• Red-Bull-Medien-Mastermind und hauptberuflich Milliarden-Konzernchef Dietrich Mateschitz verfolgt nach der abrupten Einstellung der Rechercheplattform Addendum mit September 2020 ein nächstes Medienprojekt zur Erklärung der Welt, also jenseits der Medien für das Red-Bull-Lebensgefühl und auch über den Anti-Mainstream/Heimat/Sport-Sender Servus TV hinaus.
  • Titel, oder jedenfalls Arbeitstitel, in guter Mateschitz'scher Latein-Tradition: Pragmaticus. Ein gedrucktes Magazin, jedenfalls als Nullnummer von Könnern des Red Bull Media House 2020 beeindruckend gestaltet, dazu ein Fernsehformat auf Servus TV, und ohne online geht es eher auch nicht mehr.
  • Die Definition des nächsten Projekts gab Mateschitz in der dürren Erklärung über das Ende von Addendum am 4. August schon vor: "Der Grund dafür ist, dass es trotz erheblichen Mitteleinsatzes und einer Reihe erfolgreicher und relevanter Rechercheprojekte insgesamt nicht gelungen ist, die Zielsetzungen der Stiftung in ausreichendem Maß zu erfüllen und Dietrich Mateschitz beabsichtigt, die von ihm unterstützen journalistischen Aktivitäten stärker auf lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen zu konzentrieren."
  • Große geopolitische und gesellschaftliche Themen soll sich Pragmaticus vornehmen. Journalistinnen und Journalisten sollen wissenschaftliche Arbeiten und Erkenntnisse für ein nicht unbedingt wissenschaftliches Publikum gut konsumierbar aufbereiten.
  • Als Partner und inhaltlicher Stratege war zunächst Michael von und zu Liechtenstein vorgesehen, neben seinem Adelstitel Prinz betreibt er seit 2011 eine einschlägige Plattform namens "Geopolitical Intelligence Service", kurz GIS. Mateschitz Begeisterung für Liechtenstein als Mastermind des Projekts soll inzwischen gelitten haben, erklärt wird das mit der Ambition, dass Pragmaticus schon auch gelesen werden soll, der Zugänglichkeit also.
  • Zumindest konkrete Kontakte gab es 2020 mit dem damaligen Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe; er war offenbar eine recht konkrete Hoffnung für die Pragmaticus-Chefredaktion, ging dann aber nach seinem Abschied vom Handelsblatt Ende 2020 doch mit 1. März zur Deutschen Bank als Global Head of Political Affairs. Auch österreichische Herausgeber/Journalisten wurden 2020 angefragt. Personal auch für eine TV-Sendung zum Magazin auf Servus TV wurde gesucht.
  • Im April 2021 verabschiedet sich Andreas Schnauder, der langjährige Ressortleiter Wirtschaft des Standard, Richtung Red Bull/Mateschitz. Ziel dürfte Pragmaticus sein, wohl in der redaktionellen Führung.
  • Pragmaticus sollte eigentlich schon Anfang 2021 starten, berichtete der Falter 2020; schon im Herbst 2020 gab es jedenfalls eine Nullnummer des Magazins. Horizont berichtete im Februar von Verzögerungen. Im Mai 2021 ist noch keine Erscheinung erkennbar – aber das kann bei Mateschitz-Medien auch recht plötzlich gehen.

 

 

Das Lexikonstichwort lohnt vorerst kein Abo. Mehr über Mateschitz und seine Medien zum Beispiel unter Red Bull Media House, Dietrich Mateschitz, Addendum, Servus TV, Ferdinand Wegscheider.

Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz stirbt am 22. Oktober 2022 mit 78. Mit seinem Tod geht das Sagen im Konzern an die Mehrheitsgesellschafter, die thailändische Familie Yoovidhia über. Im Konzern tätig ist Mateschitz' Sohn Mark Dietrich Mateschitz (Mark Gerharter, nahm später den Familiennamen seines Vaters an). Was passiert nach dem Tod des Konzernbosses mit dem von Mateschitz aufgebauten und teils zusammengekauftem Medienimperium? Marken wie das Streamingportal redbull.com und "Red Bulletin" dienen den Konzernmarken. Servus TV und Pragmaticus standen mehr im Interesse des milliardenschweren Konzernbosses Dietrich Mateschitz. Kolportiert wird eine Stiftungslösung für die weitere Finanzierung. Wenn Servus TV vor allem mit den in den Jahren vor Mateschitz' Tod zusammengekauften Premiumsportrechten hohe zweistellige oder gar dreistellige Millionenbeträge pro Jahr kostet, müssten diese Stiftungen sehr hoch dotiert sein.
  • Am 4. November 2022 teilt Sohn und Erbe Mark Mateschitz den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit, dass ihm nun die Holding gehört, in der die Red-Bull-Anteile seines Vaters gebündelt sind. Den Konzern führe nun ein Board – Franz Watzlawick (CEO Beverage Business), Alexander Kirchmayr (CFO) und Oliver Mintzlaff (CEO Corporate Projects und Investments) – in der Tradition des Vaters weiter, darüber habe er sich mit den thailändischen Mehrheitseigentümern verständigt. Mintzlaff ist im Vorstand zuständig für (den Großteil der) Medienaktivitäten des Konzerns, etwa für Servus TV, Media Operations, Publishing.

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