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Raiffeisen-Medien: Kurier, Profil, ORF-Sendertochter ORS und NÖN

Der genossenschaftliche Finanz- und Industriekonzern Raiffeisen mit vielen Schnittpunkten zur ÖVP ist einer der größten Medieneigentümer in Österreich.
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Autor:in
Harald Fidler
Zuletzt aktualisiert
February 5, 2025

Warum ist das wichtig?

  • Der Finanz- und Industriekonzern Raiffeisen ist einer der größten Medieneigentümer in Österreich und damit ein bestimmender Faktor in der Branche, aber auch der österreichischen Politik.
  • Raiffeisen (Niederösterreich-Wien) ist maßgeblich beteiligt an
    Kurier und damit dem Krone-Kurier-Konzern Mediaprint
    ORF-Sendertochter ORS
    NÖN und BVZ
    sowie einer Vielzahl kleinerer Medien wie Agrarverlag, Ärzteverlag, Börsianer.
  • Raiffeisen ist als Unternehmen ÖVP-Mitglied und ein bestimmender Faktor in der Österreichischen Volkspartei mit vielen, vor allem personellen Überschneidungen.
  • Raiffeisen Oberösterreich ist maßgeblich beteiligt am regionalen oberösterreichischen Privatsender LT1.
  • In diesem Beitrag steht Raiffeisen Niederösterreich im Fokus.

Der genossenschaftlich organisierte Finanz- und Industriekonzern Raffeisen ist eng verflochten insbesondere mit der ÖVP auf allen politischen Ebenen von der Bundespolitik bis in die Gemeinden mit vielen personellen Verbindungen.

Raiffeisen ist einer der großen Player in Österreichs Wirtschaft und Industrie – vom Dorf bis zur internationalen Wirtschaft, etwa mit der Raiffeisenbank International RBI.

Und Raiffeisen ist ein wesentlicher Faktor in Österreichs Medienbranche.

Die Raiffeisen-Medien im Überblick mit Links zu mehr auf diemedien.:

Kurier

Raiffeisen kontrolliert seit den 1990ern eine Mehrheit am Kurier, einer der großen ostösterreichischen Tageszeitungen mit starker Verwurzelung im bürgerlich-konservativen Milieu und in Niederösterreich. In diesem Bundesland bestimmt über viele Jahrzehnte eine Dreifaltigkeit aus ÖVP, Raiffeisen und katholischer Kirche.

Raiffeisen kontrolliert (zusammen mit Kleingesellschaftern) 50,56 % der Kurier-Anteile. Für die übrigen Anteile hat sie bereits im Frühjahr 2024 ein Kaufangebot gemacht. Stand Februar 2025 hält die übrigen 49,44 Prozent die deutsche Mediengruppe Funke.

Mehr unter Kurier.

Mediaprint

Die Mediaprint ist Österreichs größter Zeitungskonzern und der in Ostösterreich dominierende Druckkonzern; sie betreibt auch eine bundesweite Zeitungszustellung, inzwischen in Kooperation mit vielen Regionalverlagen.

Kronen Zeitung und Kurier halten ab 1988 je 50 Prozent an Österreichs größtem Zeitungsverlagskonzern Mediaprint. Gewinne in diesem gemeinsamen Konzern teilen sie nach einem fixen Schlüssel von 70 zu 30 auf (entspricht ihren Kommanditanteilen an der Mediaprint).

2024/2025 verhandelt wie Raiffeisen beim Kurier auch die Krone-Familie Dichand über einen Kauf der Krone-Anteile von der deutschen Funke-Gruppe. Wenn die beiden Übernahmen der Funke-Anteile über die Bühne gehen, ist mit einer Neuordnung der Mediaprint zu rechnen.

Mehr unter Mediaprint.

NÖN, BVZ, Niederösterreichisches Pressehaus

Am Verlagsunternehmen Niederösterreichisches Pressehaus hält Raiffeisen Niederösterreich-Wien seit 2006 20 Prozent. Dort erscheinen die wöchentlichen Kaufzeitungen Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) für alle niederösterreichischen Bezirke sowie das burgenländische Pendant BVZ.

2024 genehmigt die Wettbewerbsbehörde Raiffeisen, die Anteile am Pressehaus über Genussrechte auf bis zu 28,6 Prozent aufzustocken. Dies auf Kosten der katholischen Diözese St. Pölten, die bisher 54 Prozent an dem Verlagsunternehmen hält. Raiffeisen hat bis dahin praktisch keine Mitspracherechte bei Unternehmensentscheidungen und keinen Sitz im Aufsichtsrat. Die übrigen 26 Prozent hält der Pressverein in der Diözese St. Pölten, der auch den/die Herausgeber:in bestimmt.

