straches einschlägige Aktivitäten und Beziehungen ging. Doch Strache war mit 18. Mai und Straches Ibiza-Video nicht mehr Vizekanzler und FPÖ-Chef, und die FPÖ nicht mehr Regierungspartei. Am 10. Juli 2019 findet der ORF denn doch noch einen Platz für Männer, Macht und Mensuren um 22.30 in ORF 2.

Ein Viertel weniger Newsroom-Jobs binnen zehn Jahren in den USA
Das Pew Research Center hat die Beschäftigtenzahlen in US-Reaktionen über zehn Jahre laut offiziellen Statistiken analysiert und kommt zum Schluss: Von 2008 bis 2018 sank die Zahl insgesamt um ein Viertel, in Zeitungsredaktionen gleich um 47 Prozent. Die (wie ich finde) recht eindrucksvolle Pew-Grafik:

Die 100 reichsten Österreicher 2019 – mit Medien-Playern wie Mateschitz, Benko, Dichand, Falk, Taus
Die Österreichsten 2019: Das Wirtschaftsmagazin Trend reiht und taxiert, wie alle Jahre im Sommer, die 100 reichsten Menschen und Familien des Landes. Unter ihnen finden sich auch einige Schlüsselspieler der Medienbranche. Ein Überblick aus Medien-Sicht, hoffentlich einigermaßen vollständig – Anregungen immer willkommen:
  • Platz 2 mit laut Trend 15,6 Milliarden Euro: Dietrich Mateschitz. Der Dosenmilliardär leistet sich und seinem Konzern ein Red Bull Media House mit Servus TV, Redbull.com, ein Red Bulletin, Servus in Stadt und Land, eine Produktionsfirma und ein Magazin namens Terra Mater sowie eine Rechercheplattform namens Addendum.
  • Platz 8 mit 4,1 Milliarden Euro: René Benko. Der Immobilien- und Handelstycoon ist seit Ende 2018 mittelbar an Krone und Kurier beteiligt – über eine Beteiligungsgesellschaft der deutschen Funke Mediengruppe und mit der Option, die gesamten 50 Prozent an der Krone (und wohl auch der fast 50 Prozent am Kurier) von den Deutschen zu übernehmen, wenn die Vorrechte der Miteigentümer Dichand erfolgreich gekündigt sind. Im September 2019 wird mit einer Entscheidung eines Schiedsgerichts nach Schweizer Recht darüber gerechnet.
  • Platz 59 mit 680 Millionen Euro: Familie Dichand. Den Krone-Erben Helga, Michael, Johanna und Christoph Dichand gehört neben 50 Prozent an Österreichs größter Zeitung noch eine gewaltige Kunstsammlung und die eine oder andere Immobilie. Unter den Nachkommen von Hans Dichand (+2010) und Helga Dichand hat nur Christoph Dichand hat Kinder (zwei Söhne, eine Tochter) aus seiner Ehe mit Eva Dichand (Heute).
  • Platz 61 mit 400 bis 650 Millionen Euro: Noah und Samuel Falk, die Erben von Ex-Krone-Mitbegründer und Ganze Woche-Boss Kurt Falk (+2005). Noah führt die auflagenstärkste Wochenzeitung/-illustrierte ohne seinen Bruder mit Falks ehemaliger Assistentin.
  • Platz 79, ebenfalls in der Liga 400 bis 650 Millionen: Josef Taus. Der Industrielle und ehemalige ÖVP-Chef betreibt etwa die Zeitungsdruckerei Herold. Der medieninteressierte Unternehmer verhandelte etwa auch schon einmal über eine Beteiligung an Datum.
Mediale Verbindungen oder Medien-Geschichte haben auch noch ein paar andere der Österreichsten, die mir auffielen: Aus den Weiten der Familien Porsche und Piech (Platz 1 mit 37 Milliarden) kommt auch der Anwalt Hans Michel Piech, der rund 12,5 Prozent an der ST VerlagsbeteiligungsgesmbH hinter dem Falter hält. Der Bauindustrielle Hans Peter (Platz 22 mit 1,81 Milliarden) ist nicht nur wesentlicher Financier der Neos, sondern auch ihr Stiftungsrat im ORF (ab 2014 und auch 2019 noch). Immobilien- und Bank-Multimillionär Günther Kerbler (Platz 71 mit 400 bis 650 Millionen) versuchte in den 1990ern schon einmal, ein Wirtschaftsmagazin zu betreiben (New Business), er versuchte, die AZ zu retten, er half, den Falter durch gröbere Schwierigkeiten zu bringen und unterstützte ein alternatives Wiener Fernsehprojekt namens TIV.

Mateschitz nimmt Servus TV zur Brust – und löst den Sender aus dem Red Bull Media House
Die Mitarbeiter von Servus TV werden, durchaus überrascht, davon informiert, dass der Sender künftig nicht mehr Teil der Medienholding Red Bull Media House ist und nun auch formal direkt an Konzernboss Dietrich Mateschitz berichtet. Das bedeutet auch: Das Red Bull Media House vermarktet den Sender nicht mehr. Und damit ist auch klar, dass der erst im Mai 2018 angeheuerte Vermarktungschef Gerhard Riedler, davor Mediaprint-Geschäftsführer, die Gruppe spätestens mit Ende 2019 verlässt, eher rascher.

Andreas Vretscha führt Österreichs mächtigsten Mediaagentur-Verbund Group M
Die größte Mediaagentur des Landes, die Mediacom, hat er seit 2016 geführt, mit Juli 2019 rückt Andreas Vretscha (*24. Mai 1970) auf CEO der Group M mit Agenturmarken wie Mediacom, Mindshare, Wavemaker aus dem weltgrößten Werbekonzern WPP. Der langjährige Group-M-Boss Peter Lammerhuber (*29. Dezember 1957), zugleich Minderheitsgesellschafter der Mediacom, wird Chairman des Group-M-Boards.

Funke vs. Dichand: „Krone“-Streit vor dem Handelsgericht über Dichands Entlassung als Chefredakteur
Die Funke-Gruppe klagte beim Handelsgericht Wien gegen das Patt der Krone-Gesellschafter am 23. März 2019 zu ihrem Antrag, Christoph Dichand wegen Spesenvorwürfen (die er entschieden bestreitet) als Chefredakteur mit sofortiger Wirkung zu entlassen und ihn als Herausgeber der Krone abzuberufen. Bis das laufende Schiedsgericht (erwartet: im September 2019) entschieden hat, ob Funke-Gruppe die Rahmenvereinbarungen mit den Dichands über Vorrechte rechtswirksam kündigen konnte, wird das Verfahren unterbrochen. Denn die Vereinbarungen aus 1987 und 2003 sagen sehr global, dass ein Schiedsgericht Rechtsstreit der Krone-Gesellschafter klären muss. Erkenntnisse aus der Verhandlung mit Christoph Dichand und Andreas Urban von der Funke-Gruppe: Die Vereinbarung aus 1987 sah 60 Millionen Schilling jährlichen Vorabgewinn für die Dichands vor, später wurden daraus 100 Millionen (7,3 Millionen Euro), für die nötigenfalls die Mitgesellschafter der Dichands geradestehen müssen. Unterschrieben wurde erst die Rahmenvereinbarung vom 24. Jänner 2003 (mit Verweis auf die erste), darüber soll es laut Dichands auch einen Gesellschafterbeschluss geben.

Clivia Treidl wechselt von Oe24 zu Puls 4
Moderatorin und Societyreporterin Clivia Treidl wechselt von Oe24 zu Puls 4, also von Fellner zu Breitenecker, berichtet TV-Media; Treidl ist die Lebensgefährtin von Gernot Blümel, Kanzleramts- und Medienminister in der ersten türkisblauen Koalition von ÖVP und FPÖ und einer der wichtigsten Wegbegleiter von Sebastian Kurz.

Russmedia startet offiziell vol.at TV
Online-Videoformate und Liveübertragungen gibt es schon länger auf vol.at. Mit 29. Juni 2019 startet Russmedia mit eigener Lizenz ein Programmfenster von 30 Minuten pro Woche auf Ländle TV (terrestrisch auf Multiplex C, über Kabel (Magenta) und Satellit). Ein Wochenrückblick mit lokalen und regionalen Berichten, Talk; Chefredakteur: Marc Springer. Ländle-TV gehört zu 50,1 Prozent - erraten - Russmedia, der Kanal ist auch auf vol.at der Russmedia eingebunden.

