Fellner und Fellnerismus
Starten, hochpushen, verkaufen: eine Medienfamilie mit den wohl stärksten Marketinggenen. Die Fellner, ihre Methoden und ihre Werke im Überblick.
- Wolfgang Fellner (*13. Oktober 1954) und sein jüngerer Bruder Helmuth (*13. August 1956) haben ab 1968 und ihrem 12. Lebensjahr viele Magazine von Rennbahn Express bis News, von TV-Media bis Woman gegründet, zu Reichweiten‑, Auflagen- oder sonstigen ihrer Erfolgsparameter hochgepusht und oft verkauft. Bei der Zeitung Österreich/Oe24 (plus Oe24.at, Fernsehkanal Oe24.tv und bundesweites Radio Austria) tun sie sich merklich schwerer mit dem Erfolg. An ihrer Gründung Verlagsgruppe News – inzwischen VGN Medien Holding – halten sie noch 25 Prozent.
- Gründungen Die Fellners gründeten (im Wesentlichen) das monatliche Jugendmagazin RennbahnExpress (1968 – Juni 2013), die Monatsillustrierte Basta (1983 – 1994), die Wochenillustrierte News (1992), das Fernsehmagazin tv-media (1995), das Privatradio Antenne Wien (1998, später Radio Oe24 und ab 2019 Radio Austria), das Nachrichtenmagazin Format (1998 – 2015), nach der Formil-Fusion zum Wirtschaftsmagazin umgebaut, das Techmagazin e‑media (2000), die Frauenillustrierte Woman (2001), die Kauf- und vor allem Gratistageszeitung Österreich (2006). Ab Mitte 2018 heißt die Gratisvariante dieser Tageszeitung Oe24 wie das 2006 gestartete Onlineportal zur Zeitung. Dazu kommen noch der News- und Talkfernsehkanal Oe24.tv (2016), das bundesweite Radio Austria (2019), Österreichs zweites nationales Privatradio nach Kronehit. Von vielen Magazin(beilag)en zu Österreich von sehr unterschiedlicher Lebensdauer nicht zu reden.
- Die Methoden zum Erfolg oder dessen Darstellung, man kann sie auch unter Fellnerismus zusammenfassen: massives Marketing von Abobeigaben und Gewinnspielen bis Selbstdarstellung; breitester Boulevardjournalismus bei höherer Positionierung des Mediums (das gelingt nur bis Österreich/Oe24); aggressive Vermarktung von Werbung (und Informationsbeschaffung) insbesondere bei öffentlichen Stellen mit forscher redaktioneller Unterstützung.
- Politik und Geschäft. Die SPÖ, lange insbesondere die Wiener Sozialdemokratie, war vom Rennbahn-Express bis Österreich Schlüssel-Financier der Fellner-Medien, Fellner deklariert sich in internen Sitzungen noch 2014 laut Ohrenzeugen als „Sozialdemokrat“. Die Wiener Roten zahlen auch noch, als Fellner mehr und mehr Begeisterung für den langjährigen Social-Media-Motor FPÖ und vor allem für die ÖVP von Sebastian Kurz (ab 2017) entwickelt. Sebastian Kurz‘ ÖVP übernimmt rasch die frühere Rolle der (Bundes-)SPÖ in der Geschäftswelt der Fellners.
- Größter Poker in 5 Jahrzehnten Medienmachen: Die Tageszeitung Österreich, das schwierigste und wackeligste Projekt. Reichweiten, Stand 2019, trotz kostenloser Verbreitung auf der Flughöhe der Kauftageszeitung Kurier, auch sonntags.
- Österreich/Oe24 ist mit TV-Sender (ab Herbst 2016) und Wolfgang Fellner als Anchor (Fellner Live!), mit bundesweitem Radiosender (ab Oktober 2019), mit Tageszeitung in Kaufvariante (Österreich) und Gratisvariante (ab Mitte 2018 Oe24) und Onlineplattformen (Oe24.at) das multimedialste Projekt der Fellners. Dazu kommen kommerzielle Stützen wie Reisebüro (joe24), Ticket‑, Partner- und andere Portale sowie etwa Auto-Abverkaufsgeschäfte.
- Zwei der vier Kinder von Wolfgang Fellner mit Uschi Fellner, Niki Fellner (* 21. März 1985) und Jenny Magin-Fellner, arbeiten in leitenden Positionen in der Mediengruppe Österreich.
