Das Spätwerk der Medienbrüder Wolfgang und Helmuth Fellner, das zäheste und wohl auch teuerste ihrer Gründerkarriere. Eine unübersichtliche Gemischtwarengruppe dutzender Firmen um die Tageszeitung Österreich und ihre Gratisversion, ab Mitte 2018 unter dem Titel Oe24, Portale, Reisebüros, Radiosender, Medikamentenhandel, Fernsehsender, Ticketverkauf...

Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen

Die Mediengruppe Österreich gibt am 24. August 2022 bekannt, dass die Sonntagsausgabe von "Österreich" - immerhin zweitgrößte Sonntagszeitung im Land nach der dreimal so großen "Krone" - nur noch bis 4. September 2022 erscheint. CEO Niki Fellner erklärt, wegen komplizierter Logistik, hohen Papierpreisen und Spritkosten sei der Unternehmensgruppe eine kostendeckende Produktion der Sonntagszeitung nicht mehr möglich. Ab dem Wochenende 10./11. September gibt es eine gedruckte Ausgabe für Samstag und Sonntag und eine Online-"Edition" am Sonntag, also sechs statt sieben Ausgaben pro Woche. Ebenfalls am 24. August veröffentlicht die Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK) die Daten für das erste Halbjahr 2022; sie zeigen, dass die Mediengruppe Österreich die Druckauflage der Gratiszeitung von "Oe24" gegenüber 2021 um ein Drittel reduziert hat. Die Fellner-Gruppe meldet im Gegenzug um 800 Prozent mehr E-Paper-Gratiszugänge (damit bleibt die verbreitete Auflage laut ÖAK beinahe stabil).
Die Mediengruppe Österreich (MGÖ) klagt die Republik Österreich und vier Mitglieder der Presseförderungskommission, weil die zuständige Medienbehörde KommAustria Presseförderung für Österreich 2020 ablehnte, die vier Beiratsmitglieder haben das empfohlen. Die weisungsfrei entscheidende Medienbehörde verweist darauf, dass die Gratiszeitung Oe24 große Teile der Inhalte von Österreich übernimmt. Die beiden Titel seien also nicht getrennt zu betrachren, und nur für überwiegend verkaufte Zeitungen sehen Gesetz und Förderrichtlinien Presseförderung vor. Nach Ansicht der Mediengruppe Österreich indes sind beide Titel unabhängig von einander zu beurteilen, sie erschienen in unterschiedlichen Firmen (aus der Mediengruppe Österreich). Am 15. März 2021 verhandelt das Landesgericht für Zivilrechtssachen (Richterin: Maria Elisabeth Schrey) erstmals im Verfahren gegen die Republik, vertreten von der Finanzprokuratur des Bundes. Streitwert: gut eine Million Euro. Hier vertritt die Kanzlei Breitenfeld (Michael Breitenfeld und Michael Kröswang) die Fellner-Mediengruppe. Im Verfahren gegen Mitglieder der Presseförderungskommission die Kanzlei Böhmdorfer und Schender. Das Verfahren soll am 15. Juni 2021 mit Zeugen weitergeführt werden.
Im Dezember 2009 veröffentlicht die Rechercheplattform Dossier ihr zweites Schwerpunktheft, nach der Krone nun über Korruption. Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Ex-Außenministerin Karin Kneissl, der FPÖ zugeordnet, kritisieren in dem Heft on records Methoden von Wolfgang Fellner beziehungsweise der Mediengruppe Österrreich bei der Akquisition von Werbung. Fellner weist Zusammenhänge zwischen Werbebuchung und redaktionellen Inhalten (erneut) zurück, sie werde "durch ständige Wiederholung nicht richtig" und würde "jeder Grundlage" entbehren: "Ihr Vorwurf, ich würde Inserenten unter Druck setzen, ist schon deshalb hanebüchener Unsinn, weil ich – nachweislich – seit mehr als drei Jahren kein einziges Inserat mehr verkauft habe." Es handle sich "um nebulöse und anonyme Sudelgerüchte, die keinen Funken Wahrheit haben." Kneissl führt gegenüber Dossier negative Berichterstattung von Österreich auf gekürzte Inseratenbudgets (gegenüber Vorgänger Sebastian Kurz) im Außenministerium. Kern spricht gegenüber Dossier von einem klaren Zusammenhang zwischen der Reduktion von Inseraten auch für Fellner-Medien und deren Berichterstattung. Auf