Markus Breitenecker
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Warum ist das wichtig?
- Markus Breitenecker hat mit der fixen Idee für österreichisches Privatfernsehen und mit den Programmen und Werbemöglichkeiten des ProSieben-Konzern im Rücken Österreichs größte Privatfernsehgruppe ProSiebenSat1Puls4 aufgebaut. Er war stets auch lautstarker Lobbyist für Privatfernsehen, aber zugleich für den Medienstandort Österreich.
- Mit Breitenecker im Vorstand des europäischen Medienkonzerns ProSiebenSat1 gibt es ab April 2024 wieder einen Österreicher in der Führung eines deutschen privaten TV-Konzerns, nun allerdings mit Fokus Streaming. Manager aus Österreich wie Helmut Thoma in den 1980ern und Gerhard Zeiler sowie Hans Mahr ab Ende der 1990er waren, allerdings bei RTL, lange die wichtigsten Entwickler des Privat-TV in Deutschland.
- ProSiebenSat1 hat nach Jahren des breiten Gemischtwarenangebots 2024 wieder einen erklärten Fokus auf Entertainment und Streaming. Breitenecker soll laut Konzern mit Vorstandschef Bert Habets als Chief Operating Officer (COO) "die Steuerung des Entertainment-Bereichs übernehmen". Fokus demnach: "Streaming und digitale Plattformen".
- Breitenecker ist im Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE zudem verantwortlich für die Länderaktivitäten in Österreich und der Schweiz.
Wer ist Markus Breitenecker? Verkäufer, Unternehmer, Medienmacher
Geboren am 28. November 1968 in Wien.
Jurist, notorischer Medienunternehmer, mehr als beharrlicher Verkäufer, Privatfunklobbyist. Der Sohn aus einer Döblinger Medizinerfamilie mit kommerziellem Talent fürs jugendliche Partymachen studiert Jus in Wien bis zum Magister.
Unternehmertum und Medien faszinieren ihn sichtlich. Er versucht es mit Privatradio (und macht selbst Programm) und eigener Werbevermarktung, managt einen Wetterkanal und baut mit großer Hartnäckigkeit und einer fixen Idee von TV-Programm für Österreich über ein Vierteljahrhundert Österreichs größten privaten TV-Konzern ProSiebenSat1Puls4 auf, mit Zugriff auf die fixfertigen deutschen Programme, die ihm den wirtschaftlichen Rahmen für österreichisches Fernsehmachen geben. Breiteneckers Geschichte in großen Zügen:
Privatradio, Wetterkanal, ProSieben
Privatradio. Zusammen mit dem Anwalt und Schul- wie Studienkollegen Markus Boesch bemüht sich Breitenecker 1993/1994 um Privatradiolizenzen oder Beteiligungen daran. 1998 bis 2001 werden Breitenecker und Boesch mit der MB Privatradio GesmbH (gehört treuhändig Boesch für Breitenecker) „Radio Puls“ sonntagabends auf Radio Rpn produzieren (später wird daraus Kronehit); das Programmfenster war ein Zugeständnis von Rpn, damit Breitenecker und Boesch ihre Lizenzbeschwerde gegen Rpn zurückzogen.
Klausnitzers Wetterkanal. 1995 wird Breitenecker Assistent von Rudi Klausnitzer. Der ist damals gerade Generalintendant der Vereinigten Bühnen Wien, war zuvor schon beim ORF Ö3-Chef, Programmchef bei Sat1 und bei Sky-Vorläufer Premiere. Breitenecker wird Projektleiter und Ende 1995 provisorischer Geschäftsführer des deutschen Wetterkanal, ein Projekt Rudi Klausnitzers mit dem US-WeatherChannel und dem deutschen Medienkonzern Holtzbrinck an Bord. Er startet offiziell am 3. Juni 1996 und wird am 29. Jänner 1998 wieder eingestellt. Da ist Breitenecker längst weg.
Werbeunternehmer. Young Enterprises. Markus und Julian Breitenecker sowie Stefan Siegl geben der von ihnen gegründeten Schulwerbung (später: Young Enterprises) einen Firmenrahmen – eine OEG, eingetragen im Dezember 1996.
ProSieben. Markus Breitenecker verabschiedet sich mit April 1997 vom Wetterkanal zum Pro-Sieben-Schwestersender Kabel 1, wo er eines von fünf Mitgliedern der Geschäftsleitung wird, zuständig für Medienpolitik, Network-Development und strategische Verkaufsplanung. Funktionstitel: Geschäftsbereichsleiter.
Werbefenster, Programmfenster, Senderkauf
Werbefenster. Breitenecker beginnt zusammen mit der von ProSieben mitgeschickten Co-Geschäftsführerin Stefanie Bleil, das Pro-Sieben-Werbefenster vorzubereiten. Zunächst in der Garage von Breiteneckers Elternhaus in Wien-Döbling, mit einem Schreibtisch und einem Sessel. Am 14. März 1998 startet ProSieben sein Werbefenster für Österreich, nach RTL und Sat.1, die schon im Frühjahr und Sommer 1996 loslegten. Im Jänner 1999 beginnt ProSieben mit Kabel 1 ein zweites Werbefensterprogramm für Österreich. Im August 2000 fusionieren in Deutschland ProSieben und Sat.1, in Österreich vermarktet Breitenecker damit ab 2001 auch Werbung auf Sat.1.
