TOTZAUER Elisabeth Totzauer (ORF)
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Lisa Totzauer (* 26. November 1970) war ab Mai 2018 und bis Ende 2021 erste Channel Managerin von ORF 1 und wird 2022 (voraussichtlich) TV-Magazinchefin des ORF.
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Generalsbewerbung. Zwischen den zwei Jobs bewarb sich die den Bürgerlichen zugeordnete Journalistin und TV-Managerin 2021 um den Job des ORF-Generals gegen den mit den entscheidenden Stimmen von ÖVP (und Grünen) schließlich bestellten Roland Weißmann und gegen Alexander Wrabetz.
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Mit den Quoten beim Umbau von ORF 1 mühte sie sich – ein Match, das man kaum gewinnen kann.
- Elisabeth Totzauer wirkt, als wüsste sie sehr genau, wer den ORF, Österreichs weitaus größtes und öffentlich-rechtlich organisiertes Medienhaus, am besten führen kann – nämlich Elisabeth Totzauer.
- Am 13. Juli 2021 gibt Totzauer ihre Bewerbung für die Fuktion des ORF-Generaldirektors ab 2022 bekannt – über Twitter und mit einem an das ORF-Publikum adressierten Präsentationsvideo, das sie auf der Website lisatotzauer.at veröffentlicht, wie später auch ihr Bewerbungskonzept für die Führung des ORF. Im Generalswahlkampf tritt sie sehr selbstbewusst auf und auch in den recht zahlreichen öffentlichen Debatten und Präsentationen, veranstaltet von Neos, ORF-Betriebsrat, Puls 4/Puls 24 und ORF 3 souveräner als einige Mitbewerber.
- Bei der Generalsbestellung im ORF-Stiftungsrat am 10. August 2021 erhält Roland Weißmann, Favorit der ÖVP-nahen Räte, 24 von 35 Stimmen und ist damit bestellt für 2022 bis 2026. Für Titelverteidiger Alexander Wrabetz stimmen 6 Stiftungsräte. Für Totzauer entscheiden sich 5 – 3 FPÖ-nahe Räte, die von den Neos entsandte Anita Zielina und die unabhängige TV-Betriebsrätin Christiana Jankovics.
- Totzauer bewirbt sich im Herbst 2021 für die Leitung der TV-Magazine nach Waltraud Langer (sie wird 2021 ORF-Landesdirektorin in Salzburg). Im Management-Hearing steht sie auf dem Dreiervorschlag. Die meisten Redakteurinnen und Redakteure der TV-Magazine stimmen für sie (34, 24 für Wolfgang Wagenr (Report-Chef), 7 für Peter Baminger (Konkret). Die Favoritin von Roland Weißmann für den Job – TV-Chronikchefin Claudia Lahnsteiner – bekommt keine Stimme aus der betroffenen Belegschaft. Totzauer bekommt die Funktion (voraussichtlich) – für die sie der damalige Infodirektor Elmar Oberhauser 2010 verhinderte – mit dem Argument, sie sei ein ÖVP-Wunsch. Langer bekam 2010 den Job.
- Keine GIS-Bewerbung. Totzauer könnte nach der Generalswahl einen Direktorenjob im Team von Roland Weißmann erwartet haben, kolportiert wurde Radio, aber den bekam schließlich Ingrid Thurnher. Totzauer soll intern von einem Abschied aus dem ORF und anderen Angeboten gesprochen haben. Weißmann wiederum soll ihr die Geschäftsführung der ORF-Gebührentochter GIS angeboten haben nach Harald Kräuter, der 2022 ORF-Technikdirektor wird. Totzauer bewirbt sich nicht für die GIS (dort kommt Alexander Hirschbeck zum Zug).
- ORF 1-Challenge. Wenige Monate nach Regierungsantritt von ÖVP und FPÖ Ende 2017 machte ORF-General Alexander Wrabetz nach rund einem Jahrzehnt Debatte über Channel Manager für ORF 1 und ORF 2 die schon während der SPÖ-ÖVP-Koalitionen über Jahre als Fixstarterin für den Job gehandelte Lisa Totzauer zur Senderchefin von ORF 1.
- Die Aufgabe, aus dem Kaufserien- und Kauffilmkanal einen Sender mit österreichischer Identität und österreichischen Inhalten zu machen, erweist sich (erwartungsgemäß) als Steilvorlage – die Quoten des Senders und damit die für den ORF durchaus wesentlichen TV-Werbeeinnahmen ab den ersten größeren Reformschritten im April 2019 sind Anlass zur Sorge.
- Hausmacht der gebürtigen Wienerin: Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (die wiederum auch eine Machtbasis für Sebastian Kurz in der ÖVP war). Aber auch die half nicht bei der Generalswahl 2021.
