Pirker, Horst (News-Gruppe/VGN)
Wie übernimmt man in wenigen Zügen und für kaum Geld Österreichs größtem und marktbeherrschenden Magazinkonzern? Horst Pirker (* 3. Dezember 1959), zuvor lange Vorstandschef der Styria und kurz Geschäftsführer des Red Bull Media House, zeigt das ab 2016 mit der Verlagsgruppe News (VGN) vor. An der Zeitschriftengruppe holt er sich praktisch für lau binnen weniger Monate 75 Prozent und trennt bei der Gelegenheit Österreichs Print-Doppelmonopol Mediaprint/News.
Das Wichtigste
- 2014, mit 1. Juni, wird Horst Pirker Geschäftsführer der Verlagsgruppe News, Österreichs größtem, aber schon heruntergewirtschafteten Zeitungskonzern, mit News, Woman, TV-Media, Gusto, Trend und damals noch Format und Profil. 2016 übernimmt Pirker die Mehrheitsanteile von Gruner&Jahr/Bertelsmann ohne nennenswerten Mitteleinsatz (aber mit einem Abschiedsgeschenk in zweistelliger Millionenhöhe). 2018 dann noch gemeinsam mit den Gründern und Minderheitsgesellschaftern Familie Fellner (Mediengruppe Österreich/Oe24) die 25,3 Prozent des Kurier an der VGN, wie Pirker die Gruppe nun nennt. 2019 verkauft er Profil ganz dem Kurier zurück, dem die Profil-Redaktionsgesellschaft ohnehin schon gehörte.
- Als Vorstandschef (1999 bis September 2010) expandierte Horst Pirker die Styria Media Group zum zweitgrößten österreichischen Verlagskonzern, zum Zeitungs- und Onlinemarktführer in Kroatien, Gratiszeitungsgroßverlag in Slowenien (2014 wieder eingestellt), Eigentümer des Wirtschaftsblatt (2016 eingestellt), Hälfteeigentümer von des Marktplatz-Marktführers Willhaben.at samt, inzwischen wieder stark eingedampft, zweitgrößten Magazinhaus des Landes.
- Pirker wird erst – für kaum ein Jahr von März bis Dezember 2011 – Geschäftsführer des Red Bull Media House von Dietrich Mateschitz, danach Vorstandschef des Grazer Entsorgungsriesen Saubermacher AG. Und kommt danach zur News-Gruppe, die er taxfrei übernimmt.
- Die publizistische Positionierung der VGN-Magazine fällt ihm nicht leicht – News soll nach zwei Relaunches und Einsparungen auf etwa zehn Journalisten nach dem Profil-Verkauf 2020 wieder investigative Kraft entwickeln, ohne dass die passenden Arbeitskräfte erkennbar wären. Die Entscheidung über die Fusion des wöchentlichen Format und des monatlichen Trend Anfang 2016 ist das Ergebnis eines lange, etwas quälenden strategischen Hin und Her. Cash-Cow Woman und Gusto lagert Pirker Anfang 2018 in eigene Gesellschaften aus, verneint Verkaufsabsichten, erklärt das aber zugleich mit dadurch einfacheren Partnerschaften.
- Ein DIEMEDIENMACHER, von dem man schon gehört haben sollte.
Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen
- 17. Juni 2021
VGN-Magazinverleger Horst Pirker kritisiert nach Inseratenstopp öffentliche Werbung „nach Gutsherrenart“ - Nach einer ÖVP-kritische Titelstory von News – "So mies geht's Türkis" – hat das Finanzministerium im Juni 2021 der VGN-Magazingruppe einen Inseratenstopp in allen Titeln des Zeitschriftenkonzerns angekündigt, berichtet Verleger Horst Pirker am 17. Juni. Das Ministerium dementiert einen solchen Inseratenstopp, Pirker bleibt dabei. Und er kritisiert in Interviews, etwa im Standard, die Medien- und Inseratenpolitik der ÖVP unter Sebastian Kurz. Pirker: "Ich nenne das eine Form der Orbánisierung. Kurz versucht, alle Macht bei Türkis zu konzentrieren." Der Verleger spricht auch vom "den Versuch einer totalen Machtübernahme in diesem Land". Die Inseratenpolitik "nach Gutsherrenart" nach seinem Befund: "Bist du brav, kriegst du einen Haufen Geld, bist du nicht brav, kriegst du wenig Geld – oder eben keines mehr." Er empfiehlt eine genauere gesetzliche Regelung dieser inoffiziellen Medienförderung mit Sockelbeträgen, einem Drittel nach Reichweite, Auflage, Marktanteil und ein Drittel nach qualitativen Kriterien.
- 19. September 2019
Profil geht wieder ganz an den Kurier - Die VGN (früher: Verlagsgruppe News) verkauft das Nachrichtenmagazin Profil und seine Verlagsagenden dem Kurier zurück. Der Deal wird am 19. September 2019 intern kommuniziert, die Zustimmung des Kurier-Aufsichtsrats und der Wettbewerbsbehörde stehen da noch aus. Dem Zeitungshaus gehörte seit der "Formil-Fusion" nur noch die Redaktionsgesellschaft des Profil. Die Teilung war eine der Auflagen des skurrilen Formil-Urteil aus 2001, das dem Kurier erlaubte, seine Magazine in die damals schon marktbeherrschende Magazingruppe um News einzubringen und sich mit 25,3 Prozent an der VGN zu beteiligen. Die 25,3 Prozent verlor der Kurier unfreiwillig 2018: VGN-Neo-Mehrheitseigentümer Horst Pirker zieht zusammen mit den VGN-Gründern Familie Fellner eine Option aus 2001 und holt sich die Kurier-Anteile kostenlos zurück. Der Kaufpreis berechnete sich laut Option aus 2001 nach den Ergebnissen der VGN, und die machte in den drei relevanten Jahren Verluste. Seither gehört die VGN zu 75 Prozent Pirker und zu 25 Prozent den Fellners. Der Kurier dürfte rund 6 Millionen Euro für den Deal bezahlt haben. Mit dem Verkauf werden aber eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten zwischen aktuellen und früheren VGN-Eigentümern bereinigt und damit auch Kredite gegenüber der VGN erlassen. Der Deal dürfte damit für die VGN einen Gesamtbenefit von zwischen 13 und 15 Millionen Euro bedeuten.
- 15. Juni 2018
Kurier nicht mehr Gesellschafter der VGN (Verlagsgruppe News) - Im Firmenbuch wird festgeschrieben: Die VGN/Verlagsgruppe News gehört nun zu 75 Prozent der Familie Pirker und zu 75 Prozent der Gründerfamilie Fellner. Sie haben gegen den Willen des Kurier eine Option auf die Anteile aus 2001 gezogen.