Blauer Schraubendreher: Offene Worte, wie die FPÖ ORF-Manager sieht
FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein offenbart am 12. Juni 2019 in den Salzburger Nachrichten recht unbeschwert, wie er und wohl auch seine Partei den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF sehen. Der Redakteur fragt nach Umfärbungen von rot auf blau im ORF, er verweist auf den von ÖVP und FPÖ geplanten ORF-Vorstand, in dem die FPÖ zwei von voraussichtlich vier Mandaten besetzen sollte. Jenewein: "Das wären dann zwei von 2500. Wenn die ÖVP an einer Schraube dreht, drehen sich 250 andere mit. Bei mir gäbe es dann zwei Schrauben, die ich unter Kontrolle habe." Der FPÖ-Manager äußert auch praktische Gründe, warum das Umfärben auf den unteren Ebenen auf Blau gar nicht so einfach ist. Einerseits stehe "das Redaktionsstatut über allem. Zum anderen, weil es in den Redaktionen keine freiheitlichen Journalisten gibt. Das ist ein Nachteil für die FPÖ, aber ein Vorteil, weil wir unbefangen reingehen können." Die ÖVP/FPÖ-Koalition endete knapp ein Monat davor, als bekannt wurde, wie Heinz-Christian Strache gegen Staatsaufträge mit einer vermeintlichen russischen Oligarchin die Kronen Zeitung und womöglich auch einen ORF-Sender kapern wollte.

ProSiebenSat1Puls4 startet Nachrichtenkanal Puls 24 – vorerst in der Zappn-App
2019 startet ProSiebenSat1Puls4 einen Nachrichtenkanal für Österreich – man kann nur nicht sagen, wann genau. Am 28. Mai 2019 – zehn Tage nach dem Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition – präsentiert Markus Breitenecker den Nachrichtenkanal einerseits als "Pop-Up"-Sender, den Breitenecker aber andererseits "nicht so bald wieder stoppen" will, und überhaupt mit Blick auf die Nationalratswahl "eher ausbauen" möchte. Fürs erste läuft dieses "Puls 24" in der P7S1P4-App "Zappn". Es lässt sich aber recht einfach absehen, dass es nicht bei der App-Wesenheit bleiben soll und der Kanal ins "richtige" Fernsehen kommt (wenn sich absehen lässt, dass man nicht gegen Fellners Oe24.TV quotentechnisch abstinkt – der Sender hat immerhin 0,4 Prozent Marktanteil im Juli 2019). Absehen lässt sich das schon wegen der Privatsenderförderung (für klassisches TV): Da bekommt ein Sender namens "Puls 24" beim zweiten Vergabetermin 2019  290.000 Euro Subvention – übrigens als einziger Antrag von Puls 4.

Ibizagate: Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition, Neuwahlen – und ein aufatmender ORF-General
Heinz-Christian Strache tritt am 18. Mai 2019 als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurück und Kanzler Sebastian Kurz beendet die Koalition einen Tag nach Bekanntwerden des 2017 heimlich aufgenommenen Videos, in dem die FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte Staatsaufträge für die Übernahme und FP-freundliche Ausrichtung der Krone in Aussicht stellen, und am besten dazu einen ORF-Sender. Die türkis-blaue Regierung zerbröselt. – Alexander Wrabetz bleibt also noch länger ORF-Generaldirektor. Mit der ÖVP-FPÖ-Regierung fällt auch der Plan für ein neues ORF-Gesetz noch 2019.

Ibiza-Video: Strache, Gudenus wollten Russin zur Übernahme der Krone bewegen
Spiegel und Süddeutsche Zeitung veröffentlichen ein Video von FP-Chef Strache und Klubchef Johann Gudenus, in dem sie 2017 auf Ibiza einer angeblichen russischen Oligarchennichte Staatsaufträge versprechen, wenn sie die Krone übernimmt und vor der Wahl 2017 auf FPÖ-Kurs bringt. Die FPÖ-Politiker tappten da in eine heimlich gefilmte Falle. Am 18. Mai 2019 treten Strache und Gudenus zurück. Kanzler Sebastian Kurz verkündet das Ende von Türkis-Blau 1 und Neuwahlen.

FPÖ-Manager Vilimsky droht Armin Wolf bei Liveinterview mit „Konsequenzen“
Armin Wolfs Interview mit FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky geht in die Geschichte blauer Attacken auf den ORF und seine Journalisten während der ersten türkisblauen ÖVP-FPÖ-Koalition 2017 bis 2019 ein. Wolf stellt im Gespräch eine Karikatur der steirischen Parteijugend einer antisemitischen Karikatur des NS-Organs Stürmer gegenüber, um stilistische Parallelen in der Darstellung von einerseits Muslimen, anderseits Juden aufzuzeigen. "Das ist etwas, das nicht ohne Folgen bleiben kann", erklärt Vilimsky am 23. April 2019 in der ZiB 2. Und löst damit wieder eine jener Debatten über die Regierung und den ORF aus, in denen die ÖVP ihren weit gediehenen Entwurf für ein neues ORF-Gesetz lieber noch ein bisschen in der Schublade lässt. Knapp ein Monat später veröffentlichen Spiegel und Süddeutsche Zeitung das Ibiza-Video  und Sebastian Kurz (ÖVP) kündigt die Koalition auf. ORF-General Alexander Wrabetz rechnete mit dem Entwurf zum ORF-Gesetz in der darauffolgenden Woche, wird er später erzählen. Am 11. Oktober wird sich Armin Wolf bei Harald Vilimsky bedanken, das Interview habe Konseqenzen gehabt: Den "Prix Europa" als "Europäischer Journalist des Jahres", den Wolf an diesem Abend in Potsdam entgegennimmt, eine Auszeichnung des Europäischen Kulturinstituts, der EU-Kommission und von 25 Rundfunkanstalten.

FPÖ-Vertraute wird Administrations- und Personalchefin im ORF
Kathrin Zierhut (*1. Februar 1969), in den 1990ern Bezirksrätin der FPÖ und eine der wenigen Vertrauenspersonen der Freiheitlichen im ORF, leitet ab 2. Mai 2019 die Stabsstelle Organisation und Administration in der ORF-Generaldirektion. Eine Schlüsselposition für das Milliardenunternehmen und vor allem sein Personal mit Einblick in alle Verträge. ORF-Chef Alexander Wrabetz betraut sie hier mit Aufgaben wie Unternehmensplanung, insbesondere Personalentwicklung, Personaladministration, Organisationsentwicklung und Revision. Mit der Organisationsanweisung für diese Bereich lässt sich Wrabetz allerdings dann wieder eine Weile Zeit. Handelswissenchafterin Zierhut, über Jahre Managerin in ORF-Tochterunternehmen, kam 2018 als Leiterin der neu (wieder-)eingeführten Funktion einer Human-Resources-Chefin in die Mutterfirma ORF. Zierhut war für die Freiheitlichen eine Fixstarterin für den ORF-Vorstand, den sie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zusammen mit der ÖVP statt des Alleingeschäftsführers verpassen wollten.

Böhmermann deutet bei Romy-Verleihung Straches Ibiza-Video an
Jan Böhmermann (ZDF-Neo Magazin Royale) spricht in einer Videobotschaft zur Verleihung der "Romy"-Akademiepreise, veranstaltet vom Kurier, am 11. April 2019 von etwas, das fünf Wochen später Österreichs Regierung sprengen wird. Nur weiß das da noch keiner, abgesehen von den Urhebern und Eingeweihten des Ibiza-Videos aus 2017, in dem die sichtlich beschickert-euphorisierten damaligen FPÖ-Politikern Heinz-Christian Strache (Vizekanzler ab 2017 und bis 2019) und Johann Gudenus (2019 Klubobmann) eine vermeintliche russische Oligarchentochter mit Staatsaufträgen dafür gewinnen wollen, bei der Kronen Zeitung einzusteigen und Österreichs größte Zeitung gänzlich auf FPÖ-Linie zu bringen. Böhmermann in seiner Videobotschaft: ""Während Sie jetzt gerade die Gala genießen, Sekt trinken, feine Schnittchen essen, und charmant versuchen, Gernot Blümel nicht spüren zu lassen, wie sehr Sie ihn verachten (...) hänge ich gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza herum _ und verhandle darüber, ob und wie ich die Kronen Zeitung übernehmen kann und die Meinungsmache in Österreich an mich reißen kann." Darüber dürfe er aber "noch nicht sprechen", sagt er damals noch. Die Akademiepreise werden im Gegensatz zu den Samstag verliehenen eigentlichen Romys nicht im ORF übertragen. Video-Ausschnitt dazu aus einer Ibiza-Doku des ORF auf Youtube unter diesem Link.

