/// TEST WRABETZ ///
XYZ
ABC
Oscar Bronner (*14. Jänner 1943) ist Journalist, Medienunternehmer und Maler. Oscar Bronner hat nach Trend und Profil den Standard und derStandard.at gegründet. Die Standard-Gruppe gehört größtenteils der Familie Bronner.
Die Bronner-Story
Journalist und Werber Bronner schrieb in den 1960er-Jahren etwa für Friedrich Torbergs Forum und für den Kurier. In dessen Zeitungskantine „sind wir als junge Journalisten frustriert gesessen und haben gesagt, es sollte in Österreich so etwas wie den Spiegel geben. Manche von denen, die da mit mir lamentiert haben, lamentieren heute noch über irgendwas, oder sie sind in Pension.“ Bronner hatte keine Lust weiterzulamentieren.
Trend/Profil Der gerade 26-Jährige, damals Inhaber einer Werbeagentur (nachdem eine gemeinsame mit Mariusz Jan Demner nicht wirklich funktioniert hatte), gründete 1969 den WirtschaftsTrend-Verlag, brachte im Jänner 1970 den Trend heraus als wirtschaftliche „Startrampe“ für Profil, das ab September 1970 (zunächst ebenfalls monatlich) erschien. Bronner verfügte über „null wirtschaftliche Ausbildung“, fand aber heraus, „dass das preisgünstig zu gründen wäre“. Und: „Mein Financier war de facto die Druckerei.“ Andere erinnern sich, dass Bronner Familienschmuck für seine Verlagsgründung einsetzte. Sein reicher Freund und Partner Karl Schwarzenberg habe sich unter Druck seiner Berater vor dem Start zurückgezogen, seinen Namen durfte Bronner aber weiter verwenden. „Daher betrachte ich ihn als Mitgründer.“
Trend und Profil waren ein Erfolg, vor Profil zitterte etwa unter Herausgeber Peter Michael Lingens die Republik Woche für Woche. Markenzeichen des Magazins war der Aufdeckjournalismus, für den später Alfred Worm stand. Lange vor Worm schon sorgten Recherchen wie jene über die Geschäfte des Wiener Vizebürgermeisters Felix Slavik für mehrfache Beschlagnahmen von Profil. Und das wiederum für Publicity und weitere Storys.
Anfang 1974 holte Bronner den Kurier mit 51 Prozent an Bord und übergab zugleich 42,9 Prozent an eine Firma von 15 Mitarbeitern, darunter Lingens, Trend-Chef Jens Tschebull, Helmut Voska, Lajos Ruff vom Trend, aber auch Anzeigenchef Peter Allmayer-Beck.
Schon am 27. Juni 1974 teilte „Profil intern“ mit, dass sich Bronner als Herausgeber und Geschäftsführer zurückziehen werde. Der Trend hatte kritisch über den Tiroler Landesenergieversorger Tiwag berichtet, die Tiwag intervenierte über die gewichtige Industriegruppe unter den Kurier-Eigentümern. Bronner gab inhaltlich nicht nach, aber seine Jobs auf und ging als Maler nach New York.
Auf Lingens’ Drängen verkauften die Mitarbeiter bald (und zu einem schlechteren Preis) an den Kurier, auch Bronner gab nach ein paar Jahren seine letzten 6,1 Prozent an Profil ab.
Standard „Ich bin seinerzeit auf ein halbes Jahr nach New York übersiedelt, habe nach 13 Jahren festgestellt, dass das halbe Jahr schon vorbei ist, und wollte wieder nachhause kommen. Aber diese Entscheidung hieß gleichzeitig, die New York Times gegen die damals vorhandenen österreichischen Tageszeitungen einzutauschen. Das hat mich etwas zögern lassen.“ Aus dieser Perspektive entstand Der Standard, den Bronner nach eigenem Bekunden am Anfang gar nicht selber betreiben wollte. Doch alle potenziellen Macher sprangen ab.
Von 9. bis 30. Juni 1988 stellte Bronner ausgerechnet in der Wiener Galerie Würthle aus. Sie gehörte Hans Dichand, der seine Krone gerade mit der WAZ und in der Mediaprint des Kurier verbunden hatte. Medienkritik, insbesondere an dem Zeitungsriesen, sollte wesentlicher Schwerpunkt des Standard werden, wie schon in Bronners Profil. Dichand selbst schrieb im Ausstellungskatalog: „Die neue Serie großformatiger Acrylbilder Oscar Bronners ist wie eine offene Tür zu Träumen.“ Einen davon verwirklicht der Mann ab 19. Oktober 1988 mit dem Standard.
Bronner hatte Zusagen eines politisch ausbalancierten Bankenkonsortiums aus Girozentrale, Erster Österreichischer Spar-Casse und Zentralsparkasse. Die Konkurrenten Kurier und Presse gehörten damals VP-Kreisen um Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer. Denen standen Giro und Erste nicht gerade fern, die Z wiederum der Stadt Wien und die der Krone. Schriftliche Zusagen von Banken für das Projekt waren damals von einem Tag auf den anderen nichts mehr wert – Finanzinstitute standen in den 80ern noch stärker unter politischem Einfluss, Konkurrenzzeitungen ohnehin.
