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Die großen Kämpfe um die Krone – die Geschichte ewigen Streits um Österreichs medialen Machtfaktor

Erbitterte Feindschaft ihrer Gesellschafter – und jener, die das werden wollten – prägt die Geschichte der Kronen Zeitung seit ihrer Wiedergründung 1959. Ein historischer Überblick der Kampfhandlungen – bis zum nächsten Konflikt, diesmal unter den Geschwistern Dichand.
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Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
March 31, 2025

Warum ist das wichtig?

  • Die Kronen Zeitung ist Österreichs größte und einflussreichste Tageszeitung, gedruckt auch 2025 noch deutlich größer als alle Konkurrenz und online eine der größten Newsplattformen im Land.
  • Österreichs Politik achtet wie seit Jahrzehnten genau auf die Stimmungslage, die ihr die Kronen Zeitung signalisiert.
  • Seit der Journalist Hans Dichand die Kronen Zeitung mit dem Unternehmer Kurt Falk 1959 wiedergründete, und die beiden das Blatt ohne wesentliche Skrupel zu ihrer übermächtigen Größe führten, herrscht Streit unter den Gesellschaftern. In diesem Beitrag zeichne ich die Geschichte dieser inneren Kämpfe möglichst kompakt nach.
  • 2025 dürfte der jahrzehntelange, mit vielen Mitteln und vor unzähligen Gerichten geführte Kampf der Dichands mit den deutschen Mitgesellschaftern von der Essener Mediengruppe Funke auf ein Ende zusteuern.
  • Die nächste Kampfzone um die Krone – nun innerhalb der Eigentümerfamilie Dichand – ist aber längst eröffnet.

Kontext: Das Wichtigste über die Krone

Das Wichtigste über die Kronen Zeitung findest du in meinem Überblicksbeitrag Kronen Zeitung – Österreichs mächtiger Boulevardriese.

Das Wichtigste über die Gründerfamilie und Gesellschafterin der Krone findest du unter Dichand – Österreichs mächtige Medienfamilie um Kronen Zeitung und Heute.

Die großen Kämpfe um die Krone

Welche großen Kämpfe tobten um Österreichs mächtiges Kleinformat? Schon die beiden Gründer der heutigen Kronen Zeitung, der Journalist Hans Dichand (1921 bis 2010) und der Manager Kurt Falk (1933 bis 2005), waren ein kongeniales Duo, um das Kleinformat gnadenlos groß zu machen. Aber aus den Partnern, die erst in spektakulären Kämpfen mit Gesellschaftern Hälfteeigentümer der Krone wurden, wurden rasch erbitterte Feinde. Und so ging es weiter mit der deutschen Funke-Gruppe, die 1987 die Krone-Anteile von Kurt Falk übernahm. Und so geht es nun weiter innerhalb der Familie Dichand, wenn die Funke-Gruppe sich zurückzieht – mit Verkauf oder mit Kündigung der Krone-Gesellschaften.

Die großen Kämpfe seit 1959 im schnellen Überblick.