Hier wären Synergien mit dem Kurier zumindest denkbar.

Mehr unter Niederösterreich.

ORF-Sendertochter ORS

Die hoch profitable ORF-Sendertochter ORS gehört seit 2005 zu 40 Prozent Raiffeisen. Damals half der Finanzkonzern dem ORF mit der Beteiligung aus zweistelligen Millionenverlusten – und sich selbst zu einer lukrativen Beteiligung.

Die damalige ORF-Generaldirektorin Monika Lindner kam 2007 nach ihrer Ablöse durch Alexander Wrabetz praktisch nahtlos in Geschäftsführungsjobs bei Raiffeisen-Beteiligungen unter.

Raiffeisenzeitung

Raiffeisen gibt schon seit 1904 die wöchentliche Raiffeisenzeitung heraus, sie erhält als Wochenzeitung rund 90.000 Euro Presseförderung pro Jahr.

Die Raiffeisenzeitung bietet sich für Pflichtveröffentlichungen von Fusionen von Raiffeisenbanken an, aber natürlich gern auch für die Veröffentlichung von Bilanzen aus dem Sektor.

Agrarverlag, Ärzteverlag, Börsianer und Co.

Ab 2023 kauft Raiffeisen Niederösterreich-Wien unter Generaldirektor Michael Höllerer recht munter kleinere Medienbeteiligungen auf. An einzelnen dieser Deals lassen sich auch politische Komponenten erkennen.

  • Agrarverlag. Dem niederösterreichischen Bauernbund, einer der ÖVP-Bünde, nimmt Raiffeisen zum Jahreswechsel 2023/2024 den Agrarverlag ab. Neben Fachtiteln wie Holzkurier, Holzbauaustria, Tischler-Spezial, Haus & Eigentum, Garten und Haus, Der Pflanzenarzt, Pferderevue, Der Winzer und Raiffeisen-Blatt ist der Agrarverlag auch im Werbemittelgeschäft tätig. Im September 2024 wird Katharina Nehammer beim Agrarverlag COO, ab Anfang 2025 Geschäftsführerin.
  • Ärzteverlag. Die Bauernbund-Beteiligung von 50 Prozent am Ärzteverlag übernimmt Raiffeisen gleich mit, die andere Hälfte gehört Unternehmer Philipp Ita, er war Kabinettchef dreier ÖVP-Innenminister (Ernst Strasser, Liese Prokop und Günther Platter
  • Medizin populär. Der Ärzteverlag übernimmt Mitte 2024 von der Ärztekammer das Magazin Medizin populär.
  • Börsianer. Beim finanzfreundlichen Finanzmagazin Börsianer von Gründer Michael Berl steigt Raiffeisen Mitte 2024 mit 25,1 % ein.
  • Leadersnet. Am Wirtschaftsprominenzportal Leadersnet von Betreiber Paul Leitenmüller beteiligt sich Raiffeisen im November 2024 mit 25,1 %.

Das Personal

Michael Höllerer (14. Jänner 1978) ist seit 2022 Generaldirektor der Raiffeisen Holding Niederösterreich Wien sowie der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich Wien. Er ist Raiffeisen-Schlüsselspieler auch in Sachen Medien. Im Interview mit dem Standard äußerte er sich 2024 ausführlich über Medienaktivitäten.

  • Ammar Javed (16. Jänner 1991) ist bei Raiffeisen Niederösterreich-Wien in Geschäfttsführungsfunktion im Beteiligungsmanagement für die Medienbeteiligungen zuständig. Er ist Geschäftsführer oder Aufsichtsrat bei einer Vielzahl der Raiffeisen-Medienbeteiligungen.
  • Katharina Nehammer (20. August 1982) managt seit  September 2024 den Agrarverlag für Raiffeisen, seit 2025 als Geschäftsführerin. Sie ist verheiratet mit Karl Nehammer, bis Anfang 2025 Bundeskanzler.

Erwin Hameseder (28. Mai 1956) ist Obmann und seit 2022 Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes, eine zentrale und gewichtige Funktion im Sektor. Hameseder ist Aufsichtsratsvorsitzender etwa im Kurier und Geschäftsführer der Raiffeisen-Medienholding Medicur sowie der übergeordneten Holding Printmedien-Beteiligungsgesellschaft.

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February 6, 2025
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