Springer an Bord Der konservative deutsche Verlagsriese Springer (Bild, Die Welt) dürfte nicht Bronners Traumpartner für eine liberale Tageszeitung gewesen sein. Er ist damals an der Tiroler Tageszeitung beteiligt, sucht nach Expansionmöglichkeiten in Österreich. Die Fellners gründen 1992 News mit Springer an Bord. Bronner und Springer einigten sich auf 50:50 bei den Kapitalanteilen, aber unter alleiniger redaktionelle Führung Bronners.
Am Abend des 18. Oktober 1988 präsentierte Bronner im Kunsthistorischen Museum in Wien die erste Ausgabe vom 19. Oktober. Der Name Standard stammte von Gerfried Sperl, in der Kerngründungsmannschaft und lange prägender Chefredakteur der Zeitung.
Die Mediaprint kaufte Bronner bald trotz dessen Kaufoption den Vorwärts-Verlag der SPÖ vor der Nase weg, womit er kurzfristig ohne Druckerei dastand. Der Standard druckte daraufhin bei Goldmann in Tulln, erst 2010 wird er zur Mediaprint-Druckerei wechseln. Die 1988 als hip und elitär positionierte Zeitung für Politik, Wirtschaft und Kultur in – praktisch auch bei Media-Analysen – einprägsamem Lachsrosa verbreiterte sich schon ein halbes Jahr nach dem Start um die Rubrik Vermischtes – mit ersten Sportmeldungen – und eine Samstagsausgabe. Sie wurde relativ rasch zum Reichweitenerfolg, wirtschaftlich ließ der noch länger auf sich warten.
„Diabolischer“ Kredit Springer stieg 1995 aus, der Süddeutsche Verlag 1998 ein, dazwischen gehörte Der Standard nominell alleine Bronner. Die Übernahme der Springer-Anteile finanzierte ein Kredit der Bank Austria, für dessen Ausgestaltung der in der Medienwelt lange von Dichand bis Fellner und Kurier omnipräsente Rechtsanwalt Ewald Weninger besonderes Honorar verlangte. Die 18,2 Millionen Euro Kredit – im Vergleich zu den Anlaufverlusten relativ günstig – wie vereinbart bis 30. April 1997 zurückzuzahlen, schaffte Bronner nicht. Damit hatte die Bank Austria eine Option auf 50 Prozent am Verlag, nach einem weiteren halben Jahr auf den ganzen. Sie hatte ein Vorkaufsrecht, selbst wenn Bronner einen Investor auftrieb. Stimmten die Erlöse nicht, konnte die Bank neben einem zusätzlichen Geschäftsführer auch einen zusätzlichen Chefredakteur bestellen. Einen „diabolischen“ (TV-Media) Kreditvertrag hatte Weninger da gebastelt.
Im Frühjahr 1996 schrammte das Blatt haarscharf an der Zahlungsunfähigkeit vorbei. Der Wiener Finanzstadtrat und der Tullner Bürgermeister, wo die Zei- tung gedruckt wurde, halfen mit der Rückerstattung von Werbesteuer. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ein Berater der Bank Austria schon an einem Sanierungsplan „ohne Oscar Bronner“. Doch Bronner konnte das Geldinstitut überzeugen, den Kredit über die Deadline April 1997 zu verlängern, und das, obwohl der Rechnungshof gerade das „erhebliche Ausfallsrisiko“ kritisiert hatte.
Für die Geduld der Bank Austria gibt es zwei Erklärungen: 1. Bronner könnte dem einen oder anderen Wiener Leistungsträger – die Stadt hatte maßgeblichen Einfluss auf die Bank – signalisiert haben, dass er die Zeitung jedenfalls nicht kampflos aufgeben werde. Aus Erfahrung weiß man: Bei Kämpfen bleiben meist nicht alle Westen weiß. 2. Angst vor Imageschaden: Wenige Wochen zuvor hatte die rote Bank zum Entsetzen der ÖVP die schwarze Creditanstalt (CA) geschluckt. So kurz danach eine Zeitung zu übernehmen und sie womöglich dem – nicht abgeneigten – Zeitungsriesen Mediaprint zu verkaufen, traute sich die Bank Austria womöglich nicht. Auch Meldungen, die BA habe den Kredit inzwischen Raiffeisen weitergereicht, der Haupteigentümerin des Konkurrenten Kurier, bereiteten in der Zeit wenig Freude. Und Bronners Kartellklagen gegen die Mediaprint Mitte der 1990er-Jahre (gegen Anzeigenkombis, auf Aufnahme in die Hauszustellung) zeitigten eine existenzgefährdende Retourkutsche.
Die existenzgefährdende Retourkutsche der Mediaprint
Der Standard klagte die Mediaprint 1995 wegen ihrer Inseratenaktion „Powerpack“: Wer im Kurier eine gestaltete Stellenanzeige schaltete, bekam mit diesem Kombiangebot dasselbe Personalinserat im Kleinformat Krone noch ein Stück größer dazu. Der extragünstige Tarif über- oder besser unterschritt klar „den Leistungsumfang eines normalen Preiswettbewerbs“, fand der Oberste Gerichtshof als zweite Instanz im Kartellverfahren im März 1996.