Lexikonstichwort in Arbeit. Mehr unter dem Lexikonstichwort Wolfgang Fellner, unter Mediengruppe Österreich, unter Österreich und unter Oe24
Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen
- 14. September 2022
Bei Mediengruppe Österreich übernehmen nach Schuldenschnitt Niki Fellner und Cousine Alexandra Fellner Anteile der neuen Holding - Schuldenschnitt, Neuordnung und Generationenwechsel bei der Mediengruppe Österreich: Am 14. September 2022 geben Wolfgang Fellners ältester Sohn Niki Fellner und Helmuth Fellners Tochter Alexandra Fellner bekannt, dass die bisherige MaFe Immobilien GmbH nun Fellner Medien Holding heißt, Alexandra Fellner 37,5 Prozent der Gesellschaft von Cousin Niki, weiterhin Mehrheitseigentümer) übernommen hat und dort Co-Geschäftsführerin ist. Diese Fellner Medien Holding GmbH ist nun eine zentrale Holdinggesellschaft für einen großen Teil jener Dutzenden Firmen, aus denen die Mediengruppe besteht. Ein neues Organigramm von DIEMEDIEN.at ist noch in Arbeit. Wolfgang Fellner bleibt Herausgeber, sein Bruder Helmuth Fellner Berater. Niki Fellner bestätigt (nach STANDARD-Berichten) im Dezember 2022 die Neuordnung und die neuen Eigentumsverhältnisse sowie einen Schuldenschnitt mit einer Vielzahl von kreditgebenden Banken. Über die Dimensionen des Schuldenschnitts macht er keine Angaben; auf Anfrage des STANDARD nach (niedrigen) dreistelligen Millionenverbindlichkeiten als Ausgangspunkt und niedrigen zweistelligen Millionenbeträgen als Ergebnis bezeichnet er die abgefragten Größenordnungen als falsch, nennt aber keine aus seiner Sicht zutreffenden Werte. Die Fellner Medien Holding GmbH weist in ihrem Ende 2022 vorgelegten Jahresabschluss für 2021 4,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten auf. (Die Verbindlichkeiten waren aber jedenfalls bisher auf einige Fellner-Firmen aufgeteilt.)
- 24. August 2022
Fellner-Gruppe stellt mit 4. September 2022 Print-Sonntagsausgabe von „Österreich“ ein - Die Mediengruppe Österreich gibt am 24. August 2022 bekannt, dass die Sonntagsausgabe von "Österreich" - immerhin zweitgrößte Sonntagszeitung im Land nach der dreimal so großen "Krone" - nur noch bis 4. September 2022 erscheint. CEO Niki Fellner erklärt, wegen komplizierter Logistik, hohen Papierpreisen und Spritkosten sei der Unternehmensgruppe eine kostendeckende Produktion der Sonntagszeitung nicht mehr möglich. Ab dem Wochenende 10./11. September gibt es eine gedruckte Ausgabe für Samstag und Sonntag und eine Online-"Edition" am Sonntag, also sechs statt sieben Ausgaben pro Woche. Ebenfalls am 24. August veröffentlicht die Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK) die Daten für das erste Halbjahr 2022; sie zeigen, dass die Mediengruppe Österreich die Druckauflage der Gratiszeitung von "Oe24" gegenüber 2021 um ein Drittel reduziert hat. Die Fellner-Gruppe meldet im Gegenzug um 800 Prozent mehr E-Paper-Gratiszugänge (damit bleibt die verbreitete Auflage laut ÖAK beinahe stabil).
- 28. Juli 2022
Mediengruppe Österreich gibt Druckerei auf und produziert ab 2023 bei der Mediaprint - Die Fellner-Mediengruppe, mitten in Restrukturierung und Verhandlungen mit kreditgebenden Banken, gibt am 28. Juli 2022 bekannt: Sie schließt ihre eigene Druckerei in Tulln (Niederösterreich) geordnet mit Sanierungsplan und druckt ab 2023 bei der "Krone"/"Kurier"-Tochter Mediaprint. Damit wird das Format von "Österreich" und "Oe24" auf "Krone"- und "Heute"- Dimensionen verkleinert.
- 11. November 2021
Wolfgang Fellners viel sagender Auftritt im November 2021 vor dem Straflandesgericht – und illustrative Chats - Im Herbst 2021 illustrieren zwei Ereignisse Österreich/Oe24-Boss Wolfgang Fellner anschaulich und öffentlich.