die geplante Kürzung versucht Fellner Kern nach dessen Schilderung, seine Argumente näherzubringen. Stets höflich, aber laut "Dossier" deutlich in der Botschaft, "dass Herr Fellner das als unfreundlichen Akt gesehen hat." Als unter Kern Inserate des Kanzleramts gekürzt wurden, habe Fellner im Gespräch mit dem damaligen Kanzler Kern "so getan, als ob es da ein Missverständnis gibt; dass es sich um einen Irrtum handle und irgendein Mitarbeiter im Bundeskanzleramt nicht bei Österreich schalten wolle – und er dieses 'Missverständnis# mit mir auflösen wolle". In Gesprächen mit Fellner sei es diesem "wenig überraschend dabei auch um sein Geschäft" gegangen, sagt Kern. Dossier-Interview unter diesem Link
Christian Nusser, selbst Chefredakteur bei Österreich, bevor er 2012 zu Heute wechselte, wundert sich auf Twitter über seine alten Kollegen (und inzwischen Hauptkonkurrenten). Zur Headline "Sekten-Josef: Das soll der Vater der Kinder sein" über die jahrelang nach ersten Erkenntnissen auf einem Bauernhof isolierte Familie zeigt Oe24 das Foto eines Mannes – das Nusser bei Anbietern von Symbolbildern entdeckt. Sein Tweet:
Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) brachte im Frühjahr 2019 recht rasch (und rechtzeitig vor dem Regierungsende) ein Viertel mehr Privatrundfunkförderung auf den Weg – schon 2019 gibt es 20 statt bisher 15 Millionen für kommerzielle TV- und Radiokanäle. Beim zweiten Vergabetermin dieses Jahres im Juli 2019 räumt vor allem ein Sender ab: Oe24.TV kann seine Förderung mehr als verdoppeln – zu 985.000 Euro beim ersten Termin im Jänner kommen nun weitere 1,095 Millionen (etwa für eine "Medien-Show" und viele Wahlformate). RTR-Geschäftsführer Oliver Stribl entschied hier nach meinen Informationen gegen die Empfehlung des Fachbeirats für mehr Förderung als empfohlen. Puls 4 kommt 2019 auf rund 2,2 Millionen Euro Förderung, Konzernschwester ATV auf 1,73 Millionen, Servus TV auf 1,7 Millionen und Krone.tv auf immerhin 1,3 Millionen. Mehr dazu demnächst unter Medienförderungen. Die etwas unübersichtlichen Daten der RTR dazu finden Sie unter diesem Link.
Für mein STANDARD-Ranking von Österreichs größten Medienhäusern frage ich alljährlich nach den Umsätzen, Ergebnissen, Beschäftigtenzahlen der größeren Unternehmen der Branche. Nach einer Weile Stille antwortete mir Gründer, Herausgeber, Mastermind und Anchorman Wolfgang Fellner, als die Übersicht am 11. Juli 2019 gerade erschienen war. Er beziffert den nach seinen Angaben konsolidierten Gruppenumsatz der Mediengruppe Österreich 2018 mit 111,38 Millionen Euro, davon kämen 6,5 Millionen kämen von Oe24TV; Ergebnis 4,52 Millionen, Mitarbeiterstand 374. Konsolidierte Gruppenumsätze der zeitweise mehr als 50 Firmen umfassenden Medienaktivitäten der Familie Fellner sind nicht im Firmenbuch zu finden, die 4,5 Millionen Ergebnis decken sich in etwa mit dem (älteren) Jahresabschluss einer dieser Firmen, die Mediengruppe "Österreich" GmbH (Firmenbuchnummer 294478g) heißt.
Als Wolfgang Fellner Österreich 2006 startete, nannte er die Presseförderung eine "Misserfolgsförderung", die seine Zeitung nicht beantrage - überwiegend gratis verteilt, hätte sie laut damals und auch 2019 noch gültigem Presseförderungsgesetz auch keine Chance auf Förderung. 2018 aber benannte er die großteils idente Gratisausgabe in Oe24 um - auch im Sinne einer gemeinsamen Marke für Online, TV, Print und Radio, die in Reichweitenstudien hilft. Und 2019 beantragte die Gruppe auch schon Presseförderung für die Kaufvariante Österreich - Vertriebsförderung und Vielfaltsförderung. Die Medienbehörde lehnte den Antrag ab. Maßstab für die Bewertung ist immer das Vorjahr, und da gab es nur ein halbes Jahr eine eigene Kaufzeitungsvariante namens Österreich. Ab 2020 bedeutet das Aussichten auf Presseförderung für die Zeitung.