- Expositur St. Pölten. Lisa Totzauer begann 1997 im Landesstudio Niederösterreich – in einer Gruppe junger Redakteurinnen und Redakteure, die noch viel wurden. Darunter etwa Richard Grasl, später Finanzdirektor und beinahe ORF-General 2016, inzwischen beim Kurier. Oder auch ein gewisser Roland Weißmann.
- ZiB. Totzauer war 1999 bis 2003 Redakteurin der ZiB 2, danach ZiB, 2007 bis 2013 Sendungsverantwortliche Zeit im Bild. Danach Infochefin von ORF 1, bis sie 2018 Channel Managerin wurde.
In diesem Lexikonstichwort finden noch ein paar kleine, vielleicht illustrative Begebenheiten aus Totzauers bisherigem Wirken im ORF
Das Letzte: Updates zum Ein-/Ausklappen
- 13. Juli 2021
Lisa Totzauer bewirbt sich um ORF-Generaldirektion - Lisa Totzauer gibt am Nachmittag des 13. Juli 2021 auf einem neuen Twitter-Account @totzauerlisa und mit einem Webvideo auf lisatotzauer.at ihre Bewerbung um die Funktion des ORF-Generals bekannt, betont unabhängigen Journalismus und im ORF nötigen "viel Mut und Innovationskraft, um die starke Marke ORF auf den verschiedenen Plattformen ganz vorne in der Auslage zu platzieren".
- 22. März 2020
ÖVP-nahe Mehrheit im ORF-Stiftungsrat – Türkis bestimmt nächste ORF-Führung - Die Regierung von ÖVP und Grünen beschickt am 11. März 2020 die 9 Regierungsmandate und 6 Parteimandate (auf Vorschlag der Parlamentsparteien) im Stiftungsrat neu. Ergebnis: eine türkise Mehrheit im obersten ORF-Gremium, die nötigenfalls auch alleine die nächste ORF-Führung bestimmen kann. Die ÖVP-Fraktion ("Freundeskreis") kommt auf 16 Mandate im Stiftungsrat, vier weitere Unabhängige im Stiftungsrat (entsandt von Regierung, Betriebsrat) stehen der ÖVP näher als anderen Parteien oder können zumindest als bürgerlich eingestuft werden. Für die Bestellung der ORF-Führung - regulär im Sommer 2021 mit 2022 - braucht es 18 Mandate aus insgesamt 35. Enthaltungen senken das nötige Quorum. Die SPÖ hat nun 5 Mandate, die FPÖ 4, die Grünen 3 und die Neos 1, dazu kommt eine Handvoll deklariert Unabhängiger. Die 2020 Neuen im Stiftungsrat:
- Jürgen Beilein (Ex-ÖVP-Ministersprecher) auf ÖVP-Regierungsmandat
- Ruth Strondl (Kunsthistorisches Museum, davor ÖVP-Ministerien) auf als unabhängig definiertem Regierungsmandat
- Bernhard Tschrepitsch (CV-nahe Akademikerhilfe) auf als unabhängig definiertem Regierungsmandat
- Marianne Schüttner (Betriebsrat, ORF-Finanzdirektion, Unabhängige-Listenkollegin von Radiobetriebsrätin Gudrun Stindl) auf einem Mandat des neu besetzten ORF-Zentralbetriebsrats
- Andrea Danmayr (Uni für angewandte Kunst) auf Grünem Regierungsmandat
- Lothar Lockl (Strategieberater, früher Manager und Kampagnenmanager der Grünen und 2016 von Alexander Van der Bellen) auf Grünem Regierungsmandat; Lockl wird Sprecher des grünen Freundeskreises im Stiftungsrat.
- Sigrid Pilz (Wiener Patientenanwältin) auf Grünem Parteimandat
- 8. April 2019
Lisa Totzauers Reform von ORF 1 beginnt im Vorabend – bestenfalls zäh - Lisa Totzauer ist im Mai 2018 als Channel Managerin von ORF 1 mit dem durchaus fordernden Ziel angetreten, dem jüngeren Serien-, Film- und Sportsender ORF 1 österreichische, möglichst eigenproduzierte Inhalte zu verpassen. Am 8. April 2019 beginnt sie die Reform im Vorabend - mit Nachrichten und Magzin 1 um 18.10 Uhr statt Simpsons. ORF 1 verliert nun schneller Marktanteile und kann beim jüngeren Publikum die ohnehin auch schon matten Werte der gelben Familie einigermaßen halten. Ab 12. September 2019 talkt Lisa Gadenstätter jeden Donnerstag. um 21 Uhr passend zur Doku davor. Im Spätherbst soll ein von Mischa Zickler entwickeltes Quiz (unter jeweils vier Aussagen ist eine falsche, die die Kandidaten herausfinden müssen) gleich nach Magzin 1 die Quote retten. Servus TV spielt mit einigem Erfolg im Vorabend (um 19.35 gegen die Zeit im Bild Quizmaster. Der Mateschitz-Sender überlegt offenbar, auf das ORF-Quiz mit weiteren Rateformaten reagieren.