JELINEK Gerhard (nach ORF Servus TV)
-
Gerhard Jelinek (13. Oktober 1954) war Jahrzehnte ORF-Politikjournalist und ebenso langjähriger ÖVP-Hoffnungsträger auf Führungsfunktionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vom Marketingchef bis zum ORF.at-Chefredakteur (mehr dazu unten im Stichwort). Im Herbst 2020 verabschiedete er sich, zuletzt Leiter der aktuellen Dokumentationen, doch ohne höheren Managementjob in die ORF-Pension.
-
Für Servus TV produziert er gleich danach, sehr routiniert im Genre zeitgeschichtliche Doku, mit Birgit Mosser-Schuöcker Österreichs wunderbare Jahre mit Promi-Interviews. Ganz im Sinne der Heldenerzählungen, die Dietrich Mateschitz für seine Marken wichtig sind, erzählen Promis die für sie ein Jahrzehnt prägenden Positiverlebnisse.
-
Mit Mai 2021 überantwortet ihm Servus TV die Leitung der Talkformate Talk im Hangar-7 und Links. Rechts. Mitte - Duell der Meinungsmacher bei ServusTV.
-
Diskussions-Chef bei Servus nur für acht Monate bis Ende 2021. Schon mit Ende 2021 übernimmt die Leitung der Diskussionsformate Alexander Möhnle, bisher bei Michael Fleischhackers Talk im Hangar, die Leitung der Talkformate bei Servus TV. Jelinek spricht von neuen Aufgaben bei Servus TV.
-
Auch der Moderator geht. Der frühere Kurier-Chefredakteur Christoph Kotanko, der seit Start im Februar bei Servus den neuen Sonntagsabend-Talk Links. Rechts. Mitte. moderierte, verlässt den Sender mit Jahresende 2021 ganz. Hintergrund offenbar: die Positionierung von Intendant Ferdinand Wegscheider für Servus TV als Heimat von Corona-Maßnahmenkritikern und rechtslastige Alternative zu einem von ihm identifizierten Medien- und Politik-"Mainstream".
-
Gerhard Jelineks Frau Martina Salomon ist seit Oktober 2018 Chefredakteurin des Kurier.
Gerhard Jelineks ORF-Geschichte
Der Dr. juris (1972 bis 1977, er hat auch Publizistik studiert), begann nach eigenen Angaben bei Die Presse und Radio Adria, laut Standard war er in den 1980ern auch Chefredakteur beim ÖVP-Pressedienst sowie laut Elisabeth Horvat (Die Seilschaften) Pressesprecher und Sekretär von Michael Graff als ÖVP-Generalsekretär (das war Graff 1982 bis 1987). Jelinek war laut eigenem LinkedIn-Eintrag:
- 1986–1989
- Wochenpresse Politik-Redakteur und Ressortleiter Gesellschaft des bürgerlichen österreichischen Wochenmagazins.
- 1989
- ORF Redakteur beim Inlandsreport, ab März 1995 heißt das wöchentliche ORF-Politikmagazin Report.
- 2001
- Report International Ab 2001 leitet Jelinek als Sendungsverantwortlicher den Auslandsableger des ORF-Politikmagazins.
- 2004
- Sendungsverantwortlicher des Report, zunächst ab Jahresbeginn 2004 nach dem Abgang des 2002 von Monika Lindner und Werner Mück installierten FPÖ-Wunsches Wolfgang Fuchs interimistisch, am 10. Mai definitiv. Ab Sommer 2005 leitet Jelinek zusätzlich die ORF-Sonntagsdiskussion Offen gesagt und die Pressestunde.
- 2008
- Menschen und Mächte statt Report Mit Jänner 2007 hat Sozialdemokrat Alexander Wrabetz – gegen die Stimmen der ÖVP – die ORF-Generaldirektion von Monika Lindner übernommen. Mit Mai 2008 löst Robert Wiesner Jelinek als Report-Chef ab. Jelinek leitet fürderhin die zeitgeschichtliche Dokureihe Menschen und Mächte und produziert weiter am laufenden Band selbst welche, für den ORF und, gern auch begleitend, als Bücher.