ÖVP-Gesetzesentwurf für Identifizierungspflicht in Foren geht ans Parlament
Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) übermittelt dem Parlament am 10. April 2019 seinen Gesetzesentwurf über Registrierungs- und Identifzierungspflicht für Foren. Nicht allein im Standard wird das "Gesetz für Sorgfalt und Verantwortung im Netz" als Angriff auf die größte Medien-Community im deutschsprachigen Raum gesehen - auch wenn sich der ÖVP-Medienminister andererseits europäische und österreichische Social-Media-Plattformen wünscht, die den US-Giganten wie Facebook gegenübertreten. Die Begutachtungsfrist endet am 23. Mai 2019 – wenige Tage nach Ibiza-Gate wird die ÖVP-FPÖ-Regierung da gerade durch ein Beamtenkabinett abgelöst. Den Entwurf finden Sie hier auf der Seite des österreichischen Parlaments (Link).

Lisa Totzauers Reform von ORF 1 beginnt im Vorabend – bestenfalls zäh
Lisa Totzauer ist im Mai 2018 als Channel Managerin von ORF 1 mit dem durchaus fordernden Ziel angetreten, dem jüngeren Serien-, Film- und Sportsender ORF 1 österreichische, möglichst eigenproduzierte Inhalte zu verpassen. Am 8. April 2019 beginnt sie die Reform im Vorabend - mit Nachrichten und Magzin 1 um 18.10 Uhr statt Simpsons. ORF 1 verliert nun schneller Marktanteile und kann beim jüngeren Publikum die ohnehin auch schon matten Werte der gelben Familie einigermaßen halten. Ab 12. September 2019 talkt Lisa Gadenstätter jeden Donnerstag. um 21 Uhr passend zur Doku davor. Im Spätherbst soll ein von Mischa Zickler entwickeltes Quiz (unter jeweils vier Aussagen ist eine falsche, die die Kandidaten herausfinden müssen) gleich nach Magzin 1 die Quote retten. Servus TV spielt mit einigem Erfolg im Vorabend (um 19.35 gegen die Zeit im Bild Quizmaster. Der Mateschitz-Sender überlegt offenbar, auf das ORF-Quiz mit weiteren Rateformaten reagieren.

Red Bull verkündet Aus für Red Bull Music Academy und Red Bull Radio
Ende März informiert Red Bull die Mitarbeiter seiner Red Bull Music Academy und des Red Bull Radio mit 31. Oktober 2019, am 4. April wird das vom Konzern nicht begründete Ende der 1988 gegründeten globalen Veranstaltungsreihe publik. Künstler protestierten und boykottierten die Academy und vor allem die 20-Jahr-Ausgabe in Berlin nach Dietrich Mateschitz' Wutbürger-Interview in der Kleinen Zeitung am 8. April 2017. Mehr zu Mateschitz' Aufsehen erregenden Positionen etwa zur Migrationspolitik etwa unter Addendum.

Krone-Schiedsgericht tagt über Funke-Kündigung
Ab 25. März tagt das Schiedsgericht in Wien über Funkes Kündigung der Vorrechte für die Dichands. Fallen sie, ist der Weg frei für Immo-Milliardär René Benko, die 50 Prozent der Funke-Gruppe an der Krone komplett zu übernehmen (plus fast 50 Prozent am Kurier. Solche Entscheidungen allerdings dauern üblicherweise Jahre.

Russmedia startet Bezahlportal “vn.at”
Die Redaktion der Vorarlberger Nachrichten bespielt das im März 2019 gestartete Bezahlportal vn.at. Zugang gibt’s für 9,99 Euro beziehungsweise für VN-Abonnenten um 2,30 und nach dem ersten Jahr um 3,99 Euro. Bisher setzte Russmedia auf das in Vorarlberg marktführende, kostenlose Portal vol.at, gegründet 1995 - es besteht weiter.

FPÖ-Wunsch, ORF-Gebühr abzuschaffen, wird mit Budget verhandelt
Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) bestätigt sehr offen in der ORF-Pressestunde, dass es bei den Budgetverhandungen konkret um den "starken Wunsch" von FPÖ und ihrem Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache geht, die GIS abzuschaffen und den ORF - mit Kürzungen - aus dem Staatsbudget zu finanzieren. Die Landeshauptleute - vor allem auch der ÖVP - legen sich tags darauf dagegen entschieden quer - für sie geht es auch um Millionen-Einnahmen aus Abgaben auf die GIS.

ZiB: Neuer zentraler Sendungschef für die ORF-Fernsehnachrichten
ORF-Chef Alexander Wrabetz installiert einen gemeinsamen Sendungsverantwortlichen für alle ZiBs in ORF 2 mit Ausnahme der ZiB 2. Die bisher 2 Sendungschefs (Tag und Zeit im Bild) wurden 2018 ins Channel Management von ORF 1 beziehungsweise ORF 2 versetzt. Der neue Chef der ORF-Nachrichten unter dem neuen Chefredakteur Matthias Schrom: Christian Braun-Staudinger, bisher einer der Chefs vom Dienst und Außenpolitikredakteur.

Bundesweite Radiolizenz für Fellner-Gruppe
Familie Fellner (Mediengruppe Österreich) bekommt von der Medienbehörde KommAustria im Tausch für ihre Radiolizenzen (und einige zugekaufte von Lounge FM) eine bundesweite Radiolizenz, die zweite Kronehit (2004). Die Fellners wollen den Sender noch vor dem Sommer 2019 samt einer Reihe von Streaming-Spartenkanälen starten. Es wird – auch wegen Verkaufsverhandlungen schon vor dem Start mit der deutschen Bauer-Gruppe – dann doch 26. Oktober 2019.

ZiB 2 am Sonntag, Martin Thür moderiert
Am 13. Jänner 2019 moderiert Marthin Thür (zuletzt Addendum, davor ATV) die erste ZiB 2 am Sonntag, unmittelbar vor Im Zentrum. Erster Studiogast: Infrastrukturminister und Regierungskoordinator Norbert Hofer (FPÖ). Thür könnte auf Sicht in der bisher von Armin Wolf geprägten ZiB 2 mehr Gewicht bekommen.

Neuer Moderator für die „ZiB“
Am 12. Jänner 2019 präsentiert erstmals Johannes Marlovits zusammen mit Susanne Höggerl die Zeit im Bild um 19.30. Marlovits begann 1996 im Landesstudio Niederösterreich, er war schon Korrespondent in Washington und Berlin, Vize-Ressortleiter Chronik und Vize-Sendungschef der ZiB 2. Rainer Hazivar, seit 2014 Anchor in den ORF-Hauptnachrichten, ging zurück zum ORF-Radio.31. Dezember 2018

Morawa stellt Zeitungsvertrieb ein
Am 11. Juni 2018 informiert der große Buch- und Zeitungsvertrieb Morawa die Belieferung von Trafiken und anderen Einzelverkaufsstellen mit Zeitungen und Magazinen mangels Aussicht auf wirtschaftliche Führung mit Jahresende 2018 einstellt. Eine Fusion mit der Zustellung des Salzburger Pressegroßvertriebs PGV ging wettbewerbsrechtlich nicht durch. Nun ist der PGV vorerst allein im (schwierigen) Markt. Laut Zeitungsverband werden weniger als 7 Prozent der Auflagen über den Einzelhandel abgesetzt, der allergrößte Teil über Abonnements.

DIEMEDIEN.bio 2018 über ORF-General Alexander Wrabetz
Die nächste Medienbiografie auf DIEMEDIEN.at widmet sich ORF-Langzeitgeneraldirektor Alexander Wrabetz – mit einem eigenen Lexikon und einem Überblick auch der aktuellen ORF-Entwicklungen. Zur DIEMEDIEN.bio über Alexander Wrabetz geht es hier.

Eine ORF-Hauptabendshow für Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Alexander Wrabetz organisiert für "Initiator" und Bundeskanzler Sebastian Kurz noch rasch eine Hauptabendshow über Lebensretter – Österreichs Heldinnen und Helden. Die Einsatzkräfte zeichnet der Kanzler aus, die Jury: Regierungssprecher, ORF-General, Krone-Chefredakteur. Mehr in der DIEMEDIEN.bio über Alexander Wrabetz.

Styria stellt Sportmagazin mit Ende 2018 ein
Die Styria Media Group stellt mit Jahresende 2018 das Sportmagazin mangels wirtschaftlicher Perspektive als selbstständigen Titel ein, es geht im kostenlosen Schwestermagazin Sport aktiv auf.

Richard Grasl in der Kurier-Chefredaktion
Richard Grasl, 2016 an Alexander Wrabetz gescheiterter, von ÖVP und FPÖ unterstützter Bewerber für den Job des ORF-Generals, wird, umständehalber doch etwas überraschend, im November als neues Mitglied der Kurier-Chefredaktion, Digital- und Onlinechef kommuniziert.

