Die Medienpolitik und Medienstrategie der SPÖ baut auf Einfluss auf den ORF, auf persönliche und vor allem auch werblich-geschäftliche Beziehungen zum Boulevard – und auf eigene Medien. Mit einigen Enttäuschungen.
  • Medienpolitisch baut die SPÖ wie sonst vielleicht nur die Grünen auf den ORF und ihren (personellen) Einfluss im größten und reichweitenstärksten österreichischen Medienunternehmen. Umso härter trifft sie die Oppositionsrolle 2017 – ihre Fraktion im zentralen Entscheidungsorgan ORF-Stiftungsrat schnurrt auf eine Handvoll Mandate zusammen. Die SPÖ plädiert seither dafür, den ORF-Stiftungsrat nach den Mehrheitsverhältnissen im Nationalrat zusammenzusetzen. Der SPÖ verdankten die ORF-Generale Otto Oberhammer (1974 – 1978), Thaddäus Podgorski (1986 – 1990), Gerhard Zeiler (1994 – 1998), der bürgerliche Gerhard Weis (1998 – 2001) und Sozialdemokrat Alexander Wrabetz (ab 2006) ihren Job.
  • Die SPÖ war daher auch wesentlich verantwortlich für die späte Zulassung privaten Radios und Fernsehens in Österreich, durchaus im Zusammenspiel mit Regierungspartner ÖVP, den vor allem regionalen Zeitungshäusern und dem ORF.
  • Die SPÖ und ihre Proponenten haben über Jahrzehnte versucht, mit eigenen Medien Politik zu machen – abseits der immer weniger relevanten, aber lange dennoch mithilfe der Bundespresseförderung betriebenen Parteizeitungen wie AZ und KTZ und parteinahen Blättern wie der Grazer Neuen Zeit.
  • Die Wiedergründung der Kronen Zeitung 1959 finanzierten Kredite der roten Zentralsparkasse, vermittelt besichert vom SPÖ-Politiker und Gewerkschaftsboss Franz Olah mit Sparbüchern der Gewerkschaft Bau-Holz. Die SPÖ versuchte deshalb, die Krone in den 1960ern zu übernehmen (und scheiterte an einem Formalfehler). Die SPÖ, vor allem die Bürgermeisterpartei Wiener SPÖ baute über Jahrzehnte stark auf die Unterstützung der Krone – insbesondere mit öffentlichen Werbebudgets. SPÖ-Chef und Kanzler Werner Faymann galt als eng befreundeter "Wahlneffe" von Krone-Boss Hans Dichand. Doch das Boulevardblatt (und später vor allem auch krone.at) fanden mehr massenattraktive Aufregerthemen bei den Freiheitlichen und im Zusammenspiel mit der FPÖ.
  • Wolfgang Fellner machte seine Medien von Rennbahn Express bis zu den diversen News-Magazinen groß und später seine Österreich/Oe24-Medien durch mit – insbesondere auch wirtschaftlichem – Support der SPÖ. Spätestens 2017 mutiert auch Fellner, der sich in internen Sitzungen noch um 2010 als Sozialdemokrat bezeichnete, zum publizistischen Fan von Sebastian Kurz (und, mit Abstrichen, der Strache-FPÖ).
  • Die Gratistageszeitung Heute, größte Tageszeitung in Wien, wurde 2004 vom ehemaligen Pressesprecher des Wohnbaustadtrats Werner Faymann, Wolfgang Jansky gegründet, als die Mediaprintpartner Raiffeisen und Funke-Gruppe Hans Dichand sein liebstes Spielzeug U-Express, die erste Wiener Gratistageszeitung ab 2001 in der Mediaprint einstellten. Öffentliche Inserate, insbesondere aus Faymanns Ressort, helfen wesentlich bei der Anschubfinanzierung. 2019 gehört die knappe Mehrheit an der Zeitung einer Periodika Privatstiftung, geleitet von Jansky und zwei weiteren Vorständen, die der Sozialdemokratie nahe stehen. Eva Dichand, Schwiegertochter von Hans Dichand und Frau des Krone-Herausgebers Christoph, hält über eine Stiftung fast 25 Prozent.
  • Die Stadt Wien und ihre Firmen buchen laut Medientransparenz-Veröffentlichungen über Jahre die höchsten Werbebudgets unter allen öffentlichen Stellen; nach eigenem Bekunden auch mit der Idee, Medien so zu fördern.
  • Die Wiener Sozialdemokratie leistete sich bis 2012 (als das Medientransparenzgesetz in Kraft trat) ein eigenes, ansehnliches Medienhaus namens Echo, das etwa die kostenlosen Wiener Bezirksblätter (mit Mediaprint-Beteiligung) herausgibt, die üppig gesponserte Gratisbuchaktion Eine Stadt ein Buch organisiert und das Donauinselfest. Gehört inzwischen dem langjährigen Geschäftsführer und Vertrauensmann Christian Pöttler und den Feibra-Gründern Anton Feistl sen. und jun.
  • Der Stadtsender W24 gehört der WH Medien im Besitz der stadteigenen Wien Holding.
  • Der Bohmann-Fachverlag steht der Stadt Wien und der Wiener Sozialdemokratie traditionell nahe – mit wesentlichen Auftragsproduktionen, er betrieb auch bis 2017 den Regionalsender Schau-TV.
  • Neuere SPÖ-nahe digitale Plattformen: Kontrast.at und Politiknews.
  • Medien-Staatssekretär der SPÖ war zuletzt bis 2017 Thomas Drozda, mehr unter Medienminister.
Der Bezahlteil dieses Lexikonstichworts ist noch in Arbeit – vorerst würde ich abraten, allein deshalb einen Zugang zu DIEMEDIEN.at zu nehmen.

 

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