Am 12. November gibt die Funke-Gruppe bekannt, dass Immobilien- und Handelsmilliardär René Benko Funke knapp die Hälfte ihrer Beteiligungen an Krone und Kurier abnimmt. Benkos Signa-Gruppe kauft 49 Prozent der Funke-Holding WAZ Ausland Holding GmbH, die 50 Prozent an der Krone und fast 50 Prozent am Kurier hält. Durchgerechnet gehören der Signa damit 24,5 Prozent an der Krone und 24,22 Prozent am Kurier. Die Funke-Gruppe plant schon länger den Rückzug aus Österreich.
Benko, Kurz, Schiedsgericht: Der Stand der Ermittlungen im März 2019
Rene Benkos Signa-Holding (Goldenes Quartier, Kaufhof, Karstadt) übernimmt, Ende 2018 von der Wettbewerbsbehörde genehmigt, zunächst 49 Prozent jener deutschen Holdinggesellschaft, in der die Funke-Gruppe 50 Prozent an der Kronen Zeitung (50 Prozent: Familie Dichand) und knapp unter 50 Prozent am Kurier (Mehrheit: Raiffeisen) hält. Die Funke-Gruppe dürfte ihm auch die übrigen 51 Prozent verkaufen (für kolportierte 100 bis 150 Millionen Euro). Und Benko dürfte eine Mehrheit bei der Krone anstreben.
Der gut zehn Zentimeter dicke Vertrag zwischen René Benko und der Funke-Gruppe über den Einstieg mit 49 Prozent an der Funke-Holding für ihre Beteiligungen an Krone und Kurier enthält einen klaren Fahrplan zur Komplettübernahme der Funke-Anteile. Dafür sind Bedingungen formuliert. Die logische Bedingung: Ein Ende der Gewinngarantien für die Dichands, für die notfalls die Eigner der Funke-Anteile sorgen müssen, wenn die Krone die wesentlichen einstelligen Millionenbeträge nicht einspielt. Sie und andere Vorrechte und Stimmrechtsbindungen zugunsten der Dichands müssen fallen. Die Funke-Gruppe hat die Syndikatsverträge darüber (neuerlich, aber nun zeitgerecht) gekündigt. 2019 berät dazu ein Schiedsgericht (Ende März tagt es in Wien). Bleibt es bei den Vorrechten, kann Benko wieder verkaufen.
Benko dürfte jedenfalls zum Wohlgefallen von Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz bei der Krone eingestiegen sein. Kurz soll dem Krone-Herausgeber und ‑Erbenvertreter Christoph Dichand den Neo-Gesellschafter in Gesprächen ans Herz gelegt haben. Aber ist die Krone nicht ohnehin hingerissen wie ein Fanzine vom jungen Kanzler? Sowas kann sich auch rasch ändern, wie sich bei Michael Ludwig zeigte, kaum dass der 2018 Wiens Bürgermeister war: Man muss nur einmal aus der Sicht der Dichands ein Stück zu weit den Fellners entgegenkommen.
Wenn die Vorrechte fallen, gibt es zwei gleichberechtigte 50-Prozent-Gesellschafter. Das kann noch mühsamer werden als die Jahrzehnte des Streits zwischen Funke und Dichand. Rene Benko kann ein sehr fordernder Gesellschafter sein. Vielleicht überlegen es sich die Dichands dann doch noch, wie sehr sie an der Krone hängen. Auch wenn sich Christoph Dichand seinem Vater im Wort sieht, sich die Krone nicht nehmen zu lassen. Im Sommer 2019 verhandeln Christoph Dichand und René Benko über einen künftigen Modus vivendi in der Krone.