- In einem Verfahren am Straflandesgericht am 11. November 2021 erklärt Wolfgang Fellner sehr ausführlich und sehr bestimmt, was er alles "sicher nicht", "sicher nie", nie im Leben, "unter Garantie" nicht gesagt hat oder sagen würde. Auch nicht zu seiner Exmitarbeiterin Katia Wagner. Wagner hat ein Abendessen mit Fellner (eines von vielen davor und auch danach laut Fellner) und eine Autofahrt mit Fellner protokolliert – anzügliche Bemerkungen vom Vorschlag, ihr "Kleid aufzuzippen", um nach dessen Marke zu sehen, bis zur Bezeichnung als "geil", von Heirat und von Liebe ist die Rede, im Auto auch vom in den "Schwitzkasten" Nehmen. All das dementiert Fellner vor Gericht. Bis Wagners Anwalt Michael Rami erklärt, dass all diese Aussagen mit Tonaufnahmen dokumentiert sind. Fellner bekennt sich daraufhin schuldig. (Wagner hat ihn wegen übler Nachrede geklagt, als er diese Anzüglichkeien zuvor gegenüber dem Standard als frei erfunden bezeichnet hatte. Mehr zur Gerichtsverhandlung hier.) Ebenfalls potentiell illustrativ über Fellner: Zwei Tage nach dem Schuldbekenntnis vor Gericht, am 14. November 2021, legen Fellner und seine Anwälte Berufung gegen die dem Schuldbekenntnis folgende Entscheidung des Straflandesgerichts ein, das ihn zu 120.000 Euro Geldstrafe verurteilt, davon 30.000 unbedingt.
- Die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft dokumentierten Chats über die sogenannte Umfrage- und Inseratenaffäre enthalten etwa diesen Dialog zwischen dem damaligen Generalsekretär des Finanzministeriums Thomas Schmid (ÖVP) und Wolfgang Fellner: Schmid: Liebe Fellners, ausgemacht war: DO: BREXIT. Sa: Maschinensteuer. So: wirtschaftskompetenz und Standort, schuldenabbau und Einsatz von Steuergeld. Erschienen ist jedoch - private Story von Schelling. Das ist eine echte Frechheit und nicht vertrauensbildend. Wir sind echt sauer!!! Mega sauer. Wolfgang Fellner: Versteh ich voll - melde mich in 30 minuten - mache jetzt volle doppelseite ueber umfrage am mittwoch. Okay? Wolfgang fellner. (27. Juni 2016). Als ein Sprecher des Finanzministeriums sich über die gute Bewertung von Minister Hartwig Löger in Österreich wundert, erklärt ihm Schmid das am 3. Februar 2018 so: Finanzminister ist Größter ÖSTERREICH Sponsor - Nach der Gemeinde Wien; Nachsatz: Glaub bloß nicht das ist die Leistung. Fellner verteidigt sich und seine Mediengruppe nach Bekanntwerden der Chats über Umfragen/Inserate und nach Hausdurchsuchungen insbesondere mit der Darstellung von Thomas Schmid als "Münchhausen" – also dem Sinnbild eines Mannes, der häufig die Unwahrheit sagt. (Dokumentation einer Reihe von Chatprotokollen etwa hier.)
- 6. Oktober 2021
Hausdurchsuchungen in Kanzleramt, Finanzministerium, ÖVP-Zentrale und Mediengruppe Österreich – Kanzler und Medienbeauftragter treten zurück - Am 6. Oktober 2021 durchsucht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) etwa in Bundeskanzleramt, ÖVP-Zentrale, Finanzministerium und Mediengruppe Österreich. Die WKStA ermittelt gegen Kanzler Sebastian Kurz und enge Mitarbeiter sowie Wolfgang und Helmuth Fellner. Unterlagen würden den Verdacht aufwerfen, Kurz' Vertraute hätten ab 2016 Fragen, Themen und Ergebnisse für Umfragen von Research Affairs vorgegeben oder manipuliert im Sinne von Kurz, um dessen Weg an die ÖVP-Spitze zu bereiten. In den Chats ist die Rede von "Packages" von Inseratenschaltungen des Ministeriums und Berichterstattung über die Umfragen, zudem öffentlichem Geld für die Umfragen über Scheinrechnungen. Die Beteiligten weisen diese Vorwürfe als falsch und konstruiert zurück, die Fellners etwa hier. Für alle Betroffenen gilt ausdrücklich die Unschuldsvermutung.
