Alexander Mitteräcker
Inhalt
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Warum ist das wichtig?
- Alexander Mitteräcker ist seit 2017 ist er Alleinvorstand der gesamten Standard-Gruppe, an der er 19,64 Prozent hält.
- Mitteräcker ist der älteste Sohn von Verleger Oscar Bronner und sein Werdegang innerhalb des Standard wurde deshalb von der Öffentlichkeit besonders genau unter die Lupe genommen. Der Standard hat eine der größten Redaktionen des Landes.
- Im April 2023 machte seine Formulierung von der "Massenvernichtungswaffe ORF.at" Schlagzeilen.
- Zur Zukunft des Standard sagt er 2023 zum 35. Geburtstag der Zeitung, sie werde auf jeden Fall weiterhin ein inhaltliches, journalistisches Produkt sein und betonte: "Wir sind in Österreich das Medienhaus, das in der digitalen Transformation am weitesten fortgeschritten ist."!
- Seinen Spitznamen "Aco", gesprochen "Atzo", verdankt Alexander Mitteräcker einer kroatischen Tante, die ihn als Kleinkind so rief.
Kontext: Der Standard
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Wer ist Alexander Mitteräcker?
Geboren: 7. Mai 1973 (Wien)
Der Sohn. Alexander Mitteräcker ist das älteste von drei Kindern von Oscar Bronner und stammt aus einer Kurzzeitbeziehung mit Elisabeth Mitteräcker. Tritt man als Sohn eines der bekanntesten Medienmacher des Landes in dessen Fußstapfen oder lässt man es lieber sein? Bei Alexander Mitteräcker sieht es zuerst so aus, als würde er das Medienerbe seines Vaters nur aus Zufall weiterführen. Er studiert nach der Matura am Lycée Francais (1990) in Wien Handelswissenschaften, macht ein Praktikum im Medienhaus von Eugen Russ und beginnt gegen Studienende Websites zu erstellen. 1998 heuert er im damals erst drei Jahre alten derStandard.at zunächst als freier Mitarbeiter an. Und zwar in erster Linie wegen des Geldes: „Ich war gerade von einer Weltreise heimgekehrt und ziemlich pleite“, erzählt er später gerne. Angeblich muss ihn der Vater drei Mal fragen, ob er sich den Betrieb anschauen will. Er tut es doch und bemerkt als Erstes „eine gewisse Resignation bei den Leuten“, wie er ein Jahrzehnt später den Biografen seines Vaters, Klaus Stimeder und Eva Weissenberger für das Buch Trotzdem erzählt. Er bleibt und fokussiert sich auf die Entwicklung des Onlinegeschäfts. Je mehr sich der Vater in den 2010er Jahren aus dem operativen Geschäft zurückzieht, desto mehr Verantwortung übernimmt Mitteräcker.
Werdegang. Nach seiner kurzen Zeit als freier Mitarbeiter wird Mitteräcker im Jahr 2000 Angestellter und Prokurist der Bronner Internet Services GmbH, die Oscar Bronner alleine gehört. Als das Unternehmen Mitte 2000 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird, wird er zum Vorstand mit den Aufgabengebieten Marketing, Werbeverkauf und Weiterentwicklung der Website. Sein Fokus bleibt darauf, das Online-Geschäft aus der Zeitung auszugliedern. Bis 2013 residiert die Redaktion von derStandard.at auch an einem anderen Standort als die Printredaktion. Seit 2017 ist Alexander Mitteräcker Alleinvorstand der Standard Medien AG, an der er 19,64 Prozent hält.
Chefredakteure. Mitteräckers „erste“ Chefredakteurswahl als Alleinvorstand des Standard fällt 2018 auf den Wiener Martin Kotynek, damals stellvertretender Chefredakteur von Zeit Online. Er holt ihn als Nachfolger von Alexandra Föderl-Schmid an Bord. Sechs Jahre später, im Herbst 2023, verlässt Kotynek durchaus überraschend das Unternehmen. Mitteräcker dankt Kotynek in mehreren Interviews für die inhaltliche Weiterentwicklung der journalistischen Produkte, sagt aber auch: „Jetzt geht es um die Frage: Was können wir auf dem kleinen österreichischen Markt leisten? Da hatten wir unterschiedliche Bilder. Österreichs Medienmarkt ist wirklich speziell, Martin denkt mitunter in deutschen Kategorien.“
Mehr Einigkeit dürfte es zwischen ihm und Gerold Riedmann geben, den Mitteräcker 2023 von den Vorarlberger Nachrichten/Russmedia abwirbt und der seit April 2024 im Amt ist.