ORF-Redakteure warnen vor „absichtlicher Zerstörung“ des Rundfunks
Der ORF-Redakteursausschuss veröffentlicht eine seiner bisher dramatischsten Resolutionen – sie warnt, ÖVP und FPÖ wollten den ORF "absichtlich zerstören". Resolution im Wortlaut unter diesem Link.

Benkos Signa-Gruppe steigt (mittelbar) bei Krone und Kurier ein
Am 12. November gibt die Funke-Gruppe bekannt, dass Immobilien- und Handelsmilliardär René Benko Funke knapp die Hälfte ihrer Beteiligungen an Krone und Kurier abnimmt. Benkos Signa-Gruppe kauft 49 Prozent der Funke-Holding WAZ Ausland Holding GmbH, die 50 Prozent an der Krone und fast 50 Prozent am Kurier hält. Durchgerechnet gehören der Signa damit 24,5 Prozent an der Krone und 24,22 Prozent am Kurier. Die Funke-Gruppe plant schon länger den Rückzug aus Österreich. [fid_faktum include_post="8200" include_mode="foldout" include_clue="Benko, Kurz, Schiedsgericht: Der Stand der Ermittlungen im März 2019" /] Einen Überblick über den ewigen Krieg der Gesellschafter des Kampfblatts Krone, über Motive und Tücken finden Sie unter diesem Link. Wer erwartet was von Benkos mittelbarem Einstieg bei Krone und Kurier? – Meine (sehr spekulative) Analyse der Möglichkeiten aus dem November 2018 finden Sie unter diesem Link.  

Krone-Innenpolitikchef Claus Pándi wird nach Salzburg versetzt
Claus Páandi, langjähriger Innenpolitikchef der Krone und Intimus von Exkanzler Werner Faymann und Exkanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) wird, kundgetan am 5. September 2018, mit November 2018 als Chefredakteur der Salzburg-Krone nach Westen geschickt. Pándi teilte die Begeisterung des Kleinformats für die Regierung Sebastian Kurz in seinen Texten nicht durchgängig. Und: Ein Regional-Chefredakteur bedeutet einen finanziellen Bonus gegenüber den bisherigen Einkommensverhältnissen, höre ich aus der Krone.

Österreich gegen Wiener Linien: Jahrzehnt-Kartellverfahren über Gratiszeitungsboxen endet mit Vergleich
Fast ein Jahrzehnt prozessierte die Mediengruppe Österreich gegen die Wiener Verkehrsbetriebe und ihren Vertrag mit Konkurrent Heute über Stellplätze für Entnahmeboxen in den U-Bahnen. Anfang September einigte man sich auf einen Vergleich, im Oktober macht ihn die Wettbewerbsbehörde offiziell. Heute in den Stationen, Österreich davor mit zusammen gut 500 Boxen ist okay, künftige Diskriminierung wird ausgeschlossen. Krone und Heute spekulieren über millionenschwere Entschädigungs- oder Kompensationszahlungen an die Fellner-Gruppe, die dementiert die kolportierte Höhe von 5 Millionen Euro. Fellners und Dichands klagen nun einander wegen der Artikel und Konter darüber wieder einmal, Eva Dichand verlangt die komplete Offenlegung des Vergleichs. Die BWB-Zusammenfassung gibt's hier.

320.239 unterstützen Volksbegehren gegen GIS-Gebühr
Für die Abschaffung der GIS und ein Ende des Politeinflusses im ORF stimmen insgesamt 320.239. Das Volksbegehren betrieb die Christliche Partei Österreichs (CPÖ); das Ergebnis könnte – jedenfalls bei den Gebühren – ÖVP-FPÖ-Plänen für den ORF in die Hände spielen. Die Krone unterstützte das Anti-GIS-Volksbegehren massiv. Parallel erhielt das Anti-Rauch-Volksbegehren 881.569 Unterschriften und jenes für weitere Gleichstellung von Frauen 481.906. Das GIS-Begehren liegt damit (Stand Oktober 2018) auf Platz 21 der stimmenstärksten Volksbegehren in Österreich. Mehr unter Rundfunk-Volksbegehren.

Vorzeitig neue Chefredakteurin für den Kurier
Helmut Brandstätter muss die Chefredaktion des Kurier, mehrheitlich im Besitz von Raiffeisen, vorzeitig an Stellvertreterin Martina Salomon abgeben. Brandstätter war eng mit Ex-SPÖ-Chef und -Kanzler Werner Faymann. Salomon positioniert sich in Kommentaren und Kolumnen recht rechtskonservativ. Brandstätter bleibt vorerst Herausgeber. Bis Ende Juli 2019, da bekommt "Brandy" den zweiten Listenplatz der Neos für die Nationalratswahl.

Russmedia International: Russ jr. übernimmt Führung
In der Liechtensteiner Russmedia International AG hat die Vorarlberger Medienfamilie ihre Digitalbeteiligungen wie Erento, Alpinresorts und Speedinvest gebündelt. Am 1. Oktober gibt Russmedia-Mastermind Eugen A. Russ (*6. Jänner 1961) an seinen Sohn Eugen B. Russ (*19. Dezember 1985), der einige dieser Digitalaktivitäten schon eine Weile gemanagt hat. Als Co-Geschäftsführer wird Michael Tillian (*25. November 1973) installiert, zuvor etwa Restrukturierer bei Styria-Magazinen und der Presse. Schon im Jänner 2019 tut Russmedia kund, dass Tillian ausscheidet und Eugen Benedikt Russ vorerst Alleingeschäftsführer wird. Tillian geht zur CVD Mediengruppe, eine Tochter der Medien Union-Gruppe Ludwigshafen ist. Der Medien-Union gehören in Österreich die 88.6-Privatradios; sie ist einer der Hauptgesellschafter der Südwest-Medienholding SWMH, zu der etwa die Süddeutsche Zeitung gehört.

Krone-Erbe 8 Jahre nach Dichands Tod geregelt
Gut 8 Jahre nach dem Tod von Gründer Hans Dichand hat sich seine Familie über das Erbe geeinigt. Am 27. September 2018 werden die neuen Anteile an der Kronen Zeitung ins Firmenbuch eingetragen: Witwe Helga und die Kinder Michael, Johanna und Christoph halten nun je 12,5 Prozent an Österreichs größter Tageszeitung, die deutsche Funke-Gruppe vorerst weiter die übrigen 50 Prozent. Die Aufteilung liefert der Funke-Gruppe bald interessante neue Angriffspunkte, die etwa bei Klagen über Dichands Entlassung als Chefredakteur und Herausgeber vor dem Handelsgericht Wien eine Rolle spielen werden: Die Krone-Verträge sehen eine Stimme pro 1000 Schilling Einlage vor. Dichands und Funke haben jeweils 250.000 Schilling Einlage. Durch die Teilung haben Helga, Michael, Johanna und Christoph Dichand aber jeweils 12,5 Prozent und damit 62.500 Schilling Einlage. 500 sind keine vollen 1000, argumentiert die Funke-Gruppe nun in Klagen, die Dichands hätten durch die Teilung nur noch 248 Stimmen, die Funkes 250.

Kickls Innenministerium will Infos an kritische Medien einschränken
24. September wird ein Mail des Ressortsprechers von Innenminister Herbert Kickls (FPÖ), Christoph Pölzl bekannt. Pölzl weist Landespolizeipressestellen darin an, "kritischen Medien" (er nennt Standard, Falter, Kurier) nur das gesetzliche Mindestmaß an Infos zu geben, "Zuckerl" aber den anderen (freundlicheren); eine ATV-Polizeiserie werde das Ministerium "abnehmen", heißt es zudem im Mail. Und: Nationalität/Herkunft von Straftätern seien zu nennen, Sexualdelikte in der Öffentlichkeit "proaktiv" zu kommunizieren.

US-Medienriese Comcast übernimmt Sky
Am 22. September 2018 wird die Übernahme des Pay-TV-Konzerns Sky durch den US-Konzern Comcast, dem unter anderem NBC Universal gehört, offiziell. Mit 39 Milliarden Dollar überbietet Brian L. Roberts, der den Konzern mit 33 Prozent der Stimmrechte (bei 1 Prozent Anteil) kontrolliert, den bisherigen Sky-Marshal Rupert Murdoch. Murdochs Entertainmentkonzern 21st Century Fox kontrollierte 39 Prozent seiner Erfindung Sky, die Murdochs versuchten seit Jahren, Sky komplett zu übernehmen. Roberts kam ihnen dazwischen. Bald darauf verkaufen die Murdochs große Teile von 21st an Disney.