  1. SPÖ gegen Dichand und Falk. 1966 versuchte die SPÖ, die Kronen Zeitung unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Gewerkschaftschef, SPÖ-Politiker und zwischendurch auch Innenminister Franz Olah hat die Wiedergründung der Krone 1959 ermöglicht, indem er Kredite mit Gewerkschaftsvermögen besicherte (er empfahl Dichand auch Kurt Falk als Geschäftsführer). Olah dürfte auch (über Treuhänder) Krone-Anteile besessen haben. Die SPÖ beansprucht diese, ein Gericht lässt die Krone deshalb vorübergehend unter kommissarische Verwaltung stellen, scheitert schließlich aber vor Gericht.
  2. ÖVP/Kurier gegen Dichand und Falk. 1970 versucht Kurier-Miteigentümer und ÖVP-Politiker Leopold Helbich mit anderen Unternehmern, Anteile von Olah beziehungsweise dessen deutschem Treuhänder zu übernehmen. Krone-Geschäftsführer und Gesellschafter Kurt Falk vereitelt das – mit auch rechtlich gewagten Manövern. Falk droht auch, im Gegenzug den Kurier unter seine Kontrolle zu bringen.
  3. Hans Dichand gegen Kurt Falk. Die beiden Gründer und Mastermindes von Erfolg, Größe und Macht der Kronen Zeitung wurden erbitterte Feinde. Falk verließ das Management im Streit über ein Redaktionsstatut 1974 und wartete nur darauf, dass Dichand seine vereinbarten Gewinnvorgaben verfehlt und er wieder die operative Führung der Krone übernehmen kann. Als Falk 1985 die Ganze Woche gründet und die Krone ihn wegen Konkurrenzverbots klagt, schlägt er 1986 eine Trennung vor. Erst soll Dichand binnen eines halben Jahres das Geld für einen Kauf von Falks Anteilen organisieren, andernfalls darf Falk Dichands Hälfte übernehmen. Um den Einstieg beim damaligen Gewinngiganten Krone reißen sich 1986/1987 die deutschen Verlagskonzerne Bauer und Funke (damals WAZ-Gruppe) sowie Ringier aus der Schweiz. Funke bekommt den Zuschlag – mit gewaltigen Gewinngarantien und Vorrechten für Dichand und seine Erben.
  4. Funke gegen Dichand. Über die 1987 vereinbarten Gewinngarantien und Vorrechte für Hans Dichand und seine Erben sowie über die Führung der Krone werden Funke-Gruppe und Dichands die nächsten Jahrzehnte streiten – ab 2001 auch öffentlich, mit Dutzenden Schiedsverfahren und einer Vielzahl von Gerichtsverfahren bis hinauf zu Höchstgerichten in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Über die Besetzung von Chefredakteuren – ab 2001 legte sich die Funke-Gruppe etwa gegen Christoph Dichand als Chefredakteur quer. Seit dem Tod seines Vaters 2010 ist er nun auch Herausgeber.
  5. Dichand gegen Benko. Die Funke-Gruppe befeuert den Clinch mit den Dichands, als sie um den Jahreswechsel 2018/19 die Signa-Gruppe von René Benko an ihrer Holdinggesellschaft beteiligt, in der sie ihre Anteile an Krone und Kurier geparkt hat. Benko will die Funke-Anteile komplett übernehmen, scheitert aber an den kaum zu lösenden Rahmenvereinbarungen über Vorrechte und Vorkaufsrechten der Dichands. Die Krone kampagnisiert konsequent gegen Benko. Der scheitert mit seinem wirtschaftlichen Kartenhaus Ende 2023.
  6. Krone gegen Kurier. Die Funke-Gruppe steigt 1988 auch bei Österreichs damals zweitgrößter Tageszeitung Kurier ein. Unter deutscher Regie legen Krone und Kurier ihre Verlage im gemeinsamen Zeitungskonzern Mediaprint zusammen. Bis ins Jahr 2025 treffen dort die drei Gesellschafter – Dichand für die Krone, Raiffeisen für den Kurier und Funke für beide, teils mit Stimmrechtsbindungen – verlegerische Entscheidungen für beide Titel gemeinsam. Seither streiten Krone und Kurier und ihre Gesellschafter von der Gewinnverteilung in der Mediaprint bis zu Abopreisen und Druckterminen. Die Zusammenarbeit in der Mediaprint könnte auch ohne die Funke-Gruppe noch für einigen Konfliktstoff sorgen.
  7. Dichand gegen Dichand. 2025 sieht es stark nach einem Rückzug der Funke-Gruppe aus der Krone (und dem Kurier) aus. Doch der nächste Krone-Streit entbrennt, bevor sie tatsächlich Adieu sagen kann. Nun in der Familie Dichand.