- Sebastian Kurz erklärt am 9. Oktober 2021 seinen Rücktritt als Bundeskanzler im Gefolge der Ermittlungen und auf Drängen der Grünen sowie der ÖVP-Länderchefs. Er wird fürs Erste mit 11. Oktober Klubobmann der ÖVP im Nationalrat mit Rückkehr-Ambitionen, Anfang Dezember 2021 zieht sich ganz aus der Politik zurück. Der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg wird mit 11. Oktober 2021 Bundeskanzler.
- Gerald Fleischmann gibt die Funktion des Medienbeauftragten des Kanzlers ebenfalls ab, Nachfolger wird Joseph Shilten Palathunkal, ab Anfang 2022 übernimmt wieder eine Medienministerin statt eines Medienbeauftragten - Susanne Raab. Auch Kanzler-Sprecher Johannes Frischmann geht ab. Kommunikationsprofi Fleischmann ist ab 1. November 2021 als Referent im ÖVP-Parlamentsklub angestellt.
- Aus Beinschabs Aussage am 13. Oktober 2021, bekannt geworden am 24. Februar 2022, schließen die Fellners und ihre Mediengruppe: "All die Behauptungen, dass Österreich im Sinne der ÖVP manipulierte Politik-Umfragen erschienen sein sollen, die vom Finanzministerium über Inserate bezahlt wurden, sind somit böse Unterstellungen. Wir werden diese Behauptungen ab sofort schonungslos klagen."
- 15. März 2021
Fellner-Mediengruppe klagt Republik und Beiräte, um Presseförderung für „Österreich“ durchzusetzen - Die Mediengruppe Österreich (MGÖ) klagt die Republik Österreich und vier Mitglieder der Presseförderungskommission, weil die zuständige Medienbehörde KommAustria Presseförderung für Österreich 2020 ablehnte, die vier Beiratsmitglieder haben das empfohlen. Die weisungsfrei entscheidende Medienbehörde verweist darauf, dass die Gratiszeitung Oe24 große Teile der Inhalte von Österreich übernimmt. Die beiden Titel seien also nicht getrennt zu betrachren, und nur für überwiegend verkaufte Zeitungen sehen Gesetz und Förderrichtlinien Presseförderung vor. Nach Ansicht der Mediengruppe Österreich indes sind beide Titel unabhängig von einander zu beurteilen, sie erschienen in unterschiedlichen Firmen (aus der Mediengruppe Österreich). Am 15. März 2021 verhandelt das Landesgericht für Zivilrechtssachen (Richterin: Maria Elisabeth Schrey) erstmals im Verfahren gegen die Republik, vertreten von der Finanzprokuratur des Bundes. Streitwert: gut eine Million Euro. Hier vertritt die Kanzlei Breitenfeld (Michael Breitenfeld und Michael Kröswang) die Fellner-Mediengruppe. Im Verfahren gegen Mitglieder der Presseförderungskommission die Kanzlei Böhmdorfer und Schender. Das Verfahren soll am 15. Juni 2021 mit Zeugen weitergeführt werden.
- 10. Dezember 2020
„Für ein Inserat gibt’s ein Gegengeschäft“. „Natürlich.“ Fellner und Sobotka im denkwürdigen Oe24.TV-Dialog - Einen denkwürdigen, ikonischen Dialog über das österreichische Verhältnis von Politik, Wirtschaft und Medien, und hier jedenfalls "natürlich" solche der Familie Fellner, dokumentieren Österreich/Oe24-Herausgeber Wolfgang Fellner und der langjährige ÖVP-Spitzenpolitiker Wolfgang Sobotka am 10. Dezember 2020 im Fellner-Fernsehsender Oe24.TV. Fellner spricht den früheren Innenminister und Nationalratspräsidenten darauf an, dass er einerseits dem (damals ersten, von Ibiza-Gate ausgelösten) Untersuchungsausschuss über Korruptionsverdacht gegen Regierungsparteien vorsitzt. Andererseits aber Geld der Novomatic an einen von ihm geleiteten "Think-Tank" und ein von ihm dirigiertes Orchester in Niederösterreich geflossen sind. Fellner spricht Sobotka auf diese Zahlungen an, erst fragt er nach Spenden, die Sobotka verneint, dann nach "Halt Inserate, oder wie Sie's bezeichnen". Sobotka erklärt Fellner darauf: Sie kennen ja das G'schäft. Fürs Inserat gibt's a Gegengeschäft, oder? Fellner: Ja, natürlich.. Und beim Kultursponsoring (auch für das Orchester), sagt Sobotka, das Land Niederösterreich berate die Novomatic, wem das Unternehmen die "insgesamt sechsstellige Summe" geben solle. Das Video auf Youtube (Dialog etwa ab Minute 24:30) Eine parlamentarische Anfrage von Julia Herr (SPÖ) dazu beantwortet Wolfgang Sobotka hier – nicht.