Alleinvorstand. Seit 2017 ist Alexander Mitteräcker Alleinvorstand der gesamten Standard-Gruppe, an der er mittlerweile 19,96 Prozent hält. Er ist Präsidiumsmitglied im Verlegerverband VÖZ und hat sich kritisch zur Erhöhung des Journalisten-Kollektivvertrags 2023 (damals: 8,6 Prozent) geäußert. Seine Stimme hatte wohl auch Gewicht bei der Entscheidung des VÖZ, im September 2023 den Journalisten-Kollektivvertrag aufzukündigen. Die Entscheidung wurde im November 2023 für Verhandlunen über einen neuen KV unter Auflagen zurückgenommen. Erste Änderungen wurden im Juli 2024 vereinbart.
Kürzungen. Wie viele Medienhäuser in Österreich muss auch der Standard im Jahr 2023 kürzen und konsolidieren, wie Alexander Mitteräcker es in einem Interview nannte. Im Sommer 2023 löst der Standard sein Videoteam in bisheriger Dimension nach weniger als drei Jahren auf und trennt sich von einigen Mitarbeiter:innen. "Absurd" nennt Mitteräcker das sogar gegenüber dem Falter: "Aber im aktuellen Umfeld, mit einem übermächtigen ORF, ist es weder sinnvoll noch leistbar, im Bewegtbild aktiv zu sein." Im Oktober 2023 werden 25 Personen beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet. Das Sparziel wird schließlich neben unfreiwilligen Trennungen auch mit einigen freiwilligen Abgängen, die den Sozialplan nutzten, erreicht.
Mitteräcker als Standard-Vorstand
Lange Zeit hält sich Alexander Mitteräcker lieber im Hintergrund und lässt seinem Vater die medialen Auftritte und Radiospots mit sonorer Stimme. Intern gilt es als Mann der Zahlen und des digitalen Fortschritts; als Freund von Reichweiten und Kritiker von Bezahlschranken. Seiner Ansicht nach sind Paywalls in einem kleinen Medienmarkt wie Österreich "nur extrem schwer aufzuziehen", Schuld daran sei vor allem der ORF.
Ab 2023, im 35. Jahr des Standard, meldet sich Mitteräcker häufiger und gerade auch zu dieser Thematik zu Wort. Im April gibt er etwa dem „Kurier“ ein ausführliches Interview, in dem es unter anderem um die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seine für Privatmedien bedrohliche Marktmacht geht. Er kritisiert darin die geplante Reform des ORF-Gesetzes, die den ORF seiner Meinung nach noch mehr stärkt und sagt, "dass der ORF in Wirklichkeit mit dem neuen Gesetz zu einer Massenvernichtungswaffe für den österreichischen Medienmarkt werden könnte".
Und warum lehnt er die Einführung einer strengen Paywall auf derStandard.at ab? Weil er sicher ist, damit Leserinnen und Leser an das frei zugängliche Angebot von Orf.at zu verlieren. Er lobt im Falter aber das Pur-Abo des Standard, ein freiwilliges, werbe- und trackingfreies Digitalbo. "Damit waren wir in Europa Pioniere."
Sein Blick in die Zukunft klingt wenig rosig, zumindest wenn es um die gedruckte Zeitung geht. Ebenfalls im Falter betont er im November 2023: „Wenn ich hochrechne, wie viel Prozent Rückgang an Print-Abonnenten wir pro Jahr verzeichnen, dann verlieren wir unseren letzten Abonnenten im zweiten Quartal 2041." Dennoch basiert das Geschäftsmodell des Standard auf einem Mischmodell von Print und Online. Das Verhältnis der Einnahmen bezeichnet Mitteräcker im Oktober 2023 als "ziemlich ausgeglichen". Im Standard selbst sagt er: "Wir haben ein Mischmodell. Print hat einen wesentlichen Teil. Würde uns Print wegbrechen, wäre es ungünstig."
Updates
* Anna Wallner war viele Jahre Medienredakteurin der Presse, sie leitet dort heute das Ressort Meinung und Debatte sowie die Entwicklung von Audioformaten. Da ich, Harald Fidler, Redakteur des Standard bin, habe ich Anna gebeten, Beiträge über den Standard und seine Protagonisten für diemedien. zu übernehmen.
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