Neuer Geschäftsführer für die Wiener Zeitung
Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) verlängert den bis Ende Juni 2019 laufenden Vertrag des von Faymann/Ostermayer (SPÖ) eingesetzten Sozialdemokraten Wolfgang Riedler als Chefredakteur der republikseigenen Wiener Zeitung nicht. Martin Fleischhacker (* 21. November 1975)), Chef von IT und Rechnungswesen des Republiksorgans, rückt per 1. September nach.

Österreichs Vice-Redaktion geht geschlossen
Aus Protest gegen eine gemeinsame Redaktionsleitung für Deutschland, Österreich und Schweiz (zunächst: Laura Himmelreich) verlässt die ohnehin im vergangenen Jahr stark reduzierte Vice-Redaktion samt den zwei "Noisey"-Macherinnen Anfang August geschlossen die internationale Jugendmediengruppe. Unter den 8 Abgängern: der bisherige Chefredakteur Markus Lust, seine bisherige Stellvertreterin Hanna Herbst, Managing Editor Verena Bogner.

T‑Mobile übernimmt Österreichs größtes TV-Kabelnetz von UPC
Mit Ende Juli 2018 schließt der deutsche Telekomriese T-Mobile die Übernahme von Österreichs größtem TV-Kabelnetz (und Breitbandnetz) UPC ab. Kaufpreis: flotte 1,9 Milliarden Euro.

Saisonauftakt Bundesliga und Champions League bei Sky (und Dazn)
Der ORF wird 2018 unfreiwillig ein gutes Stück unsportlicher: Die Livespiele der österreichischen Fußballbundesliga gehen ab 2018/19 – bis auf vier pro Saison sowie Highlightshows – komplett und exklusiv für zumindest vier Jahre an Sky. Der ORF bekommt Highlightshows, auf Sky (3) und A1.TV (1) laufen die letzten 4 Livespiele im Free-TV. Und die Rechte an der Champions League holten sich Sky und Dazn.

Medienminister Blümel holt Autor für das ORF-Gesetz
Ab Anfang Juli 2018 hat der damalige Medienminster Gernot Blümel (ÖVP) einen kundigen Rundfunkjuristen in seinem Kabinett, um das neue ORF-Gesetz zu konzipieren: Philipp König, davor seit 2012 im ORF als Rechtsexperte tätig - beim Chefproducer (Roland Weissmann) etwa und ab 2015 beim Finanzdirektor, zunächst Richard Grasl, ab Herbst 2016 dann bei Andreas Nadler.

Die Gratisausgabe von Österreich heißt nun Oe24
Die Fellers beklagten, dass die Media-Analyse Zeitungen benachteilige, die in Print und Online unterschiedlich heißen. Ab Mitte 2018 nennen sie die Gratisausgabe nun nicht mehr Österreich, sondern Oe24 wie das Onlineportal, Radios und TV-Kanal. Damit steigen die Chancen der Kaufvariante Österreich deutlich, Presseförderung zu bekommen. 2019 lehnt die Medienbehörde der Antrag auf allgemeine und Vielfaltsförderung nur ab, weil Österreich noch kein Jahr überwiegend Kaufzeitung ist. 2020 könnte es dann soweit sein.

Kurier nicht mehr Gesellschafter der VGN (Verlagsgruppe News)
Im Firmenbuch wird festgeschrieben: Die VGN/Verlagsgruppe News gehört nun zu 75 Prozent der Familie Pirker und zu 75 Prozent der Gründerfamilie Fellner. Sie haben gegen den Willen des Kurier eine Option auf die Anteile aus 2001 gezogen.

Niki Fellner wird Co-Chefredakteur der Österreich/Oe24-Medien
Herausgeber, Gründer und Macher Wolfgang Fellner erklärt seinen älteren Sohn Niki Fellner (* 21. März 1985) in der Branchenzeitung Horizont zum Gesamt-Chefredakteur über die Medien der Mediengruppe Österreich (Österreich, Oe24).

Blauer Landesrat will ORF „neutralisieren“
Der Falter berichtet von Aussagen des oberösterreichischen Landesrats Elmar Podgorschek bei einer AfD-Veranstaltung in Thüringen. Er nennt den ORF "Oppositionsrotfunk" und vergleicht die ZiB mit der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens. Er empfiehlt die "Neutralisierung" des ORF.

Mediaprint-Manager Bogocz abgelöst, Niemöller übernimmt Funke-Funktion
Die Funke-Gruppe wechselt nach dreieinhalb Jahren ihren Geschäftsführer in der Mediaprint ab: Axel Bogocz, Anfang 2014 als Geschäftsführer der News-Gruppe abgelöst, muss auch beim größten Zeitungskonzern gehen. Christoph Niemöller (49), 2007 bis 2016 Geschäftsführer von NOZ-Medien, einem der größeren regionalen Medienhäuser Deutschlands mit 25 Tageszeitungen, übernimmt Bogocz Job in der Mediaprint und auch gleich jene des Co-Geschäftsführers bei der Krone (als Nachfolger von Bernhard Schneider).

Rechtsextremes Magazin Aula eingestellt
Das rechtsextreme Magazin Aula wird nach der Juni-Ausgabe nicht fortgeführt, lassen die Freiheitlichen Akademikerverbände verlauten, denen die Publikation gehört. Sie kündigen für Herbst 2018 ein neues Medium unter anderem Namen an. Die FPÖ distanzierte sich als Neo-Regierungspartei distanzierte sich auch wirtschaftlich von der Aula, Inserate der Bundespartei etwa blieben aus. Im Frühjahr 2018 bezeichnete die Aula Song-Contest-Kandidat Cesár Sampson als "Quotenmohr".

Medienenquete der Regierung: Inszenierung, Finanzierung
Zwei Tage große, perfekt organisierte Medienenquete mit internationaler Besetzung (Zeiler, Doepfner, Jourova, Pörksen) am 7. und 8. Juni 2018. Keine relevanten Stimmen für Budgetfinanzierung des ORF, aber viele für Gebühren. Breitenecker (ProSiebenSat1) rückt von Forderung nach Gebühren für Private ab (will aber einen Anteil an ORF-Werbeeinnahmen). Blümel fasst zusammen – und vermeidet dabei ORF-Themen, insbesondere die Finanzierung. Nun geht es ans ORF-Gesetz. Aber nicht rasch genug, um vor #Ibizagate ein knappes Jahr darauf damit fertig zu werden.

ZiB 2 verliert Sendungschef an den Report
Wolfgang Wagner, seit gut einem Jahrzehnt Rückgrat der von der Politik meistkritisierten ORF-Infosendung, wird Sendungschef des Politikmagazins Report; die ZiB 2 damit zum nächsten Umbauobjekt. Doch sie bleibt, was sie ist, und bekommt den bisherigen ZiB-Wirtschaftschef Christoph Varga als neuen Redaktionsleiter.

Neue, passende Chefs und Chefredakteure fürs ORF-Fernsehen bestellt
ORF-General Alexander Wrabetz bestellt nach rund einem Jahrzehnt Debatte darüber die - seit Regierungsantritt im November 2017 - Fixstarter zu Channel Managern und Chefredakteuren: Lisa Totzauer und Wolfgang Geier für ORF 1, Alexander Hofer und Matthias Schrom-Kux für ORF 2. TV-Chefredakteur (und Sozialdemokrat) Fritz Dittlbacher hat mit der neuen Struktur keinen Job mehr.

Norbert Steger (FPÖ) wird gemäß Regierungsdeal Stiftungsratschef
Der frühere FPÖ-Chef, Vizekanzler und Rechtsanwalt Norbert Steger wird nach einer kleinen Abkühlphase öffentlicher Zurückhaltung Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats, des zentralen ORF-Entscheidungsgremiums. Nun 15 ÖVP-nahe, 8 FPÖ-nahe, ein unabhängiger Katholikenvertreter und der Stiftungsrat des rot-blauen Burgenland wählen ihn. Franz Medwenitsch (ÖVP) wird einstimmig zum Vize wiederbestellt.

FPÖ-Stiftungsrat Steger droht ORF-Journalisten mit Entlassung
Norbert Steger, ORF-Stiftungsrat der FPÖ, macht seinem Ärger über die aus seiner Sicht falsche ORF-Berichterstattung zur Ungarn-Wahl in den Salzburger Nachrichten Luft. Die zitieren ihn mit: Ein Drittel der ORF-Korrespondenten sei zu streichen, weil sie nicht korrekt berichteten. Er kündigt (wieder) neue Social-Media-Regeln an, bei wiederholtem Verstoß sollte ORF-Journalisten die Entlassung drohen. ORF-Chef Wrabetz weist Steger ungewohnt scharf zurück, Korrespondenten seien weder Sache der Regierung noch des Stiftungsrats. Das Datum: Freitag, der 13.