- 3. November 2020
Boulevard und Terror: Nach Anschlagsvideos stoppen Werbekunden vorläufig Buchungen bei „Oe24“ und „krone.at“ -
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- Oe24TV zeigt wie Krone.at und Krone-TV am Abend des 2. November 2020 Videos vom Terroranschlag in der Wiener Innenstadt. Videos zeigen den Attentäter beim Erschießen eines Passanten. Der TV-Sender der Fellner-Mediengruppe ist als Autostart-Livestream üblicherweise auch auf Oe24.at zu sehen, an diesem Abend aber laut Wolfgang Fellner wegen eines Serverproblems nicht.
- Beim Österreichischen Presserat langen noch am selben Abend 300 Beschwerden über die Veröffentlichung ein, soviele wie noch nie. Es werden in den nächsten Tagen noch fast 1500 Beschwerden.
- Die Medienbehörde KommAustria leitet nach Ermittlungen im Dezember 2020 formelle Verfahren gegen drei Programmveranstalter/Mediendiensteanbieter ein. Gegenstand der Verfahren sind laut KommAustria "mögliche Verletzungen der Menschenwürde, der journalistischen Sorgfalt und von Programmgrundsätzen".
- Eine Reihe großer Werbekunden erklären – teils auf Anfragen von Aktivisten – einen vorläufigen Werbestopp auf diesen Portalen wegen der Veröffentlichungen. Die Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Bipa) bestätigt mir den Stopp der Buchungen ebenso etwa wie die Spar-Gruppe, Hofer, Bawag, Mobilfunker Spusu.
- Am Morgen des 3. November erklärt mir Wolfgang Fellner noch, man habe die Videos nach Protesten seit 23 Uhr am Montagabend nicht mehr gezeigt, aber: "Das ist ein Terroranschlag. Ich glaube schon, dass es zum Verständnis des Terroranschlags dazugehört, wie der Todesschütze agiert hat." Am Dienstagabend entschuldigt sich Niki Fellner – nach einer Serie von Werbestopp-Ankündigungen auf Twitter und Appellen etwa von GGK-Mullenlowe-Boss Michael Kapfer auf Facebook – "ausdrücklich" auf Oe24TV und schreibt mit seinem Vater Werbekunden: Das Video aus einer Überwachungskamera der Israelitischen Kultusgemeinde, übernommen vom israelischen Fernsehen, sei nach seinem Wissen in rund 70 Sendern weltweit gezeigt worden. Es sei zudem nie auf Oe24.at, sondern alleine auf Oe24TV gelaufen; er räumt auf Nachfrage aber ein, dass das Programm üblicherweise als Livestream auf Oe24.at gezeigt wird - im Autoplay-Modus. Montagabend allerdings waren die Server von Oe24 aber (auch von außen) sichtlich überlastet. Laut Fellner waren die Videos wegen eines Serverproblems nicht auf Oe24.at zu sehen.
- Konkurrent Heute setzt sichtlich auf Differenzierung: Die Gratiszeitung zeigt online keine Tatvideos, entschuldigt sich ausdrücklich für eine Fehlinformation über eine (kolportierte) Geiselnahme in der Mariahilfer Straße, zeigt auf der Titelseite am Tag danach eine Rose. Herausgeberin Eva Dichand bemüht sich auf Twitter um Abgrenzung zu Oe24, wiewohl nicht von krone.at. Und Heute schaltet in den Folgetagen massiv in Branchendiensten Werbung mit Verweis auf die eigene "Brand Safety" im Unterschied zur Konkurrenz.
