• Die Funke-Mediengruppe, einer der größten deutschen Verlagskonzerne und der größte deutsche Zeitungseigentümer in Österreich, gehört einer Familie: dem Funke-Clan, und ab 2021 tatsächlich einem Familienstamm der verzweigten Nachkommen des Gründers dieses lange WAZ-Gruppe genannten Essener Medienkonzerns Jakob Funke (1901 – 1975). Eine knappe Familienaufstellung.
  • 2021, am 17. Juni, kommt bei Funkes die Flurbereinigung des Familienstamms Grotkamp (nach dem eingeheirateten Funke-Schwiegersohn und langjährigen Geschäftsführers Günther Grotkamp) unter den Gesellschaftern der Funke-Mediengruppe an: Die Kinder der Grotkamps, also Julia Becker, Nora Marx und Niklas Wilcke, übernehmen zu ihren gemeinsam zu gleichen Teilen gehaltenen rund 66 Prozent an der Funke-Gruppe noch die zweimal 16,7 Prozent der anderen Funke-Familienstämme – in Gestalt von Renate Schubries und Stephan Holthoff-Pförtner.
  • Julia Becker als Verlegerin und Aufsichtsratsvorsitzende nach ihrer Mutter Petra Grotkamp ab Anfang 2018 fanden Schubries und Holthoff-Pförtner keine Idealbesetzung, es gab regelmäßig Unstimmigkeiten und zumindest hinhaltenden Widerstand unter den Gesellschaftern, berichtete etwa das manager magazin 2021 über den Hintergrund der Komplettübernahme für kolportierte 250 Millionen Euro.
  • Mit der Übernahme soll Becker laut manager magazin auch die Geschäftsführung der Funke-Mediengruppe umbauen. Michael Wüller etwa verliere seine Funktion dort – er ist auch Mitglied und Vorsitzender des Gesellschafterausschusses (GAS) der Krone-Kurier-Verlagstochter MEDIAPRINT und würde wohl auch in dem Mandat im obersten Entscheidungsgremium von Österreichs größtem Verlagskonzern abgelöst.Wüller managt auch die Auseinandersetzungen mit den Dichands. KRONE-STREIT
  • Die Funke-Gruppe begleitet ein jahrzehntelanger Gesellschafterstreit – erst belauerten einander die beiden Konzerngründer, Sozialdemokrat Erich Brost und Jakob Funke, dann ihre leiblichen oder adoptierten Nachfolger in der – so hieß sie lange – WAZ-Gruppe. 2011 versuchte Funke-Erbin Petra Grotkamp einen Befreiungsschlag, übernahm für rund 500 Millionen Euro die 50 Prozent der Brost-Familie und hatte damit die Mehrheit. Doch die beiden Mitgesellschafter aus dem Funke-Familienstamm – Renate Schubries und Stefan Holthoff-Pförtner – mit je 16,7 Prozent Anteil waren auch nicht immer einer Meinung und machten unternehmerische Entscheidungen jedenfalls nicht leichter. Vor allem Grotkamp-Tochter Julia Becker als neue Aufsichtsratschefin ab Anfang 2018 schien ihnen keine gute Wahl. Gekürzte Ausschüttungen trugen nicht zur Harmonie bei, berichtete das manager magazin.

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Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen

