Hubert Patterer, Chefredakteur der Kleinen Zeitung und nicht unbedingt ein erbitterter Gegner der ÖVP unter Sebastian Kurz, machte am 15. Mai seiner Verwunderung über den Kanzler öffentlich Luft. Patterer kritisierte in einem Leitartikel den Auftritt von Sebastian Kurz im Kleinwalsertal, wo Menschen ohne Schutzmasken und Sicherheitsabstand dem Kanzler gegen alle seine Corona-Gebote huldigten. Er schrieb im Leitartikel von „verheerender Symbolik“, in die Kurz und die Seinen „berauscht vom erhofften PR-Coup in ein PR-Debakel ersten Ranges torkelten“. „Mit dem entglittenen Besuch hat Kurz nicht nur seine Glaubwürdigkeit beschädigt und seine Pädagogik konterkariert, sondern vor allem jenes Gesetz, das seine Regierung erst Stunden zuvor verschärft hat: keine Zusammenrottungen mit mehr als zehn Leuten!“ Kurz attestiert er wie in einem „Clip aus der Mitterer-Saga“ den Genuss des Publikums eines entwöhnten Politikers, eine „nicht angemeldete Selbstvergessenheit“. Kurz meldet sich mehrmals bei Patterer, schreibt er in seinem Newsletter, spricht von „Zerrbildern“, er habe das Bad nicht genossen, sondern sich „unwohl“ gefühlt. Kurz spricht auch in der ZiB 2 dann nicht etwa von einem Fehler, er gibt den Medien die Schuld. Die Tour werde nicht abgebrochen, wie man erwartet hätte, kritisiert Patterer. Nur „Bodenmarkierungen“ für Journalisten werde es geben. Die Neos richten an Kanzler Kurz danach eine parlamentarische Anfrage („Message Control in der Corona-Krise“), unter anderem, welche Chefredakteure er da alle durchgerufen hat.