Ziemlich heuchlerisch von ihnen! In ihrem Familienbusiness ist halt einfach eine andere Abteilung zuständig für die Geschmacklosigkeiten. pic.twitter.com/vLFvz2m6T5
— Sebastian Vogel (@APokeWithAStick) November 3, 2020 -
- 9. Dezember 2019
„Dossier“ über Korruption: Kneissl, Kern kritisieren Fellners Methoden - Im Dezember 2009 veröffentlicht die Rechercheplattform Dossier ihr zweites Schwerpunktheft, nach der Krone nun über Korruption. Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Ex-Außenministerin Karin Kneissl, der FPÖ zugeordnet, kritisieren in dem Heft on records Methoden von Wolfgang Fellner beziehungsweise der Mediengruppe Österrreich bei der Akquisition von Werbung. Fellner weist Zusammenhänge zwischen Werbebuchung und redaktionellen Inhalten (erneut) zurück, sie werde "durch ständige Wiederholung nicht richtig" und würde "jeder Grundlage" entbehren: "Ihr Vorwurf, ich würde Inserenten unter Druck setzen, ist schon deshalb hanebüchener Unsinn, weil ich – nachweislich – seit mehr als drei Jahren kein einziges Inserat mehr verkauft habe." Es handle sich "um nebulöse und anonyme Sudelgerüchte, die keinen Funken Wahrheit haben." Kneissl führt gegenüber Dossier negative Berichterstattung von Österreich auf gekürzte Inseratenbudgets (gegenüber Vorgänger Sebastian Kurz) im Außenministerium. Kern spricht gegenüber Dossier von einem klaren Zusammenhang zwischen der Reduktion von Inseraten auch für Fellner-Medien und deren Berichterstattung. Auf die geplante Kürzung versucht Fellner Kern nach dessen Schilderung, seine Argumente näherzubringen. Stets höflich, aber laut "Dossier" deutlich in der Botschaft, "dass Herr Fellner das als unfreundlichen Akt gesehen hat." Als unter Kern Inserate des Kanzleramts gekürzt wurden, habe Fellner im Gespräch mit dem damaligen Kanzler Kern "so getan, als ob es da ein Missverständnis gibt; dass es sich um einen Irrtum handle und irgendein Mitarbeiter im Bundeskanzleramt nicht bei Österreich schalten wolle – und er dieses 'Missverständnis# mit mir auflösen wolle". In Gesprächen mit Fellner sei es diesem "wenig überraschend dabei auch um sein Geschäft" gegangen, sagt Kern. Dossier-Interview unter diesem Link
- 26. Oktober 2019
Die Fellners starten ihr bundesweites „Radio Austria“ am 26. Oktober 2019 - Österreichs zweite bundesweite Privatradiolizenz (nach Kronehit 2004) wäre beinahe noch vor dem Start an den deutschen Medienkonzern Bauer gegangen und hätte zugleich eine neue Tempo-Höchstleistung der Fellner-Family beim Verkaufen von Medien bedeutet. Allein: Es wurde nichts aus dem Blitzsale noch vor dem Sendestart. Ab 26. Oktober 2019, dem Nationalfeiertag, bespielt Fellner nach eigenen Worten die nationale Lizenz"zu 100 Prozent österreichisch und zu 100 Prozent Fellner" bespielen wird. Die (laut Fellner) "Antenne Österreich Mediengruppe" werde den Sender betreiben, als Firma gibt es diese Mediengruppe bei Fellners Erklärung am 9. August 2019 (noch) nicht im Firmenbuch. Radio Austria soll das Programm für eine ältere Zielgruppe zwischen 30 und 50 heißen, es verspricht den "Sound deines Lebens" und wirbt mit "Wir lieben Österreich, wir lieben Hits". Morgen-Moderatoren: jeweils zwei Wochen Ö3-Wecker-Erfinder Rudi Klausnitzer und eine Woche Wolfgang Fellner selbst, mit Zeitung, Magazinen und Fellner Live im Fernsehen nicht ganz ausgelastet. Den Start verzögerten nicht allein die Verkaufsverhandlungen (die gaben aber den Ausschlag), sondern auch die Neuwahl des Nationalrats. Radio ist nicht gerade das Wahlwerbemedium der Wahl, und nach der Nationalratswahl sind deutlich mehr Plakatflächen zur Bewerbung frei.