Dass die Mediaprint diese Anzeigenaktion im Februar zuvor vorsichtshalber beendet hatte, hielt die Richter nicht von einer einstweiligen Verfügung ab. Denn: „Ein Untersagungsgebot erst in der Hauptverhandlung käme bei länger anhaltenden, für den Antragsteller ruinösen Kampfpreisunterbietungen meist zu spät.“ Der Gerichtshof untersagte damals Krone und Kurier also per Verfügung bis zu einer Entscheidung im Hauptverfahren, Preise für Inserate unter das am 1. Jänner 1995 geltende Niveau abzusenken. Das Hauptverfahren sollte in weiterer Folge klären, ob die Mediaprint mit der Aktion ihre Marktmacht missbraucht hatte. Den Rekurs der Mediaprint gegen die Verfügung lehnte der Oberste Gerichtshof ab. Sonst „bestünde die Gefahr weiter, dass aufgrund der bestehenden Marktmachtverhältnisse am österreichischen Tageszeitungsmarkt Dumpingpreisaktionen der marktbeherrschenden Antragsgegnerinnen“ – also Krone, Kurier und Mediaprint – den Standard in seiner „wirtschaftlichen Existenz derart gefährden könnten“, dass seine „wirtschaftliche Vernichtung die Folge sein könnte“. Das versuchte der Zeitungsriese später mithilfe genau dieser Verfügung.
Im eigentlichen Kartellverfahren lagen dann laut Gericht „gerade noch nicht“ genug Anhaltspunkte vor, dass diese Aktion „Teil einer gezielten Strategie zur wirtschaftlichen Vernichtung“ des Standard war. Nachsatz in einem Rückblick des Obersten Gerichtshofs auf dieses Verfahren: „Wenn auch verschiedene Umstände als massive Indizien gewertet werden konnten“. Die einstweilige Verfügung wurde mit dieser Entscheidung auch aufgehoben.
Wenn damals nicht nachzuweisen war, dass es der Mediaprint um die Vernichtung des lachsfarbenen Quälgeists ging, so lag dieser Verdacht spätestens 2001 ziemlich nahe: Im Frühsommer dieses Jahres klagte der Koloss den Standard auf Schadenersatz. Satte 22 Millionen Euro habe ihn das Verbot des Gerichts gekostet, die Anzeigenpreise unter das Niveau vom 1. Jänner 1995 zu senken. Wegen dieser einstweiligen Verfügung konnte der Kurier schließlich „sein Preis-Leistungs-Verhältnis nicht konstant halten“, argumentierte die Mediaprint 2001.
Das Oberlandesgericht Wien als erste Kartellinstanz wies die Forderung ab: Ein konkreter Schaden sei nicht festzumachen. Die Zitterpartie dieses Verfahrens endete für den Standard erst zum Jahreswechsel 2003/04, als auch der Oberste Gerichtshof die Mediaprint abblitzen ließ. Dieses Grundsatzurteil über Schadenersatz für solche Verfügungen im Kartellverfahren erstritt Christa Fries gegen die Mediaprint. Pikantes Detail am Rande: Die Anwältin des Standard arbeitet just in jener auf Kartellrecht spezialisierten Badener Kanzlei Eckert & Partner, die einst für die Gründungsverträge der Mediaprint verantwortlich zeichnete. Diese Kanzlei war 1988 offenbar so gründlich, dass Fries zwar die millionenschwere Retourkutsche der Mediaprint gegen den Standard abwenden konnte, aber trotz neuem Kartellrecht mit ihrer Klage gegen die Mediaprint nicht durchkam. Von Entflechtung gar nicht zu reden.
Süddeutsche kommt Bronner bewies bei der Partnersuche für seine noch immer deftig defizitäre Zeitung gewaltige Nerven. Er bestand auf die Mehrheit an dem Blatt und schaffte den Deal mit der Münchner Mutter der Süddeutschen Zeitung. 1998 stieg der Süddeutsche Verlag mit 49 Prozent bei der Zeitung ein, nicht aber bei derStandard.at (damals: Bronner Online AG).
Presseförderung ade Das Anzeigengeschäft zog Ende der 1990er-Jahre kräftig an, doch das brachte den Standard wiederum über die Grenze von 22 Prozent Inseratenanteil. Wer die überschritt, verlor damals die komplette besondere Presseförderung. Eine Novelle 1999 milderte das Problem vorübergehend – die Förderung wurde pro jährlicher Überschreitung um ein Drittel gekürzt. 2001 entfiel die Förderung ganz – in jenem Jahr, in dem auch die Konjunkturblase der New Economy geplatzt war. Da fuhr Geschäftsführer Wolfgang Bergmann freilich schon einen harten Sparkurs, der das Ergebnis der Zeitung ab 2003 deutlich ins Plus drehte. Ab 2008 belastete etwa der Rückkauf der Standard-Anteile vom Süddeutschen Verlag die Ergebnisse des Medienhauses, ebenso wie bei vielen Zeitungshäusern die zeitweise schwierige Entwicklung der Werbeeinnahmen.
Online getrennt Dem Süddeutschen Verlag war zu Hochzeiten der „New Economy“ das Onlineportal des Standard schlicht zu teuer – es blieb zur Gänze im Besitz Bronners. derStandard.at ging als erster Onlineauftritt einer deutschsprachigen Tageszeitung schon am 2. Februar 1995 ins Netz. Bronner legte sich gegen die Initiative von Archivmitarbeitern jedenfalls nicht quer und hat damit eines der meistbesuchten Infoportale des Landes.
