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ORF-Finanzen: Was ORF-Beitrag, Werbung und Co beim öffentlichen Medienkonzern finanzieren

EINBLICK. Woher kommt das Geld in Österreichs größtem Medienkonzern? Wofür gibt er es aus? Und wo liegen Österreich und der ORF im Europavergleich? (Spoiler: Im Spitzenfeld). Ein tiefer Blick in die ORF-Finanzen.

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Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
October 4, 2024

Warum ist das wichtig?

  • Der ORF ist Österreichs weitaus größtes Medienunternehmen, er dominiert den Markt in TV, Radio, Onlinenachrichten, Streaming (unter österreichischen Angeboten).
  • Als öffentlich-rechtliches Unternehmen finanziert er sich zu mehr als zwei Dritteln aus verpflichtenden Beiträgen der Menschen in Österreich, dem ORF-Beitrag. Er wird unabhängig von der Nutzung eingehoben.
  • Der ORF-Beitrag wird laut Gesetz eingehoben, damit der ORF seinen gesetzlichen Programm- und Versorgungsauftrag finanzieren kann, von vielfältiger, unabhängiger Information und Wissensvermittlung bis Unterhaltung und Sport.
  • Der ORF ist dank ORF-Beitrag weit größer als alle privaten Rundfunkanbieter in Österreich zusammen. Er ist größer als die vier größten Verlagsunternehmen zusammen.
  • Deshalb ist es wesentlich, woher das Geld im ORF kommt, und wofür er es verwendet. In diesem Beitrag gehe ich sehr tief in die Details der ORF-Finanzierung.

Kontext: Das Wichtigste zum ORF im Überblick.

ORF-Finanzen im Überblick

Europäische Größe. Der ORF ist nicht nur der weitaus größte Medienkonzern Österreichs. Er zählt auch zu Europas größten öffentlich-rechtlichen Rundfunkunternehmen. Platz 10 der höchsten Öffi-Einnahmen unter Europas Anstalten und Rang sieben in der Länderwertung. Und Platz 5 der höchsten kommerziellen Einnahmen wie Werbung.

Der ORF ist so groß wie die sechs größten Zeitungsverlagshäuser Österreichs, doppelt so groß wie die Nummer 2 Red Bull Media House, größer als alle privaten Rundfunker zusammen.


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Mehr als 700 Millionen Euro ORF-Beitrag hebt der ORF ab 2024 ein, davor über die GIS. Wie der ORF hier rechnet, und wieviel er davon gleich weglegt, findest du in diesem diemedien.Einblick noch genauer.

90 Millionen Euro bekommt der ORF zudem 2024 aus dem Bundesbudget 2024 und ab 2025 jährlich 70 Millionen Euro; eine Ausgleichszahlung, weil beim Umstieg auf den ORF-Beitrag die Mehrwertsteuer wegfiel, und damit auch der Vorsteuerabzug für den ORF.

Weitere 10 Millionen jährlich spendiert die Republik 2024 bis 2026, damit der ORF noch so lange Radiosymphonieorchester und den TV-Spartenkanal ORF Sport Plus betreibt.

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200 Millionen Euro pro Jahr nimmt der ORF mit Werbung ein, in TV, Radio und Online. Weitere rund 35 Millionen kommen aus Sonderwerbeformen.

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Was tut der ORF mit dem Geld? Fast 390 Millionen Euro macht der Personalaufwand aus, ein relativ hoher Anteil für Personal ist bei Medienunternehmen üblich. Dem Sachaufwand ordnet der ORF rund 670 Millionen zu. Das höchste Budget unter den Programmhauptabteilungen hat der Sport mit bis zu rund 100 Millionen Euro. Die Information wird mit rund 86 Millionen Euro veranschlagt.

Der ORF unter Österreichs größten Medienunternehmen im diemedien.Überblick.

Der Europavergleich: ORF unter bestfinanzierten Anstalten Europas

Quelle: Daten des Verbandes der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten EBU für 2022. Das sind die 2024 aktuellsten verfügbaren Vergleichsdaten dieser Art.

Österreich liegt mit mehr als einer Milliarde Gesamteinnahmen des ORF pro Jahr im Spitzenfeld der Länderwertung unter den europäischen öffentlich-rechtlichen Angeboten. In der Übersicht der Gesamteinnahmen im Jahr 2022 liegt der ORF auf Platz sieben. Auch 2024, im ersten Jahr mit dem ORF-Beitrag, rechnet er mit mehr als einer Milliarde Einnahmen.