BLITZDOKUS Jelineks Dokuroutine hilft bei publizistischen Schnellschüssen:
- Am 11. Oktober 2008 kurz nach ein Uhr kommt der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider schwer alkoholisiert am Steuer seines VW Phaeton auf dem Heimweg ins Bärental von der Straße ab und stirbt an schweren Kopf- und Brustverletzungen. 22 Stunden später, am Abend dieses Samstags, läuft Das war Jörg Haider, Jelineks schnellste Doku.
- Im Mai 2019 muss es wieder schnell gehen: Nach Wochenende, an dem Heinz-Christian Straches Ibiza-Video bekannt wurde und Kanzler Sebastian Kurz die Koalition mit der FPÖ für beendet erklärte, fragt Channel-Managerin Lisa Totzauer Jelinek am Montag, den 20. Mai, ob er über #Ibizagate nicht eine Doku für Mittwochabend produzieren könne. Es wird kein Hochamt des Genres, und am Dienstag ist Jelinek selbst noch nicht ganz klar, ob er es schafft, aber am Mittwoch um 20.15 Uhr läuft #IbizaGate. Die Doku – Chronologie des Scheiterns auf ORF 1.
Hoffnungsträger Jelinek und die ÖVP
Creatext-Kampagne mit Bildungsministerium (1998)
Gerhard Jelinek hat parallel zu seiner ORF-Tätigkeit für den Report eine Agentur namens Creatext, die in den 1990ern auch eine vom Bildungsministerium (Elisabeth Gehrer, ÖVP) unterstützte Kampagne betreut. Jelinek betont später auf Anfrage gegenüber dem Standard, Auftraggeber war der Verein Schüler, Lehrer & Eltern für die neue Rechtschreibung. Seine Creatext habe auch für die Wiener Ärztekammer und andere medizinische Bereiche gearbeitet.
Wunschliste an Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) 2002
Mit Jahresbeginn 2002 übernimmt Monika Lindner dank der Stimmen von ÖVP und FPÖ die Führung des ORF. Anfang 2002 schreibt Gerhard Jelinek, damals Report International Ernst Strasser ein Mail, dem von der ÖVP gestellten Innenminister (und früheren Fraktionsführer der ÖVP im ORF-Aufsichtsgremium Kuratorium). „Danke, dass du für mich Briefträger spielen willst“, leitet Jelinek seine Wunschliste über Führungsfunktionen im ORF ein, die 2008 in die Öffentlichkeit findet. Jelinek an Strasser: „Sollte es im Rahmen einer Neuorganisation der Informationsdirektion zur Schaffung einer Hauptabteilung Magazine (…) kommen, (…) wäre ich an der Position eines Hauptabteilungsleiters Magazine interessiert.“ Und: „Sollte der Chefredakteur nicht schon fix vergeben sein (…)“, dann sei diese Stelle „natürlich die politisch interessanteste Position“. An der Leitung des Report gibt er sich „natürlich subsidiär“ interessiert. „Interessant“ findet Jelinek auch: „Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit“ und, „vielleicht mit etwas Hybris“ würde er sich auch „die ORF-Enterprise zutrauen“.
Stuhlprobe für Wolfgang Schüssel (2006)
Vor dem ORF-Sommergespräch mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) am 1. September 2006 packt Gerhard Jelinek (laut Profil und von ihm nicht dementiert) den für Schüssels Interview vorgesehenen Sessel in sein Auto und bringt ihn eigenhändig ins Kanzleramt zum Probesitzen. Nach ein paar Studnen holt er ihn wieder ab und bringt ihn zurück auf den Küniglberg.
Auf Twitter ist Gerhard Jelinek unter @Franz_Hirsch teils sehr prononciert unterwegs, inzwischen unter Klarname.