München und retour Anfang 2008 übernahm die Stuttgarter Südwest Medienholding (SWMH) die Mehrheit am Süddeutschen Verlag. Für solche Fälle hatte Bronner 1998 eine Kaufoption vereinbart, die er im Herbst 2008 zieht. Bronner kauft dem Süddeutschen Verlag 2008 dessen 49 Prozent am Standard wieder ab, er wird damit (über seine Stiftung und persönlich) praktisch Alleineigentümer der Zeitung.
Lebenswerk Langzeit-ORF-General Gerd Bacher würdigte Bronner im Mai 2007 bei der Verleihung des Concordia-Preises für dessen Lebenswerk unter anderem so:
„1. Oscar Bronner ist der einzige Verleger auf dem Qualitätsmarkt, der sein Geschäft als Privatmann begann und bis heute als solcher führt. Weder wurden ihm seine Zeitungen von den Alliierten geschenkt noch standen beziehungsweise stehen sie im Verband großer Unternehmen noch waren Parteien oder andere Interessengruppen im Spiel.
2. Jede der Gründungen Bronners hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die politische Szene und auf den gesamten Zeitungsmarkt, besonders auf jenen der Qualitätsblätter; da dürfte Bronner freilich der Meinung sein, dass solche vor ihm nur in Don Quichotte’scher Realität existierten. Magazine wie Trend oder Profil gab es in Österreich erst ab der Zeitrechnung Bronner. Der Standard wiederum produzierte einen bis heute anhaltenden Konkurrenzkampf, dem wir Zeitungen von vorher nicht gehabter Qualität verdanken. Bronner bezeichnet dies bescheiden als ‚Herstellung von Normalität‘.
3. Bronner hat die unabhängige Publizistik in Österreich zwar nicht erfunden, man nimmt sie seinem Blatt jedoch ab. Das ist viel. Er gehört zu jenen Verlegern – wahrscheinlich hält er sich für den einzigen –, die täglich den Wahrheitsbeweis dafür antreten, dass es hier auch gute Journalisten und Zeitungen gibt.“
Familie
Bronners Vater, der Kabarettist und Autor Gerhard Bronner, starb im Jänner 2007.
Bronners Sohn Alexander Mitteräcker (*7. Mai 1973) ist seit 1998 bei derStandard.at, ab Gründung der Bronner Online AG 1999 dort Vorstand, später Co-Geschäftsführer der STANDARD-Gruppe, seit 2017 Alleinvorstand der STANDARD Medien AG.
Bronner hat zwei weitere Kinder, Laura und Leonard, mit seiner Frau Andrea, Psychologin in Wien. Oscar, Andrea, Laura, Leonard Bronner und Alexander Mitteräcker sind Begünstigte der Bronner Familien-Privatstiftung.
Mehr über Oscar Bronner
Oscar Bronner und der langjährige Profil-Herausgeber Peter Michael Lingens sprachen 2020 über die Gründung von Profil im „Falter-Radio“-Podcast des Falter, zu finden unter diesem Link.
Ein ausführliches Gespräch mit Oscar Bronner über sein Leben aus 2011 und einen detaillierten Lebenslauf gibt es in der Siemens Academy of Life hier.
Ein ausführliches Interview mit Bronner führte Armin Wolf für die 25-Jahr-Ausgabe des Standard 2013, zu finden hier.
Die Mini-Miteigentümer des Standard
1,81 Prozent an der STANDARD Medien AG halten langjährige, teils frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von derStandard.at, die um 1998 zur Beteiligung an der Bronner Online AG eingeladen wurden. Mit Stand 2018 sind das:
- Bürger, Sabine 0,10%
- Eder, Petra 0,10%
- Hinterleitner, Gerlinde 0,48%
- Stöcher, Matthias 0,16%
- Suchanek, Alina 0,08%
- Sulzbacher, Markus 0,08%
- Übelhör, Rudolf 0,01%
- Weinmaier, Klaus 0,16%
- Zachhuber, Georg 0,32%
Bla da ist jetzt Text dabei
test Test
Praktisch alle großen Regionalzeitungshäuser haben ihren Tageszeitungen regionale Wochenzeitungen, Kauftitel und vor allem Gratiswochenzeitungen, zur Seite gestellt und so versucht, ihre Märkte breiter abzudecken. Mit, weil gratis zugestellt, teilweise beeindruckenden Reichweiten. Natürlich geben nicht nur Tageszeitungsverlage reichweitenstarke Wochenzeitungen heraus.
Welche reichweitenstarken Erscheinungen gibt es im Wochenzeitungsmarkt? Hier ein paar wesentliche Beispiele, aber beileibe keine vollständige Aufzählung:
- Der Echo Verlag mit SPÖ-Wien-Hintergrund verlegt die Wiener Bezirksblätter, mit 2014 35,9 Prozent Reichweite in der Hauptstadt nummerisch größtes Printmedium in Wien. Auch sie haben allerdings einen Tageszeitungsverlag an Bord: 24,9 Prozent hält seit 2011 die Mediaprint von Krone und Kurier.
- Die Vorarlberger Nachrichten/Russmedia haben etwa mit dem kostenlosen, Mittwoch und Sontag erscheinenden Wann & Wo und der Beteiligung an der RZ Regionalzeitungs GmbH mit ihren fünf, teils amtsblättlichen Bezirkstiteln Blättle, Dornbirner Anzeiger, Feldkircher Anzeiger, Walgaublatt, Bludenzer Anzeiger.