Moderatorin und Societyreporterin Clivia Treidl wechselt von Oe24 zu Puls 4, also von Fellner zu Breitenecker, berichtet TV-Media; Treidl ist die Lebensgefährtin von Gernot Blümel, Kanzleramts- und Medienminister in der ersten türkisblauen Koalition von ÖVP und FPÖ und einer der wichtigsten Wegbegleiter von Sebastian Kurz.
Heinz-Christian Strache tritt am 18. Mai 2019 als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurück und Kanzler Sebastian Kurz beendet die Koalition einen Tag nach Bekanntwerden des 2017 heimlich aufgenommenen Videos, in dem die FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte Staatsaufträge für die Übernahme und FP-freundliche Ausrichtung der Krone in Aussicht stellen, und am besten dazu einen ORF-Sender. Die türkis-blaue Regierung zerbröselt. – Alexander Wrabetz bleibt also noch länger ORF-Generaldirektor. Mit der ÖVP-FPÖ-Regierung fällt auch der Plan für ein neues ORF-Gesetz noch 2019.
Familie Fellner (Mediengruppe Österreich) bekommt von der Medienbehörde KommAustria im Tausch für ihre Radiolizenzen (und einige zugekaufte von Lounge FM) eine bundesweite Radiolizenz, die zweite Kronehit (2004). Die Fellners wollen den Sender noch vor dem Sommer 2019 samt einer Reihe von Streaming-Spartenkanälen starten. Es wird – auch wegen Verkaufsverhandlungen schon vor dem Start mit der deutschen Bauer-Gruppe – dann doch 26. Oktober 2019.
Am 11. Juni 2018 informiert der große Buch- und Zeitungsvertrieb Morawa die Belieferung von Trafiken und anderen Einzelverkaufsstellen mit Zeitungen und Magazinen mangels Aussicht auf wirtschaftliche Führung mit Jahresende 2018 einstellt. Eine Fusion mit der Zustellung des Salzburger Pressegroßvertriebs PGV ging wettbewerbsrechtlich nicht durch. Nun ist der PGV vorerst allein im (schwierigen) Markt. Laut Zeitungsverband werden weniger als 7 Prozent der Auflagen über den Einzelhandel abgesetzt, der allergrößte Teil über Abonnements.
Fast ein Jahrzehnt prozessierte die Mediengruppe Österreich gegen die Wiener Verkehrsbetriebe und ihren Vertrag mit Konkurrent Heute über Stellplätze für Entnahmeboxen in den U-Bahnen. Anfang September einigte man sich auf einen Vergleich, im Oktober macht ihn die Wettbewerbsbehörde offiziell. Heute in den Stationen, Österreich davor mit zusammen gut 500 Boxen ist okay, künftige Diskriminierung wird ausgeschlossen. Krone und Heute spekulieren über millionenschwere Entschädigungs- oder Kompensationszahlungen an die Fellner-Gruppe, die dementiert die kolportierte Höhe von 5 Millionen Euro. Fellners und Dichands klagen nun einander wegen der Artikel und Konter darüber wieder einmal, Eva Dichand verlangt die komplete Offenlegung des Vergleichs. Die BWB-Zusammenfassung gibt's hier.
Die Fellers beklagten, dass die Media-Analyse Zeitungen benachteilige, die in Print und Online unterschiedlich heißen. Ab Mitte 2018 nennen sie die Gratisausgabe nun nicht mehr Österreich, sondern Oe24 wie das Onlineportal, Radios und TV-Kanal. Damit steigen die Chancen der Kaufvariante Österreich deutlich, Presseförderung zu bekommen. 2019 lehnt die Medienbehörde der Antrag auf allgemeine und Vielfaltsförderung nur ab, weil Österreich noch kein Jahr überwiegend Kaufzeitung ist. 2020 könnte es dann soweit sein.
Herausgeber, Gründer und Macher Wolfgang Fellner erklärt seinen älteren Sohn Niki Fellner (* 21. März 1985) in der Branchenzeitung Horizont zum Gesamt-Chefredakteur über die Medien der Mediengruppe Österreich (Österreich, Oe24).
Die Mediengruppe Österreich bekommt ihren Fernsehsender Oe24TV, über Sat und Kabel und digital. Herausgeber Wolfgang Fellner verbringt fürderhin viel Zeit vor der Kamera, auch sein Sohn Niki muss bald ran bei Fellner Live.

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