- 17. Oktober 2019
Ruinerwold: Vater aus dem Stockfoto-Archiv bei Oe24 - Christian Nusser, selbst Chefredakteur bei Österreich, bevor er 2012 zu Heute wechselte, wundert sich auf Twitter über seine alten Kollegen (und inzwischen Hauptkonkurrenten). Zur Headline "Sekten-Josef: Das soll der Vater der Kinder sein" über die jahrelang nach ersten Erkenntnissen auf einem Bauernhof isolierte Familie zeigt Oe24 das Foto eines Mannes – das Nusser bei Anbietern von Symbolbildern entdeckt. Sein Tweet:
Äh, @Oe24at, euer Foto von „Sekten-Josef“ gibt es bei Feature-Agenturen (CanStock, Shutterstock) zu kaufen. Kostet 8 Euro. pic.twitter.com/Z5YLtvK7yQ
— Christian Nusser (@NusserChristian) October 17, 2019 - 12. Juli 2019
Privatrundfunkförderung auf 20 Millionen aufgestockt: Fellner räumt ab - Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) brachte im Frühjahr 2019 recht rasch (und rechtzeitig vor dem Regierungsende) ein Viertel mehr Privatrundfunkförderung auf den Weg – schon 2019 gibt es 20 statt bisher 15 Millionen für kommerzielle TV- und Radiokanäle. Beim zweiten Vergabetermin dieses Jahres im Juli 2019 räumt vor allem ein Sender ab: Oe24.TV kann seine Förderung mehr als verdoppeln – zu 985.000 Euro beim ersten Termin im Jänner kommen nun weitere 1,095 Millionen (etwa für eine "Medien-Show" und viele Wahlformate). RTR-Geschäftsführer Oliver Stribl entschied hier nach meinen Informationen gegen die Empfehlung des Fachbeirats für mehr Förderung als empfohlen. Puls 4 kommt 2019 auf rund 2,2 Millionen Euro Förderung, Konzernschwester ATV auf 1,73 Millionen, Servus TV auf 1,7 Millionen und Krone.tv auf immerhin 1,3 Millionen. Mehr dazu demnächst unter Medienförderungen. Die etwas unübersichtlichen Daten der RTR dazu finden Sie unter diesem Link.
- 11. Juli 2019
Wolfgang Fellner beziffert Umsatz von Mediengruppe Österreich und Oe24TV - Für mein STANDARD-Ranking von Österreichs größten Medienhäusern frage ich alljährlich nach den Umsätzen, Ergebnissen, Beschäftigtenzahlen der größeren Unternehmen der Branche. Nach einer Weile Stille antwortete mir Gründer, Herausgeber, Mastermind und Anchorman Wolfgang Fellner, als die Übersicht am 11. Juli 2019 gerade erschienen war. Er beziffert den nach seinen Angaben konsolidierten Gruppenumsatz der Mediengruppe Österreich 2018 mit 111,38 Millionen Euro, davon kämen 6,5 Millionen kämen von Oe24TV; Ergebnis 4,52 Millionen, Mitarbeiterstand 374. Konsolidierte Gruppenumsätze der zeitweise mehr als 50 Firmen umfassenden Medienaktivitäten der Familie Fellner sind nicht im Firmenbuch zu finden, die 4,5 Millionen Ergebnis decken sich in etwa mit dem (älteren) Jahresabschluss einer dieser Firmen, die Mediengruppe "Österreich" GmbH (Firmenbuchnummer 294478g) heißt.
- 5. Juli 2019
Presseförderung 2019 großteils vergeben – Fellners „Österreich“ vorerst abgewiesen - Als Wolfgang Fellner Österreich 2006 startete, nannte er die Presseförderung eine "Misserfolgsförderung", die seine Zeitung nicht beantrage - überwiegend gratis verteilt, hätte sie laut damals und auch 2019 noch gültigem Presseförderungsgesetz auch keine Chance auf Förderung. 2018 aber benannte er die großteils idente Gratisausgabe in Oe24 um - auch im Sinne einer gemeinsamen Marke für Online, TV, Print und Radio, die in Reichweitenstudien hilft. Und 2019 beantragte die Gruppe auch schon Presseförderung für die Kaufvariante Österreich - Vertriebsförderung und Vielfaltsförderung. Die Medienbehörde lehnte den Antrag ab. Maßstab für die Bewertung ist immer das Vorjahr, und da gab es nur ein halbes Jahr eine eigene Kaufzeitungsvariante namens Österreich. Ab 2020 bedeutet das Aussichten auf Presseförderung für die Zeitung.
- 2. Juli 2019
Clivia Treidl wechselt von Oe24 zu Puls 4 - Moderatorin und Societyreporterin Clivia Treidl wechselt von Oe24 zu Puls 4, also von Fellner zu Breitenecker, berichtet TV-Media; Treidl ist die Lebensgefährtin von Gernot Blümel, Kanzleramts- und Medienminister in der ersten türkisblauen Koalition von ÖVP und FPÖ und einer der wichtigsten Wegbegleiter von Sebastian Kurz.
