Werbefenster

Sogenannte Werbefenster für Österreich in deutschen Privatprogrammen starteten lange, bevor kommerzielle österreichische Sender on air gehen konnten. Und sie waren einer der Hauptgründe, warum eigenständiges österreichisches Privatfernsehen nicht funktionieren konnte.
Artikel anhören

Inhalt

Thema

Mehr zum Thema in 00 relevanten Beiträgen
Zu den relevanten Beiträgen

Dieses Thema ist auch relevant für:

No items found.
Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
November 12, 2024

Warum ist das wichtig?

  • Werbefenster in deutschen Privatprogrammen wie RTL, Sat1 oder ProSieben konnten in Österreich supergünstig vermarktet werden - das hoch professionelle Programm war ja schon im zehnmal größeren Markt Deutschland ausfinanziert.
  • Sie starteten Mitte der 1990er und besetzten den Markt, bevor private österreichische Programme erlaubt wurden.
  • Diese Werbefenster konnten mit dem fixfertig übernommenen deutschen Programm günstiger sein, als es österreichische Privatsender konnten - die mussten mit den Werbeeinnahmen ja erst ihr Programm finanzieren.
  • Und diese Werbefenster waren natürlich weit günstiger als der gerade noch Monopolist ORF. Österreichweites Privatfernsehen über Antenne wurde erst 2001 erlaubt und startete Mitte 2003 tatsächlich.
  • Da war der Platz zwischen Werbefenstern und ORF nur noch sehr schmal.

Was ist ein Werbefenster?

In Ländern mit derselben oder jedenfalls einer wechselseitig verständlichen Sprache wie Deutschland, Österreich und der Schweiz kann man TV-Programme mehrfach verwenden: Man nimmt zum Beispiel das Programm von RTL Deutschland, strahlt es via Satellit identisch auf einer Frequenz für Deutschland und einer anderen für Österreich aus. In der deutschen laufen die für Deutschland gebuchten Werbespots. In der österreichischen Version, deren Programm sich von der deutschen nicht unterscheidet, werden Werbespots für Österreich ausgestrahlt, die in und für Österreich gebucht und extra bezahlt werden.

Der aus Österreich stammende, langjährige Gründungsgeschäftsführer Helmut Thoma nannte solche RTL-Fensterprogramme für Österreich und die Schweiz pointiert wie oft "die Idealform des Privatfernsehens": Sie bringen Werbeeinnahmen, und das ohne eigene Programmkosten.

Mit Werbefenstern zum privaten Marktbeherrscher: ProSiebenSat1

Der Münchner TV-Konzern ProSiebenSat1 wurde mit diesen Werbefenstern und wegen eines Österreich-Geschäftsführers mit großen Programmambitionen in Österreich zur marktbeherrschenden Free-TV-Gruppe. Gründungsgeschäftsführer Markus Breitenecker wollte nicht nur Werbung vermarkten, sondern auch österreichisches Programm machen. Zunächst mit kleinen Formaten, etwa Society, und Nachrichten für Österreich in ProSieben, sogenannten Programmfenstern.

ProSieben startete etwa 2002 für Österreich ein Partyformat (2night.tv), 2004 eigene Nachrichten (Austria Top News), 2005 das Frühstücksfernsehen Café Puls auf allen Österreich-Sendern der Gruppe und 2009 Austrias Next Top Model.

  • 2007 übernahm ProSiebenSat1 in Österreich den bisherigen Wiener Regionalsender Puls und startete ihn Ende Jänner 2008 neu als österreichweites Privatprogramm Puls 4.
  • 2017 konnte ProSiebenSat1Puls4 noch die bis dahin unabhängigen Privatsender ATV und ATV 2 übernehmen. Mit ihnen wird die Gruppe Marktführer im Free TV beim Publikum unter 50 Jahren, noch vor dem ORF.
  • 2019 startet die Gruppe noch den Newskanal Puls 24.

Das einzige nationale österreichische Vollprogramm außerhalb von ProSiebenSat1Puls4 ist nun Servus TV des Red Bull Media House.

RTL verzichtet lange auf Programmfenster

RTL und sein Vermarkter hier, die IP Österreich, verzichten bis 2019 auf eigene Programmfenster und Programmanteile für Österreich. Dafür gibt es Programmabnahmedeals und Kooperationen mit dem ORF. 2019 startet ein Krone.tv-Fenster in n-tv Österreich. Seit 2024 vermarktet die IP Österreich auch Oe24TV des Krone-Konkurrenten Fellner-Mediengruppe. Und ab 2025 nimmt sie Goldbach Media (unten) in Österreich die Vermarktung der Warner Bros. Discovery-Sender TLC und DMAX ab.

Der RTL-Vermarkter IP Österreich gehört ab Oktober 2024 zur Gänze RTL Deutschland, bis dahin hielt die Kronen Zeitung 50 Prozent an der IP Österreich.

Werbefenster für Österreich hat auch der Vermarkter Goldbach Media im Angebot, etwa in Comedy Central und Nickelodeon, er vermarktet auch KurierTV. Gehört ab Ende 2024 der niederländischen Onlinevermarktung Azerion.

Seit wann gibt es Werbefenster für Österreich?

  • Am 1. April 1996 startete RTL ein Werbefenster, zunächst in den Kabelnetzen. Auf einem eigenen (digitalen und damals kaum direkt empfangenen) RTL-Satellitenkanal für Österreich läuft statt deutscher eigens in und für Österreich akquirierte Werbung.
  • Ab Sommer 1996 probierte es Sat.1 gleich mit ambitioniertem Programm für Österreich, mit Livespielen der hiesigen Fußballbundesliga. Mangels Publikumserfolgs gibt man aber auch gleich wieder auf.
  • 1998 startete ProSieben ein Werbefenster, damals noch nicht in einem Konzern vereint mit Sat.1.

Hör' dir den Artikel an

Current time:
00:00
Total duration:
00:00

Part 2

Current time:
00:00
Total duration:
00:00

Part 3

Current time:
00:00
Total duration:
00:00

Updates

Derzeit keine Updates.
Information

Timelines

Du kannst die Timelines auf den dunklen Flächen mit Maus oder Finger am Smartphone nach links oder rechts verschieben. Die anderen Timelines in diesem Artikel verschieben sich parallel mit. Wenn du nach oben oder unten zu einer anderen Timeline scrollen willst, bitte positioniere den Cursor auf die weißen Flächen zwischen den Timeline-Bahnen oder verwende die Pfeiltasten.

Hast du noch Fragen? Fehlt etwas? Du hast Fehler gefunden? Du siehst das anders? Bitte lass mich das wissen, damit ich möglichst rasch korrigieren, ergänzen, ändern kann.

Nach oben springen
No items found.

Höre dir den Artikel an:

Werbefenster
Audio Track
November 20, 2024
00:00

Letzte Updates

No recent updates.

Hast du noch Fragen? Fehlt etwas? Du hast Fehler gefunden? Du siehst das anders? Bitte lass mich das wissen, damit ich möglichst rasch korrigieren, ergänzen oder ändern kann.

Nach oben springen

Ich will Medienwissen für alle unterstützen!

Du kannst die Wissensplattform diemedien. unterstützen ...

  • ... mit einer einmaligen Spende.
  • ... als Supporter – du hast damit selbst noch mehr von diemedien.
  • ... als Company-Supporter, Organisation-Supporter oder Sponsor – mit Specials für dein Team.