- Die Salzburger Nachrichten mit dem Salzburger Fenster und der Salzburger Woche.
- Die Oberösterreichischen Nachrichten/Wimmer Holding mit den kostenlosen, auf Bezirksebene regionalisieren und munter nach Niederösterreich expandierenden Tips.
- In Niederösterreich ist das Landeshauptblatt eine Kaufwochenenzeitung – die NÖN abgekürzten Niederösterreichischen Nachrichten für jeden Bezirk aus dem Niederösterreichischen Pressehaus der Erzdiözese St. Pölten; flankiert von Gratistiteln wie kurz & bündig für einzelne Bezirke und die LHZ Landeshauptstadtzeitung für St. Pölten.
- Im Burgenland fährt das Niederösterreichische Pressehaus eine ähnliche Strategie mit sieben Ausgaben der früheren ÖVP-Wochenzeitung BVZ.
- Die Kleine Zeitung/Styria hat ihre Woche-Bezirkszeitungen und den Grazer an den Reichweitenjumbo RMA weitergereicht.
- Die Tiroler Moser Holding mit Wochenzeitungen in ihrem Bundesland, ab 2007 mit der Bezirksrundschau in Oberösterreich – und insbesondere mit dem bundesweiten Reichweiten-Riesen RMA.
start
Futuristisch
Oscar Bronner (*14. Jänner 1943) ist Journalist, Medienunternehmer und Maler. Oscar Bronner hat nach Trend und Profil den Standard und derStandard.at gegründet. Die Standard-Gruppe gehört größtenteils der Familie Bronner.
Die Bronner-Story
Journalist und Werber Bronner schrieb in den 1960er-Jahren etwa für Friedrich Torbergs Forum und für den Kurier. In dessen Zeitungskantine „sind wir als junge Journalisten frustriert gesessen und haben gesagt, es sollte in Österreich so etwas wie den Spiegel geben. Manche von denen, die da mit mir lamentiert haben, lamentieren heute noch über irgendwas, oder sie sind in Pension.“ Bronner hatte keine Lust weiterzulamentieren.
Trend/Profil Der gerade 26-Jährige, damals Inhaber einer Werbeagentur (nachdem eine gemeinsame mit Mariusz Jan Demner nicht wirklich funktioniert hatte), gründete 1969 den WirtschaftsTrend-Verlag, brachte im Jänner 1970 den Trend heraus als wirtschaftliche „Startrampe“ für Profil, das ab September 1970 (zunächst ebenfalls monatlich) erschien. Bronner verfügte über „null wirtschaftliche Ausbildung“, fand aber heraus, „dass das preisgünstig zu gründen wäre“. Und: „Mein Financier war de facto die Druckerei.“ Andere erinnern sich, dass Bronner Familienschmuck für seine Verlagsgründung einsetzte. Sein reicher Freund und Partner Karl Schwarzenberg habe sich unter Druck seiner Berater vor dem Start zurückgezogen, seinen Namen durfte Bronner aber weiter verwenden. „Daher betrachte ich ihn als Mitgründer.“
Trend und Profil waren ein Erfolg, vor Profil zitterte etwa unter Herausgeber Peter Michael Lingens die Republik Woche für Woche. Markenzeichen des Magazins war der Aufdeckjournalismus, für den später Alfred Worm stand. Lange vor Worm schon sorgten Recherchen wie jene über die Geschäfte des Wiener Vizebürgermeisters Felix Slavik für mehrfache Beschlagnahmen von Profil. Und das wiederum für Publicity und weitere Storys.
Anfang 1974 holte Bronner den Kurier mit 51 Prozent an Bord und übergab zugleich 42,9 Prozent an eine Firma von 15 Mitarbeitern, darunter Lingens, Trend-Chef Jens Tschebull, Helmut Voska, Lajos Ruff vom Trend, aber auch Anzeigenchef Peter Allmayer-Beck.
Schon am 27. Juni 1974 teilte „Profil intern“ mit, dass sich Bronner als Herausgeber und Geschäftsführer zurückziehen werde. Der Trend hatte kritisch über den Tiroler Landesenergieversorger Tiwag berichtet, die Tiwag intervenierte über die gewichtige Industriegruppe unter den Kurier-Eigentümern. Bronner gab inhaltlich nicht nach, aber seine Jobs auf und ging als Maler nach New York.
Auf Lingens’ Drängen verkauften die Mitarbeiter bald (und zu einem schlechteren Preis) an den Kurier, auch Bronner gab nach ein paar Jahren seine letzten 6,1 Prozent an Profil ab.
Standard „Ich bin seinerzeit auf ein halbes Jahr nach New York übersiedelt, habe nach 13 Jahren festgestellt, dass das halbe Jahr schon vorbei ist, und wollte wieder nachhause kommen. Aber diese Entscheidung hieß gleichzeitig, die New York Times gegen die damals vorhandenen österreichischen Tageszeitungen einzutauschen. Das hat mich etwas zögern lassen.“ Aus dieser Perspektive entstand Der Standard, den Bronner nach eigenem Bekunden am Anfang gar nicht selber betreiben wollte. Doch alle potenziellen Macher sprangen ab.
