Mediaprint kündigt Drucker – und bietet Anstellung nach schlechterem Metaller-KV

Die Aktion erinnerte an Radikalaktionen von Rupert Murdoch 1986 und von Kurt Falk in den 1990ern: Die Krone-Kurier-Tochter Mediaprint, Österreichs größter Zeitungsverlag, kündigt ihrem Druckereipersonal am Nachmittag des 22. Jänner 2020 die Kündigung an. Ein wesentlicher Teil von ihnen könne bei einer Dienstleistungsgesellschaft weiterarbeiten – aber nicht zum für Arbeitnehmer traditionell sehr gut ausgestatteten Drucker-Kollektivvertrag, sondern jenem der Metaller. Security-Personal begleitete die Gekündigten hinaus. Eine Ersatzmannschaft aus Deutschland stand an diesem Tag bereit, um die Mediaprint-Blätter und Auftragsprodukte wie den Standard herzustellen. Am 24. Jänner einigen sich Gewerkschaft und Verlag auf einen Sozialplan mit erhöhten Abfindungen, eine Arbeitsstiftung und andere „sozial verträgliche“ Maßnahmen. Rupert Murdoch baute im Londoner Stadtteil Wapping 1986 heimlich eine neue, computergesteuerte Druckerei und ließ sie von Elektrikern bedienen, als die Drucker seine Stammdruckerei bestreikten. Die Drucker brauchte er dann nicht mehr. Kurt Falk betrieb seine „Schwutren“-Druckerei („Schweiß, Wut, Tränen“) für seine Tageszeitung in Wien-Floridsdorf ebenfalls mit Personal ohne Drucker-Kollektivverträge – und ohne Betriebsräte.