Programmacher. Breitenecker will auch Programm für Österreich machen. Erster Anlauf: ProSieben startet ein erstes Programmfenster für Österreich – die TV-Variante von „2night.tv“, von der Schulwerbung/Young Enterprises seit 2000 betriebenes Onlineformat für Event-Inhalte. Es wird vom Regionalfernsehprojekt Puls TV produziert, um das sich Markus Breitenecker rührend kümmert.
Parallelaktion Puls TV. ProSiebenSat1-Vermarkter Markus Breitenecker präsentierte im Oktober 2001 mit einem Puls-TV-Vertreter Werbekunden das Projekt des gleichnamigen Wiener Stadtsenders, an dem – neben dem SP-nahen Wiener Plakatriesen Gewista und dem Vorarlberger Medienhaus von Eugen Russ – auch Breiteneckers Langzeitpartner und Anwal Markus Boesch Anteile hält. Nicht treuhändig für Breitenecker, erklärt Boesch mehrfach auf Anfrage. Puls TV erhielt unter den ersten österreichischen TV-Lizenzen jene für Wien. Geschäftsführer wird Helmut Brandstätter (zuvor n-tv-Geschäftsführer in der RTL-Gruppe). Puls TV produziert schon vor dem eigenen Sendestart ab Anfang 2004 Österreich-Nachrichten für ProSieben.
Café Puls, Morgenshow auf vielen Kanälen. Ab 29. August 2005 produziert Puls TV, noch nicht im Senderverbund von ProSiebenSat1, Österreichs erstes Frühstücksfernsehen Café Puls – es läuft von 6 bis 9 Uhr parallel auf ProSieben, Sat1, Kabel 1 und Puls TV und laut Kabelbetreibern anfangs unter Protest der Zuschauer. Zum Start erreicht das Format im Schnitt 19.000 Zuschauer. Es wird Fixpunkt in Breiteneckers TV-Strategie.
Erst Puls, dann Austria 9, dann ATV
Puls übernommen. Im August 2007 übernimmt ProSiebenSat1 übernimmt Puls TV, das schon bisher Sendungen wie Café Puls zulieferte. Neustart Anfang 2008 als österreichweites Vollprogramm namens Puls 4. Erst holpernd, aber mit Breiteneckers Beharrlichkeit und der Kraft der Gesamtgruppe kommt das Programm schon noch ins Laufen. Am 8. Jänner 2009 beginnt Puls 4 die erste Staffel von Austrias Next Topmodel, Österreich-Variante des deutschen Erfolgsformats des Mutterkonzerns.
Austria 9 übernommen. Im 2012 übernimmt die Gruppe den nächsten glücklosen österreichischen TV-Sender Austria 9. Von dem Programm bleiben nur die Kabel-Plätze übrig – Breitenecker bespielt sie ab Juli 2012 mit dem Frauenkanal Sixx Austria, Konzernsender mit Österreich-Programm(wiederholung)en.
ATV und ATV 2 übernommen. 2017 überzeugt Breiteneckers Hartnäckigkeit und Verkaufstalent die Wettbewerbsbehörde, der schon größten Privatfernsehgruppe auch noch die Übernahme der beiden bisher unabhängigen nationalen Kanäle ATV und ATV zu erlauben. Damit wird ProSiebenSat1Puls4 zum Marktführer beim Werbepublikum unter 50 Jahren, vor dem ORF.
Hoch profitabel
Bis 35 Millionen Ergebnis vor Steuern. ProSiebenSat1Puls4 muss den ATV-Kauf aus Eigenem stemmen. Der österreichische Privatfernsehkonzern macht davor Ergebnisse von bis zu 30 Millionen Euro mit 151 Millionen Umsatz. Danach, 2018, kommt er auf seinen bisherigen Spitzenwert von rund 35 Millionen Euro Ergebnis bei 187 Millionen Umsatz. 2022 werden es dann rund 20 Millionen Ergebnis bei rund 180 Millionen Umsatz.
Newskanal. Am 1. September 2019 leistet sich ProSiebenSat1Puls4 noch einen Nachrichtenkanal namens Puls 24, stark auf Streaming- und App-Nutzung ausgerichtet.
Joyn den ProSieben-Vorstand
Streaming. Spätestens ab 2017 steht Streaming sichtlich im Fokus von Markus Breitenecker, er präsentiert die österreichische App "Zappn". Am 4. Mai 2023 wird er doch zur deutschen Konzernmarke "Joyn" umschwenken und mit großem Neustart und eigenem Streamingcontent ein "Joyn Austria" starten. Mit ORF, Servus TV und etwa auch Krone TV als Livestream an Bord, werbefinanziert ohne Abogebühr.
Pro-Sieben-Vorstand. Zwei Fragen begleiteten Markus Breitenecker über Jahre. Vor allem: Will er Generaldirektor des ORF werden? Aber auch: Kommt noch der nächste Karriereschritt in den Mutterkonzern, garantiert die vielfach lukrativere Variante? Die zweite Frage wird im Fühjahr 2024 beantwortet: Mit 1. April 2024 wird Markus Breitenecker mit 55 Vorstandsmitglied von ProSiebenSat1, zuständig für Entertainment, Streaming und die Töchter in der Schweiz und Österreich. Jene in Österreich war über ein Vierteljahrhundert Breiteneckers Werk.
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Privat. Am 28. Juni 2014 heiratete Breitenecker Jennifer Rose aus der Eigentümerfamilie der Modekette Jones. Im August 2014 kamen ihre Zwillingstöchter Coco und Lila zur Welt.
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