Dichand gegen Dichand – die nächste Konfliktzone

Mit Christoph Dichand, Herausgeber und Gesellschafter, ist die Funke-Gruppe schon im Herbst 2024 grundsätzlich handelseins über die Eckpunkte des Ausstiegs.

Christophs älterer Bruder Michael ist bereit, mit ihm die Krone zu übernehmen.

Doch da ist noch ihre Schwester Johanna, die ebenfalls 12,5 Prozent an der Krone hält und die Verfügung ihrer im Juni 2024 verstorbenen Mutter Helga nicht so eindeutig findet, dass Christoph zu seinen 12,5 Prozent noch Helgas 12,5 Prozent erben soll. So ein Erbverfahren kann sich ziehen: Jenes nach dem Tod von Hans Dichand 2010 zog sich bis 2017.

Johanna fordert laut Trend für ihren Rückzug aus der Krone aus der Dichandschen Kunstsammlung die auf 60 Millionen Euro geschätzte Danae von Gustav Klimt. Daraus wird, jedenfalls zunächst, nichts. Unpraktisch daran: Das wäre eine für die Funke-Gruppe wie die Käufer unter den Dichands sehr steuergünstige Lösung gewesen.

Variante 2 für den Krone-Deal hat eine Komponente, die schon über Jahrzehnte bei der Funke-Gruppe für beständigen Zoff sorgte: eine Gewinngarantie. Die Variante dürfte etwa so aussehen: Johanna bleibt an Bord, verlangt aber eine Gewinngarantie, nun innerhalb derFamilie. Und zwar in Summe für alle Geschwister einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr, der über fünf liegen soll. In dieser Variante könnte auch Heute-Herausgeberin Eva Dichand eine tragende Rolle spielen.

Die Funke-Gruppe (und ebenso der Insolvenzverwalter, bei dem noch die Signa-Anteile liegen) soll auf eine Garantie der Käufer, also insbesondere Christoph Dichands, bestehen, dass Johanna Dichand einen Kauf nicht anficht. Auch kein einfaches Unterfangen, soweit von außen zu erkennen.

Variante 3 gibt es auch noch, für den Fall, dass die beiden Kaufvarianten nicht bis Mitte 2025 unterschrieben sind. Die Funke-Gruppe hat schon 2024 signalisiert, dass sie auch zu einem spektakulären Mittel greifen würde, wenn die Geschwister nicht zu einem Deal kommen. Ich habe im Standard schon darüber berichtet und die Variante vielleicht etwas drastisch eine kontrollierte Sprengung der Krone genannt. Die Variante dürfte die Funke-Gruppe tatsächlich in Betracht ziehen.

Die Funke-Gruppe kann laut zahllosen Schiedsgerichtsentscheiden die Vorrechte und Gewinngarantien der Dichands nur loswerden, wenn sie auch die gemeinsamen Krone-Gesellschaften aufkündigt. Wer die Gesellschaft kündigt, muss seine Anteile, meist von Gutachtern bewertet, den Mitgesellschaftern anbieten. Kauft der zu diesen Konditionen nicht, wird die Gesellschaft liquidiert, die Geschäftsführung muss den Bestand, etwa Markenrechte an der Krone, bestmöglich verwerten. Dann gibt es auch keine Vorkaufsrechte mehr.

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<p class=“mark”>Dieser Beitrag wird noch erweitert. Nächstes Vorhaben: ein kompakter Überblick über die fast vier Jahrzehnte des Streits zwischen Familie Dichand und Funke-Gruppe seit 1987. Einen chronologischen Überblick der Krone-Geschichte habe ich mir noch vorgenommen, ich überlege noch, ob als Timeline oder Textübersicht. Und ich plane, die einst spektakulären Übernahmeversuche durch die SPÖ beziehungsweise durch Kurier-Gesellschafter doch noch einmal nachzuzeichnen.</p>

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