- 18. Mai 2019
Ibizagate: Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition, Neuwahlen – und ein aufatmender ORF-General - Heinz-Christian Strache tritt am 18. Mai 2019 als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurück und Kanzler Sebastian Kurz beendet die Koalition einen Tag nach Bekanntwerden des 2017 heimlich aufgenommenen Videos, in dem die FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte Staatsaufträge für die Übernahme und FP-freundliche Ausrichtung der Krone in Aussicht stellen, und am besten dazu einen ORF-Sender. Die türkis-blaue Regierung zerbröselt. – Alexander Wrabetz bleibt also noch länger ORF-Generaldirektor. Mit der ÖVP-FPÖ-Regierung fällt auch der Plan für ein neues ORF-Gesetz noch 2019.
- 21. Februar 2019
Bundesweite Radiolizenz für Fellner-Gruppe - Familie Fellner (Mediengruppe Österreich) bekommt von der Medienbehörde KommAustria im Tausch für ihre Radiolizenzen (und einige zugekaufte von Lounge FM) eine bundesweite Radiolizenz, die zweite Kronehit (2004). Die Fellners wollen den Sender noch vor dem Sommer 2019 samt einer Reihe von Streaming-Spartenkanälen starten. Es wird – auch wegen Verkaufsverhandlungen schon vor dem Start mit der deutschen Bauer-Gruppe – dann doch 26. Oktober 2019.
- 9. Oktober 2018
Österreich gegen Wiener Linien: Jahrzehnt-Kartellverfahren über Gratiszeitungsboxen endet mit Vergleich - Fast ein Jahrzehnt prozessierte die Mediengruppe Österreich gegen die Wiener Verkehrsbetriebe und ihren Vertrag mit Konkurrent Heute über Stellplätze für Entnahmeboxen in den U-Bahnen. Anfang September einigte man sich auf einen Vergleich, im Oktober macht ihn die Wettbewerbsbehörde offiziell. Heute in den Stationen, Österreich davor mit zusammen gut 500 Boxen ist okay, künftige Diskriminierung wird ausgeschlossen. Krone und Heute spekulieren über millionenschwere Entschädigungs- oder Kompensationszahlungen an die Fellner-Gruppe, die dementiert die kolportierte Höhe von 5 Millionen Euro. Fellners und Dichands klagen nun einander wegen der Artikel und Konter darüber wieder einmal, Eva Dichand verlangt die komplete Offenlegung des Vergleichs. Die BWB-Zusammenfassung gibt's hier.
- 29. Juni 2018
Die Gratisausgabe von Österreich heißt nun Oe24 - Die Fellers beklagten, dass die Media-Analyse Zeitungen benachteilige, die in Print und Online unterschiedlich heißen. Ab Mitte 2018 nennen sie die Gratisausgabe nun nicht mehr Österreich, sondern Oe24 wie das Onlineportal, Radios und TV-Kanal. Damit steigen die Chancen der Kaufvariante Österreich deutlich, Presseförderung zu bekommen. 2019 lehnt die Medienbehörde der Antrag auf allgemeine und Vielfaltsförderung nur ab, weil Österreich noch kein Jahr überwiegend Kaufzeitung ist. 2020 könnte es dann soweit sein.
- 15. Juni 2018
Kurier nicht mehr Gesellschafter der VGN (Verlagsgruppe News) - Im Firmenbuch wird festgeschrieben: Die VGN/Verlagsgruppe News gehört nun zu 75 Prozent der Familie Pirker und zu 75 Prozent der Gründerfamilie Fellner. Sie haben gegen den Willen des Kurier eine Option auf die Anteile aus 2001 gezogen.
- 13. Juni 2018
Niki Fellner wird Co-Chefredakteur der Österreich/Oe24-Medien - Herausgeber, Gründer und Macher Wolfgang Fellner erklärt seinen älteren Sohn Niki Fellner (* 21. März 1985) in der Branchenzeitung Horizont zum Gesamt-Chefredakteur über die Medien der Mediengruppe Österreich (Österreich, Oe24).
- 26. September 2016
Fellners starten Oe24TV - Die Mediengruppe Österreich bekommt ihren Fernsehsender Oe24TV, über Sat und Kabel und digital. Herausgeber Wolfgang Fellner verbringt fürderhin viel Zeit vor der Kamera, auch sein Sohn Niki muss bald ran bei Fellner Live.