Hoch konzentriert, über Jahrzehnte in trauter Dreisamkeit blockiert – und meist ein Stück zeitversetzt zur übrigen Medienwelt: 10 zentrale Punkte zu Österreichs Medien.

  1. Die Medienmacht in dem ohnehin überschaubaren Markt ist hoch konzentriert. National, aber auch in den Bundesländern. Konkret: Ein alle übrigen Medienhäuser weit überragender öffentlich-rechtlicher Rundfunk; eine über Jahrzehnte wie kaum ein Blatt in der Welt den Medienmarkt dominierende Boulevardzeitung (Krone), vereint mit der beim Zusammenschluss zweitgrößten Zeitung (Kurier), die sich wiederum mit dem nächsten Zusammenschluss an der marktbeherrschenden Magazingruppe (Verlagsgruppe News) beteiligen konnte (Diese Verbindung ist inzwischen wieder gelöst). Und dieses Boulevardblatt Krone ist familiär verbunden mit der größten Gratistageszeitung Heute, längst Nummer 1 in Wien. Der Kurier wiederum ist wie die Macher der zweitgrößten Gratiszeitung (Österreich) Miteigentümer der News-Gruppe. Dazu kommen Regionalmärkte dominierende Verlage wie Russmedia in Vorarlberg, Moser Holding in Tirol oder Styria in Kärnten und Steiermark.
  2. Die Politik tut nichts dagegen. Im Gegenteil.
  3. Die Politik schützt den weitaus größten Player, den ORF. Der ist so groß wie die drei größten Verlage des Landes zusammen. Sie schützt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Hoffnung auf Einfluss und freundliche Präsentation.
  4. Österreichische Privatradios und ‑fernsehsender ließ die Politik deshalb später zu als alle übrigen europäischen Staaten.
  5. Ableger deutscher Fernsehkonzerne dominieren nicht zuletzt deshalb den TV-Werbemarkt in Österreich.
  6. Was ORF und Verlage ausgehandelt haben, setzte die Politik über Jahrzehnte um, um echte oder vermeintliche Konkurrenz möglichst lange hinauszuzögern. Das heißt auch: Wenn Privatsender erlaubt werden, dann unter Kontrolle von ORF und Verlagen. Also mussten Höchstgerichte und die EU-Wettbewerbsbehörden Schritt für Schritt für Zulassung und Markt sorgen.
  7. Die Politik ließ Massenblätter ungebremst fusionieren; sie hört auf den Boulevard und sie fördert diese Mediensparte mit dreistelligen Millionenbeträgen pro Jahr. Manche Boulevardblätter gründet sie gleich selbst. Und sie macht anspruchsvolleren Zeitungen auch noch mit einer staatlichen Tageszeitung mit Pflichtinseraten selbst Konkurrenz.
  8. Die staatliche Presseförderung beträgt kaum ein Zehntel der öffentlichen Werbegelder. Kleinere Zeitungen und solche, die Qualität versuchen, müssen diese Förderung mit Massenblättern teilen.
  9. Im Internet verschieben sich die Marktpositionen traditioneller Verlage. Aber der ORF dominiert lange auch dieses Feld in Österreich. Und gemeinsam stehen Verlage und Stationen in diesem Werbemarkt nun wirklich globalen Playern von Google bis Facebook gegenüber. Den digitalen Werbemarkt bestimmen sie längst. Und mit ihnen Adblocker, die von Plattformen Geld dafür verlangen, dass sie bei ihnen Werbung durchlassen.
  10. Nur die Ruhe – in Österreich geht alles ein bisschen langsamer als im Rest der Welt. Darauf deutete auch der Digital News Report von Reuters 2015 hin: Als einziges unter 17 (per Online-Befragung) untersuchten Ländern lag hier noch Print als primäre News-Quelle nummerisch (knapp) vor dem Web. Aber nicht mehr lange. 2016 lag schon Online und Social Media vorne. Zeit auch hier für mehr Unruhe.