In der Übersicht der höchsten Einnahmen pro Anstalt liegt der ORF auf Platz 10. In Deutschland mit ARD, ZDF, Deutschlandfunk, in Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern gibt es mehrere öffentlich-rechtliche Anstalten, in Österreich nur den ORF.

Hoher Anteil von Werbung und kommerziellen Einnahmen

Der ORF hat die fünfthöchsten Werbeeinnahmen unter den öffentlich-rechtlichen Anstalten Europas. Die rund 199 Millionen enthalten allerdings nur klassische Werbung und nicht Sonderwerbeformen. Auch der Wert für klassische Werbung unterscheidet sich von anderen ORF-Angaben – TV, Radio und Online setzte der ORF 2022 nach eigenen Angaben 218,4 Millionen Euro um. Die Differenz könnten Vermarktungskosten der ORF-Werbetochter Enterprise sein.

Mit fast 20 Prozent Werbefinanzierung an den Gesamteinnahmen – noch ohne Sonderwerbeformen – liegt der ORF unter Europas öffentlich-rechtlichen Anstalten ebenfalls auf Platz fünf.

Nach kommerziellen Einnahmen insgesamt (inklusive etwa Sonderwerbeformen, Lizenzerlöse, Beteiligungserlöse etwa aus den Österreichischen Lotterien)  liegt der ORF auf Platz 6 unter Europas öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Kommerzielle Einnahmen machen beim ORF rund 36 Prozent der Einnahmen in der europäischen Vergleichsübersicht aus.  Er liegt damit auf Platz sechs unter den öffentlich-rechtlichen Anstalten Europas.

Weitere EU-Vergleiche unten in den Kapiteln zu Einnahmen und Ausgaben.

Woher das Geld kommt: Die Einnahmen des ORF

Quellen: Mir vorliegende ORF-interne Daten über die Finanzplanung für 2024 aus dem zweiten Halbjahr 2023. Zudem vom ORF veröffentlichte Daten über das Finanzjahr 2023.

Ein Hinweis für Spezialist:innen: Ab 2024 weist der ORF die Einnahmen aus dem ORF-Beitrag nicht mehr als Umsatz aus (sie sind nun laut neuem ORF-Gesetz ja nicht mehr umsatzsteuerpflichtig. Aus dem Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr werden daraus nun Gesamteinnahmen.

ORF-Beitrag

Der ORF darf laut EU-Wettbewerbsrecht und österreichischen Gesetzen nur soviel ORF-Beitrag bekommen, wie er braucht, um den vom ORF-Gesetz vorgegebenen öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen.

Die Einnahmen aus dem ab 2024 unabhängig vom Empfang eingehobenen ORF-Beitrag begrenzt das ORF-Gesetz in den Jahren 2024 bis 2026 mit 710 Millionen Euro. Das ist allerdings ein Durchschnittswert.

Laut Erläuterungen zum ORF-Gesetz hat der ORF rund 683 Millionen Euro Finanzbedarf für den Auftrag im Jahr 2024 angemeldet, für 2025 schon 704,7 Millionen Euro und für 2026 exakt 742,5 Millionen Euro.

  • Aber: Schon für 2024 kalkulierte der ORF mit Einnahmen aus dem ORF-Beitrag von rund 747 Millionen Euro.
  • Wie kommt der ORF dann auf die fast 722 Millionen Euro, die oben in der Grafik stehen? Und wie kommt er davon auf die für 2024 angemeldeten knapp 683 Millionen Euro Finanzbedarf für den Auftrag?
  • 25 Millionen Euro auf ein Sperrkonto. Von den 747 Millionen Euro kommen 25 auf ein Sperrkonto, damit hält der ORF bei den rund 722 Millionen Einnahmen.
  • 22 Millionen für Einhebung durch die ORF-Tochter OBS und 17 Millionen für von Forderungen abhängige Aufwendungen werden noch abgezogen. So kommt der ORF auf die aktuell 682,5 Millionen Euro für den Auftrag.