Schweizer stimmen mit großer Mehrheit gegen Abschaffung der Rundfunkgebühren
Die Nobillag-Volksabstimmung über die Abschaffung der Rundfunkgebühren (Haushaltsabgabe) scheitert am 4. März 2018 in der Schweiz - für die Gebührengegner und Initiatoren des Plebiszits: 71,6 Prozent der Abstimmenden - das sind wiederum 54,1 Prozent der Stimmberechtigten - lehnten die Abschaffung ab. Die SRG verspricht zu sparen und Reformen – etwa mehr Geld für Information und Schweizer Programm.

Deutsche Starjournalisten appellieren an Kanzler Kurz, die FPÖ beim ORF zurückzupfeifen
Starjournalisten des deutschen Fernsehens wie Anne Will, Maybrit Illner, Marietta Slomka, Frank Plasberg, Ulrich Wickert, Claus Kleber, Nikolaus Brender verlangen in einem Brief an Kanzler Sebastian Kurz, die Attacken der FPÖ auf den ORF wie Straches "Lügen"-Posting zu stoppen. Sie sehen die Pressefreiheit in ernster Gefahr. Die FPÖ überschreite Grenzen politischen Anstands im Umgang mit unabhängigen Medien.

ÖVP-FPÖ-Mehrheit im Stiftungsrat, erste Etappe
Die neue türkisblaue Regierung entsendet ihre neun Stiftungsräte in den ORF (4 ÖVP wie bisher, den bürgerlichen Kirchenmann Alfred Trendl plus 4 FPÖ), dazu sechs Parteienvertreter, davon nun zwei aus der ÖVP. Türkis-Blau hat damit die Mehrheit im wichtigsten ORF-Gremium. Bis Mai 2018 werden die Gremien komplett neu besetzt, dann wird daraus eine Zweidrittelmehrheit.

ÖVP und FPÖ machen ihre faktische Zweidrittelmehrheit im ORF fix
Franz Küberl, seit 20 Jahren unabhängiger Kurator/Stiftungsrat im obersten ORF-Gremium, erfährt, dass er sein Mandat los ist. Der Präsident des Katholischen Familienverbands übernimmt sein Regierungsmandat (er betont, er agiere so unabhängig wie Küberl); die FPÖ bekommt dafür den Sitz der oberösterreichischen Landesregierung. Immerhin: 2000 bekam die ÖVP 6 Regierungsmandate, die FPÖ nur drei.

FP-Chef Strache wirft Wolf und ORF Lüge vor, die klagen – und Strache widerruft
Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache postet am 12. Februar 2018 auf Facebook ein Bild von Armin Wolf mit der Headline „Es gibt einen Ort, wo Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF“, versehen mit dem Hinweis „Satire!“ und einem Smiley. Wolf klagt Strache wegen Ehrenbeleidigung, Kreditschädigung, übler Nachrede. Der erklärt ihm und via Facebook, der Post wäre nicht auf Wolf bezogen. Am 26. Februar 2018 lässt auch der ORF verlauten, er habe seine Anwälte beauftragt, den Vizekanzler wegen des Lügen-Postings auf Unterlassung, Widerruf und möglicherweise Schadenersatz. Facebook klage er ebenfalls, weil das Netzwerk dem Löschantrag des ORF nicht nachkam. Am 13. März 2018 einigen sich Wolf und Strache auf einen Vergleich. Strache entschuldigt sich 10 Tage oben auf Facebook und per Inserat in der Krone, er zahlt 10.000 Euro Entschädigung (fürs Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands DÖW). Straches Grenzüberschreitung und Einlenken bremst die öffentlichen Angriffe fürs Erste.

ORF Tirol schneidet die FPÖ
Eine Landtags-Wahlkampfreportage des ORF Tirol zeigt am 9. Februar 2018 FPÖ-Spitzenkandidat Markus Abwerzger, der andächtig nickend einem 86jährigen beim Schwadronieren über "stinkende Juden" und "Zucht und Ordnung in der HJ" zuhört. Dass Abwerzger dem Mann erklärt, das solle man nicht sagen, zeigt Tirol heute in dem Beitrag nicht. Und wieder ein Angriffspunkt. Die Chefredakteurin des Landesstudios geht bald danach.

FPÖ erklärt Ende der „Zwangsgebühren“ zum großen Ziel
Die ZiB erwähnte Verkehrsminister Norbert Hofer nicht in ihrem Bericht zu einem Münchner Transitgipfel. Hofer nimmt das zum Anlass, seine Ablehnung der GIS kundzutun. FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache erklärt ihre Abschaffung gleich zum "großen Ziel" seiner Regierungstätigkeit.

Erste Rücktrittsforderung der FPÖ an ORF-Chefredakteur
Hans Jörg Jenewein, nun Mediensprecher der FPÖ nach Herbert Kickl, beginnt, sich per OTS auf den ORF einzuschießen. Weil die ZiB am 21. Jänner eine überholte Meldung über die Anklage gegen einen FPÖ-Politiker brachte, solle TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher zurücktreten. Es werden noch viele Aussendungen folgen. Und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wird Dittlbachers Job als TV-Chefredakteur wenige Monate später, mit Mai 2018, abschaffen - und ihn durch zwei Chefredakteure ersetzen. Auf den einen baut die ÖVP, auf den anderen die FPÖ: Wolfgang Geier (ORF 1) und Matthias Schrom-Kux (ORF 2).

News-Mehrheitseigentümer Pirker und Fellners zieht die Option auf Anteile des Kurier an der VGN
Die Option stammt noch aus Zeiten der Formil-Fusion der Kurier-Magazine mit der Verlagsgruppe News. Pirker sagt, die damals Mehrheitseigentümer Gruner+Jahr eingeräumte Option sei auf ihn übergegangen; der Kurier bestreitet das (wenngleich ohne Erfolg). Der Verkaufspreis für die 25,3 Prozent an der News-Gruppe bemisst sich an deren Ergebnissen der vergangenen drei Jahre. Und 2014 bis 2016 schrieb der Magazinkonzern Verluste. Der Coup gelingt, Pirker und die Fellners bekommen die Anteile also sehr günstig. Der Kurier forderte früher dafür das 2001 eingebrachte Nachrichtenmagazin Profil, Pirker lehnt das lange ab. 2019 verkauft er Profil dem Kurier zurück.

Gerhard Valeskini wird neuer Krone-Geschäftsführer nach Langzeitmanager Wolfgang Altermann
Gerhard Valeskini (* 26. November 1965), langjähriger Manager und zuletzt Anzeigen-Geschäftsführer der Kleinen Zeitung tritt im Oktober 2017 bei der Krone an und übernimmt mit 2018 von Altermann, der im Jänner 76 wird. Mehr unter Kronen Zeitung

Krone-Verträge ab sofort kündbar
Mit Ende 2017 sind die Verträge der Krone-Gesellschafter, Familie Dichand und Funke-Gruppe, kündbar (30 Jahre nach Abschluss dieser Verträge und laut diesen Verträgen). Die Dichands stehen auf dem Standpunkt: Nur durch Kündigung der Gesellschaftsverträge bei der Krone. Das sieht auch das nächste Schiedsgericht so. Mehr unter Kronen Zeitung.

ÖVP-Medienminister Blümel sieht ORF als „Steigbügelhalter“ für private Medien
Der neue Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) sagt im Standard-Interview, er sieht die Rolle des ORF als "Steigbügelhalter" und "Schuhlöffel" für private Medien, etwa bei einer gemeinsamen Digitalplattform. Auf Gebührenfinanzierung will er sich nicht festlegen.

Kabinett Kurz-Strache: Die zweite ÖVP-FPÖ-Regierung wird angelobt
Türkis-blaue Medienpläne: Neue ORF-Gremien, verschärfte Regeln für Journalisten für "Objektivität", ORF-Inhalte für Private, ORF-Vermarktungsplattform mit Privaten, Leistungsschutzrecht, Besteuerung für Google, Facebook. Gleich am selben Abend gastieren Kurz und Strache als erstes Regierungsduo im Hauptabendprogramm des ORF, befragt von Armin Wolf/Claudia Reiterer.

DAB+: Medienbehörde vergibt Digitalradioplattform für Wien
Die KommAustria vergibt die technische Plattform für DAB+ im Raum Wien an die RTG Radio Technikum GmbH von Verein Fachhochschule Technikum Wien (50 %), Fischer & Masik OG (25 %, gehört je zur Hälfte RTG-Geschäftsführer Gernot Fischer und Werner Masik) sowie Christian Brunner (25 %). Schon am 31. Jänner 2017 hat die KommAustria neben Wien auch eine österreichweite Digitalradioplattform ausgeschrieben. ORF und Kronehit wollen bisher nicht mitmachen. 2019 startet der österreichweite Betrieb dieses Digitalradiostandards.