Von 9. bis 30. Juni 1988 stellte Bronner ausgerechnet in der Wiener Galerie Würthle aus. Sie gehörte Hans Dichand, der seine Krone gerade mit der WAZ und in der Mediaprint des Kurier verbunden hatte. Medienkritik, insbesondere an dem Zeitungsriesen, sollte wesentlicher Schwerpunkt des Standard werden, wie schon in Bronners Profil. Dichand selbst schrieb im Ausstellungskatalog: „Die neue Serie großformatiger Acrylbilder Oscar Bronners ist wie eine offene Tür zu Träumen.“ Einen davon verwirklicht der Mann ab 19. Oktober 1988 mit dem Standard.
Bronner hatte Zusagen eines politisch ausbalancierten Bankenkonsortiums aus Girozentrale, Erster Österreichischer Spar-Casse und Zentralsparkasse. Die Konkurrenten Kurier und Presse gehörten damals VP-Kreisen um Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer. Denen standen Giro und Erste nicht gerade fern, die Z wiederum der Stadt Wien und die der Krone. Schriftliche Zusagen von Banken für das Projekt waren damals von einem Tag auf den anderen nichts mehr wert – Finanzinstitute standen in den 80ern noch stärker unter politischem Einfluss, Konkurrenzzeitungen ohnehin.
Springer an Bord Der konservative deutsche Verlagsriese Springer (Bild, Die Welt) dürfte nicht Bronners Traumpartner für eine liberale Tageszeitung gewesen sein. Er ist damals an der Tiroler Tageszeitung beteiligt, sucht nach Expansionmöglichkeiten in Österreich. Die Fellners gründen 1992 News mit Springer an Bord. Bronner und Springer einigten sich auf 50:50 bei den Kapitalanteilen, aber unter alleiniger redaktionelle Führung Bronners.
Am Abend des 18. Oktober 1988 präsentierte Bronner im Kunsthistorischen Museum in Wien die erste Ausgabe vom 19. Oktober. Der Name Standard stammte von Gerfried Sperl, in der Kerngründungsmannschaft und lange prägender Chefredakteur der Zeitung.
Die Mediaprint kaufte Bronner bald trotz dessen Kaufoption den Vorwärts-Verlag der SPÖ vor der Nase weg, womit er kurzfristig ohne Druckerei dastand. Der Standard druckte daraufhin bei Goldmann in Tulln, erst 2010 wird er zur Mediaprint-Druckerei wechseln. Die 1988 als hip und elitär positionierte Zeitung für Politik, Wirtschaft und Kultur in – praktisch auch bei Media-Analysen – einprägsamem Lachsrosa verbreiterte sich schon ein halbes Jahr nach dem Start um die Rubrik Vermischtes – mit ersten Sportmeldungen – und eine Samstagsausgabe. Sie wurde relativ rasch zum Reichweitenerfolg, wirtschaftlich ließ der noch länger auf sich warten.
„Diabolischer“ Kredit Springer stieg 1995 aus, der Süddeutsche Verlag 1998 ein, dazwischen gehörte Der Standard nominell alleine Bronner. Die Übernahme der Springer-Anteile finanzierte ein Kredit der Bank Austria, für dessen Ausgestaltung der in der Medienwelt lange von Dichand bis Fellner und Kurier omnipräsente Rechtsanwalt Ewald Weninger besonderes Honorar verlangte. Die 18,2 Millionen Euro Kredit – im Vergleich zu den Anlaufverlusten relativ günstig – wie vereinbart bis 30. April 1997 zurückzuzahlen, schaffte Bronner nicht. Damit hatte die Bank Austria eine Option auf 50 Prozent am Verlag, nach einem weiteren halben Jahr auf den ganzen. Sie hatte ein Vorkaufsrecht, selbst wenn Bronner einen Investor auftrieb. Stimmten die Erlöse nicht, konnte die Bank neben einem zusätzlichen Geschäftsführer auch einen zusätzlichen Chefredakteur bestellen. Einen „diabolischen“ (TV-Media) Kreditvertrag hatte Weninger da gebastelt.
Im Frühjahr 1996 schrammte das Blatt haarscharf an der Zahlungsunfähigkeit vorbei. Der Wiener Finanzstadtrat und der Tullner Bürgermeister, wo die Zei- tung gedruckt wurde, halfen mit der Rückerstattung von Werbesteuer. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ein Berater der Bank Austria schon an einem Sanierungsplan „ohne Oscar Bronner“. Doch Bronner konnte das Geldinstitut überzeugen, den Kredit über die Deadline April 1997 zu verlängern, und das, obwohl der Rechnungshof gerade das „erhebliche Ausfallsrisiko“ kritisiert hatte.
Für die Geduld der Bank Austria gibt es zwei Erklärungen: 1. Bronner könnte dem einen oder anderen Wiener Leistungsträger – die Stadt hatte maßgeblichen Einfluss auf die Bank – signalisiert haben, dass er die Zeitung jedenfalls nicht kampflos aufgeben werde. Aus Erfahrung weiß man: Bei Kämpfen bleiben meist nicht alle Westen weiß. 2. Angst vor Imageschaden: Wenige Wochen zuvor hatte die rote Bank zum Entsetzen der ÖVP die schwarze Creditanstalt (CA) geschluckt. So kurz danach eine Zeitung zu übernehmen und sie womöglich dem – nicht abgeneigten – Zeitungsriesen Mediaprint zu verkaufen, traute sich die Bank Austria womöglich nicht. Auch Meldungen, die BA habe den Kredit inzwischen Raiffeisen weitergereicht, der Haupteigentümerin des Konkurrenten Kurier, bereiteten in der Zeit wenig Freude. Und Bronners Kartellklagen gegen die Mediaprint Mitte der 1990er-Jahre (gegen Anzeigenkombis, auf Aufnahme in die Hauszustellung) zeitigten eine existenzgefährdende Retourkutsche.
