Seit es den ORF gibt, hat er einen kaufmännisch letztverantwortlichen Geschäftsführer. Seit der ORF-Reform von Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Susanne Riess-Passer (FPÖ) von 2001 konnte dieser ORF-Generaldirektor auch seinen Programmdirektoren Weisungen erteilen. Einen Vorstand statt des Alleingeschäftsführers wünscht sich die ÖVP spätestens, seit sie 2006 den ORF-Generalsjob an Alexander Wrabetz verloren hat.

Das Wichtigste kurz

Für ihre türkis-blaue ORF-Reform haben sich ÖVP und FPÖ vorgenommen, den weisungsberechtigten Alleingeschäftsführer des öffentlich-rechtlichen Milliardenunternehmens ORF durch einen Vorstand mit drei oder vier Mitgliedern zu ersetzen. Auf der (kolportierten, spekulierten und jedenfalls völlig inoffiziellen und garantiert nicht vollständigen) Besetzungsliste (mit Funktionen 2018): Lisa Totzauer (Channel Managerin ORF 1), Rainer Nowak (Die Presse), Markus Breitenecker (ProSiebenSat1Puls4), Thomas Kralinger (Kurier), Roland Weissmann (Vize-Finanzdirektor des ORF), Thomas Prantner (Vize-Technikdirektor des ORF), Alexander Wrabetz (ORF-Geschäftsführer) – aber womöglich auch Richard Grasl (Ex-Finanzdirektor des ORF, seit November 2018 Vize-Chefredakteur des Kurier.), 2016 Wrabetz unterlegener Gegenkandidat um den Job des ORF-Generals. Aber: Die türkisblaue Koalition platzt im Mai 2019 nach Bekanntwerden des Ibiza-Videos des damaligen FPÖ-Chefs und Vizekanzlers Heinz-Christian Strache.

  • Im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen von 2020 steht nichts über eine neue Führungsstruktur für den ORF. Ein Vorstand für den ORF ist aber offenbar nicht vom Tisch. Kanzlerbeauftragter Gerald Fleischmann (ÖVP) hat angekündigt, noch 2020 ein neues ORF-Gesetz vorzulegen.
  • 2021 steht die Bestellung der nächsten ORF-Führung nach geltendem ORF-Gesetz an. ORF-General Alexander Wrabetz hat sich noch nicht erklärt, ob er noch einmal antritt. Sein Engagement als Krisenmanager mit (gleichsam) Standleitung ins Kanzleramt in der Corona-Krise deutet darauf hin, dass er noch einmal wollen könnte. Für die ÖVP wäre das wohl eine Variante mit dem geringsten öffentlichen Aufsehen. Und sie könnte dann ja alle übrigen Direktorenposten mit Vertrauensleuten besetzen, die sich dort auf die Nummer 1 im ORF vorbereiten können. ÖVP und ÖVP-nahe Stiftungsräte haben, Stand 2020, eine absolute Mehrheit im ORF-Stiftungsrat, sie können die nächste ORF-Führung alleine bestimmen.

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