Schweizer Höchstgericht weist Beschwerde der Funke-Gruppe gegen Krone-Schiedsgericht ab
Das Schweizer Bundesgericht bestätigt damit die Ablehnung des Schiedsgerichts im März 2017 gegen die Funke-Kündigung der Syndikatsverträge mit den Dichands. Mehr unter Kronen Zeitung.

ProSiebenSat1-Konzernvorstandschef Thomas Ebeling verkündet vorzeitigen Abgang
Thomas Ebeling katapultiert sich aus dem Job - nach Kurssturz und mehrfachen Gewinnwarnungen mit einem wenig freundlichen Befund über sein TV-Publikum. Das sei "ein bisschen fettleibig, ein bisschen arm" und deshalb auch in Zeiten von Netflix treu. Er geht mit Ende Februar 2018 vorzeitig. Mehr unter ProSiebenSat1Puls4.

Martin Kotynek neuer Standard-Chefredakteur
Der Neurowissenschafter mit Wurzeln in Perchtoldsdorf bei Wien wird neuer Chefredakteur der Standard-Medien. Begann bei der Süddeutschen, (SZ Wissen, Thema des Tages), war zuletzt bei Zeit OnlineVize-Chefredakteur.

Österreichische Fußball-Bundesliga-Liverechte exklusiv an Sky
Die Clubkonferenz der Bundesliga entscheidet vor Allerheiligen, die TV-Rechte ab 2018/19 exklusiv an die Pay-Plattform zu vergeben. Nur noch vier Begegnungen pro Saison sollen im Free TV laufen, zudem eine oder zwei Highlightshows am Wochenende. Verhandlungspartner dafür: A1 und ORF. Die Liga jubelt über 40 Prozent Preissteigerung durch den Exklusivvertrag statt der Paarung Sky/ORF; Ligapräsident Rinner bestätigt: über vier Jahre je 34 Millionen Euro, eine Option für weitere vier Jahre sehe 41 Millionen pro Saison vor. 4 Spiele zeigt auch A1.TV mit einer Sublizenz. Beim ORF laufen nur noch Zusammenfassungen.

Russmedia gründet Holding für Digitalbeteiligungen in Liechtenstein
Der Vorarlberger Medienmarktbeherrscher Russmedia bündelt seine digitalen internationalen Medienbeteiligungen in der Liechtensteiner Russmedia International AG, eingetragen am 16. Oktober 2017 mit Sitz in Schaan. Zur Holding gehören etwa das Vermietportal Erento mit Sitz in Berlin, die Kleinanzeigen-Portale Quoka.de und Publi24.ro, der Online-Skiverleih Alpinresorts,das ungarische Job-Portal CVOnline.hu, die Laufsportplattform Maxrun sowie Beteiligungen als Investor an den Venture Capital Fonds Speedinvest X, Cavalry und startup300. Mitte 2018 übernimmt sie etwa die Mehrheit an der Berliner Little Bird GmbH, die deutschlandweit die Anmeldung, Vergabe und Verwaltung von Kinderbetreuungsplätzen digital organisiert. https://www.russmediainternational.com/

Erstmals Elefantenrunde der Privatsender am Nationalratswahlabend
Die Privatsender ATV, Puls 4, Servus TV und Schau TV zeigen erstmals eine gemeinsame Runde der Spitzenkandidaten um 20.15 Uhr am Nationalratswahltag. Wolfgang Fellners Oe24TV wollte auch mitmachen, wurde aber nicht in die Runde aufgenommen. Der ORF hat die Parteispitzen schon 20 Minuten davor – und auch als die Politiker ins Private wechseln weiterhin mehr Quote als die Privaten gemeinsam. Die Medienbehörde prüfte, ob die gemeinsame Wahlsendung nicht die Auflagen für die ATV-Übernahme durch ProSiebenSat1Puls4 verletzen.

Dazn macht’s offiziell: Drei Jahre Europa League
Die Pay-Plattform Dazn tut offiziell kund, dass sie Liverechte an allen Europa-League-Spielen für drei Jahre ab 2018 gekauft hat. Puls 4 darf (weiter) 15 Begegnungen pro Saison im Free TV übertragen.

Funke-Mann Michael Wüller wird Vorsitzender des Mediaprint-Gesellschafterausschusses
Bisher hatte die Funktion Dichand/Krone-Vertreter Wolfgang Altermann. Dessen Mandat im Gesellschafterausschuss übernimmt Kurt Stiassny – nach rasch verstummter Kritik von Kurier-Gesellschafter Raiffeisen, Stiassnys Vorstandsmandat in Eva Dichands Heute-Stiftung Pluto wäre damit unvereinbar. Mehr unter Kronen Zeitung

Dietrich Mateschitz Plattform Addendum startet
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz Quo Vadis Veritas Stiftung hat ihre journalistische Plattform Addendum mit einem ersten Rechercheprojekt ("Asyl - ein überholtes Konzept?") gestartet. Die All-Stars-Crew unter Michael Fleischhacker soll nach Mateschitz Vorstellungen aufzeigen, was in traditionellen Medien "fehlt" und so "näher an die Wahrheit" kommen. Die Ankündigung der Plattform mit Mateschitz' Wutbürger-Interview über das "Meinungsdiktat des politisch Korrekten“ in der Kleine Zeitung im April hat das Projekt im öffentlichen Bild etwas vorbelastet.

ÖSV-Skirechte wieder beim ORF
ÖSV und ORF tun kund, dass die für den ORF spielentscheidenden Wintersport-Fernsehrechte "zumindest" weitere drei Saisonen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk liegen. ÖSV-Bewerbe in Ski alpin (wie zum Beispiel Sölden, Kitzbühel, Flachau und Schladming), Ski nordisch (etwa das Neujahrsspringen), Snowboard und Freestyle (etwa vom Kreischberg). Die Wintersportrechte sollen vier Pakete umfassen, ohne Auslandsrechte sollen dafür nach einer (üblicherweise verlässlichen, hier aber nicht ganz sicheren) Quelle rund 9 Millionen Euro pro Saison anfallen. Nach meinen Infos hat der ORF die Rechte an den Auslandsrennen bis 2021 und jene an Inlandsrennen bis 2022.

Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid geht
Alexandra Föderl-Schmid (* 30. Jänner 1971), seit 1990 beim Standard, seit 2007 erste Chefredakteurin einer österreichischen Qualitätszeitung und seit 2012 Co-Herausgeberin neben Oscar Bronner.  Föderl-Schmid wird Israel-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung.

ORF-Vorabend macht mobil – und fährt die Marktanteile in der Graben
Damit sich Roland Brunhofers Entwicklung Guten Morgen Österreich mit ihrem mobilen Studio einfacher rechnen lässt, bekommt Brunhofer auch Heute Leben am Vorabend und verlegt auch die Sendung ins mobile Studios. Dieses Daheim in Österreich bleibt nicht nur unter den Erwartungen, sondern auch 4,  5 und mehr Marktanteilsprozentpunkte unter der Vorgängersendung. Und wird Ende 2018 auch schon wieder demobilisiert – und Anfang 2019 durch Studio 2 ersetzt.

Funke-Millionen für die Dichands
Die Funke-Gruppe überweist den Dichands nach Ausfertigung des jüngsten Schiedsurteils vom März im Juni 2017 bisher einbehaltene Garantiegewinne (für die die Deutschen laut Syndikatsverträgen geradestehen müssen, wenn das laufende Geschäft sie nicht hergibt). Kolportiert: zweistellige Millionenbeträge. Mehr unter Kronen Zeitung

Kurier übernimmt TV-Sender Schau TV
Anfang August 2017 gibt der Kurier die (schon länger kolportierte) Komplettübernahme des ostösterreichischen Regionalfernsehprogramms Schau TV bekannt. Bisher gehörte der Sender mit bisherigem Sitz im Burgenland zum Bohmann-Verlagshaus, das dem roten Wien nahesteht. Berater bei dem Projekt, unter anderem für TV-Castings von Kurier-Mitarbeitern im Juli 2017: Richard Grasl, nach seinem Abschied vom ORF 2016 Berater der Mediaprint in Bewegtbildfragen. Grasl wird im November 2018 Mitglied der Chefredaktion des Kurier, zuständig für Online und TV. Im Jänner wird die Nachrichtenredaktion von Schau TV gekündigt (drei Redakteure einschließlich Redaktionsleiterin Elisabeth Auer), die Kurier-Redaktion soll nun auch Fernsehen machen. Der Sender ist bis spät ins Jahr 2019 im Teletest praktisch nicht wahrnehmbar.

derStandard.de startet
Ein Portal mit .de-Adresse für Deutschland startet; ein Pilotversuch lief bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Das zu wesentlichen Teilen mit Inhalten von derStandard.at befüllte Portal soll – naturgemäß – den Gesamttraffic maßgeblich steigern, und damit die Werbeeinnahmen. Mit dem Design übt das Portal für den schließlich mit Juli 2019 ausgerollten Relaunch von derStandard.at.