Die existenzgefährdende Retourkutsche der Mediaprint
Der Standard klagte die Mediaprint 1995 wegen ihrer Inseratenaktion „Powerpack“: Wer im Kurier eine gestaltete Stellenanzeige schaltete, bekam mit diesem Kombiangebot dasselbe Personalinserat im Kleinformat Krone noch ein Stück größer dazu. Der extragünstige Tarif über- oder besser unterschritt klar „den Leistungsumfang eines normalen Preiswettbewerbs“, fand der Oberste Gerichtshof als zweite Instanz im Kartellverfahren im März 1996.
Dass die Mediaprint diese Anzeigenaktion im Februar zuvor vorsichtshalber beendet hatte, hielt die Richter nicht von einer einstweiligen Verfügung ab. Denn: „Ein Untersagungsgebot erst in der Hauptverhandlung käme bei länger anhaltenden, für den Antragsteller ruinösen Kampfpreisunterbietungen meist zu spät.“ Der Gerichtshof untersagte damals Krone und Kurier also per Verfügung bis zu einer Entscheidung im Hauptverfahren, Preise für Inserate unter das am 1. Jänner 1995 geltende Niveau abzusenken. Das Hauptverfahren sollte in weiterer Folge klären, ob die Mediaprint mit der Aktion ihre Marktmacht missbraucht hatte. Den Rekurs der Mediaprint gegen die Verfügung lehnte der Oberste Gerichtshof ab. Sonst „bestünde die Gefahr weiter, dass aufgrund der bestehenden Marktmachtverhältnisse am österreichischen Tageszeitungsmarkt Dumpingpreisaktionen der marktbeherrschenden Antragsgegnerinnen“ – also Krone, Kurier und Mediaprint – den Standard in seiner „wirtschaftlichen Existenz derart gefährden könnten“, dass seine „wirtschaftliche Vernichtung die Folge sein könnte“. Das versuchte der Zeitungsriese später mithilfe genau dieser Verfügung.
Im eigentlichen Kartellverfahren lagen dann laut Gericht „gerade noch nicht“ genug Anhaltspunkte vor, dass diese Aktion „Teil einer gezielten Strategie zur wirtschaftlichen Vernichtung“ des Standard war. Nachsatz in einem Rückblick des Obersten Gerichtshofs auf dieses Verfahren: „Wenn auch verschiedene Umstände als massive Indizien gewertet werden konnten“. Die einstweilige Verfügung wurde mit dieser Entscheidung auch aufgehoben.
Wenn damals nicht nachzuweisen war, dass es der Mediaprint um die Vernichtung des lachsfarbenen Quälgeists ging, so lag dieser Verdacht spätestens 2001 ziemlich nahe: Im Frühsommer dieses Jahres klagte der Koloss den Standard auf Schadenersatz. Satte 22 Millionen Euro habe ihn das Verbot des Gerichts gekostet, die Anzeigenpreise unter das Niveau vom 1. Jänner 1995 zu senken. Wegen dieser einstweiligen Verfügung konnte der Kurier schließlich „sein Preis-Leistungs-Verhältnis nicht konstant halten“, argumentierte die Mediaprint 2001.
Das Oberlandesgericht Wien als erste Kartellinstanz wies die Forderung ab: Ein konkreter Schaden sei nicht festzumachen. Die Zitterpartie dieses Verfahrens endete für den Standard erst zum Jahreswechsel 2003/04, als auch der Oberste Gerichtshof die Mediaprint abblitzen ließ. Dieses Grundsatzurteil über Schadenersatz für solche Verfügungen im Kartellverfahren erstritt Christa Fries gegen die Mediaprint. Pikantes Detail am Rande: Die Anwältin des Standard arbeitet just in jener auf Kartellrecht spezialisierten Badener Kanzlei Eckert & Partner, die einst für die Gründungsverträge der Mediaprint verantwortlich zeichnete. Diese Kanzlei war 1988 offenbar so gründlich, dass Fries zwar die millionenschwere Retourkutsche der Mediaprint gegen den Standard abwenden konnte, aber trotz neuem Kartellrecht mit ihrer Klage gegen die Mediaprint nicht durchkam. Von Entflechtung gar nicht zu reden.
Süddeutsche kommt Bronner bewies bei der Partnersuche für seine noch immer deftig defizitäre Zeitung gewaltige Nerven. Er bestand auf die Mehrheit an dem Blatt und schaffte den Deal mit der Münchner Mutter der Süddeutschen Zeitung. 1998 stieg der Süddeutsche Verlag mit 49 Prozent bei der Zeitung ein, nicht aber bei derStandard.at (damals: Bronner Online AG).