Vier Millionen Beitragshaushalte, fast 400.000 Befreiungen

Mit der Umstellung von der GIS für Rundfunkempfangsgeräte auf den ORF-Beitrag unabhängig vom Empfang und Geräten wurden laut Berechnungen des Finanzministeriums auf Basis der Meldedaten 714.130 Beitragshaushalte mehr als bisher erwartet. 4,082 Millionen Haushalte sollten grundsätzlich zahlungspflichtig werden, davon aber 395.183 aus sozialen Gründen von der Beitragspflicht befreit.

Dem ORF fehlten Anfang 2024 noch 180.000 vom Finanzministerium kalkulierte Haushalte und mehr als 30 Millionen Einnahmen (im Gesamtjahr), nach dem Sommer 2024 waren nach Angaben noch 93.597 Haushalte nicht auffindbar, davon 45.446 zahlungspflichtige.

Präziser war die Prognose des Finanzministeriums für beitragspflichtige Unternehmen – orientiert an der Kommunalsteuer. Erwartet wurden 344.000 Beiträge von Unternehmen, die rund 63 Millionen pro Jahr bringen sollten.

Österreichs Belastung pro Kopf im europäischen Spitzenfeld

Die EBU errechnet die Pro-Kopf-Belastung durch öffentliche Beiträge zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie dividiert die öffentlichen Einnahmen durch die Bevölkerungszahl der EBU-Mitgliedsstaaten.

Der ORF lag 2022 mit 6,10 Euro pro Kopf und Monat auf Platz 9 in der europäischen Übersicht. Damals meldete der ORF 663 Millionen Euro an öffentlichen Einnahmen (noch aus der GIS). Für 2024 kalkulierte der ORF nach allen Abzügen 683 Millionen aus dem neuen ORF-Beitrag.

Werbung

Für 2024 budgetierte der ORF Werbeeinnahmen in TV, Radio und Online (ohne Sonderwerbung) von knapp 198 Millionen Euro nach 2023 rund 211 Millionen Euro.

Die größten Werbeeinnahmen bringen ORF 2, ORF 1 und Ö3. Im Jahr 2023 spielte der älter programmierte Fernsehkanal ORF 2 dem öffentlich-rechtlichen Medienkonzern fast 80 Millionen Euro, das jünger positionierte ORF 1 rund 61 Millionen Euro und das Popradio Ö3 rund 51 Millionen Euro. 2024 mit dem neuen ORF-Gesetz dürften neue Beschränkungen und weitere Reichweitenrückgänge die Werbeeinnahmen von Ö3 auf rund 47 Millionen reduzieren. Die Daten stammen aus dem 2024 erstmals veröffentlichten, nun jährlich zu veröffentlichenden Transparenzbericht des ORF.

Der vom ORF vorgeschriebene Transparenzbericht liefert unter anderem für das ORF-Werbegeschäft weit detailliertere Daten, als der ORF bis dahin offenlegen wollte. Im Jahresbericht an das Kanzleramt, der schon länger Ende März veröffentlicht wird, und vielen anderen Publikationen nannte der ORF bis dahin öffentlich nur gemeinsame Werbeeinnahmen für TV und Radio, für Onlinewerbung und für Sonderwerbeformen, die er üblicherweise nicht in seine Werbeeinnahmen einbezieht.

Wohin das Geld geht: Die Ausgaben des ORF

Quellen: Mir vorliegende ORF-interne Daten über die Finanzplanung für 2024 aus dem zweiten Halbjahr 2023. Zudem vom ORF veröffentlichte Daten über das Finanzjahr 2023.

387 Millionen Euro Personalaufwand

387,4 Millionen Euro hat der ORF – Mutterkonzern ohne Tochterunternehmen – für das Jahr 2024 als Personalaufwand budgetiert. Allerdings umfasst das nicht alles vom ORF beschäftigte Personal – es gibt auch Leihpersonal und Honorare im ORF, die werden unter Sachaufwand verbucht.

  • Der ORF hat (in Vollzeitstellen umgerechnet) 2024 fast 3000 Stellen (plus 230 Honorarempfänger:innen) im Mutterkonzern.
  • Die Tochtergesellschaften des ORF haben weitere rund 950 Vollzeitstellen.
  • Ergibt im Konzern rund 4000 fixe Vollzeitstellen und weitere rund 240 Vollzeitstellen "fluktuierendes" Personal.

Ein relativ hoher Anteil für Personalaufwand ist bei Medienunternehmen grundsätzlich nicht ungewöhnlich.

