PALATHUNKAL Shilten Joseph Palathunkal ist ab Oktober 2021 für wenige Wochen Medienbeauftragter des Kanzlers nach Gerald Fleischmann
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Shilten Joseph Palathunkal (*24. Juli 1992) ist ab Herbst 2021 Medienexperte im Kabinett von Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) - die Ministerin für Frauen, Familien, Integration wird formell erst mit 5. Jänner 2022 mit diesen Agenden betraut.
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Palathunkal wurde mit Oktober 2021 recht plötzlich und nur für wenige Wochen Medienbeauftragter des Bundeskanzlers: Nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz nach Hausdurchsuchungen wegen Ermittlungen gegen ihn und seine engen Mitarbeiter über den Verdacht der Inseratenkorruption zieht sich auch Kurz' langjähriger Medienmann Gerald Fleischmann aus der Funktion des Medienbeauftragten zurück. Auch gegen den bisherigen Medienbeauftragten und früheren Pressesprecher ermittelt die Staatsanwaltschaft.
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Gesetze, Förderungen, Kommunikation. Fleischmann war als Medienbeauftragter seit Anfang 2020 die zentrale Schaltstelle von Kurz und Bundesregierung für Medienpolitik und Kommunikation im weiteren Sinne.
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Zumindest informell waren Fleischmann und sein Büro wesentlich beschäftigt mit der großen Corona-Infokampagne ab 2020, zugleich eine Art Akutförderung für Medien über Inserate, mit anderen Werbebuchungen zumindest des Kanzleramts, mit der großen Corona-Sondermedienförderung mit der Entwicklung der für 2022 geplanten Digitaltransformationsförderung mit voraussichtlich zum Start mehr als 50 Millionen Fördervolumen. Mit dem geplanten neuen ORF-Gesetz (Digitalnovelle).
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Palathunkal wurde erst wenige Tage zuvor Büroleiter des Medienbeauftragten nach dem Rückzug von Philip König aus dem Bundeskanzleramt mit Ende September in Richtung Papa-Urlaub und wohl danach privater Medienwirtschaft. Königs Funktion als Rechtsexperte des Medienbeauftragten übernahm Kristina Malina-Altzinger.
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Zuvor war Palathunkal Stellvertreter in Antonella Mei-Pochtlers Stabsstelle Strategie im Bundeskanzleramt.
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Medien-Erfahrung. Menschen, die Palathunkal kennen, überraschte dessen Avancement zum Medienbeauftragten des Bundeskanzlers; er habe wenig Erfahrung mit der Medienbranche – die in der Funktion einiges von ihm wollen wird. Und einige der bekannteren Namen können sehr nachdrücklich sein in ihren Wünschen an eine solche Stelle. Von sachlichem, sagen wir: Support von in der Materie erfahrenen Menschen in der Kurz-ÖVP kann man ausgehen.
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Ausbildung. Palathunkal erwarb laut seinem Linekdin-Profil den Bachelor (Business Consultancy, Accounting & Auditing Finance) an der FH Wiener Neustadt, den Master in Finance with Majors in Ecomic Policy an der SOAS Universtiy London (Abschlussarbeit: What motivates people to become entrepreneurs?), dazu weitere Ausbildungen etwa an Said Business School (Oxford), Johns Hopkins University (Data Science), Harvard (Computer Science).
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Jobs. Palathunkal arbeitete ab 2013 einige Monate bei Firsthand/McKinsey, der OMV, in der Wirtschaftskammer, bei Projekten der Deutsche Bank, machte Zwischendurch Zivildienst bei der Caritas. Er gründete und leitete Storyboard Productions ("Those with the good news") laut Linkedin 2016 bis 2020, parallel bei der Londoner Tech/Blockchain-Plattform iov42 (2016 bis 2020). Seit Juni 2020 war er in der Kanzleramts-Stabsstelle der früheren Boston-Consulting-Managerin und Kurz-Vertrauten Antonella Mei-Pochtler. Seit Dezember 2020 ist er auch Mitglied des Regulatory Sandbox Beitrats der Finanmarktaufsicht im Finanzministerium.
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Palathunkel ist in Wien geboren. Er spricht laut seinem CV neben Deutsch Englisch, Spanisch und Malayalam, seine Muttersprache.
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Mit Kurz haben sich im Zuge der Ermittlungen auch andere Vertraute und Betroffene zurückgezogen oder Urlaub angetreten: Johannes Frischmann, Pressesprecher von Kurz, und Johannes Pasquali, Sprecher im Finanzministerium.
Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen
- 6. Oktober 2021
Hausdurchsuchungen in Kanzleramt, Finanzministerium, ÖVP-Zentrale und Mediengruppe Österreich – Kanzler und Medienbeauftragter treten zurück - Am 6. Oktober 2021 durchsucht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) etwa in Bundeskanzleramt, ÖVP-Zentrale, Finanzministerium und Mediengruppe Österreich. Die WKStA ermittelt gegen Kanzler Sebastian Kurz und enge Mitarbeiter sowie Wolfgang und Helmuth Fellner. Unterlagen würden den Verdacht aufwerfen, Kurz' Vertraute hätten ab 2016 Fragen, Themen und Ergebnisse für Umfragen von Research Affairs vorgegeben oder manipuliert im Sinne von Kurz, um dessen Weg an die ÖVP-Spitze zu bereiten. In den Chats ist die Rede von "Packages" von Inseratenschaltungen des Ministeriums und Berichterstattung über die Umfragen, zudem öffentlichem Geld für die Umfragen über Scheinrechnungen. Die Beteiligten weisen diese Vorwürfe als falsch und konstruiert zurück, die Fellners etwa hier. Für alle Betroffenen gilt ausdrücklich die Unschuldsvermutung.
- Sebastian Kurz erklärt am 9. Oktober 2021 seinen Rücktritt als Bundeskanzler im Gefolge der Ermittlungen und auf Drängen der Grünen sowie der ÖVP-Länderchefs. Er wird fürs Erste mit 11. Oktober Klubobmann der ÖVP im Nationalrat mit Rückkehr-Ambitionen, Anfang Dezember 2021 zieht sich ganz aus der Politik zurück. Der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg wird mit 11. Oktober 2021 Bundeskanzler.
- Gerald Fleischmann gibt die Funktion des Medienbeauftragten des Kanzlers ebenfalls ab, Nachfolger wird Joseph Shilten Palathunkal, ab Anfang 2022 übernimmt wieder eine Medienministerin statt eines Medienbeauftragten - Susanne Raab. Auch Kanzler-Sprecher Johannes Frischmann geht ab. Kommunikationsprofi Fleischmann ist ab 1. November 2021 als Referent im ÖVP-Parlamentsklub angestellt.
- Aus Beinschabs Aussage am 13. Oktober 2021, bekannt geworden am 24. Februar 2022, schließen die Fellners und ihre Mediengruppe: "All die Behauptungen, dass Österreich im Sinne der ÖVP manipulierte Politik-Umfragen erschienen sein sollen, die vom Finanzministerium über Inserate bezahlt wurden, sind somit böse Unterstellungen. Wir werden diese Behauptungen ab sofort schonungslos klagen."