ORF-Player ist der interne Arbeitstitel für eine Streamingplattform des ORF, an der Österreichs größter Medienkonzern schon eine kleine Ewigkeit arbeitet. Wenn sie denn doch einmal startet (geplant zuletzt für Sommer 2021, nun erste Ausläufer im Herbst 2021), dürfte sie ORF On heißen.

ORF On soll die zentrale digitale Ausspielplattform des ORF werden, mit Channels für Information (Newsroom), Sport (eher ohne Premiumsport), Kinder (Okidoki), Topos für Wissenschaft und Bildung und Religion, Space („ein Raum für Kunst, Kultur und Kreative, eine Einladung“ – offenkundig auch für deren Werke), U30 („Labor für die Zukunft des Fernsehens“, ein Experimentierfeld für Formate), komplette Live-Streams der linearen TV-Programme mit Kommentar- und Empfehlungsfunktionen, TVthek, Radiothek und Podcasts (Sound) – eine interne Video-Präsentation über diesen Player habe ich hier veröffentlicht.

TVthek, Radiothek, Flimmit Die drei ORF-Streamingportale TVthek, Radiothek und Flimmit sollen auf Sicht Teil des ORF-Players werden. Das Klassikportal Fidelio ist ein Joint-Venture mit Jan Mojtos Unitel (Beta-Gruppe), jedenfalls über seine ersten Jahre für den ORF kein wirtschaftlicher Erfolg.

Das ORF-Gesetz steht 2021 noch einigen dieser Angebote und Funktionen entgegen, so darf der ORF bis zu einer geplanten „Digitalnovelle“ keine Formate und Programme eigens für das Web produzieren, die nicht zuerst in klassischen Kanälen gelaufen sind. Eine solche Digitalnovelle auszuarbeiten nahm sich die Regierung von ÖVP und Grünen am 29. September 2021 mit einer Punktation im Ministerrat vor, doch der ressortzuständige Bundeskanzler Sebastian Kurz ist wegen Ermittlungen und Hausdurchsuchungen in der Umfrage/Inseratenaffäre mit 11. Oktober 2021 ebenso zurückgetreten wie sein Medienbeauftragter Gerald Fleischmann. Den Job hat jetzt Shilten Joseph Palathunkal und muss sich wohl erst einarbeiten, juristisch unterstützt von Kristina Malina-Altzinger.

Teil der Player-Strategie sind Social Media. Jedenfalls laut bis Ende 2021 amtierendem ORF-Generals Alexander Wrabretz war zudem die Präsenz mit ORF-Inhalten auf sozialen Plattformen wie Youtube, Instagram bis Tiktok.

Der ORF-General ab 2022, Roland Weißmann, hat – abgesehen vom Arbeitsstil und Entscheidungstempo des Vorgängers – eine Fortsetzung der Grundlinien seines Vorgängers angekündigt. Weißmann war neben seinen Jobs als Finanzchef des ORF-Fernsehens und Vize-Finanzdirektor des ORF zudem ab Sommer 2019 schon Geschäftsführer von ORF.at für das Player-Projekt.

Der Player-Stratege. Die Streamingplattform des ORF entwickelt, plant und konzipiert seit einer kleinen Ewigkeit der langjährige ORF-Vordenker Franz Manola, der 1997 auch schon ORF.at erfunden, gegründet und zum Marktführer gemacht hat. Übrigens unter dem Titel ORF On, so heißt auch die ORF-Tochterfirma für ORF.at und Teletext. Auf Manolas Drängen wird Saffron mit dem Front-End-Design des Players beauftragt – die Agentur hat schon Youtube und Facebook neu designed.

Die unendliche Geschichte des ORF-Players. Etwa in Jahrzehnt schon kündigt Wrabetz ein Angebot wie den Player an – erst als Smart-TV, als elektronischen Programmführer, aber schon damals mit sozialen Empfehlungsfunktionen – kommentieren, teilen, bewerten. 2012 spricht Wrabetz jedenfalls bei den Österreichischen Medientagen darüber und die Notwendigkeit, 2013 kündigt er es in einem Standard-Interview fix für 2014 an.