Presseförderung ade Das Anzeigengeschäft zog Ende der 1990er-Jahre kräftig an, doch das brachte den Standard wiederum über die Grenze von 22 Prozent Inseratenanteil. Wer die überschritt, verlor damals die komplette besondere Presseförderung. Eine Novelle 1999 milderte das Problem vorübergehend – die Förderung wurde pro jährlicher Überschreitung um ein Drittel gekürzt. 2001 entfiel die Förderung ganz – in jenem Jahr, in dem auch die Konjunkturblase der New Economy geplatzt war. Da fuhr Geschäftsführer Wolfgang Bergmann freilich schon einen harten Sparkurs, der das Ergebnis der Zeitung ab 2003 deutlich ins Plus drehte. Ab 2008 belastete etwa der Rückkauf der Standard-Anteile vom Süddeutschen Verlag die Ergebnisse des Medienhauses, ebenso wie bei vielen Zeitungshäusern die zeitweise schwierige Entwicklung der Werbeeinnahmen.
Online getrennt Dem Süddeutschen Verlag war zu Hochzeiten der „New Economy“ das Onlineportal des Standard schlicht zu teuer – es blieb zur Gänze im Besitz Bronners. derStandard.at ging als erster Onlineauftritt einer deutschsprachigen Tageszeitung schon am 2. Februar 1995 ins Netz. Bronner legte sich gegen die Initiative von Archivmitarbeitern jedenfalls nicht quer und hat damit eines der meistbesuchten Infoportale des Landes.
München und retour Anfang 2008 übernahm die Stuttgarter Südwest Medienholding (SWMH) die Mehrheit am Süddeutschen Verlag. Für solche Fälle hatte Bronner 1998 eine Kaufoption vereinbart, die er im Herbst 2008 zieht. Bronner kauft dem Süddeutschen Verlag 2008 dessen 49 Prozent am Standard wieder ab, er wird damit (über seine Stiftung und persönlich) praktisch Alleineigentümer der Zeitung.
Lebenswerk Langzeit-ORF-General Gerd Bacher würdigte Bronner im Mai 2007 bei der Verleihung des Concordia-Preises für dessen Lebenswerk unter anderem so:
„1. Oscar Bronner ist der einzige Verleger auf dem Qualitätsmarkt, der sein Geschäft als Privatmann begann und bis heute als solcher führt. Weder wurden ihm seine Zeitungen von den Alliierten geschenkt noch standen beziehungsweise stehen sie im Verband großer Unternehmen noch waren Parteien oder andere Interessengruppen im Spiel.
2. Jede der Gründungen Bronners hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die politische Szene und auf den gesamten Zeitungsmarkt, besonders auf jenen der Qualitätsblätter; da dürfte Bronner freilich der Meinung sein, dass solche vor ihm nur in Don Quichotte’scher Realität existierten. Magazine wie Trend oder Profil gab es in Österreich erst ab der Zeitrechnung Bronner. Der Standard wiederum produzierte einen bis heute anhaltenden Konkurrenzkampf, dem wir Zeitungen von vorher nicht gehabter Qualität verdanken. Bronner bezeichnet dies bescheiden als ‚Herstellung von Normalität‘.
3. Bronner hat die unabhängige Publizistik in Österreich zwar nicht erfunden, man nimmt sie seinem Blatt jedoch ab. Das ist viel. Er gehört zu jenen Verlegern – wahrscheinlich hält er sich für den einzigen –, die täglich den Wahrheitsbeweis dafür antreten, dass es hier auch gute Journalisten und Zeitungen gibt.“
Familie
Bronners Vater, der Kabarettist und Autor Gerhard Bronner, starb im Jänner 2007.
Bronners Sohn Alexander Mitteräcker (*7. Mai 1973) ist seit 1998 bei derStandard.at, ab Gründung der Bronner Online AG 1999 dort Vorstand, später Co-Geschäftsführer der STANDARD-Gruppe, seit 2017 Alleinvorstand der STANDARD Medien AG.
Bronner hat zwei weitere Kinder, Laura und Leonard, mit seiner Frau Andrea, Psychologin in Wien. Oscar, Andrea, Laura, Leonard Bronner und Alexander Mitteräcker sind Begünstigte der Bronner Familien-Privatstiftung.
Mehr über Oscar Bronner
Oscar Bronner und der langjährige Profil-Herausgeber Peter Michael Lingens sprachen 2020 über die Gründung von Profil im „Falter-Radio“-Podcast des Falter, zu finden unter diesem Link.
Ein ausführliches Gespräch mit Oscar Bronner über sein Leben aus 2011 und einen detaillierten Lebenslauf gibt es in der Siemens Academy of Life hier.
Ein ausführliches Interview mit Bronner führte Armin Wolf für die 25-Jahr-Ausgabe des Standard 2013, zu finden hier.
Die Mini-Miteigentümer des Standard
1,81 Prozent an der STANDARD Medien AG halten langjährige, teils frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von derStandard.at, die um 1998 zur Beteiligung an der Bronner Online AG eingeladen wurden. Mit Stand 2018 sind das:
- Bürger, Sabine 0,10%
- Eder, Petra 0,10%
- Hinterleitner, Gerlinde 0,48%
- Stöcher, Matthias 0,16%
- Suchanek, Alina 0,08%
- Sulzbacher, Markus 0,08%
- Übelhör, Rudolf 0,01%
- Weinmaier, Klaus 0,16%
- Zachhuber, Georg 0,32%
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Quelle: Media-Analyse, wegen Methodenänderungen nicht direkt vergleichbar. Ab 2010 auch Gratiszeitungen berücksichtigt.
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