Am 20. Mai 2020, am späten Vormittag, verschickt das Schweizer Schiedsgericht die definitive Entscheidung im langjährigen Gesellschafterstreit um die Vorrechte der Familie Dichand: Die Rahmenvereinbarungen mit der Funke-Gruppe über gut 7 Millionen garantierten Gewinn jährlich und das Sagen in der Redaktion für die Dichands sowie die Syndikatsverträge in der Mediaprint, die Stimmrechte der Funkes an die Dichands binden, gelten weiter. Sie sind nur zu kündigen, wenn man die Gesellschaftsverträge der Krone aufkündigt. Und wer das tut, muss seine Krone-Anteile dem Mitgesellschafter zum sehr günstigen Buchwert überlassen. Die Dichands rufen nach der Entscheidung (laut ihrer Anwältin Huberta Gheneff) die Funke-Gruppe auf, über einen Verkauf der Krone-Anteile zu verhandeln. Das taten sie (und Raiffeisen über jene am Kurier) schon 2018 – bis die Funke-Gruppe Immobilienmilliardär René Benko an ihrer Österreich-Holding beteiligte. 80 Millionen zahlte Benko für eine Minderheit dort, für die kompletten Funke-Anteile an beiden Zeitungen sollten weitere 80 Millionen fließen. Bedingung: Die Vorrechte der Dichands müssen fallen (womit Benko fix gerechnet haben soll). Der Vertrag soll auch Ausstiegsmöglichkeiten für Benkos Signa-Gruppe vorsehen. Funke-Gruppe und Benkos Signa lassen fünf Tage später verlauten: Sie verkaufen nicht. Und sie fechten die Entscheidung des Schiedsgerichts wegen aus ihrer Sicht "schwerwiegender Unregelmäßigkeiten" an. Doch das dagegen angerufene Schweizer Bundesgericht, also das zuständige Höchstgericht, weist die Beschwerde mit 1. April 2021 ab.
Nächster (logischer) Eskalationsschritt im Streit der deutschen Funke-Gruppe mit der österreichischen Gründerfamilie Dichand über das Sagen bei der Kronen Zeitung: Die Funke-Gruppe meldet mit Jahresbeginn 2020 bei der Bundeswettbewerbsbehörde die "alleinige Kontrolle" über Österreichs größte Tageszeitung an. Sie verweist auf eine Regel der Gesellschaftsverträge über Stimmrechte bei der Krone: Die werden nach vollen Prozentpunkten (eigentlich vollen 1000 Schilling) berechnet. Die vier Erben von Gründer Hans Dichand teilten dessen 50 Prozent aber auf viermal 12,5 Prozent auf. Damit habe jede/r von ihnen nur 12 Prozent Stimmrecht, also zusammen 48 Prozent. Die Funke-Beteiligungsfirma hält aber 50 Prozent und habe demnach 50 Prozent der Stimmrechte und damit die Mehrheit. Damit argumentiert die Funke-Gruppe auch schon vor dem Handelsgericht Wien, wo sie damit seit 2019 Entlassung Christoph Dichands als Herausgeber und Chefredakteur durchsetzen will. Die Bundeswettbewerbsbehörde äußert "ernste Bedenken" gegen die Anmeldung, verweist auf gerichtlich zu klärende Auffassungsunterschiede zwischen Dichands und Funkes – und legt die Sache dem Kartellgericht (Oberlandesgericht) zur Prüfung vor. Der Oberste Gerichtshof weist die Funkes im März 2021 ab – Kartellgerichte seien nicht zuständig für Gesellschafterstreit.
Das deutsche Manager Magazin schätzt und reiht alle Jahre die reichsten Deutschen – darunter eine Reihe von Medieneigenümern wie Friede Springer (4,4 Milliarden Euro), Hubert Burda (4 Milliarden), Familie Mohn (Bertelsmann, 3,8 Milliarden), Yvonne, Mirja, Saskia und Nicola Bauer (3,8) oder auch die Familie des vor Jahren ausgekauften Funke-Hälfteeigentümers Martin Brost (0,9 Milliarden wie im Vorjahr). Die Brost-Sippe stieg mit dem Verkauf ihrer Funke-Anteile jedenfalls nach dieser Schätzung besser aus als die Käufer – Familie Grotkamp, die seither die Mehrheit an dem Essener Medienkonzern hat, der sich 1987/88 an Krone und Kurier beteiligte. Die Grotkamp-Nachkommen Julia Becker, Nora Marx und Niklas Jakob Wilcke taxiert das deutsche Wirtschaftsmagazin 2019 auf 500 Millionen Euro Vermögen nach 700 Millionen vor einem Jahr – die Geschäfte liefen "matt". Der österreichische Trend bewertete Familie Dichand mit Krone-Hälfte, gewaltiger Kunstsammlung und Immobilien im Frühsommer 2019 auf 650 Millionen Euro Vermögen.
Die Funke-Gruppe beantragt die Entlassung von Miteigentümer Christoph Dichand als Chefredakteur. Anlass: Bei einer Steuerprüfung nicht als betrieblich anerkannte Spesen. Jeweils die Hälfte der Krone-Gesellschafter stimmt am 22. März 2019 für und gegen die Entlassung. Bei den Dichands stimmt Christoph mit – dagegen klagen die Funkes beim Handelsgericht Wien.
Die Funke-Gruppe wechselt nach dreieinhalb Jahren ihren Geschäftsführer in der Mediaprint ab: Axel Bogocz, Anfang 2014 als Geschäftsführer der News-Gruppe abgelöst, muss auch beim größten Zeitungskonzern gehen. Christoph Niemöller (49), 2007 bis 2016 Geschäftsführer von NOZ-Medien, einem der größeren regionalen Medienhäuser Deutschlands mit 25 Tageszeitungen, übernimmt Bogocz Job in der Mediaprint und auch gleich jene des Co-Geschäftsführers bei der Krone (als Nachfolger von Bernhard Schneider).
Die Funke-Gruppe überweist den Dichands nach Ausfertigung des jüngsten Schiedsurteils vom März im Juni 2017 bisher einbehaltene Garantiegewinne (für die die Deutschen laut Syndikatsverträgen geradestehen müssen, wenn das laufende Geschäft sie nicht hergibt). Kolportiert: zweistellige Millionenbeträge. Mehr unter Kronen Zeitung
2014 sprach die deutsche Funke-Grupppe, Hälfteeigentümerin des Kleinformats seit 1987, die Kündigung der Syndikatsverträge mit den Dichands über deren Vorrechte bei der Krone aus, etwa Garantiegewinn für die Österreicher. Im März 2017 weist das damit befasste Schiedsgericht nach Schweizer Recht die Funke-Kündigung der Verträge und der Vorrechte der Dichands ab - mit der formalen Begründung, sie wäre zu früh erfolgt. Erst mit Ende 2017 könnten die Verträge gekündigt werden. Mehr unter Kronen Zeitung.

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