Champions League an Sky und Dazn
ORF und ZDF verlieren die Livespiele der Champions League – die TV-Rechte im deutschsprachigen Raum gehen für drei Jahre ab der Saison 2018/19 exklusiv an die Pay-Plattformen Sky und Dazn. Kolportiert: für rund 200 Millionen Euro.

Mediaprint-Geschäftsführer der Krone muss gehen
Gerhard Riedler, Vertrauensmann von Herausgeber Christoph Dichand und absehbarer Nachfolger von Krone-Langzeitgeschäftsführer von Wolfgang Altermann, muss den Konzern verlassen. Der ewig mit den Dichands streitende Hälfteeigentümer Funke-Gruppe nimmt Abrechnungsvorwürfe gegen Riedler als dringlichen Anlass für eine neuerliche Kündigung der Gesellschaftsverträge. Die Dichands reagieren mit umgehender einvernehmlicher Trennung, um den Kündigungsgrund zu beseitigen. Riedler wird als nächstes internationaler Verkaufschef des Red Bull Media House – für kaum mehr als ein Jahr. Mehr zum Konflikt ums Kleinformat unter Kronen Zeitung

Österreichischer CEO Veit Dengler verlässt Schweizer NZZ-Konzern
Neos-Mitbegründer Veit Dengler verlässt wegen Auffassungsunterschieden über die weitere Strategie den Schweizer Verlagskonzern NZZ-Gruppe, den er seit 2013 leitete. Denglers Internationalisierungs-Pilotprojekt NZZ.at, ein Bezahlportal für Österreich, wurde mangels wirtschaflticher Aussicht mit Ende April 2017 eingestellt. Dengler heuert im April 2018 beim deutschen Magazin- und Radiokonzern Bauer an, im April 2019 wird er dort Chief Operating Officer (COO). 2019 verhandelt Bauer nach meinen Infos sehr konkret mit der Mediengruppe Österreich, um deren gerade frisch ausgestellte bundesweite Radiolizenz zu übernehmen; die Fellners machen den Sender schließlich unter dem Titel Radio Austria doch selbst.

Wahlkampf 2017: Die Medien und Sebastian Kurz
Den Nationalratswahlkampf 2017 prägt die Begeisterung vieler Medien - von Krone bis Österreich, von Kleine Zeitung und Die Presse bis Profil - für ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz. Die Medienstrategie von Kurz' Kompagnons wie Strategieberater Stefan Steiner, Sprecher Gerald Fleischmann, Mediastratege Philipp Maderthaner funktioniert ausgezeichnet. Im Gegensatz zu Kampagne und Kommunikation der SPÖ unter Christian Kern – von internen "Prinzessinnen"-Befunden bis zu den "Die Wahrheit über..."-Facebookseiten von Tal Silberstein und seinen österreichischen Epigonen.

Russmedia übernimmt Mehrheit an Vorarlberger Regionalfernsehen Ländle TV
Der Vorarlberger Medienmarktbeherrscher Russmedia (Vorarlberger Nachrichten war natürlich längst auch am Regionalsender Ländle TV beteiligt (wo nicht in Vorarlbergs Medienbranche?). Im Mai 2017 stockt Russmedia seine Beteiligung hier aber von der Sperrminorität 25,1 Prozent auf 50,1 Prozent auf. Die übrigen Anteile behält vorerst Sendergründer Günter Oberscheider (*27. Mai 1964), er bleibt Geschäftsführer.

Neue Zürcher Zeitung stellt ihr Bezahlportal für Österreich – NZZ.at – ein
Das von Michael Fleischhacker konzipierte, im Jänner 2015 gestartete und bis Herbst 2016 geleitete Österreich-Portal des Konzerns der Neuen Zürcher Zeitung hat seine "Ziele nicht erreicht" und wird mit Ende April 2017 eingestellt. Fleischhacker ist da schon Projektmanager für Dietrich Mateschitz' Stiftung Quo Vadis Veritas und die Plattform Addendum.

Seitenblicke-Magazin landet bei den Fellners
Dietrich Mateschitz' Red Bull Media House hat sich im Herbst 2016 vom Seitenblicke-Magazin verabschiedet, das der Red-Bull-Boss einst Gründern wie Walter Meischberger abgekauft hat. Nun übernimmt die Mediengruppe Österreich das Markenrecht vom ORF und führt es ab 27. April als Beilage für Abonnenten und Kaufmagazin weiter (statt des eigenen Stars-Magazins).

Der ATV-Verkauf an ProSiebenSat1Puls4 ist abgeschlossen
Mit der Übernahme von ATV und ATV 2 durch ProSiebenSat1Puls4 werden 70 Stellen beim Sender gestrichen. Geschäftsführer Martin Gastinger und bald auch Chefredakteur Alexander Millecker gehen. Krone/Mediaprint und Österreich interessierten sich ebenfalls für ATV/ATV 2. Eigentümer Herbert Kloiber wollte aber nur an ProSiebenSat1 verkaufen. Die Wettbewerbsbehödten erteilten unter Auflagen ihren Segen ohne Kartellverfahren. Mehr unter ProSiebenSat1Puls4.

GIS-Gebühr für den ORF steigt um 6,5 Prozent
Das Programmentgelt für den ORF steigt ab April um 6,5 Prozent, die erste Erhöhung seit fünf Jahren. Der ORF beantragte ursprünglich 7,7 Prozent mehr, musste es aber unter dem Druck von SPÖ und ÖVP etwas billiger geben. Die für die Prüfung zuständige Medienbehörde bezweifelt, ob die Erhöhung für fünf Jahre reicht. ORF-Chef Alexander Wrabetz verspricht, über die nächsten fünf Jahre 300 Millionen und 300 Jobs einzusparen.

Schiedsgericht lehnt Kündigung der Krone-Verträge ab
2014 sprach die deutsche Funke-Grupppe, Hälfteeigentümerin des Kleinformats seit 1987, die Kündigung der Syndikatsverträge mit den Dichands über deren Vorrechte bei der Krone aus, etwa Garantiegewinn für die Österreicher. Im März 2017 weist das damit befasste Schiedsgericht nach Schweizer Recht die Funke-Kündigung der Verträge und der Vorrechte der Dichands ab - mit der formalen Begründung, sie wäre zu früh erfolgt. Erst mit Ende 2017 könnten die Verträge gekündigt werden. Mehr unter Kronen Zeitung.

Bis Februar 2017 versucht die Krone, ATV zu kaufen
Bis Februar 2017 versucht die Krone, ATV zu kaufen - unterstützt von RTL und assistiert von Mediaprint-Berater Richard Grasl. Österreich kam der Krone in Sachen TV-Kanal mit Ö24TV (ab September 2016) zuvor, zum Ärgernis der Dichands. Doch ATV-Eigentümer Herbert Kloiber will nur an ProSiebenSat1Puls4 verkaufen.

Alexander Mitteräcker wird Alleinvorstand der Standard-Gruppe
Alexander Mitteräcker (*7. Mai 1973), Oscar Bronners ältester Sohn, langjähriger Manager und Vorstand von derStandard.at und der Standard-Mediengruppe neben Wolfgang Bergmann wird nach Bergmanns Wechsel als Geschäftsführer zur Wiener Galerie Belvedere Alleinvorstand der Standard Medien AG und damit der Gruppe.

Alexander Wrabetz‘ dritte Amtszeit als ORF-General beginnt
Mit dem 1. Jänner 2017 beginnt Alexander Wrabetz dritte Amtszeit als Generaldirektor des ORF – das hat vor ihm in Serie noch niemand geschafft. Für fünf Jahre bis Ende 2021 sind er und sein Führungsteam (Kathrin Zechner (Programm), Monika Eigensperger (Radio), Andreas Nadler (Finanzen), Michael Götzhaber (Technik) bestellt. Die ÖVP-FPÖ-Regierung ab Dezember und ihr geplantes ORF-Gesetz wollen die Funktionsperiode verkürzen – in der Erstauflage ihrer Koalition unter Sebastian Kurz schaffen sie das allerdings nicht bis "Ibizagate" am 17. Mai 2019.

Fellners starten Oe24TV
Die Mediengruppe Österreich bekommt ihren Fernsehsender Oe24TV, über Sat und Kabel und digital. Herausgeber Wolfgang Fellner verbringt fürderhin viel Zeit vor der Kamera, auch sein Sohn Niki muss bald ran bei Fellner Live.
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