Im ORF gehen nach eigenen Angaben in den Jahren bis 2026 hunderte Beschäftigte in Pension, 2022 war die Rede von 500 bis 600.

Der ORF hat eine Reduktion des Personalstands (inklusive Honorarempfänger:innen) um 300 angekündigt (in der 2022 angelaufenen, regulären Geschäftsführungsperiode bis 2026).

ORF-Gehälter

Das ORF-Gesetz verpflichtet den ORF seit Anfang 2024, jährlich bis Ende März einen Transparenzbericht insbesondere über die Bruttobezüge, über Nebeneinkünfte und über Spitzengehälter ab 170.000 Euro auch namentlich zu veröffentlichen.

58 Menschen in der ORF-Muttergesellschaft mit mehr als 170.000 Euro Bruttobezügen listet der ORF für 2023 auf. Bestverdiener ist Ö3-Morgenshowstar Robert Kratky mit 443.894,39 Euro, gefolgt von ORF-Manager Pius Strobl mit 425.677,43 Euro. Strobl leitet etwa das 300 Millionen schwere Bau- und Sanierungsprojekt ORF-Zentrum auf dem Küniglberg. Platz 3 geht an ORF-General Roland Weißmann mit 2023 inklusive Boni 425.500 Euro. Sein Grundgehalt bezifferte Weißmann einmal mit 380.000 Euro pro Jahr.

Die 2023 noch zwei Geschäftsführer der ORF-Beitragstochter OBS (damals noch GIS) liegen ebenfalls über den 170.000, zudem zwei Geschäftsführer der ORF-Vermarktungstochter Enterprise.

Der Transparenzbericht zeigt auch die sechs unterschiedlichen Kollektivverträge und anderen Betriebsvereinbarungen über Gehälter im ORF auf. Bestehende Kollektivverträge wurden nicht verändert, aber für neu Eintretende mit neuen Kollektivverträgen verschlechtert. In den Tochterunternehmen werden andere Kollektivverträge angewendet.

Der Bericht zeigt, wieviele Beschäftigte im ORF (Muttergesellschaft) welche Gehaltsklassen erreichen, differenziert etwa nach Geschlecht. Das Bild 2023:

672 Millionen Euro Sachaufwand

Als Sachaufwand budgetierte der ORF (Muttergesellschaft ohne Töchter) für 2024 672,6 Millionen Euro. Dazu kommen in der Kalkulation des ORF-Aufwands für 2024 noch 38,1 Millionen Euro an Abschreibungen.

So ordnet der ORF den großen Programmgenres im Budget 2024 zu – Direktionen und Medien übergreifend. Denn auch 2024 hat der ORF noch eine Programmdirektion, die vor allem für Fernsehen zuständig ist, eine Radiodirektion sowie eine Generaldirektion, der die Information in TV, Radio und Online zugeordnet ist.

So ordnet der ORF den für 2024 budgetierten Aufwand den Direktionen zu, in Summe hier: 922 Millionen Euro.

Sport, Show und Film/Serie: Die Budgets in der TV-Programmdirektion

Wie verteilt die Programmdirektion ihre Budgets? Die Größenverhältnisse im Olympiajahr 2024 laut ORF-Budgetierung:

Was kostet was im ORF-Programm?

Ein paar Anschauungsbeispiele aus dem Jahr 2024:

  • Die große Chance Für das Casting-Showevent im Frühjahr 2024 plante der ORF ein Sonderbudget von 7 Millionen Euro.
  • Olympische Sommerspiele 2024 in Paris 12,3 Millionen Euro Sonderbudget.
  • Fußball-Europameisterschaft Männer in Deutschland Der ORF budgetierte 8,8 Millionen Euro. Den Großteil der Spiele, insbesondere mit der österreichischen Nationalmannschaft zeigte Rechteinhaber Servus TV. Kolportiert wurden rund 25 Millionen Rechtekosten für den Red-Bull-Kanal.
  • Freischütz, Bregenzer Festspiele Sonderbudget: 200.000 Euro.

Ö1, Ö3 und FM4: Die Budgets der Radiodirektion

Wie verteilt die Radiodirektion ihre Budgets unter den Kanälen Ö1, Ö3 und FM4? Die Größenverhältnisse laut ORF-Budgetplanung 2024. Ö3 spielt um 50 Millionen Euro jährlich mit Werbung ein, Ö1 ist laut Gesetz werbefrei.

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